Volltext Seite (XML)
Das Louis-Lewandowski-Festival am 21. Dezember 2013 zu Gast in der Evangelischen Hoffnungskirche zu Pankow Leipziger Synagogalchor Leitung: Ludwig Böhme Kathleen Glose (Mezzosopran) Clemens Posselt (Klavier, Orgel) Reinhard Riedel (Violine) In diesem Programm beleuchtet der Leipziger Synagogalchor das Festivalthema „Zerrissenes Firmament" von der jiddischen Seite. Im Zentrum stehen die Lieder von Mordechaj Gebirtig aus Krakau, der in seinen selbstgedichteten Liedern Themen des jüdischen Lebens aufgreift - wie z.B. die tröstende Mutter, die ihr hungriges Kind in den Schlaf singt, oder die sehnsüchtig melancholische Betrachtung von sorgenfrei spielenden Kindern im Frühling. Gebirtig, der 1942 im Krakauer Ghetto erschossen wurde, verarbeitet auch die dramatischen Entwicklungen für die Juden zur Zeit der Nazi-Diktatur, gipfelnd im dramatischen Inferno bei „'S brennt" und dem furchtbar sarkastischen Lied „'S is gut". Bewusst stehen am Ende des Programms zwei Kompositionen, die die Sehnsucht nach Frieden thematisieren: einerseits Jesajas Vision einer friedlichen Welt in „Kum Jeschajes cholem" und schließlich ein Werk des Festival-Namensgebers Louis Lewandowski, das die Melodie des „Kol nidre" verarbeitet und in einem deutschen Gedicht von Leopold Stein nach vielen erlittenen Qualen Trost und Versöhnung durch Gott verspricht. Huljet, huljet, kinderlech Soli, Chor, Klavier Mordechaj Gebirtig (1877-1942) Bearb.: Fredo Jung (* 1949) Spielt, Kinder, der Frühling beginnt. Wie beneide ich euch! Tobt euch aus, Kinder, solange ihr jung seid, denn vom Frühling bis zum Winter ist es nur ein Katzensprung. Versäumt keinen Augenblick. Lasst mich mitspielen, denn meine Seele ist noch jung und vergeht vor Sehnsucht. Wie gerne will sie aus dem alten Körper fliehen. Margaritkelech Solo, Chor, Klavier Text: Salman Schneur (1887-1959) Melodie: Trad. Bearb.: Friedbert Groß (* 1937) Im Wald wachsen Gänseblümchen, kleine Sonnen mit weißen Strahlen. Still und verträumt kommt Chawele daher, ein Liedchen trällernd. Ihr begegnet ein hübscher Bursche mit pechschwarzen Locken und funkelnden Augen, der fröhlich in ihr Lied einstimmt. „Ich hab das schönste Gänseblümchen gefunden, es hat Zöpfe und saphirne Augen!" Chawele lässt sich verführen. Als die Sonne untergeht, ist der Bursche verschwunden. Chawele sitzt allein im Wald und singt erneut ihr Lied. Hungerik dajn Ketzele Solo, Chor, Klavier Mordechaj Gebirtig Bearb.: Friedbert Groß (* 1937) Eine Mutter singt ihr hungriges Kind in den Schlaf. Es soll nicht weinen und jammern, sondern still sein wie das Kätzchen, das Püppchen und die betrübte Mutter. Schlaf, meine Krone, der Schlaf lindert die Not. 1/2