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MMufferTageblatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und alle anderen Stände des Wilsdruffer Äezirks Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amishauptmannschast Meißen, des Stadl rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Noffen behördlicherseits bestimmte Blatt durch Klage cingezogcn werden mutz oder der Auttraggeber j» Konkur» gerät. Das »Wilsdruffer Tageblatt- erscheint an ollen Werktagen nachmiUags-4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. frei Haus, der Postbestellung 1.80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanstalten und Post- j-dcrzeil Bestellungen^- Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgeqenv ' . ^°d. sonstiger — — Betriebsstörungen besteht kern .Anspruch auf Lieferung der Zertung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto beiliegt. 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Der Mensch und die Ma schine sind die beiden Produktionsfaktoren, und wenn wir durch einen Fabrikbau, durch Schutzanstriche, Ole und Fette und durch eine sorgfältige Wartung die Maschine auf ihrer vollen Leistungsfähigkeit erhalten, dann wird dies alles nichts nützen und das betreffende Unternehmen versagen, wenn wir nicht dem Arbeiter und semer Fa milie durch ein gesundes Anwesen auf einer kleinen Wirt- fchaftsgrundlage die gleiche Pflege und Sorgfalt zuteil werden lassen. Wir können keine Straßen bauen, ohne an die Sied lungen zu denken. Wir können keine Siedlungen schaffen, ohne daß sich ihr Standort nach dem Arbeitsplatz des Arbeiters und nach den Verkehrswegen zwischen Wohnstätte und Arbeitsstätte richtet. Wir können auch nicht nur den augenblicklichen Bedarf im Wohnungswesen als Ausgangspunkt für eine Siedlungspolitik wählen. Wir müssen dort Wohnungen und Siedlungen schaffen, wo dauernde Existenzgrundlagen gegeben oder ge schaffen werden können. Die Kleinsiedlung umfaßt im Verhältnis zu einer bäuerlichen Ackernahrung nur kleine Flächen. 1000 Quadratmeter für Eigenland und 1500 Quadratmeter für zusätzliches Pachtland sind nur ein Anhaltspunkt. Da die Siedlung nur dann Erfolg haben wird, wenn sie wirtschaftlich richtig anfgebaut ist, kommt es neben der richtigen Planung der einzelnen Siedler stelle und der richtigen Planung des ganzen Siedlungs vorhabens in der Beziehung von Arbeitsstätte zur Wohn stätte und Rahrungsgrundlage vor allem auch darauf an, daß der Siedler und seine Familie geeignet sind. Die Fra gen der Auslese und Planung sind so besonders durch die Organe der Bewegung zu bearbeiten. Die wichtigsten Probleme, die zur Zeit auf dem Ge biete der Siedlung gegeben sind, sind die Fragen der Finanzierung, der Darlehenspolitik, der Land beschaffung, der Siedlerauslese und nicht zuletzt der Ver einfachung des Verfahrens. Erforderlich ist vor allem auch eine vernünftige Darlehenspolitik. Es ist entweder Unverstand oder grobe Täuschung, wenn man einem Siedler sagt, daß er Herr auf eigener Scholle wird, wenn man ihn auf der anderen Seite, wie dies früher der Fall war, 40 und mehr Jahre an einer Darlehens schuld hängen läßt. Auf diese Weise wird er bestenfalls zwischen 70 und 80 Jahren wirklicher Eigentümer. Wir müssen dafür sorgen, daß unter weitgehender Berücksichti gung des tatsächlichen persönlichen Bedarfs einer Siedler familie die Besitz bild ung als ein wichtiges wirt schaftliches und politisches Ziel der Siedlung in einem vernünftigen Zeitabschnitt erfolgt. Die Siedlerauslese muß heute nach ganz anderen Ge sichtspunkten erfolgen. Hierbei ist die Frau in ihrer Geeignetheit für diese Aufgaben ebenso sorgfältig zu prüfen wie der Mann. Ganz allgemein ist die Unter suchung auf Tauglichkeit nicht auf das Einzelindividuum, sondern auf die Familie abzustellen. Ganz besonderer Wert muß auf die Vereinfachung des Ver fahrens gelegt werden. Die Genehmigung eines ordnungsgemäß und einwandfrei ausgearbeiteten Bau vorhabens müßte für den Nachsuchenden eine Freude sein, und er müßte noch ein Lob dafür einstecken, daß er aus diese Weise zur Arbeitsbeschaffung und Wirtschaft^ belebung beiträgt. Für die Wirtschaftlichkeit der Siedlerstelle sind drei Hauptforderungen zu erfüllen: 1. Der Siedler braucht mindestens ebenso dringlich den Wirtschaftsraum, wie den Wohnraum. Es ist daher zu fordern, daß Stall und Wirtschaftsraum ebenso wie die Mittel für die Einrichtung der Gartenwirtschaft und der Tierhaltung von vornherein in der Finanzierung vorgesehen werden. 2. Garten- und Tierhaltung sind die Grundlage der Siedlerwirtschaft. Entscheidend ist daher einmal, daß die Bodenart für gärtnerische Bearbeitung geeignet und die Stelle groß genug ist, um Obst, Gemüse sowie Futter für die Tierhaltung zu erzeugen. 3. Selbst der bestgeplante Garten und die beste Aus stattung mit Kleintieren würde ohne wirtschaftlichen Er folg bleiben, wenn der Siedler nicht in der Lage ist, eine ordentliche Wirtschaft zu führen. Aus diesem Grunde ist im Gegensatz zur Erwerbslosensiedlung früherer Zeit die richtige Siedlerauslese geradezu entscheidend. Aber der Siedler muß für seine besondere Aufgabe auch geschult werden und diese Schulung kann nicht etwa durch einen einmaligen Lehrgang erreicht werden. Es ist daher unbedingt notwendig, daß in jeder Siedlung ein Lehrsiedler miteingesetzt wird, der die Siedlung be treut und berät. Alle Berichte beweisen, daß wir gegenwärtig in Deutschland noch einen sehr großen Wot>«>»nnö Vas brttilche Kabinett ?ur ckeuttcben Stellungnahme Unter dem Vorsitz des Ministerpräsidenten MacDonald tagte das englische Kabinett, um sich eingehend mit der deutschen Antwort auf die englisch-französischen Paktvor schläge zu befassen. Dem Kabinett lag die Stellungnahme des Abrüstungsausschusses der Negierung vor, der be reits am Vortag über die weitere Behandlung der mit dem Londoner Protokoll zusammenhängenden Fragen beraten hatte. Obwohl über das Ergebnis der Kabinettssitzung an sich vorerst wenig verlautet, wird in unterrichteten Kreisen darauf hingewiesen, daß als nächster Schritt eine erneute englisch-französische Fühlungnahme auf diplomatischem Weg zu er warten sei. Der bevorstehende Besuch des englischen Außenministers Sir John Simon in Paris wird mit der neuen Entwick lung nicht in Zusammenhang gebracht, weil es sich um eine schon vor längerer Zeit ergangene Einladung an Simon handle, im Rahmen der von der Pariser Zeitung „Temps" veranstalteten außenpolitischen Vortragsreihe eine Rede über die „Verfassungsmäßigkeit des britischen Parlamentarismus" zu halten. Es wird jedoch als nicht ausgeschlossen bezeichnet, daß Simon, der am Donners tag, 28. Februar, in Paris weilt, die Gelegenheit zu einer Aussprache mit den für die französische Außenpolitik verantwortlichen Persönlichkeiten benutzen dürste, falls die diplomatischen Besprechungen über die deutsche Ant wort bis dahin nicht zum Abschluß gekommen sein sollten. In sachlicher Hinsicht wird die Lage in maßgebenden englischen Kreisen wie solgt beschrieben: Bevor der vor geschlagene Luftpakt näher erörtert werden könnte, sei es notwendig, die Hintergründe der Gesamtheit der Londoner Paktvorschläge in ein klareres Licht zu stellen. Bei der Beurteilung dieses großen Fragenbereiches müßten sich alle beteiligten Mächte die Tatsache vor Augen führen, ob das Hauptziel der englisch-französischen Vorschläge die allgemeine Befriedung Europas sei. Die Erreichung dieses Zieles hänge von der erfolgreichen Behandlung der fol genden vier Fragen ab: die Stabilisierung der poli tischen Lage im Osten Europas, die Sicherung Oester reichs, die Stärkung des Völkerbundsgedankens und die Rückkehr Deutschlands auf den Platz, den einzunehmen es berechtigt sei. Sollten die Verhandlungen über diese Fragen mit Erfolg weitergeführt werden, so ergibt sich nach englischer Auffassung die Notwendigkeit einer Präzisierung des deutschen Standpunktes hinsichtlich der im Londoner Protokoll aufgeworfenen Sicherheitspaktfragen, deren Klarstellung eine Voraussetzung sür den Abschluß der Luftkonvention sei. Wenn an verantwortlicher englischer Stelle unmittelbar im Anschluß an die Beendigung der englisch-französischen Konferenz am 3. Februar die Luft konvention als ein Zusatzpakt bezeichnet worden sei, io dürfe der Umstand nicht übersehen werden, daß die im ersten Teil des Londoner Protokolls erwähnten Punkte bereits Rückschlüsse auf die Zusammenhänge zulicßen. „Preß Association" schreibt im Zusammenhang mit der Kabinettssitzung u. a., daß die Unterredung zwischen dem englischen Außenminister und dem französischen Bot schafter bereits die Eröffnung der in Aussicht gestellten Fühlungnahme zwischen England und Frankreich über die Antworten Deutschlands, Italiens und Belgiens darstellt. Eine unmittelbare englisch-deutsche Aussprache sei eine Frage, die wahrscheinlich erst dann beantwortet werde, nachdem Berlin weitere Erklärungen gege- be» habe. Politische Beobachter verträten die Auffassung, daß angesichts der Stellung Hitlers ein Besuch Simons oder möglicherweise eines anderen britischen Ministers in Berlin wahrscheinlicher sei, als eine Reise des deutschen bedarszu befriedigen haben. Dieser Wohnungsbedars der sich bereits jetzt als starker Druck auswirkt, ist ganz besonders in der Kleinstadt vorhanden. Es wird vaher auch an die Landgemeinden und ihre organische E''twEung gedacht werden müssen und bis zu einem gewissen Grade sogar an die Schaffung neuer e m e rnden in siedlungsleeren Räumen. . 7Qr des Siedlungswerkes liegt aber darin, aaß unsere deutsche Arbeiterschaft, die in der Großstadt MnV großen Teil zum Proletarier wurde und ihre nnoung an die Heimat verlor, von neuem dem Boden verbunden wird und die Heimat wiedergewinnt. Außenministers nach London. Uebrigens habe der fran* zösifche Botschafter dem englischen Außenminister versi chert, daß seine Regierung an einer englisch-französischen Zusammenkunft nicht den geringsten Anstoß nehmen werde. Die Bedeutung der deutschen Antwort. „Times" befürwortet englischen Ministerbesuch in Berlin. Die deutsche Antwort auf die Londoner Vorschläge ist in einer Sitzung des französischen Ministerrats beraten worden. Man hat jede Entscheidung vermieden. Es wird offiziös bekanntgegeben, daß man den englischen Mi nistern nicht vorgreifen wolle und daß, wie auch der Be schluß der englischen Minister über gesonderte deutsch-englische Besprechungen ausfalle, die Zustimmung der französischen Regierung erfolgen würde. Man ist also in Paris mit direkten deutfch-englischen Be sprechungen einverstanden, ist aber der Ansicht, daß die diplomatische Vorbereitung eines deutsch-englischen Mei nungsaustausches mehrere Wochen beanspruchen dürfte. In Vorbereitung einer englischen Kabinettssitzung am Mittwoch hatte der Abrüstungsausschuß des englischen Kabinetts bereits Verhandlungen gehabt, in denen nach allen vorliegenden Nachrichten auch mit der Möglichkeit eines deutsch-englischen Meinungsaustausches vielleicht zu einer etwas früheren Zeit als man in Paris an nimmt, gerechnet worden ist. Man hat in London an scheinend erkannt, daß dieser Meinungsaustausch in Form der Fahrt von Vertretern der englischen Regie rung nach Berlin am besten stattfindet. Dagegen scheint man sich über den Inhalt der Besprechungen weder in Paris noch in London vorläufig ganz klar zu fein. Von besonderer Bedeutung ist gegenüber dieser Un sicherheit ein L e i t a u fs a tz d e r „T i m e s", der sich für unbedingte Gleichheit bei den Verhandlungen zugunsten Deutschlands einsetzt. Das Blatt tritt dafür ein, daß Mitglieder des englischen Kabinetts möglichst bald Berlin besuchen sollen, da man sich praktisch nur in Berlin mit dem Führer und Reichskanzler einigen könne. In einer langen Betrachtung wird dann von der „Times* der Beweis versucht, daß man Deutschland schon bisher in Gleichberechtigung behandelt habe. Das Blatt hebt aber gegenüber diesen nicht ganz richtigen Betrachtungen mit vollem Recht noch hervor, daß Adolf Hitler vielfach die Hand zur Verständigung zu friedlicher Zusammen arbeit in seinen Kundgebungen geboten habe. Es dürfte nicht die Gelegenheit versäumt werden, die sich zu einer Verständigung biete. Heute werde Deutschland sich sicher lich nicht mit dem Zahlenverhältnis etwaiger deutscher Luftstreitkräfte zu denen anderer Länder begnügen, das Deutschland noch vor einem Jahr vorgeschlagen habe, heute verlange Deutschland Gleichheit in jeder Beziehung, Gleichheit auf dem Gebiet militärischer Geltung, Gleichheit bei Verhandlungen. Es sei unendlich besser, wenn ihm das Geforderte auf Grund freundschaft licher Vereinbarungen znkomme und nicht auf Grund einer Reihe herausfordernder Handlungen auf deutscher Seite und von widerwilligen Zugeständnissen der anderen. Die „Times" geht dann so weit, daß sie erklärt, es sei klar, daß der Abschluß einer L u ft k o n v e n t i o n für sich allein schon einen ungeheuer stabilisierenden Wert haben würde. Es sei besser, mit einzelnen Vereinbarun- gen zu beginnen und langsam aufbaucnd auf eine all gemeine Regelung auszugehen. Der Artikel der „Times" zeigt, in welchem Umfang die englische öffentliche Meinung nach einigem Schwanken die große Bedeutung der deutschen Antwort auf die Lon doner Vorschläge erkannt hat. „SN" mn ZeMrWeidW Sei de« WMlmMtlmn. London, 20. Februar. Das liberale Abendblatt „Star* schreibt in einer redaktionellen Notiz, daß die britischen und französischen Staatsmänner, die in ihrer gemeinsamen ErNä- rung vom 3. Februar eine prompte Verhandlung über das Lufllocarno gefordert hätten, nunmehr wertvolle Zeit mit cmcr endlosen Erörterung von Fragen der Priorität und des Ber- handlungsversahrens verschwendeten. Die Berliner Antwort habe schon auf sich warten lassen, aber Hitler habe sich u'^g- stens zu schnellen Verhandlungen über den Luftpakt berciter- klärt. „Warum", so fragt der Star, „lassen sich Machold, Baldwin und Simon durch die Vorurteile und durch die K ei- nigkeitskrämereien ihrer franzoseufreundlichen Kollegen und Beamten aufhalten? Der diplomatische Mitarbeiter des istar