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königlich Aäehfisehev Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- und Mittelbehörden. Nr?48^ Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hofrat Doengesin Dresden. <1 Dienstag, 27. Februar 1912. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerstraße 1S, sowie durch die deutschen Postanstalten 3 Mart vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint: Werktag- nachmittag-. — Fernsprecher: Expedition Nr. 1295, Redaktion Nr. 4574. Ankündigungen: Die Ispaltige Grundzeile oder deren Raum im Ankündigungsteile 30 Pf., die2spaltige Grundzeilc oder deren Raum im amtlichen Teile 75 Pf., unter dem Redaktionsstrich (Eingesandt) 150 Pf. Preisermäßigg. auf GeschLftSanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. Se. Majestät der König hat Atterhöchstfeinen «Sillen dahin ausgesprochen, daß ein Einfluß auf den Psingsturlaub der Unteroffiziere und Mannschaften durch militärifche Feierlich keiten aus Anlaß de« auf den Pfingstfonnabend fallenden Allerhöchsten Geburtstages nicht eintreten fall. Jnfolge- deffen hat Se. Majestät der König auch den Ausfall der Parade in Dresden für diefeS Jahr besohlen. * Rach einer Meldung aus Paris hat die militärische Räumung des an das Deutsche Reich abgetretenen Songo- gebietS bereits begonnen. In der portugiesischen Deputiertenkammer erklärte der Ministerpräsident in Beantwortung einer Interpellation, daß nie ein Ministerium der Republik daran gedacht habe, irgendeine portugiesische Kolonie zu veräußern. In Beirut herrscht dank der energischen Maßnahmen der Behörden gute Ordnung. * In Lawrence (Massachusetts) kam eS in Verbindung mit dem TextilarbeiterauSstand zu neuen Ausschreitungen. Der drohende Sohlenarbeiterstreik in England hat den Ernst der Lage im Bergbau in Amerika zusehends verschärft. Amtlicher Teil. Auf Allerhöchsten Befehl wird wegen Ableben- Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs Wilhelm von Luxemburg am Königlichen Hofe die Trauer auf 2 Wochen, vom 27. Februar bis mit 11. März 1912, angelegt. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß der Reichsgerichtsrat a. D. Schle singer in Leipzig den ihm von Sr. Majestät dem Kaiser, König von Preußen verliehenen Stern zum Roten Adler orden 2. Klasse mit Eichenlaub anlege. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß der Architekt Max Hans Kühne in Dresden das ihm von Sr. Majestät dem König der Belgier verliehene Offizierskreuz des Ordens Leopolds II. annehme und trage. Perfonalveränderungen in der Armee Offiziere, Fähnriche usw. 24. Febr. Thierig, Ltnt. im Schützen- (Füs.-) Regt. „Prinz Georg" Nr. 108, mit dem 29. d. M. von dem Kommando zur Dienst leistung beim Fußart.-Regt. Nr. 12 enthoben. — 26. Febr. Die nachgenanntcn Portepee-Unteroffiziere, Oberprimaner des Kadettenkorps, in der Armee als Fähnriche angestellt und zwar: Frhr. v. Hausen im 1. (Leib-) Gren.-Regt. Nr. 100, v. Hesler im 2. Gren.-Regt. Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen", Schönknecht im 8.Jnf.- Regt. „Prinz Johann Georg" Nr. 107, Schroeder im Schützen- (Füs.-) Regt. „Prinz Georg" Nr. 108, Richter im 12. Jnf.-Regt. Nr. 177, Tränkner im 13. Inf. Regt. Nr. 178, Bachmann im 15. Jnf.-Regt. Nr. 181, Frhr. v. Beschwitz im 3. Hus.-Regt. Nr. 20, Wunderlich im 1. Ulan.-Regt. Nr. 17 „Kaiser Franz Joseph von Öster reich, König von Ungarn", Noetzold im 2. Ulan.-Regt. Nr. 18, Meißner im 2. Feldart.-Regt. Nr. 28, Elßner im 6. Feldart.-Regt. Nr. 68, Brümmer bei den Königl. Sächs. Kompagnien des Königl. Preuß. Eisenb.-Regts. Nr. 2. Ludovici, Gefreiter, Oberprimaner des Kadettenkorps, ais charakteris. Fähnrich in der Armee und zwar im 7. Jnf.-Regt. „König Georg" Nr. 106 an gestellt. Warnung. Zahlreiche in letzter Zeit an verschiedenen Orten be obachtete, meist tödlich verlaufene Vergiftungen in Folge GenussesvonGetränken,zuderenHerstellung Methylalkohol (Holzgeist) Verwendung gefunden hatte, haben erneut die große Giftigkeit dieses Stoffes erwiesen. Es steht fest, daß nicht nur die Aufnahme von Methylalkohol selbst in der geringen Menge von wenigen Grammen in den Magen zu schweren Bergiftungserscheinungen in Form von Gehirn lähmung oder anderen Organerkrankungen, insbesondere des Auges (Sehstörungen bis zu völliger Erblindung) führen kann, sondern daß auch die Einatmung von Dämpfen des Methylalkohols solche Erkrankungen auszulösen vermag. Da, wie sich gezeigt hat, Methylalkohol in den letzten Jahren vielfach und eindringlich als billiges Ersatzmittel kür den gewöhnlichen Alkohol (Spiritus, Aethylalkohol) an gepriesen worden ist, und unerachtet der so bedauerlichen Vorkommnisse immer noch angepriesen wird, sieht sich das Königliche Landes-Medizinal-Kollegium veranlaßt, ein dringlich vor der Verwendung von Methylalkohol, sowie von Spiritusersatzmitteln zur Herstellung von Nahrungs- und Genußmitteln, sowie von Borbeugungs- und Stär kungsmitteln und von Heilmitteln, sowohl zum innerlichen als auch äußerlichen Gebrauche zu warnen. Ebensowenig sollte Methylalkohol bei der Anfertigung von kosmetischen Mitteln, wie Waschwässern, Haarwässern, Mundwässern Verwendung finden, auch nicht bei Zubereitungen, die zur Zerstäubung oder Verdampfung in geschlossenen Räumen bestimmt sind. Dresden, im Februar 1912. 1412 Das Königliche Landes-Medizinal-Kollegium. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche de» Mmifterium» de» Krieg». Beamte der Militärverwaltung. Durch Verfügung des KriegsministeriumS. 21. Febr. Die Oberapotheker der Res.: vr. Bötticher im Landw^Bez. II Dresden, Prof. Dr. Härtel im Landw -Bez. H Leipzig, — zu Stabsapothekern des Beur laubtenstandes besörchert - (Behördliche Bekanntmachungen erscheinen auch im Inseratenteil) Richtamtlicher Teil. Vom Königlichen Hofe. Dresden, 27. Februar. Se. Majestät der König wird um 8 Uhr den Regimentsabend beim Gardereiter regiment besuchen. Deutsches Reich. Postscheckvertehr. Nach dem Geschäftsbericht des Reichspostamts für das Kalenderjahr 1911 hat der Postscheckverkehr des Reichs* Postgebiets einen Gesamtumsatz von 25117 Mill. M- erzielt, das sind gegenüber 1910 36 Proz. und gegenüber dem ersten Geschäftsjahr 1909 156 Proz. mehr. Die Zahl der Kontoinhaber ist auf 62 450 gestiegen, d. h. in den beiden letzten Jahren um 71 Proz. Von den Konto inhabern sind 74,5 Proz. gewerbliche Unternehmungen und Kaufleute. Das Guthaben der Kontoinhaber betrug Ende Dezember 1911 139,7 Mill. M.; es hat sich dem nach gegen 1909 (63,6 Mill. M.) mehr als verdoppelt. Den Konten wurden im Jahre 1911 gutgeschrieben 12^ Milliarden M., darunter 7,2 Milliarden M- durch Einzahlungen mit Zählkarte und 5,3 Milliarden M. durch bargeldlose Übertragung von anderen Postscheckkonten. Unter den Abschreibungen umfaßten die baren Auszahlungen 5300 Mill. M., die bargeldlos durchgegeführten Last schriften dagegen 7226 Mill. M., das sind 136 Proz. der Barrückzahlungen. Im internationalen Postgiro verkehr mit Österreich, Ungarn, der Schweiz und Belgien wurden 1911 58,6 Mill. M. bargeldlos überwiesen. Am 1. Januar 1912 ist noch Luxemburg diesem Verkehr bei getreten. Zusammenwirken der Bernfsgenossenschaften mit den Vereinen vom Roten Kreuz. Im Reichsversicherungsamt tagte am 22. Februar der Hauptausschuß für das Zusammenwirken der Be rufsgenossenschaften mit den Vereinen vom Roten Kreuz auf dem Gebiete der ersten Hilfe unter Leitung des Präsidenten des Reichsversicherungsamts VI)r Kauf mann. Es waren außer den Vertretern des Reichsver sicherungsamts unter anderen als Vertreter des Roten Kreuzes Generalleutnant z. D. v. Gersdorf, Generalmajor z D Ratzinger und Prof. Kimmle, für den Verband der Deutschen gewerblichen Berufsgenossenschaften die Kom merzienräte Happold, Knobloch und Francke, für den Ortsausschuß Berlin Generalleutnant z. D. Schüler und Direktor v. Spiecker anwesend. Auch die Ortsausschüsse Liegnitz, Siegen, Euskirchen, Nürnberg, Chemnitz, Reut lingen, Mannheim waren fast durchweg vertreten. Der Jahresbericht über die Tätigkeit des Hauptausschusses und der Ort»au»schüffe ergab, daß in den ersten neun Monaten unter Aufwendung von 15 510,78 M. 1458 Männer und 187 Frauen als Betriebshelfer ausgeblldet und geprüft worden sind. Diesem günstigen Ergebnis entsprachen im allgemeinen die Berichte veracht bestehenden Ortsausschüsse über die Entwicklung der Unterrichtskurse und die erzielte zweckentsprechende Ausbildung der Helfer. Neue Orts ausschüsse haben sich gebildet und sind vom Hauptausschuß bestätigt worden in den Städten Danzig, Breslau, Mainz, Karlsruhe, München, Augsburg, Regensburg, Fürth, Straßburg. Außerdem hat sich für Westfalen eine provinzielle Vereinigung gebildet. — Grundsätzlich genehmigt wurde die Einbeziehung von Vororten in den Wirkungskreis der Ortsausschüsse. Es wurde Übereinstimmung darüber erzielt, das; der Anschluß von ähnlichen Bestrebungen, wie die des Hauptausschusses an die Ortsausschüsse nur im Ein vernehmen mit dem Hauptausschuß erfolgen dürfe. Verschiedene Verbesserungen und Vereinfachungen des Geschäftsverkehr- zwischen dem Hauptausschuß und den Ortsausschüssen wurden beschlossen. Einzelne Zweifel wegen Tragung der Kursus- und der allgemeinen Kosten wurden geklärt und die Ausdehnung der Tätigkeit auf mittlere und kleinere Betriebe für erwünscht be zeichnet. Die Ausgestaltung des praktischen Unterrichts in Kliniken, Verbandsstätten »c. einschließlich der Auswahl dcrUnterrichtsleitsäden soll den Vereinen vom Roten Kreuz je nach den örtlichen Ver hältnissen überlassen bleiben. Abschlußprüfungen für BetriebS- helfer und baldige Wiederholungskurse wurden für notwendig erklärt. Die Erteilung von formlosen Bescheinigungen über die Teilnahme an den Ausbildungskursen wurde unter Benachrichtigung des Betriebsunternehmers für zulässig erachtet. Empfohlen wurde die Veranstaltung von Zusammenkünften der ausgebildeten Be triebshelfer, um ihr Interesse wachzuhalten. Die Anregung, die einzelnen Hilfeleistungen durch Zählkarten statistisch festzulegen, wurde den Ortsausschüssen empfohlen. Der Vorsitzende schloß mit Worten des Dankes für die angeregte und erfolgreiche Beteiligung an den Ver handlungen die Versammlung und gab der Hoffnung Ansdruck, daß auch die diesjährige Tagung dazu bei tragen werde, die Überzeugung von der Bedeutung der Sache auch in solche beteiligte Kreise zu tragen, die ihr bisher zweifelnd gegenübergestanden hätten. Die Ziele und Aufgaben der Krieger-Fürsorgekaffe. Die „Kyffhäuser-Korrespondenz" schreibt: Die wirtschaftliche Tätigkeit der deutschen Kriegervereine bestand bisher neben der Einrichtung ihrer Sterbekassen in ihrer Unterstützungstätigkeit. Die in dieser Beziehung von den Krieger vereinen ausgeübte Liebestätigkeit darf trotz der geringen An forderungen, die an die einzelnen Mitglieder in bezug aus Bei tragszahlungen gestellt werden, als eine große soziale Arbeit bezeichnet werden, und sie ist, ve hältnismäßig genommen, bis heute von keiner Partei, keinem Verein oder Verband erreicht worden. Trotzdem stehen viele Tausende von gedienten Soldaten aus denjenigen Ständen, die zu den wirtschaftlich Schwachen gehören, den Kriegervereinen noch fern, und von Jahr zu Jahr mehr wendet sich der größte Teil der jährlich zur Entlassung kommenden Reservisten der Sozialdemokratie zu. Die Ursachen dieser Erscheinung sind nur zu bekannt. Auf der einen Seite ist es der unerhörte Terrorismus, der von der Sozialdemokratie angewandt wird, und der die jungen Arbeiter, mögen sie wollen oder nicht, in die sozialdemokratischen Gewerkschaften zwingt, lvenn sie Arbeit und Brot finden wollen, und auf der anderen Seite werden die jungen Leute von den freien (sozialdemokrati schen) Gewerkschaften geködert durch das von ihnen ausgebildet Unterstützungswesen. Daß diese Unterstützungen e kauft werde müssen mit gewaltig hohen Beiträgen und mit sehr großen Ver waltungsausgaben, das wird den Arbeitern, die der roten Partei Mitläuferdienste zu leisten gezwungen werden, nicht klar Es ist hohe Zeit, daß die Kriegcrvereine dem alljährlich wachsenden Zuzug der jungen Reservisten zu den sozialsemo- kratifchen Gewerkschaften entgegentrete». Das Bestreben der Kriegervereine muß sein, auch in wirtschaftlicher Beziehung die Kameraden noch mehr als bisher zu schützen. Tic Krieger vereine müssen Einrichtungen schaffen, die den Mitgliedern Schutz gewähren gegen den Terrorismus der Sozialdemokratie und ihnen die gleichen Leistungen bieten wie die freien Gewerkfchastcn, und zwar in erhöhtem Umfange gegen geringere Bei träge. Um dies zu erreichen, ist der Gedanke der Krieger- fürforgekasse entstanden. Diese Kriegerfürsorgekasse will nun aber keineswegs die Arbeiter verhindern, ihre Berufsinteressen in Gewerks basten oder anderen Vereinigungen wahrzunehmen; sie will auch nicht in den Kampf zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern eingreisen; sie will lediglich die Kameraden-Arbeiter vor sozialdemokratischem Terrorismus schützen, wenn sie von der Partei oder von den freien (sozialdemokratischen) Gewerkschaften deshalb verfolgt werden, weil sie Mitglieder eines Kriegervereins sind oder weil sie einer sozialdemokratischen Gewerkschaft nicht angehören wollen oder wenn sie infolge von Lohnkämpfen ohne ihr Zutun und gegen ihren Willen unschuldig in Arbeitslosigkeit und Not geraten. In den Kriegervereinen sind Arbeitnehmer wie Arbeit geber; deshalb müssen die Kriegervereine beiden gegen über strengste Unparteilichkeit üben. Es gibt aber außer den Arbeitern und Arbeitgebern noch eine große Anzahl anderer Kamrraden, die wegen ihrer schwachen wirtschaftlichen Lage leicht in Not geraten können. Soll daher die Sasse ihren Zweck ganz erfüllen, so muß sie sich in den Dienst aller wirtschaftlich schwachen Kameraden stellen und ihre Unterstützungstätigkeit den Bedürfnissen der verschiedenen Schichten der Kameraden anpassen, ohne ihr ursprüngliches Ziel dabei aus den Augen zu verlieren. Bon diesen Gesichtspunkten ausgehend sind, wie der gefchäfts- führende Vorsitzende des Deutschen Kriegerbundes, Geh. Regierungsrat Westphal, in der „Parole" auSsührt, den jeweiligen Bedürfnissen der Kameraden entsprechend als Aufgaben der zu errichtenden Fürsorgekasse folgende in Aussicht genommen: