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Doppelfunktion erfüllen muß: hier ist er So list, do wieder hat er sich in das Orchester ein- und einem gelegentlichen anderen Soli sten unterzuordnen. Darüber hinaus stellt der Klavierpart an den Interpreten ungewöhnli che Anforderungen besonderer Art, weil ihn Szymanowski auf seine eigenen Spielgege benheiten zugeschnitten hat. Als souveräner Solist und Interpret der „Sin fonie concertante" machte sich Artur Rubin stein verdient, dem das Werk auch gewidmet wurde und der — ähnlich Pawel Kochanski beim 1. Violinkonzert — tätigen Anteil an seiner Entstehung genommen hatte. jeine 3. Sinfonie F-Dur op. 90 schrieb Johannes Brahms 1883 in Wiesbaden und bei Aufenthalten im Taunus. In diesem Werk fand der Komponist die künstlerische Synthese aus den Erfahrungen, die er wäh rend der Arbeit an den beiden vorausgegan genen Großwerken gesammelt hatte. Zu Recht wurde die „Dritte" als die „Brahmsischste" be zeichnet, trägt sie doch am deutlichsten die Wesensmerkmale des Meisters: Herbheit und Innigkeit, die Liebe zum Volksliedhaften, kämpferischen Trotz ebenso wie den trösten den Charakter seiner Tonsprache. Sie ist ein Werk höchster menschlicher Reife, die äußer lich knappste der vier Brahms-Sinfonien über dies. Im Formalen waltet Klarheit und Über sichtlichkeit, obwohl die „Dritte" eine von der Tradition abweichende Eigentümlichkeit zeigt, Der Höhepunkt, die dramatische Entladung, liegt im Finale. In den drei vorausgehenden Sätzen werden gleichsam Kräfte gesammelt, wird die innere Dynamik aufgebaut, die sich dann im Schlußsatz stürmisch entfaltet. Es ist gesagt worden, daß der letzte Satz die eigent liche Durchführung der gesamten Sinfonie darstelle. Bennoch fand die Sinfonie bei der Urauffüh rung am 2. Dezember 1883 in Wien unter Hans Richter nicht sofort den verdienten An klang. Gegenüber Richard Heuberger, dem Wiener Kritiker und Komponisten, bekannte Brahms: „Es ist doch was Unangenehmes, wenn man so regelmäßig durchfällt, es macht einen trotz aller Grundsätze stutzig.” Hinter solcher Ironie verbarg sich die Empfindlichkeit eines Meisters, der sich des Wertes seiner Ar beit durchaus bewußt war. Vielleicht dachte er auch an die verletzende Rezension des jun gen Hugo Wolf im „Wiener Salonblatt", der als enthusiastischer Parteigänger Wagners die heftigsten Attacken gegen Brahms ritt, was uns heute unvorstellbar erscheinen will. Re spekt- und verständnislos urteilte er über die 3. Sinfonie: „Als Sinfonie des Dr. Johannes Brahms ist sie zum Teil ein tüchtiges, ver dienstliches Werk; als solche eines Beethoven Nr. 2 (Anspielung uaf Hans von Bülows Bon mot, das die 1. Sinfonie von Brahms als die „Zehnte" von Beethoven bezeichnete) ist sie ganz und gar mißraten, weil man von einem Beethoven Nr. 2 alles abverlangen muß, was einem Dr. Johannes Brahms fehlt: Originali tät! Brahms ist ein Epigone Schumanns, Men delssohns. Er ist ein tüchtiger Musiker, der sich auf seinen Kontrapunkt versteht, dem zu weilen gute, mitunter vortreffliche, zuweilen schlechte, hie und da schon bekannte und häu fig gar keine Einfälle kommen . . . Die Führer der revolutionären Musikbewegung nach Beet hoven sind an unserem Sinfoniker spurlos vor übergegangen; er war oder stellte sich blind, als der erstaunten Menschheit die Augen vor dem strahlenden Genie Wagners auf- und übergingen . . . Brahms kommt wie ein ab geschiedener Geist wieder in die Heimat zu rück, wackelt die schwankende Treppe hinauf, dreht mit vieler Mühe den verrosteten Schlüs sel um . . . und sieht mit abwesendem Blick die Spinnweben ihren luftigen Bau betreiben und den Efeu zum trüben Fenster hineinstar ren." Brahms hat es Hugo Wolf auf seine Wei se vergolten, als er sich später einmal über dessen Kritikertätigkeit äußerte: „Damals ha ben wir viel über den närrischen Davidsbünd- ler gelacht, wenn ich seine Kritiken, die ich Tag und Nacht bei mir trug, zum besten gab. Aber damals haben wir nur die Aufsätze ge kannt — heute weiß man, daß er ein ernster Mensch war, der Enstes gewollt hat, und die Hauptsache ist schließlich doch der Ernst, wenn auch Spaßhaftes dabei herauskommt." Der erste Satz (Allegro con brio) beginnt mit einem Motto-Motiv, das im ganzen Werk an wichtigen Punkten der Entwicklung eingreift. Aus dem dritten Takt geht das weitgeschwun gene, kraftvolle Hauptthema hervor, voll lei denschaftlichem Ausdruckscharakter, voll her ber Wendungen. Diesem männlichen Gedan ken folgt eine der wundersamsten Eingebun gen des Melodikers Brahms, das zweite The ma, das von der Klarinette vorgesungen wird. Nach heroischen, aber auch besinnlichen Aus einandersetzungen verklingt der Satz piano. Die frische, würzige Herbheit dieses Allegro ist zuweilen mit einer Bergwanderung durch den Hochwald verglichen worden. Im schlichten C-Dur des Andante-Satzes klingt es wie eine Volksweise auf. Variationen, in schlichtester Faktur, schließen sich an. Ein trauermarschähnlicher Seitengedanke in der Klarinette wendet die Stimmung ins Melan cholische. Auch später taucht er noch einmal auf. Mit schmerzvoll-chromatischen Gängen schließt der Satz. Einen eigenartigen Intermezzocharakter besitzt der dritte Satz (Poco Allegretto). Die Violon celli beginnen mit einer weitgesponnenen, sehnsuchtsvollen Melodie, danach duettieren Violinen und Celli. Im Mittelteil (quasi Trio) wechselt satte Streichermusik mit tänzerischen Bläserrhythmen. Das Horn bringt die Anfangs melodie. Die Grundhaltung des Ganzen wird von einer gewissen tänzerischen Schwermut bestimmt. Den bedeutendsten Satz der Sinfonie stellt wie schon angedeutet, das Finale (Allegro) dar, das im drohenden Unisono des f-Moll- Themas einsetzt, um rasch den ersten heftig eri Steigerungen und Entladungen zuzustreben VORANKÜNDIGUNG: Programmblätter der Dresdner Philharmonie Redaktion: Dr. habil. Dieter Hartwig Die Einführungen in Z. Kodälys Concerto und K. S 2V manowskis 4. Sinfonie wurden dem Konzertbuch II und III, Leipzig 1973 bzw. 1974, VEB Deutscher Vertag Musik, entnommen. Verschiedenste Motive werden miteinander verkoppelt. Auch das trauermarschähnliche Thema aus dem langsamen Satz erscheint wieder.Nachdem sich erregte Balladenstimmung ausgebreitet hat, ertönt ein jubelnd sich auf schwingendes, befreiendes Hornmotiv in Trio- len, das vom ganzen Orchester aufgenommen wird. In trotziger Kampfesstimmung bei mei sterhafter Kontrapunktik, mit der die Themen miteinander verknüpft werden, geht die Ent wicklung bis zur Reprise. Dann aber tritt eine lyrische Beruhigung der Stimmung ein, bei Tempoverbreiterung wird ungebrochenes F- Dur erreicht. Das Motto-Motiv und das ins Sanfte gewendete Hauptthema des ersten Satzes haben das letzte Wort. PianissiMk träumerisch klingt die Sinfonie aus. Doch ri^B Resignation, sondern Tröstenwollen ist das Fazit des Werkes, das durch die Schlichtheit seiner Sprache und Mittel so nachhaltige Wir kung erzielt. Sonnabend, den 26. Februar 1983, 20.00 Uhr (Anrecht B) Sonntag, den 27. Februar 1983, 20.00 Uhr (Anrecht C 2) Festsaal des Kulturpalastes Dresden Achtung! Zu diesem Konzert finden keine Einführungs vorträge statt. 6. ZVKLUS-KONZERT Dirigent: Herbert Kegel Solisten: Eszter Perenyi, Ungarische VR, Violine Miklos Perenyi, Ungarische VR, Violoncello Werke von Kodäly, Brahms und Beethoven Bitte beachten Sie die bereits bekanntgegebene Ver änderung: Das Programm des 5. Zyklus-Konzertes (mit Jem Dresdner Kreuzchor) wird am 24. 3. (C 1) und 25. 3. 1983 (B) nachgeholt. Die Konzerttermine 8. und 9. April 1983 entfallen. Spielzeit 1982 83 — Chefdiriqent: Prof. Herbert Kegel Druck: GGV, Prod.-Stätte Pirna 111-25-12 ItG 009-84-82 EVP —.25 M 7. ZYKLUS-KONZERT 1982/83