Volltext Seite (XML)
„Weißeritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 26 Pfg.» zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Mchmh-ZkitiW. Amtsblatt Inserat«, welche bei de, bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung sinder^ werden mit 1V Pfg. dir Spaltenzeile oder deren Raun« berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen den! Aufschlag.— Einge sandt, im revaltionenm Theile, die Spaltenzeile SV Pfg. für die Königliche Wmtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Daul Ithnt in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem ^lluftrirten UuterhattungSblatt." Mit land- und hanSwirthschaftlicher MonatSdeilage. Nr. 154. Sonnabend, den 31. Dezember 1892. 58. Jahrgang. Das ist in der Sylvesternacht, Wohl um die letzte Stunde, Da geh n geheimnisvoll und sacht Viel Geister in der Runde; Wo lärmend' Lied und laut' Geschrei Sich mischt mit Becherklingen, Da schweben trauernd fie vorbei Auf unsichtbaren Schwingen, Doch wo nur Einer ganz allein Träumt von verschwund'nen Lagen, Da treten leise sie herein, Ihm ihren Gruß zu sagen. So langsam schreiten sie einher, Daß Du sie recht magst schauen, Bald wird dabei daß Herz Dir schwer, Bald faßt Dich süßes Grauen. Lokales and Sächsisches. Dippoldiswalde, 30. Dezember. Wie neulich von Frankenberg berichtet war, so giebt es auch bei uns verschiedene Stiftungen, die namentlich zur Weih nachtszeit Manchem Bedrängten einen Lichtstrahl der Freude in seine Einsamkeit senden und die auch Heuer wieder ihrem menschenfreundlichen Zwecke entsprochen haben. Wenn das Poltermann'sche, Günther'sche und Treuhaupl'sche Legat immer nur in kleineren Beträgen zur Vertheilung zu kommen pflegt, so bringt das Nü- diger'sche Vermächtntß seinen glücklichen Empfängerinnen eine namhafte Beihilfe zur Milderung der Winter sorgen. Allerdings ist bei dem Heruntergehen der Pachtgelder für die der Stiftung zugehörigen Grund stücke die Zahl der Empfängerinnen einigermaßen zurückgegangen, aber immerhin haben in diesem Jahre neben den 3 testamentarisch bestimmten Personen 22 Wittwen mit je 30 Mark und eine Wittwe mit der Spitze von 20 Mark 83 Pf. bedacht werden können, da abzüglich des Betrages für die drei Erstgenannten noch 680 Mark 83 Ps. zur Verfügung standen. Alle Betheiligten segnen das Andenken der Erblasserin Frau Rüdiger, welche ihr Vermögen solch' menschenfreund lichem Zwecke vermacht hat. Im Januar wird auch der Ertrag des von Hrn. Kaufmann Benno Fehrmann gestifteten Legats zur Vertheilung gelangen. Außer diesen Stiftungen sind auch durch die Wohlthätigkeit von Vereinen aus ihren Kassen und freiwillige Gaben der Mitglieder mehrere Bescheerungen veranstaltet worden, so vom Bürgervereine an 6 Konfirmanden, von dem Frauenvereine an ,60 Zöglinge der Kinder bewahranstalt, und morgen zum Sylvester wird auch in der „Harmonie" Bejcheerung von 6 Konfirmanden stattfinden. — Von Herrn A.-G.-R. Geuder wurde uns, wie schon mehrere Jahre, wegen Unterlassung von Ueber- sendung von Glückwünschen am Jahreswechsel ein Geldbetrag für die hiesige Suppenkolonie übergeben. — Nachdem der „Dippoldiswalder Anzeiger" drei Jahre lang erschienen ist, zeigt derselbe in seiner letzten Nummer an, daß er sein Erscheinen vom I. Januar an einstellt. — Die Generalversammlung des hiesigen Militär vereins, verbunden mit Bescheerung und Kränzchen, soll Freitag, den 6. Januar, im Gasthofe zum Stern abgehalten werden. — Frau Theaterdirektor Karichs wird, am hohen Neujahrstag beginnend, hier eine Reihe theatralische Vorstellungen veranstalten. — Die hiesige Ortskrankenkasse dürfte in weiterem Umkreise jedenfalls die erste sein, die von Neujahr ab die freie Aerztewahl einsührt. Während ein und derselben Krankheit jedoch darf ein Wechsel des behandelnden Arztes nur mit Genehmigung des Vorstandes erfolgen. SylvesterabenS. ES naht mit bleichem Angesicht, Den Du zur Gruft getragen, Die liebe, traute Lippe spricht, Wie in vergang nen Tagen; Die Thräne perlt im Auge Dir, Doch mild wird Deine Seele, Und leise beten willst Du schier, Daß ihm das Heil nicht fehle. Was immer Gutes Du gethan In dem verfloff'nen Jahre, DaS nimmt Gestalt und Wesen an; Das Reine und daS Wahre, Das redlich Du gewollt, gedacht, Um Andre zu beglücken, Erscheint in der Sylvesternacht, Dir freundlich zuzunicken. — Karpfenessen und Bleigießen sind von Alters her am Sylvesterabend in Gebrauch. Schon in den im vorigen Jahrhundert erscheinenden Anzeige blättern .liest man Inserate von Fischhändlern und Gastwirthen, in denen große Sendungen lebender Karpfen angepriesen werden. Das Bleigießen hat eine allgemeinere Verbreitung gefunden, und überall sammelt namentlich die weibliche Jugend schon acht Tage vor dem Sylveflerabend alle Bleireste auf; in manchen entlegenen Ortschaften, wo Blei schwerer aufzutreiben ist, behelfen sich die an den Sylvestereinfluß glaubenden Leute mit Wachs oder gar mit Eiweiß, welche Stoffe allerdings auch Figuren im Wasser bilden. Ach, wie so trügerisch sind aber meist diese und andere Wahr sagungen ! Was half es im vorigen Jahre dem hüb schen Lieschen, daß beim „Pantoffelmerfen" die Spitze immer zur Thür hinausstand! Das Jahr ist dahin, und sie hat noch immer keinem Freier, der sie aus dem Hause führte. Wie fest glaubt eine Andere an das ersehnte Ehejoch, da sie dreimal beim Glückgreifen den aus einer Kohlrübe gefertigten Ring bekam. Freilich hatte sie sich so ein ganz klein bischen den Teller gemerkt, unter dem er versteckt lag, — aber was thuts, man muß eben dem Schicksal ein wenig unter die Arme greifen. Und nun half es doch nichts! Dort wieder ließ man zwei halbe Nußschalen in einer Schüssel schwimmen, in jeder ein brennendes Wachs licht, das Leben und die Liebe zweier gedachter Per sonen oarstellend. Dreimal darf man das Wasser be wegen und zu gleicher Zeit gegen die Lichter blasen; kommen die beiden Schifflein zusammen, so wird es ein Paar, und brennen die Lichtchen weiter, so ist ihm glückliches Zusammenleben beschicken. Da gehört denn ost Geduld dazu, die länger reichen muß, als der ganze Sylvesterabend, um zu beobachten, ob das Ge wünschte eintrifft. Lauenstein. In der hiesigen, wegen Erkrankung mehrerer Schulkinder an Diphtheritis leit Mitte Dez. geschloffen gewesenen Schule kann mit Genehmigung der Kgl. Bezirksschulinspektion zu Dippoldiswalde der Unterricht der Kinder mit Montag, den 2. Januar, wieder seinen Anfang nehmen. -s- Frauenstein. Der hiesige Vorschubverein hielt kürzlich eine ordentliche Generalversammlung ab, bei welcher zunächst eine Neuwahl für die ausschei denden Vorstands- und Aufsichtsrathsmitglieder statt fand. Durch das Loos wurde zwischen dem Herrn Direktor Hardtmann und dem Herrn Kassirer Geißler bestimmt, wer von diesen beiden aus dem Vorstand auszuschciden hatte., Das Loos des Ausscheidens traf Herrn Hardtmann, welcher bei der darauffolgenden Wahl wieder zu seinem Amte für die Jahre 1893 bis mit 1895 berufen wurde. Hierauf verschütt man zuv" Neuwahl für dieausscheidenden Aussichtsrathsmitglieder, die wiederum mit großer Majorität gewählt wurden. Doch ernsten Schritts auch kommt die Schuld; WaS lau Du unterlassen, DaS mahnt Dich heut' mit Ungeduld, ES wieder zu erfassen. Es drängt Dich still zu Buß' und Reu' Die Menge der Gesichte, Sie füllt Dein Herz mit heil'ger Scheu Vor künftigem Gerichte. Da summt ein tiefer, ernster Ton Gleichwie aus höher» Reichen: Sylvesterglvcken läuten schon — Die Geister still entweichen. Du faltest Deine Hände sacht, Dein Angesicht wird heiter: Du, Herr, hast Alles wohl gemacht, O hilf auch gnädig weiter! Ein Mitglied wurde auf Grund H 54 Absatz b u. ä des Statuts aus der Genoffenschaft ausgeschloffen. Die Generalversammlung hat ferner die Bildung eines Hilfsreservefonds beschlossen, da der Reservefond die in ß 67 des Statuts geforderte gesetzliche Höhe schon längst weit überstiegen hat. Es sollen von nun an, so lange dies Verhältniß sortbesteht, von dem jährlich erzielten Reingewinn vor dessen Vertheilung an die Mitglieder wenigstens 5»/» dem Hauptreservefonds und 5«/o dem Hilfsreservefonds zugewiesen werden. — Die hiesige freiwillige Feuerwehr wird zum hohen Neujahr eine Sylvesternachfeier, verbunden mit einer Verloosung, abhalten. Dresden. Vom I. Januar künftigen Jahres ab, als dem Tage der Einführung der neuen deutschen Verkehrsordnung, erfolgt auf sämmtltchen Stationen der sächsischen Haupteisenbahnen die Aufforderung der Reisenden zum Einsteigen in die Wagen nur noch durch Abrufen in den Warteräumen, auf den sächs. Neben eisenbahnen (Bahnen untergeordneter Bedeutung) durch Ingangsetzen des Läutewerks der Lokomotive. DaS bisher übliche Abläuten der Züge durch die StationS- (Perron)-Glocken kommt überall in Wegfall. Wir machen unsere Leser auf diese wichtige Aenderung im äußeren Etsenbahndienfte hiermit ganz besonders auf merksam. Königsbrück. Das Amtsgericht zu Königsbrück hat über das Vermögen des wegen Verschwendung entmündigten Grafen August Wilding von Königs brück den Konkurs eröffnet. Graf Wilding von Königsbrück ist Besitzer der Fideikommiß- und StandeS- herrschast Königsbrück und des Rittergutes Steinborn und Mitglied der Ersten Kammer der sächs. Stände versammlung. Vor Jahresfrist wurde er entmündigt; gleichzeitig wurde der Konkurs über sein Vermögen eröffnet, doch bald wieder aufgehoben, nachdem ein Theil der Schulden durch Verwandte gedeckt war. Neuerdings haben Kurator und Familie indessen sich der Ueberzeugung nicht mehr verschließen können, daß eine Ordnung der Verhältnisse nur auf dem Wege deS Konkurses möglich ist. Die Familie hat sich entschlossen, das Fideikommiß auszuheben, doch kann sie dies nicht ohne Weiteres zur Ausführung bringen, da eine frei willige Veräußerung nicht möglich ist, während einer Zwangsversteigerung gesetzliche Hinderungsgründe nicht im Wege stehen. Der Grafentitel der Familie datirt erst aus dem Jahre 1857 und ist vom Könige von Sachsen dem Vater des Grafen August verliehen worden. Ein älterer Bruder des Grafen August war früher Offizier in der Garde des Königs beider Sicilten, ist Besitzer einer großen Herrschaft auf der Insel Sicilien und führt ven Titel Principe di Radalt, der durch Vererbung auf ihn übergegangen ist. Chemnitz. Nach einer auf eine Eingabe erfolgten Antwort des königlichen Staatsministertum steht die