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Mopauer» Tageblatt und Anzeiger Vas „Zschopauer Tageblatt und Anzeiger" erscheint werktäglich. Monatlich. Bezugspreis 1.70 BM. Zustellgebühr 20 Pf. Bestellungen werden in unserer Seschästsst.,von de» Boten, sowie von allen Pojtanstalten angenommen. Anziigenpriif«: VI» 4- mm breit« Mlümetekzeile 7 Pf.; die y) mm breit« Nliüimeterzeilr im Lext- teil 2, Pf.: Nachlaßftaffel L: Ziffer- und Rachwelsg«bühr 25 Pf. zuzüglich Porto. Vas „Zschopauer Tageblatt und Anzeiger" ist dar zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen de» Landrat» w Flöha und de» Bürgermeister» zu Zschopau bebördlstherseit» bestimmte Blatt und enthält die amtlichen Bekanntmachungen de» Finanzamts» Zschopau — Bankkonten: Trzgebirgische Handelsbank e. S. m. b. H. 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E. von Zeit zu Zeit im Unterhaus vom Stapel lässt, wie er das am Mittwoch getan hat. Die Rede des sehr ehrenwerten Marineministers glich einem formvollendeten Eiertanz. Sic war gespickt voll Widersprüche. Während er einmal davon sprach, die stän digen deutschen Angriffe seien eine „Lcbeiisbedrohung" für Großbritannien, behauptete er gleich danach, der englische Schiffsverkehr habe trotzdem aufrecht erhalten werden kön nen. Ja noch mehr, von Monat zn Monat seien die Ver luste an Handelsschiffen zurückgegangen. Im Otivber seien sie nur noch halb so groß gewesen wir im September und im November um ein weiteres Drittel kleiner. Und dabei hat es doch gerade in den letzten Wochen überall vor der eng lischen Küste gekracht, und die Zeitungen in allen Haupt städten der Welt konnten noch nie so viele Schiffsuntergänge und Berluste der britischen Marine registrieren! Am meiste" lobte sich dann Churchill — trotzdem nach seiner Meinung die englische Handelsmarine ja garnicht ernstlich bedroht ist — über die vielen Minencxplosionen in den letzten Tagen aus. Als schwachen Trost für die Unter- hausmitgliedet fügte er hinzu, vielleicht werde er nach Weih nachten imstande sein, hierüber mehr zn sagen. W. E. hatte dann die Stirn zu behaupten, die englische Handelsschiffahrt habe in den ersten drei Kriegsmonaten nur 340MO Tonnen verloren. Dabei musste Neutcr doch am Montag erst zu geben, dast die Zahl viel höher liege, nämlich bei rund 740MO Tonnen. Nachdem also lant W. C. die englischen Verluste so rapid abnehmen, dast mau bald überhaupt nicht mehr von ihnen zu sprechen braucht, müssen natürlich die deutschen U-Voot- vcrlnste ins Ungeheuerliche anwachsen. Herr Ehurchill weist zwar nicht genau, wie viele U-Voote durch seine so überaus aktive Marine zerstört worden seien, aber frech wie er ist, ruft er: -„Sicherlich fünf." Kenan weist er es also nicht, aber er must ja irgend einen Erfolg melden können. Dast der Erste Lügcnlord, wie schon bisher, die schweren Verluste der englischen Kriegsmarine eruent verkleinerte und eine ganze Reihe grostcr Brocken glatt verschwieg, nimmt uns nicht wunder. Er hielt cs wieder nur für nö tig, den Untergang der „Conrageous", der „Noyal Oak". zweier Zerstörer und eines U-Bootes von insgesamt etwa MOOO Tonnen zuzugeben Da Ehurchill bekanntlich in seiner Rede nicht beabsichtigte, über alle Schäden zu berichten, wollen wir hiermit seine Angaben vervollständige«, indem wir die schwerste« der übrigen Verluste der britischen Kriegs marine kurz und sachlich aufzählen Torpediert wurden: die „Ncpulse", die „Belfast", ein schwerer Kreuzer der „Loudon"-Klasse. Durch deutsche Flie gerbomben wurden vernichtet bzw. schwer getroffen: die „Ark Novak", die „Hood", die „Southampton", die Edi«- bourgh", die „Mohawk" und die „Fron Duke". ! W. E. kam dann auf die völkerrechtswidrige Blockade der deutschen Ausfuhr zu spreche». Er behauptete, die Schisfs- verluste, welche die Neutralen erlitten hätten, hätten Eng land genötigt, Vergeltungsmaßnahmen zn ergreifen. Wo her sich Grostbritannicn allerdings bas Recht nimmt, für s die neutralen Länder Rache zu üben, wurde schamhaft ver- schwiegen. Mit unerhörtem Zynismus erklärte dann der Erste Lügcnlord, durch diese Exportblockade würden den Neutralen keine besonderen Unannehmlichkeiten verursacht werden. Sie dürften eben einfach keine deutschen Waren auf ihren Schiffen befördern lassen. s Und damit die Neutralen von dieser Arbeit ganz befreit I würden, möchte« fie doch ihre Dampfer für die Dauer des ! Krieges den Engküsder« leihen. DieS dürste ei« neues Ge- j ständnis der enormen Verluste der britischen Handelsmarine , sein. Mit ganz besonderem Jntercssc wird die deutsche Ocffcnk- lichkcit davon Kenntnis nehmen, dast bereits 1000 englische ! Handelsöampfcr bewaffnet wurden, und baß Herr Churchill > sogar 2000 Schiffe bewaffnen will. Im Landkriege behan delt man bewaffnete Zivilisten als Hcckenschützen. Im See kriege gelten keine anderen Grundsätze: Bewaffnete Han delsschiffe sind Piratenschiffe! Obwohl jedermann weiß, wie sehr sich Churchills Flotte in alle Winkel verkrochen hat, verflieg sich der Erste Lord der Admiralität zu der ungeheuerlichen Behauptung, dieser Krieg sei „ein merkwürdiger Krieg für Dcntschlanös Flotte, die überall zurückgetrieven wird." Kurz danach bekam W.C. vor seiner eigenen Courage Angst und bemerkte bekümmert, der Preis für die Kontrolle der See durch Großbritannien sei „oft sehr teuer". Er warne ausdrücklich: Man müsse mit weiteren schweren Verlusten rechnen. Und darauf kann er sich verlassen Eine Schande für die britische Regierung Om englischen Unterhaus kam es am Dienstag zu einem Zwischenfa'll, der Lie brutale Fratze der britischen Pluto- Keuler csnlra Keuler — Keuler conlra Churchill London finde! sich in seinen Lügen nicht mehr zurecht Berlin, 7. Dezember fFnnkmelöungj. Nach zwei Tage» betretenen Schweigens raffte sich gestern die britische Admiralität zu einem „Dementi" auf, mit dem man die deutsche Feststellung „entkräften" wollte, daß die versenkte britische Schissstonnage weit beträchtlicher ist, als sie von London amtlich zngcgeben wird. Dieses so genannte Dementi stellt sich den bekannte» Meisterwerken britischer Vcrdrchnngsknnst würdig an die Seite und ist geeignet, die Londoner „amtlichen Ziffern" dem Gelächter der : Weltöffentlichkeit preiszugebcn. „Der deutschen Behauptung, daß während des Krieges 840 000 Tonnen britischen Schiffsraumes versenkt worden seien", so hebt diese famose Meldung an, „werden die von Reuter gemeldeten amtlichen Ziffern über britische SchiffS- verliiste bis zum 2. Dezember gegeuübergestcllt. Diese sind: Handelsschiffe 321822 Tonnen, Marine: 73 830 Tonnen". Das Ncuterbüro bezichtigt mit anderen Worten das Neutcrbüro der Lüge. Wenn dieses Dementi nämlich er klärt, es handele sich um eine deutsche Behauptung, so ist das eine glatt« Verdl«hung der Tatsachen. Das halbamt liche Ncuterbüro hatte offenbar durch eine Panne eine Vcr- lustziffer von 4 Prozent in absolute Tonnageziffern um- gcwandelt, die sofort in Deutschland berechtigtes Aufsehen erregten, weil die Engländer bisher in absoluten Ziffern nur rund 250 000 Tonnen Verluste zugegeben hatten. Jetzt berichtigt mau sich selbst, meldet amtlich 322 000 Tomic» und — hat dabei vergessen, dast man ebenso amtlich vor we nigen Tagen über 70 000 Tonnen weniger gemeldet halte. Damit ist bewiesen: In dem krampfhaften Bestreben, die durch ein Versehen aus Churchills geheimer Schublade ins Ncuterbüro gerutschte wahre Bcrsenknngszlsfer wieder »urückzuholen, ist plötzlich ein« an-ec-v wieder aus der glei- > cheu Schublade aufgetaucht: Die Engländer haben bisher von ! der aktiven Kriegsflotte im wesentlichen mehr zugegeben, den Verlust der „Noyal Oak" und des Flugzeugträgers „Couragcous", die zusammen mit kleinen Einheiten eine Tonnage von wenig mehr als 50 000 Tonnen ausmachen würden. Jetzt gibt mau plötzlich 74 000 Touiicn zu und mel det diese Ziffer über deu Londoner Nundsunk. In der glei chen Sendung, in der man Lügcn-Churchills Rede wicdcr- gibt. Das war peinlich, weil Churchill bei „der Stange ge blieben" war und ans einer Vcrlnstziffcr von 50 000 beharrt hatte. Statt nun im Laufe der weiteren Nachrichtensendungen ausznkläreu, ob «s sich bei der mysteriösen Differenz um den jetzt zugegebenen Verlust der „Arc Noyal" oder eines an- dercn Kriegsschiffes handelt, wählte Radio London jetzt zur Beseitigung der erneuten Panne einen anderen Ausweg. Mau entfernte in dem späteren AnSzuge ans der Churchill rede die absoluten Ziffern vollständig und sprach weder von 50 000 noch von 74 000 Tonnen. Trotzdem verfing man sich abermals in dem wüsten Gestrüpp der eigenen Lügcnmel- dungen und erhöhte die Ziffer der versenkten Handelston nage nach Churchills Angaben auf 340 000 Tonnen. I« der Zeit zwischen 19 Uhr und 20.30 Uhr hatte sich der Verlust an Handelsschisfstonnage mithin beim Londoner Rundfunk von 822 000 auf 840 000 erhöht und die versenkte Tonnage der Kriegsmarine von 50 000 anf 74 000. Men« Radio London dieses atemberaubende Tempo bcibehält, wird man ja bald in der Lage sein, getrost die wirklichen Ziffer« ans Churchills Schublade z« veröffentlichen. Und angesichts dieses Tatbestandes wirft «»« Deutsch land vor. es treibe „Zahle«akrobatik"l ! krati« schonungslos enthüllt. Wieder einmal wurde die Frage der Unterstützungen für die Familien eingezogener Soldaten angeschnitten. Ein Abgeordneter, der sich dabei für die hungernden Frauen und Kinder ein seht?, für die die Herren 'Chamberlain, Churchill und Konsorten nur schöne Phrasen, aber keine tatkräftige Hilfe übrig haben, wurde von der bigotten englischen „Volks"-B«rtretung gezwungen, das „hohe" Haus zu verlassen, weil seine Anklagen dessen „Ansehen" verletzten. Auf die Erkläarung des PcnstonsministerS, daß „seines Misses" keine Schwierigkeiten mehr bestünden, di«s« Antr-stützungen zu beziehen, warf der Abgeordnete Dobbte «in: „Glaubt die Regierung nicht, daß es ein eigenartiges Licht auf ihr« eigene Organisation wirst und daß es eine Schande für die ganze Regierung ist, dah stets diese gleiche Antwort gegeben wird und daß es trotzdem immer noch Frauen in England gibt, deren Männer seit August im Wehrdienst stehen und die noch nicht einmal die erste Zahlung erhalten haben." Diese Feststellungen des Abgeordneten hatten lebhaft« . Einw«ndungen auf den Regierungsbänken zur Folge, - während die andere Seit« den Abgeordneten mit Zwi schenrufen unterstützte, di« Regierung müsse hierauf ant worten. > Anter ständigen Zwischenrufen unL Ordnungsrufes fuhr j Bobbi« fort: „Ich fordere eine Antwort. Ich hab« in meinem Wahlkreis eine Frau mit 8 oder 9 Kindern, die noch nicht einen Penny von der Regierung erhalten hat. Mit Ordnungsrufen können Sie hungrigen Frauen und Kinder nicht kommen. In dieser Woche habe ich in meinem Wahlkreis Frauen in Pfandleihen gehen sehen, um Dinge zu verpfänden, damit sie für ihre Kinder etwas zu essen kaufen können. Ich schere mich den Teufel um Ordnungsrufe, denn ich spreche hier für hungrige Frauen und Kinder". Als der Sprecher hierauf den Abgeordneten ersuchte, sich wegen feiner Bemerkungen zu entschuldigen, er widerte Dobbie: „Ich bin niemandem im Parlament oder im Lande zu einer Entschuldigung verpflichtet, wenn ich im Namen hungriger Frauen und Kinder spreche." Daraufhin ersuchte der Sprecher Dobbie, das Parla ment zu verlassen, was Dobbie auch tat, nachdem er er klärt hatte: „Im Namen dieser hungrigen Menschen ver lasse ich das Parlament, denn die Sache dieser Men schen steht mir höher als das Ansehen des Parlaments". Englische Schiffahrt völlig durcheinander Britische Reeder stöhnen über die Folge« des englischen Krieges. — Ködcrfrachtsätzc nnr für die Nentralc«. Amsterdam, 7. Dczcmbcr. Die neu festgelegten Frachtsätze der britischen Negierung hab«n bereits wieder, wie „Financial Times" berichtet, in englische» TchiffahrtSkreisen heftige Kritik ausgelöst. Do britischen Schiffsreeder beklagte» sich auch bei diese» höheren Frachtsätze» darüber, daß sie nicht ausreichtc» und immer noch weit unter denen lägen, die die britische Negierung neutralen Schiffen zugesteh«. Führende Schiffsrecöcr fürch teten, daß eine baldige weitere Erhöhung bcr Marine- und Kriegsrisikoversicheriingssätz«, teuerere Bunker und die Ver zögerungen, di« di« Gcleitzttgc erlitten, die jetzige Erhöhung der Frachtsätze schnell anssaugten. Dcr Vorsitzende verschiedener führender britischer Schiff- fakirtsgcscllschaften, Edmund H. Watrs, erklärte einem Ver treter der „Financial Times", wenn die britische Negierung dcr englischen Schiffsindustrie während der letzte» fünf Jahre die Gelder hätte znkommcn lasse», die si« jetzt für dis Bestechung der Neutrale» ansgebe, dann würde «s heute in Großbritannien keinen Mangel an Handclsschiffstomlage geben. Ein anderer Schiffseigentümer wies als Beweis dafür, daß die britische Negierung neutralen Needern höher« Frachtsätze gewähre, daraus hin, daß Neutrale im Bamn- wollhandcl 42 USA. Cents je Kubikfuß erhielte», während britische» N««dcr» für de» Transport derselben Menge lediglich 11 USA.-CciitS zngestanden würde». Japans Botschafter bei Halifax. Neuer Protest wegen britischer Sccränbcrei. London, 6. Dezember. Betreffs der völkerrechtswidrigen britischen Blockade deutscher Exportware» sind weiter« Vorstellung«» von dem japanischen Botschafter im Laufe «in«r Besprechung gemacht morde», die er mit Lord Halifax hatte. Der Botschafter wies darauf hin, -aß man vor einem aktuellen Problem stehe, da Waren deutscher Herkunft aus Verschissung nach Ja- pan warteten. Der Botschafter suchte anschließend auch den Unterstaotssekretär Butler aus.