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Die ,,Weißeritz-Zeitung" ^scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2b Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlw- 42 Big. Einzelne Nummern W Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Wchmtz-AitilU Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate, welche bei d« bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finda^ werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder oeren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.— Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Kmishauptmannschasi, das Königliche Amtsgericht und dm Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: Paul Jehne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „JlluKrirteu UnterhaltungSblatt". Mit land- und hauöwirthschaftlicher Mouattbeilage. Nr. 124. Sonnabend, den 22. Oktober 1898. 64. Jahrgang. ' -Lokales «Kd Sächstfches Dippoldiswalde. MN Rücksicht auf die mehrfach zur Ausstellung gelangenden Acetylengasapparate sei daraus aufmerksam gemacht, daß flüssiges Acetylen als ein explosiver, zur Verwendung als Sprengmittel geeigneter Stoff, mithin als ein „Sprengstoff" im Sinne des Gesetz t gegen den v rbrecherischen und gemeingefährlichen Gebrauch von Sprengstoffen vom d. Juni 1884 anzusehen und daher mit größter Vor sicht zu behandeln ist. Gerade in dem Umstande, daß jeder Privatmann sich mit Hilfe einer nur wenig Raum und Bedienung erfordernden Vorrichtung aus Calciumcarbid und Wasser das zu Beleuchtungszwecken vorzüglich geeignete Acetylengas für seinen eigenen Bedarf billig Herstellen kann, liegt die wtrthschastliche Bedeutung der Erfindung, liegen aber auch die schwersten, im Publikum noch keineswegs genügend gewürdigten Gefahren. Die Anlagen zur Herstellung von Acetylen, denen der Charakter der „Fab.ik" nicht beiwohnt, bedürfen der besonderen Genehmigung nach 8 16 der Gewerbeordnung nicht. Um so mehr er fordern sie die Aufmerksamkeit der Polizeibehörden, weil ihre Leitung und Wartung vielfach sachunkundigen Personen anoertraut wird. Als gefährlich sind ins besondere auch die selbstihätigen, zur Ausstellung in Privathäusern und Geschäftsräumen bestimmten Apparate zu bezeichnen, weil sie leicht undicht werben und als dann Gas entweichen lassen. Da alle Mifchungen von Acetylengas mit atmosphä, sicher Lust zwischen 3 Procent und 81 Procent Acetyl-ngehalt explosibel sind, so können Undichtigkeiten der oben bezeichneten Apparate die ernstesten Gefahren im Gefolge haben. Um diesen zu begegnen, Hal bas Königliche Ministerium deS Innern nach Gehör der technischen Deputation besondere Vorschriften erlassen, deren sorgfältige Be achtung den Betheiligten nicht genug empfohlen werden kann. — Die merkwürdig abnorme Witterung in diesem Jahre ist durch ein neues Blatt vermehrt worden. Bei sehr niedrigem Barometerstände wie er seit Jabren hier nicht beobachtet worden, herrschte am Dienstag der süönste Sonnenschein, aber schon in der Nacht zur Mittwoch setzte Regen ein, der bis Donnerstag früh anhielt. An diesem Morgen aber begann es zu graupeln und zu schneien, bet einer so niedrigen Tem peratur, daß alsbald jedes Nestchen und j des Blatt mit Eis überzogen war, so daß, da die Bäume noch s.hr belaubt sind, Bruch vieler Aeste bald zu beklagen sein dürste. Die Eiche auf der halben Aue mit ihren prächtigen, sich weitstreckenden Aest-n hat man schleunig gestützt, doch ein oberer Ast ist auch bereits durch die ungeheure Last gebrochen. Da die Temperatur I" unter Null geblieben ist, hat sich dieser schöne, aber für die Bäume verhä gnißoolle Schmuck auch den Tag über erhalten. — Die diesjährigen Herbst-Kontrolversamm- lungen, zu welchen sämmtliche Reservisten, Dis positionsurlauber und zur Disposition der Ersatz behörden Entlassene zu erscheinen haben, find n im Bezirke des Königlichen Meldeamt s Dippoldiswalde wie folgt statt: Dienstag, den 1. November, Vorm. 8,45 Uhr in Kipsdorf, Hotel zur Tellkoppe; Mittwoch den 2. November, Vormittags 9 Uhr in Lauenstein, EchützenhauS; Donnerstag, den 3. November, Vorm. 9 Uhr in Kreischa, Blasche'S Etablissement; Freitag, den 4. November, Vormittags 9 Uhr in Fra.-enstein, Gasthof zum Stern; Sonnabend, den 5. November, Vormittags 8 und 10 Uhr in Dippoldiswalde, Schützen- Haus. Besondere Gestellungsbefehle werden nicht aus gegeben. Es liegt daher im Jntereffe der Bethei- ltgten, die bei/den Stadt- und Ortsbevöcden und an öffentlichen Plätzen im Orte aushängenden Bekannt machungen, welche Zett und Ort der Kontroloersamm- lung enthalten, einzusehen. Die Milttärpapiere sind mitzubringen. Nichterscheinen zu der befohlenen Kon- trolversammlung hat Arrest zur Folge. Außerdem wird noch ganz besonders darauf aufmerksam gemacht, daß die zur Kontrolversammlung berufenen Mann schaften, für den ganzen Tag, an welchem dieselbe stattfindet, unter den Militärgesetzen stehen. — Mit Eröffnung der Telephonverbindung von Dippoldiswalde nach Dresden find auch beim Post, amte in Dippoldiswalde, sowie bei den Postanstalten in Edle Krone, Höckendorf, Obercarsdorf, Reichstädt, Reinhardtsgrimma, Reinholdshain und Ruppendorf öffentliche Fernsprechstellen errichtet worden und es kann gegen eine Gebühr von 25 Pfg. resp. 1 Mk. von Dippoldiswalde vom Postamts aus mit allen in der Bekanntmachung der kaiserlichen Ober postdirektion vom 14. Oktober (s. Nr. 122 der Weißeritz-Zeilung) aufgesührten Orten von Jedermann gesprochen werden, während von den obengenannten Postanstalten gegen eine Gebühr von 25 Pfg. nur mit D'ppoldiswalde, sowie Dresden nebst Vor- und Nachbarorten gesprochen werden darf. Diese letzteren find z. Z. folgende: Deuben, Dresden-Blasewitz, Kötzschenbroda, Loschwitz, Mügeln (Bez. Dresden) Niedersedlitz, Oberlößnitz Radebeul, Pirna, Potschoppel und Radeberg. Für verlangte Herbeirusung einer Person an den Apparat einer öffentlichen Fernsprech- stelle ist noch eine feste Gebühr von 25 Pfg. im Vor aus zu entrichten. — Der hiesige Männergesangverein, dem zur Zeit über 100 Mitglieder angohären, und der nebst seinem Damenchor unter der Leitung des Herrn Lehrer Schmidt eine rege Thättgkeit entwickelt, hielt am Donnerstag seine Generalversammlung ab, in der das Vereinsgrundgesetz einer Erneuerung unterzogen, und die Neuwahlen vorgenommen wurden. Die Stimmenmehrheit fiel auf die bisherigen Vorstands mitglieder, nur daß an Stelle des Herrn Aktnar Schiffner, der trotz einstimmig r Wiederwahl entschieden adlehnte, Herr Expedient Rüthrich zum Vorsteher und für Herrn Riemenmeister Benedix, der sich auch wei gerte, Herr Schuhmachermeister Jäckel zum 2. Noten wart gewählt wurde. Kassirer verbleibt Herr Kreutz bach. Der unter der Verwaltung des Herrn Con- trolleurs Schubert stehende Fahnenfond ist bis jetzt auf 200 M. angewachsen. — Eine schwere Gefahr für die Eisenbahn züge bilden die jetzt im Herbst oft auftretenden Herbstn- bei am Morgen und am Abend. Den Monaten November und Oktober sehen die Lokomotiv führer immer mit schweren Sorgen entgegen, denn während deS ganzen Jahres ist die Gefahr des Auf- einandersahrens, Entgleisens rc. nicht so groß, als in diesen beiden Monaten. Der Herbstnebel erzeugt eine sehr gefährliche Schlüpfrigkeit auf den Eisenbahn schienen, wie sie selbst im Winter bei der Eisglätte kaum zu bemerken ist. Die Schienen „schweißen", wie es in der Eisenbahnsprache heißt. Sobald die ersten Herbstnebel fallen, legt sich eine eigenthümliche Feuchtigkeit auf alle im Freien befindlich-n Eisentheile und diese Feuchtigkeit erzeugt Glätte. Wie auf den Eisenbahnschienen, so hastet der fluchte Nebel auch an den Wagenrädern, und nun giebt es kein wirksames Bremsmittel mehr, denn der Wagen gleitet selbst im gutgebremsten Zustande auf den Schienen weiter. Da her kommen auch zur Zeit der ersten Herbstnsbel die vielen Eisenbahnunfälle. Bei Schnell- und Personen zügen mit den neuesten Bremsetnrichtungen ist die Gefahr immer noch nicht so schlimm, als bei den Güterzügen. Die Luftdruckbremse, welche beim Jn- krasttreten alle Wagen eines der Personenbeförderung dienenden Zuges gleichzeitig bremst, übt in ihrer Stärke eine rückschlagende Kraft und ermöglicht den sofortigen Stillstand aller Wagen im Zuge. Anders aber liegt die Sache bei den Güter ügen. Hier wer ben beim sofortigen starken Bremsen nur die Maschine und der Tender in Mitleidenschaft gezogen und vielleicht noch die nächsten Wagen hinter dem Tender, wen» von dem die Handbremse bedienenden Personal sofort nach dem Nothfignal mit aller Kraft gebremst wird. Bei trockener Witterung steht hierauf sofort der ganze Zug, nicht aber, wenn die Schienen und Räder mit Nebelthau behaftet sind. Da rutschen die Wagen noch ein ganzes Stück und je länger der Zug ist, um so nachhaltiger ist das VorwärtSdrängen des Hinteren Trains. Das einzige Mittel gegen diese gefährliche Kalamität ist ein Bestreuen der Schienen mit Sand, welches denn auch auf unseren EtaatSeisenbahnen an» gewendet wird. Glashütte. An einem Uebungsritte der Offiziere des Schützenregiments betheiligte sich auch Prinz Johann Georg, nahm am 20. Oktober hier Quar tier und kehrte am 21. Nachmittags nach Dresden zurück. Altenberg. Das 20jährige Stiftungsfest der hies. Freiwilligen Feuerwehr wird durch einen Ball im Rathskeller, welcher am 13. November abgehalten wird, gefeiert werden. Dresden. Staatsminister von Metzsch, welcher schon wiederholt die durch die Hochfluth der Weiße ritz vom Juli vorigen Jahres geschädigten Ortschaften der beiden AmtShauptmannschasten DreSden-Altkadt und Dippoldiswalde besucht hat, hat sich «st in den letzien Tagen wieder unter Führung der bethei- liglen Amtshauptleute in das sogenannte lieber - »chwemmungsgebiet begeben, um von dem Fort gänge der Wiederherstellungsarbeiteu Kenntniß zu nehmen. Der Minister wird hierbei Gelegenheit ge habt haben, sich davon zu überzeugen, mit welchen großen Opfern Gemeinden, selbständige Gutsbezirke und Privatpersonen bestrebt gewesen sind, nicht nur die ihnen selbst entstandenen Schäden zu beseitigen, sondern auch durch eine umfangreiche und gründliche Regulirung der Weißeritz r-n Jntereffe der flußabwärts gelegenen Ortschaften dafür zu sorgen, daß eine etwa wiederkehrende Hochfluth nicht in dem Maße gefahr bringend werden kann, als im vergangenen Jahre. Wenn bedauerlicher Weise ein großer Theil der zer störten Brücken noch nicht hat wieder hergestellt wer den können und der Verkehr noch auf die interimistisch gebauten Nachdrücken gewiesen ist, so hat dies wohl darin seinen Grund, daß oie mit der Lieferung der Brückeniheile beauftragten Fabriken den von alle» Seiten herant elenden Aufträgen nicht gleichzeitig nach kommen können. Es ist jedoch zu hoffen, daß bei dem regen Jntereffe der Regierung und der Behörden und dem Opfersinn der Bevö kerung die Folgen der Wei- ßeritzhochflath bald überwunden sein werden, wenn auch die Bevölkerung noch auf Jahre hinaus an dea enormen Unkosten zu tragen haben wird. — Das Große Ostragehege geht in der näch sten Zeit in den Besitz der Stadt über. Da das Ge hege ,m UeberschwemmungSgebiet liegt, so muß ein Theil des Areals uufgefüllt werden, um einen hoch- waffersreieu Verbindungsweg zu schaffen. Zwischen der Magdeburger Straße und der neuzubildenden Insel im Gehege soll auch eine Brücke errichtet werden. Die Kosten der letzteren, sowie die der AuSfüllungSarbeiten verlangen schon jetzt eine Summe von 675,000 Mk. — Das zweite Preisausschreiben für Ansichts- Postkarten aus dem Königreich Sachsen, welches im April d. I. das König!. Ministerium deS Innern erließ, scheint eine weit größere Betheiligung zu finden als das erste. Denn am 15. Oktober waren schon 153 Entwürfe bei der Ministerial-Kanzlei eingegangen. Die Frist zur Einreichung endet aber erst Sonnabend, den 29. Oktober Nachmittags 2 Uhr.. —- Ein aus Zittau stammendes Liebespaar hat am Dienstag in Cottbus einen Selbstmordversuch gemacht. Es handelt sich um einen ledigen Tischler gesellen und die verheirathete Frau eines Zittauer Schneidergesellen. Der Tischler ist in Hast genommen