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Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspreis einschließlich der illustrirten Beilagen „Gute Geister" u. „Zeitbilder" sowie des illustr. Witzblattes „Seifenblasen" 1,50 Ml. Zeitung M Wrand, StiserLdsrs. Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Pf-, für auswärtige Inserenten 1b Ps. Tabellarische Inserate werden doppelt berechnet. Annahme von Anzeigen für alle Zeitungen. Nummer 49. Donnerstag, dell 26. April 1900. 13. Jahrgang. Aus Nah und Fern. — Königs Geburtstagsfeier und Stiftungs- f est. Der M i litärverein Rabenau und Umgegend veranstaltete ain Montag Abend im festlich geschmückten Saale des Amtshofes eine von echtem Patriotismus Zeug- niß ablegende Doppelfeier, zu der sich auch eine größere Anzahl geschätzter Gäste eingcfunden hatte. Nach einigen einleitenden Musikpieyen, die von der Hauskapelle exakt gespielt wurden, hieß der Vorsitzende, Herr Moritz Hauptvogel, mit markigen Worten die Erschienenen herzlich willkommen. Weiter betonte der Redner, daß trotz mancher Schwierigkeiten, welche der Verein in den ver flossenen 28 Jahren zu überwinden gehabt, die seitherige Leitung es doch verstanden habe, denselben groß zu machen und in jene Bahn zu geleiten, wo er dem Namen nach hin gehöre. Zum Schluß bat er die Kameraden, auch ferner hin festzuhalten an der Liebe und Treue zu König und Vaterland, Kaiser und Reich. Dirigirt von seinem Chor meister, Herr Lehrer Lange, trug die bewährte Sängerab- theilung des Vereins das stimmungsvolle Lied „Unsern König, unser Land, segne schirmend Gottes Hand" in -schöner Weise vor. Herr Bürgermeister Wittig hielt sodann eine begeisterte, Vaterlandsliebe bekundende Festrede, in der er die wichtigsten Lebensabschnitte unseres geliebten Königs anführte, pries den Führer der Maasarmee als hervor ragenden Feldherrn, als Friedensfürst und als trensorgenden Landesvater. Das beste Geschenk, was man dem allverehrten 72 jährigen Regenten darbringen könnte, sei die Sachsen treue. Diese unserem theuren Könige zu bewahren, sei die Pflicht eines jeden Sachsen. Mit dem Gelübde unwandel barer Treue schloß der verehrte Redner seine Ansprache, die in ein begeistert ausgenommenes Hoch ans König Albert ausklang. Im Anschluß an diese Rede wurde die Sachsen- Hymne gesungen. In der weiteren Folge der Vorträge wurde namentlich ein Einakter „Monsieur Herkules" mit lebhaftem Danke ausgenommen. Großen Anklang und gerechten Beifall fanden die humoristische Scene „Soldaten liebe auf der Promenade" sonne zwei Couplets, welche in durchaus vollendeter Weise zur allgemeinen Heiterkeit zu Gehör gebracht wurden. Zum Schluß erfreute die Sängerabtheilung die Festversammlung noch mit dem Liede „Jauner mehr". So dann schwang Terpsichore ihr liebliches Scepler — und erst der grauende Morgen trennte die stattliche Versammlung. — Wie alljährlich, so wurde auch diesmal der Geburts tag Sr. Majestät des Königs Albert von Lehrenden und Lernenden nuferer Schule festlich begangen, und zwar in der vom Turnverein „Vorwärts" liebenswürdig zur Verfügung gestellten Turnhalle. Die Feier, der außer dem Lehrerkollegium und den oberen 3 Schulklassen auch einige Herren und Damen aus der Bürgerschaft beiwohnten, wurde eingeleitet durch den Gesang der ersten beiden Strophen des Liedes „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren!" Nachdem Herr Direktor Weyngärtner den 61. Pfalm gebetet hatte und das von unserem Herrn Cantor Burkhardt für stimmigen Kinderchor und Harmoniumbe- gleituug in Musik gesetzte und in gediegener Weise zum Vortrag gebrachte „Gebet für den König" verklungen war, ergriff Herr Lehrer Tietze das Wort zum Festvortrage. Ausgehend von einem Hinweis Huff das schöne Zusammen treffen des Wiegenfestes unseres greisen Königs mit dem großen Gebnrtsfeste in der Natur, kuüpfte er seine erschöpfenden Darlegungen an das Wort aus Schillers Glocke: „Arbeit ist des Bürgers Zierde, Segeu ist der Mühe Preis. Ehrt deu König, seine Würde, ehret uns, der Hände Fleiß!" Nachdem der Festredner die Königswürde im Allgemeinen gezeichnet hatte, gedachte er der Würde unseres Königs als einer Doppelwür'de, der eines Generalfeldmarschalls, die sich König Albert auf den blutgetränkten Gefilden von St. Privat, Sedan und Paris erworben habe, und der eines weisen Friedensfürsten, wie sie uns das hohe Ansehen kund thue, das unser König an den Höfen von Berlin und Wien ge nießt. Daß aber dieser Königswürde auch der Fleiß der Bürger ebenbürtig zur Seite stehe, das zeigte der Herr Vortragende, indem er hinwies auf Sachsens Industrie und Bodenkultur. Nachdem noch drei Schulkinder Gedichte in recht zufriedenstellender Weise vorgetragen hatten, nahm Herr Direktor Weyngärtner die Vertheiluug der aus Mitteln vcr Albert stiflung für bedürftige Kinder beschafften Schul bücher vor. Durch den Gesang der dritten Strophe des Liedes „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren!" fand die würdige Feier ihre» Abschluß. — Eingesandt! Es bleibt dabei, daß bei Herrn Bauer nicht sämnttliche Gehilfen unterzeichnet hatte», die Arbeit zu den allen Bedingungen wieder aufzunehmen, sondern eben nur drei. Wenn sich neuerdings noch einige Streikbrecher gefunden haben, so lag das außer unserer Berechnung. — Wird Herr Bauer auch einem Ausschuß der Arbeitgeber die Thatsache vorlegen, daß er den Polirer A. Auxel, welcher früher bei Herrn F. Weise beschäftigt war, eingestellt hat? — Erlogen sind übrigens die Behauptungen von der angeblichen Opposition der Streikenden gegen die Lohnkommission. Diese Opposition scheint vielmehr Arbeitgeber- oder Streikbrecherphantasie zu sein. Auch kann Herr Bauer unsere Behauptung, daß wir vom Anfang an bestrebt gewesen seien, den Streik zu schlichten, nicht wiederlegen. Diese Thatsache beweist übrigens auch die Anwesenheit des Kollegen Becker vom Hauptvorstand. Dies unser letztes Wort in dieser Sache. Die Ortsverwaltung des Deutschen Holzarbeiter-Verbandes der Zahl stelle Rabenau. — Herr Gemeindcvorstand Menzer nebst Gattin in Grvßölsa beging letzter Tage die Feier der silbernen Hochzeit. Bereits im Laufe des Vormittags wurde das Jubelpaar durch zahlreiche Gratulationen von nah und fern erfreut, darunter auch die Glückwünsche des Gemeinde- rathes und Schulvorstandes sowie fämmtlicher Ortsvereine. Möge es dem würdigen Jubelpaare beschieden sein, sich noch recht lange eines gesunden Lebensabends zu erfreuen. — Ertrunken hat sich am Montag im Schilf teiche in Kreifcha der Hausbesitzer Zönnchen von dort. Als Grund zur That wird Schwermuth angenommen. — Für Wiederverkäufe! findet sich in unserer heutigen Zeitung ein sehr beachtenswerthes Angebot auf neue Bratheringe von der Fischwaarenhandlung E. Paschkh in Dresden, darauf möchten wir besonders Hinweisen. — Mord. Aus München wird gemeldet: Am Montag Morgen wurde hinter der Kaserne bei Oberwiesen feld ein cirka 20jähriges Mädchen mit zwei Stichen am Hals und einem am Kopfe todt aufgefunden. Es liegt ein Lustmord vor. Von dein Thäter hat man noch keine Spur. — Selbstmord eines Bankiers. Aus Kottbus wird berichtet: Der Bankier Emil Müller aus Kottbus hat sich am Sonnabend in Frankfurt a. O. infolge un glücklicher Börsenspekulationen erschossen. Viele dortige Bürger haben große Summen eingebüßt. — Durch Feuer bestattet wurden im Krematorium zu Gotha seit dessen Eröffnung 2341 Leichen. Nach dem letzten Monatsbericht der Anstalt wurden im vergangenen Monat allein 19 Einäscherungen vorgenommen, 12 davon betrafen ausivärts Verstorbene. — Im Krematorium zu Ohlsdorf bei Hamburg betrug die Zahl der Einäscherungen im letzten Quartal 39, unter den 24 Leichen, welche von auswärts stammten, kam je eine aus Oesterreich und England. Im Ganzen wurden hier seit Eröffnung des Krematoriums (Ende 1892) 538 Feuerbestattungen vorgenommen. Zm Manne des Hodes. Eine Seegeschichte von F. Meister. —<Nachdru,l verbot-".) Das Secleben macht die Leute früh all und wenn Sie heute sagen, daß ich wie ein Neunziger aussähe, dann würde ich Ihnen blos antworten, daß auch er» solcher Leitraum eigentlich noch viel zu kurz ist für all' die Nöthe ü'yd das Elend, das ich schon habe erleben müffm. Mein letztes Fahrzeug war eine Brigg von Rotterdam, die „Frau Triütie"; von der Ausreise will ich Ihne» nichts erzählen, was Sie wissen wolle», das passirte uns auf der Heimfahrt. Wir' waren, außer dein Kapitän und dem Steuermann, acht Manff, an Bord, ausreichend genug für alle Arbeit, obgleich es lün großer Kasten war, rund und breit und butzköpfig und schwer an Mast- und Spierenwerk. Wir hatte» Kaffckbebxen geladen, grün gepflückte Kaffeebeere», verstehen Sie mich recht, Mynheer, und das ist, wie ich jetzt weiß, der ungesundeste oder vielmehr dec tödllichste Cargo, den es auf Är Welt giebt, wegen seiner Ausdünstung; viel gefährlicher a ls eine Ladung Schießpulver, mit Höllen maschinen drunter/ oder wie sie die Dinger nennen. Zu Ansang aber halten wir vorn im Logis keine Ahnung da von. Ich weiß stacht ob unser Schiffer etwas davon ge wußt hat, jedenfalls hat er sich nichts merke» lassen. Wir waren nicht lauter Holländer an Bord. Kapitän und Steuer mann natürlich sonst aber hatten wir noch zwei Dänen und einen Frck"'zosen unter uns, und außerdem zwei von jene» Leute», e sich so massenhaft aus der See herum treiben, die w^ver Fisch noch Fleisch sind, die nirgend hin gehören und tue auf jedem Schiff einen anderen Name» haben. Die K-erle redete» eine Sprache, die gar nicht existirt und die Unfeiner kaum verstehen konnte; sie selber aber verstanden d?'holländischen Kommandos sehr wohl. Tjilatja liegt auf der Insel Java; hier hatte» wir Misere Ladun g eingenommen und von hier aus gingen wir auch an eine/ii heißen, aber windige» Tage unter Segel. Wir hatten /eine lange Fahrt vor uns, waren aber alle Mann in läster Stimmung. Kapitän Ferdinand Koster war ei» v/orzüglicher Seemann, er behandelte uns gut und es ließ sic/) ganz wohl mit ihm auskommen; auch über de» Steuermof'" Nikolaus Tode brauchte sich Niemand zu be- tagen f/öer Man» war grob u»d hitzig, weun's nicht so ging, wie es gehe» sollte, aber er hatte ei» gutes Herz und man konnte Alles von ihm erlangen. Der Kapitän hatte sei» Vergnügen daran, wenn er uns Abends »ach der Arbeit singen hörte und tanze» sah. Gleich am ersten Abend sagte er uns, daß man eine Reise, je länger sie sei, desto fröhlicher beginne» müsse. Und so redete er uns auch später immer gut zu. Natürlich hörten wir so etwas gerne, und weim seine Rede» ein näheres Ansehen auch vielleicht nicht ertragen hätten, so ermunterten sie uns doch und machten uns die Arbeit leicht. Jan Maes, ein Matrose von Texel, hatte eine Harmonika und verstand darauf zu spielen. An jenem Abend stieg er damit auf die Kombüse und dann tanzten wir, hast Du nicht gesehen! Ließe» wir uns doch nicht träumen, daß unten im Naum bereits der Tod saß und unserem fröhlichen Gelächter zu hörte und auf das GetrappZunserer Füße lauschte. Später, als ich allein war, habe ich noch ost an diesen Abend zurück- dmken müssen, und dann sah ich im Geiste deu Tod als ein Gerippe unter der Vorluk hocken, den Schädel zur Seite geneigt und die Hand am Ohr, lauschend und über unsereLnstigkeit grinsend. Und heute noch ist mir von der fürchterlichen Reise vorwiegend immer nur jener erste Abend im Gedächtniß: wie Jan oben auf der Kombüse seine Harmonika spielt und wir Alle vorn auf der Back tanze», wie der Kapitän mit dem Steuermann auf dem Achterdeck hin und her spazirt und dabei aus seiner Kalkpfeife raucht, wie die Segel ganz still vor der leichten Brise stehen und wie die Sonne blut- roth über dem Steuerbordbuge untergeht. Das Wetter blieb eine ganze Woche lang fein, und auch an Bord schien Alles in bester Ordnung zu sein. Aber es sollte bald anders kommen. Eines Tages saß ich oben auf der Normarsraa, über mir, auf der Vorbramraa, saß Dirk Honthorst. Plötzlich hörte ich ihn nach mir rufen, und wie ich hinaufsah, gewahrte ich ihn, wie er auf dem Bund des Bramsegels saß und sich krampfhaft festhielt. Sein Gesicht war ganz dunkelrvth, so daß ich meinte, er habe einen Sonnenstich gekriegt. „Was fehlt Dir, Dirk?" rief ich hinauf. „Komm' und halte mich fest, Peter," antwortete er mit schwacher Stimme. Ich sprang in die Wanten und empor zu ihm. Als ich meinen Arm um ihn gelegt hatte, fing er au zu stöhnen und sich zu winden, und dabei rollte er die Augen wie ein Wilder. Ich faßte seine Hand und fand sie heiß wie glühendes Eisen. Der Steuermann sah zu uns hinauf und wollte wissen, was da vorgehe- Ich rief ihm zu, daß Dirk Honthorst krank geworden fei, und daß man eine Leine heraufsenden solle, damit er an Deck gelassen werden könnte. Im nächsten Augenblick kam der „fransche Peter", wie der Franzose genannt wurde, mit der Leine nach oben gesprungen; wir hingen den kranken Mann sicher in eine Schlinge und ließen ihn an Deck, wo die Anderen ihn auf nahmen und in feine Koje trugen. Wir hatten wohl eine Medicinkiste an Bord, aber Niemand wußte darin Bescheid. Kaum hatte der Kapitän das Ding erfahren, da kam er nach vorn und braute nach seinem Doktorbuche allerlei Arznei zurecht; was es gewesen war, weiß ich nicht, aber geholfen hat's nicht, denn als ich später, nachdem meine Wacht an Deck zu Ende war, in's Logis kam, phantasirte Dirk die unsinnigsten Sachen und sah aus wie ein gekochter Hummer. Solch' ein Gesicht hatte ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Der fransche Peter war der Ansicht, daß Dirk das Scharlach fieber haben müsse, weil er so roth aussähe, aber bestimmt wußten wir's nicht. Das Wort Fieber jedoch versetzte uns in Unruhe, denn unser Logis war nur sehr klein; außer den vier Kojen auf jeder Seite war nur wenig Platz vor handen, so daß kaum unsere Kisten regelrecht stehen konnten; auch hingen allenthalben Oelzeug und andere Kleidungsstücke umher und beengten den Raum noch mehr. Zudem waren wir beträchtlich nach Süden hinunter gekommen und be fanden uns nun in der heißesten Zone. Der Windschlauch, den wir in die Luke hinabgeführt hatten, nützte gar nichts, da der Wind von hinten kam, so daß jeder Luftzug von der Fock weggefangen wurde. — Fortsetzung folgt. — — Dresdner Schlachthofbericht vom 23. April 1900. Austrieb: Ochsen 377, Kalben n. Kühe 216, Bullen 190, Kälber 520, Schafe 1125, Schweine 2332. Preise wurden für 50 Kilo Lebend gewicht wie nachstehend gehalten: Ochsen: erste Sorte 36 Mk., zweite Sorte 32 Mk., dritte Sorte 29 Mk. Kalben und Kühe: erste Sorte 34 Mk., zweite Sorte 30 Mk., dritte Sorte 27 Mk. Bullen: erste Sorte 36 Mk., zweite Sorte 32 Mk., dritte Sorte — Mk. Kälber: erste Sorte 44 Mk., zweite Sorte 41 Mk., dritte Sorte — Mk. Schafe: erste Sorte 64 Mk., zweite Sorte 60 Mk., dritte Sorte 57 Mk, Schlachtgew. Schweine: erste Sorte 38 Rik., zweite Sorte 36 Mk-, dritte Sorte 34 Mk.