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Nr. 8S4 Achtzehnter Jahrgang. M d-?NK« L/.7.",L?!L:»». Dresden, Sonnabend, 2«. Dereinber 1873. Potttischr-. sparsamer als sonst slicßm heule die politisch-wichtigen Neuig keiten. Die Ueberführung des Exmarschall Bazainc nach St. Mar- gudritte. welche noch diese Woche erfolgen soll, wird die Figur des „Verräthers" wohl für einige Zeit vom französischen Puppentheater verschwinden lassen. Es kommt bereits jetzt ihm gegenüber das StrafverbüßungS-System zur Anwendung, daö bei gewöhnlichem Sträflingen üblich ist. Außer seinen nächsten Verwandten haben nur die Personen zu ihm Zutritt, denen eö eine besondere Erlaub- niß des Ministers des Innern gestattet; seine Correspondcnz mir und von der Außenwelt wird stets geöffnet u. dergl. m. Während sich der Vcrurtheilte allmählich so als Strafgefangener „anraucht", wird der Vorsitzende der Generäle, die über ihm zu Gericht saßen, in der alten Freigrafschaft und in deren Hauptstadt Besan<M hoch geehrt. Der Herzog von Aumale hat sich dahin begeben, um da« Commando des 7. Armee-CorpS zu übernehmen. Der Cardinal der Diözese, der Präfekt des Departements, die Spitzen der städtischen Behörden überhäufen ihn mit fürstlichen Ehren; der Geineindcrath bewilligt 5000 Francs, um seine Loge im Theater zu Besancon mit allen Bequemlichkeiten zu versehen und die Akademie der Wissen schaften» der Literatur und der Künste ernennt ihn sogar zu ihrem Direktor. Die Affaire Ofenheim und Compliccn füllt nicht nur die Ge spräche der Wiener, sondern auch die Zeitungen Oesterreichs mit nicht endendem Stoffe. Man kommt allgemach dahinter, daß das unbefangene, sichere Auftreten, die äußere Ruhe und der sonst stoische Gleichmulh, das der Exgeneraldircctor zu bewahren wußte, als der Eisenbahnminister VanhanS die erste Maßregel gegen ihn ergriff, nur die schlau berechnete Maske waren. Viele Spitzbübereien sind von ihm mit solchem Raffinement ausgeführt worden, daß er nur sehr schwer zu fassen sein wird. Andere Gauncrstückchen greifen aber so weit, daß mit der Verhaftung OfenheimS und zweier seiner Oberbeamten nicht die Reihe der Schuldigen abgeschlossen sein wird. In die eigenthümliche Berechnung der Tantieme (nach den Brutto- Einnahmen, statt nach dem Reingewinn) sind auch eine Anzahl Vcr- waltungSräthe verwickelt. Gar Mancher, der heute noch einen 'stolzen Palast der Ringstraße bewohnt, .sich behaglich im molligen Schlafrocke und im Schaukelstuhle wicg^ dielLörse.Mittags besucht, sich Abends in der Loge breit macht rurd atiWr fti« Verhältnis zu einer Theaterprinzessln pflegt; Mancher, der die schönste Equcpag« und als SportSmann die besten „Springer" besitzt, besorgt, baßer eines schönen Tages von einer Zuschrift oder eine», Boten des Ge richts überrascht wird — ob als Zeuge, ob als Beschuldigter, — daü hängt eben noch von den Ergebnissen der Untersuchuirg ab. Und wie vorhin vom Exmarschall Bazaine znm Präsidenten seines Gerichts, so bietet sich jetzt vom Ex Gencral-Director zuni Chef des Eisenbahnwesens, Minister Vr. Banhans, ,'von selbst der Uebergang. Wähernd dieser Ehrenmann mit der Linken die Eisen bahn-Spitzbuben an den Ohren dem Untersuchungsrichter zuführt, arrangirt er mit der Rechten einen glänzenden Ball für die nicht pensionsbercchtigten, aber dienstunfähig gewordenen österreichischen Eisenbahnbeamtcn. Ob cs auf diesem Balle lustig wird? Johann Strauß will eine neue Walzer-Partie zu dem Ballfeste componiren; er sucht nicht nach neuen Melodien, aber einem paffenden Titel. ..Bahnfrei" oder „BahnhanS" ist etwas zu ernst zum ^-Taktc, „Schwungräder-Walzer" ginge schon eher; „der Herr Vcrwal- tungSrath" wäre eigentlich ein recht amüsanter Titel. Bismarck hat bei seinem Sprechen im preußischen Abgeordne tenhaus nicht den Eindruck gemacht, als sei er sonderlich gestärkt von Varzin zurückgekehrt. Ganz klug wird man jedoch bekanntlich nie aus ihm. Es ist ebenso denkbar, daß ihn die abscheulichen Wit- teeungSverhältnissc quälen, als daß cS ihm in seinen Streifen paßt, als der körperlich Leidende zu erscheinen. Bismarck hat zwar seine Nerven so gut wie jeder Andere, er hat sie aber besser in seiner Ge walt als manch' ein Mann. — Ausnahmsweise können wir heute das Verzeichnis; von Geld- und Gefängnißstrafen preußischer Bischöfe nicht vervollständigen. Auch die sonst ständige Rubrik von Eisen- bahnunfällen auf deutschen Bahnen nmß heute, glücklicherweise, un- auSgefüllt bleiben In den oppositionellen Müttern Preußens treffen wir aus etnige Bemerkungen gegen die Verordnung des Königs von Preu ßen wegen Einstellens aller öffentlichen Vergnügungen, Musik- machcnS und dergleichen auf acht Tage, die aus Anlaß des Ablebens der Königin Elisabeth erfolgt ist. ES ist geiviß anzuerkcnnen, daß man, weder in Sachsen noch in Preußen, die Landestrauer in dem Umfange handhabt, daß man z. V. das Schließen von Ehen in die ser Zeit verbietet. Doch wird man nicht gegen die Loyalität versto ßen, wenn man überhaupt an eine Revision der auf solche allge meine Traucrzeitcn bezüglichen Verordnungen mahnt. Jetzt, da Deutschlands Staate» nicht blos Fürstenhäuser, sondern auch ein Kaiserhaus haben, ist die Zahl der Fälle, da der König aller Könige auch gekrönte Häupter vor seinen Richterstuhl beruft, für die Staa ken vermehrt, damit auch die Zahl der Fälle, daß an Tausende treuer Unterthanen, die sich ihr Lcbensbrod recht sauer verdienen müssen, eine Beschränkung ihres Verdienstes herantritt. Wir wollen dieses delicate Thema nicht weiter ausführen und beschränken uns bloS auf die Bemerkung: daß cs der Liebe zu einem angestammten Königshause, der Verehrung gegen ein mächtiges Kaiserhaus keinen Eintrag thut, wenn die Zeit der öffentlichen Lande«- resp. Reichs trauer so normirt wird, daß die wirkliche HcrzenSthcilnahmc der Staats-und Rcichsbürgcr nicht durch die Seufzet Derer unter brochen wird, die durch eine wöchentliche Trai1rr*erheblich'e Einbuße an ihrem Einkommen erleiden. Locales «nd Sächsisches. — Dm auch hier coursirendcn Gerüchten von einer ernsten Er- «anlung des deutschen Kaisers gegenüber, schreibt, einer nnSzugehen- den telegraphischen Meldung zufolge, der „Neichsanzeiger" von gestern Abends: „Der Kaiser ist seit drei Tagen an; Schnupfen und Luftröhrencatarrh erkrankt, und wurde dadurch zu größerer Scho nung gcnöthigt; im Uebrigcn ist keine ungünstige Veränderung zu coustatircn." — Se. Majestät der König Albert begab sich gestern Mittag 13 Uhr nach Berlin, um den heutigen Beerdigungs-Feierlichkeiten Ihrer Majestät der Königin Elisabetz in Sanssouci beizuwohnen. Die Herren Generalmajor von Sahr, Oberst von DciembowSky und Rittmeister von Ehrcnstcin befanden sich in seiner Begleitung. — Landtag. Die l. Kammer bcrleth am I». zunächst die Slnlelheirage beim lllcichsliivalldcnlonbö und trat schließlich den Beschlüssen der 2. Kämmer «die »Anleihe ln Höbe von Ist ü , . . Mill. THaleru bei dem Ncichöliivalidcnfontt aufzunchmen) bei. Als dann ging die Kammer an die Berathung.res Entwurs» einer neuen Landtagvorbnung <l. Deputation, Referent Bürgermeister Müller), welche westntllch de» Kammern die freiere Bestimmung Ihrer GcschäslSortüung ec. überläßt, und genehmigte nach kurzer Debatte die bcz. Vorlage, lehnte mdcß den Antrag v. Erdmanns dorff S (zu Pos. 32) ab. welcher die Diäten der Abgeordneten ln eln jährliches Fixum ron .M> Thirn. verwandelt wissen wollte. - Die 2. Kammer Defaßte sich gestern mit den Resormvorschlä- ge» sür die neu z» errichtende Dverrcchnungskainmei. Abg. vr. P > cis! er befürwortet die Vorlagen. Sachße und Walter sind dagegen. Letzterer sagte sehr richtig, daß nicht alirS Preußl. schc pure lür Sachsen passe. Der Entwuri der Regierung schieße weit über daö NUHlge blnanö und vermehre die Verwaltungs laste». Aennlich motivirt Habcrkopn seine Abneigung gegen die Neuerung. Jordan erblickt eine Kräftigung der constitu- tloncilcn Bculgnlsse der Kammern I» der Porlage. Weil kein Betüriniß, noch ein Eonfitct (den Redner Zu erwarten scheint) jetzt da sei, deshalb sei er sür die Sache. Biedermann be tont den wichtigsten Grund für. die neue Behörde: die hochgc. steigerte StaatSindustrie Sachsens. Minister v. Friesen erör tert de» Regierungöslantpnnkt, der nicht etwa blind sür die Schaffung der neuen Behörde sei. Die Kammer nimmt schließ lich daö Gesetz mit mehreren Modifikationen (wir kommen darauf zurück) mit 47 gegen 2» Stimmen an. — Das CultuSmimsterium hat vielen Lehrern der Volksschule eine Weihnachtsfreude bereitet, indem es in diesen Tagen aus Anlaß der allgemeinen Theurung jedem verheiratheten Lehrer, dessen fixer Gehalt nicht über 400 Thlr. beträgt, eine „Unterstützung" von 20 Thlr. gewährt hat. LZ ist auf diese Weise wohl eine große Suntme vcrtheilt worden; gewiß ist aber dadurch in viele» Familien auch große F«ckde tbHejogta und -vielfach die EntmuthvMg gemildert worden, welche kürzlich in Lehrcrkreisen Platz aeaMen und alles Verträum veMängl hatte) da nicht stur so mekHoffnungrn auf eine den Zcitvcrhältnisscn einigermaßen entsprechende Gehaltsauf besserungen sich nicht erfüllten, sonder» auch vpn einzelnen Partei- mäNnern die Gehalts-, Bildungs- und ArbeftSverhältniffe der Lehrer gcringschätzend, gehässig und falsch beurtheilt wurden. Nicht gan, können wir uns mit den Grundsätzen cinversta;ü>m erklären, na denen auch diesmal die „Unterstützung" vertheilt worden. Dieselbe ist allen verheiratheten Lehrern, gleichviel ob sie Kinder haben oder nicht, gewährt worden. Der Druck der Theurung wird aber gewiß von zahlreichen Familien am meisten empfunden und Väter zahl reicher Familien befinden sich jetzt in großer Dedrängniß, wcNn sie auch etwas mehr Einkommen als 400 Thlr. haben. Es sind uns Lehrer bekannt, welche recht anständige Häuser besitzen und sich in guten Verhältnissen befinden, auch nur ein oder kein Kind haben, die aber die Unterstützung erhielten, weil ihr fixer Gehalt einige Thaler weniger als 400 Thlr. beträgt, während anderen, die ihre zahlreiche Familie recht kümmerlich ernähren müssen, die Unterstützung versagt ist, da ihr fixer Gehalt einige Thaler mehr als 400 Tchlr. beträgt! Gewiß wäre eine Berücksichtigung starker Familien sehr wohl gerecht fertigt. , — Im Saale des Gemerbehauses glänzte» gestern Abend wie der, wie alljährlich, aus zwanzig kräftigen, duftenden Tanncnbäumcn, die das Kindcrherz so sehr erfreuenden und die Herzen Erwachsener und selbst alter Leute mit Träumen aus der Kinderzeft umspinnen den WcihnachtSlichtcr. Fünf, die Länge des Saales einnehmende Tafeln zeigten wohlgeordnet: Kleidungsstücke, Schuhe,Bücher,Spiel zeug rc. und Acpfcl, Nüsse und Stollen. — Eine zahlreiche Ver sammlung hatte sich in den Ncbensälcn eingefunden. — Die Armen- versorgungSbehörde bcschcerte mehreren Hundert armm Kindern, von den zu diesem edlen Zwecke bestimmten Gaben hiesiger Menschen freunde. Nachdem nach 5 Uhr Hr. Oberbürgermstr. PsotenhauerJ. M. die Königin Carola feierlich begrüßt hatte, zogen die Kinder, Mäd chen und Knaben von; 7. bis 14. Jahre, ein. Mit glänzenden Augen faßten'sie vor den ihnen angewiesenen Plätzen Posto und prüften lange und grüMich, was ihnen die fröhliche Weihnachtszeit ge hracht. Nach allgemeinem Gesänge und einer entsprechenden Anrede an die Kinder Seitens des Herrn Superintendenten Ritter re. Franz, sangen die Kinder allein: „Anbetung sei Dir Gott gebracht". Ein Knabe sprach vor dem Gesänge der.Kinder im Namen aller Be schenkten in kurzen Worten den herzlichsten Dank auS. Die für die Kinder wie die Zuschauer gleich freundliche und erhebende Feier schloß gegen 6 Uhr. Die Weihnachts-Physiognomie unserer Stadt fängt an, sich zu beleben. Das Treiben auf der Straße wird ein iPwer be wegteres und es wird auch recht munter gekauft. Auf dem AntonS- platze haben sich neben den anderen großen und kleinen Geschäften auch die Groffohändler der keinem Christmarkt fehlmden „Pflau menrüpel" und plastisch wundervollen „Wattmanner" etablirt. Die kleine Handelücolonix betreibt bas Angebot mit unermildlichcm Eifer., Nässe und Kälte der Witterung wird muthig von den Kin dern getragen, um sich daheim auch einen Christbaum «münden zu können und sich an den Tagen, wo sich hie halbe Welt zugleich freut, auch freuen zu. können. Auch die-öffentlichen Plätze sind mit den grünen Tannenbäumen besetzt, de« Abends 'sind die Straßen der innerm Stadt durch die doppelt und dreifach erleuchteten Schau fenster hell — ach, wenn es doch immer so wqr'i — und in der Post giebt's Arbeit die Hülle und Fülle. Ave» rennt-und schwitzt' bei der Arbeit— nur die Schildwache nicht. Die Post hat . zum Ausfahren der Postsendungen sechs oder noch mehr große Omnibusse" alsSuccurs erhalten, die schonjetzt, reichlich beladen, durch dieStra- ßen rollen. — In Bezug auf eine Notiz der„VossischrnZ«ftung" hält di« „Kreuzzeitung" es für nöthig, das Gerücht, daß die verstorbene Kö«> nigin Elisabeth von Preußen vor ihrem Tode zur katholischen Con- fession zurückgetreten sei, als falsch zu bezeichnen. Bei Verschlim- > merung ihres Befindens hatte die Königin zuerst den evangelischen Hofprediger vr. Rüling auS Dresden als geistlichen Beistand und an dessen Stelle trat dann auf Wunsch der Königin Hofpredigrr Heym auS Potsdam. — Das Dresdner Ringstraßenprojeet hat entschie den bei der Mehrzahl der Bürgerschaft lebhaften Beifall gefunden, / und all' die Bortheile seiner Ausführung für die Stadt in Hinsicht - auf ihre Verschönerung und auf die Verkehröerleichteruna sirü»Tau-. senden so klar bewußt geworden, daß man diesmal lebhaft mit dem Stadtrath über die dem Projecte ungünstige Verordnung de-könig lichen Ministeriums des Innern den Kopf schütteln muß. Werog, greift man, warum auch manches Andere, wa« geschehen könnte und-, , sollte, nicht geschieht, und daß der Stadtrath bezüglich solcher^ Neuerungen, die einen etwas weiteren, größeren Gesichtskreis erfor-. dem — die Flügel hängen läßt. Neben der engherzigen, flügellah men Ansicht, die Gewinnung des nüthigen Areals werde zu v». Schwierigkeiten machen und sie Ausführung werde überhaupt nur) stück- und stellenweise möglich sein, stützt sich auch noch hauptsächlich ' die Verneinung auf ein Gutachten des Landesmedicinalcollegiums, welches stcgt, daß die Ausführung des gedachten Planes die be deutendsten sanitären Nachtheile für die Stadt herbei-) führen werde. Das klingt mehr als wunderlich! Betrachten wft- kurz nochmals, was geschehen, was überhaupt die Ringstraße werden,' soll. Die von der Marienstraße nach der Zeughausstraße führende»» Promenaden und die zu beiden Seiten anliegenden Gärten sollen m eine »fortlaufende, von 40 bis 65 Mtrr breite Straße für denFuß- und Fahrvockrhr umgewmrdclt und mit einer das Hin«« der AÜ-) stadt umschließenden Reihe vier Stock hoher'sind außerdem mit ein-' zubauenden Dachwohnungen verfchener'Häuset eingefaßt werden/, dabel sollen die bestehende« WleebSumr echaltm blemm, berickend-' lich durch neu« vermehrt werden Mise entworfen worden, daß so! der Beauemlichkeit und Attnehmli den, und für Beibehaltung der ebenso nützlichen als beliebten Kmh spielplätze ist volle Sorge getragen.— Gegenüber der Thatsache, daß der jetzige Zustand der in Frage kommenden Alleen weher geeignet) ist, der Stadt zum Schmuck zu gereichen, noch sanitÄ« Vortheile zft gewähren, behauptet das LandeSmedicmalcollegium, daß gerade durch, die dortigen Gärten und deren reichen (?) Baumwuchs die Verchefi-, scrung der Luft in der Stadt in Folge der freien Lage und derBege- wegkomnitn müßten, bestehen ja, wie sich Jedermann überzeugen* kann, nur meist aus Gesträuchen und Gesttüpp. Die Errichtung' der projectirten neuen Häuserreihe soll nun aber den schon bestehenden Häusern— die beiläufig immer noch an den mir-, sten Stellen sehr weit von den neuen abliegen würden — Sonne und Luft in solchen Massen entziehen, daß Scryfiln/ Schwindsucht und andere Krankheiten dtohen. Sollte daSyicht.' sehr schwarz gesehen sein und sollte man sich da nicht sehr wundern/ wie in der innem Stadt in den engen Gaffen und Gäßchen mit ein zigen oder oft gqr keinen Höfen, die Menschen überhaupt existiM können? Denkt man sich das Projekt aber noch weiter geführt und zu einer wirklichen Ringstraße, ähnlich wie in Wien» gestaltet, so' würden mehrere in der That ungesunde Gaffen, wie Töpfergasse, Zeughausstraße rc. so wie so fallen müssen, also für Licht und Lust? auch auf der anderen Seite der Stadt —sür die das Medicinal? Collegium, momentan wenigstens, keine Sorge hegt —Weich lich gewirkt werden. Daß die jetzt bestehenden Promenaden eben gerade durch ihre sonnenlose Lage — man kann sagen in der Mehrzahl feucht, dumpfig und mit Moder und Unrath gefüllt sind, wiederlegt das Collegium nur schüchtern. Der Rath beruhigt siH bei diesen vom königl. Ministerium angenommenen Anschauungen nicht, hält an seinem Plane fest und remonstrirt gegen hie abfällige Entscheidung des königl. Ministeriums. Er hält an seinen früheren Gründen fest, daß eine 40—65 Meter breite Straße sanitäre Nachtheile nicht bringen werde und daß die bedeutende Zunahme des Verkehrs in unserer Stadt eine Entlastung nicht nur des StraßenzugS von dem DippoldiSwaldacr Platze bis zur Pillnitzet- straße, sondern namentlich auch der Straßen der inneren Stadt un bedingt erfordere und daß diese Entlastung ähnlich so wie in Wien, durch die dortigen Ringstraßen der Fall ist, in zweckmäßigster Weise durch das Projekt verwirklicht Werden könne. Gegenüber den Vor thellen, welche dm Promenaden - Adjaccnten offenbar durch di- Straßen-Anlagen durch Erhöhung des WertheS ihrer Grundstückes erwächst, hofft der Rath diese Adjaccnten werden der Ausführung de Ganzm sich eher entgegenkommend als zuwider begegnen. — Wenn das Ministerium befürchtet, daß die Gestaltung der ganzen Ring straße hinsichtlich der AreqlS-Erwcrbung zu viel Schwierigkeiten machen würde, so ist das ein Grund, der kaum Anhänger finde» wird. Je schwieriger, desto energischer muß die Sache angefaß« werden, ivenn man ihre Nützlichkeit anerkannt hat und der Rath geht mit seiner Remonstration hoffentlich energisch vor. — Das schlechte stürmische Wetter veranlaßte auch auf her Pferdebahn Störungen: verlöschte Laternen, zerbrochener Kohlen wagen und Carambolagm. DieDirection nimmt ih»e Kutscher