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Nr. 177 — IO. Jahrgauft Tonnabend den S. August 10A» «richtiiit täglich »ach«. Mil kluönahme der Lonn» und Helllage. >u-aal>« ^ mti .Die Zeit i» Wart und Bild' vierteljährlich »,10 In Dre«ke» durch Lite» 2 40 In aan. Deutlchland drei Haus 2 82 in Oesterreich 4,1! X. Ikukgab« « ohne illuiirierte Beilnqe vierteljährlich >,diO X In Dresden durch Bolen 2,10 In ganr Deulichland frei Hnu» ».»2 X; in Oesterreich 4.0? X. - Linzel Nr. 1« 4. Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit. Recht und Freiheit Inserate werden die Ngelpaltene Petitteil» oder deren R ruw wit IS 4. Reklamen mit SO <l die Zeile berechnet, bei Aiettt-ihoir. »ge» entsprechenden Rabatt. Vnchdrnikeret. Redaktion und Weschitfltlftelle» Dresden, Pillnttzer Ltrafte 4!1. — Hernsprechcr I!»OS NitrRS<fgodr nnverlangt. kchrtftftiiilc keine Perbiudlichtett RedaklionS Sbrechslunde: I I dt« 12 Uhr Laritastag und Internationale Hygiene ausstellung in Dresden. Vom 25. bis 28. September dieses Jahres wird in Dresden gelegentlich der Internationalen Hygiene nusstellung der 16. allgemeine Caritas tag statt- sinden. Es ist zweifellos ein glücklicher Gedanke gewesen, den Caritastag mit der Hygieneausstellung. die so zahl- reiche Anregungen für den Caritasjünger bietet, in Ver bindung zu bringen, und sicherlich werde» viele deutscl>e Katholiken von dieser günstigen Gelegenheit Gebrauch machen. Dem Caritastag selbst gehen am Montag den 25. Sep tember zwei parallellaufende Sonderkonserenzen voraus: 1. die d r i t t e K o n f e r e n z für Auswanderer- wese» unter dem Vorsitze des Herrn Landtags- abgeordncten Kommerzienrat P. P. Cahensly- Limburg an der Lahn, in welcher die soziale und caritativ-religiöse Fürsorge für die ungefähr eine Million zählenden ausländischen Saisonarbeiter in Deutschland durch verschiedene Referenten der ein zelneil in Betracht konimenden Nationen (Polen, Ruthcnen, Italiener, Ungarn, Deutsch-Oesterreicber, Slovenen nsw.) eingehend beraten werden soll, s üe 2. eine Konferenz zur Bespre ch u n g d e r Organisation der Jugendfürsorge unter dem Vorsitze des Herrn Geheimen Ober regierungsrates Dr. W u e r m e l i n g - Berlin, die sich ausschliesslich den neuen Aufgaben der Fürsorge für die gefährdete Jugend widmen wird. Die eigentlichen Verhandlungen des Caritastages be ginnen am Dienstag den 26. September. Nach einem Pontifikalamte des hochwürd. Herrn Bischofs von Sachsen Dr. Ahois Schaefer in der katholischen Hoskirche wird sofort in die Verhandlungen eingetrete» Es sind drei beratende Caritasversammliingen in Aus sicht genommen, und zwar am Dienstag den 26. September vormittags 161/. uhr „lit dem Thema: „Die katholische Krankcnfürsorgc im Lause der Jahrhunderte" (Referent: Universitätsprosessor Dr. S ch r o e r s - Bonn) und Berichte über die Tätigkeit des allgemeinen Caritasverbandes, der Zweigvereine und Fachorganisationen. Am gleichen Tage, nachmittags um 5 Uhr findet die zweite beratende CaritaSversamnilung statt mit den Themata: „Das katholische Dcutschtnm im Anslande" (Re ferent: Geistlicher Rat Mons. Tr. W e r t h »i» » n - Frei- bnrg i. Br); „Die Bekämpfung der Schmutz- und Schund literatur" (Referent: Seminarobei lehrer N e i n k c Münster in Westfalen). Am 27. September, vormittags >l Uhr ist die dritte beratende Caritasversanunlung mit den Themata: „Die Fürsorge für die schulentlassenen Taubstummen" (Referent: Schulrat R a d» o in s k i - Posen) und „Hygiene und Cari tas" (Referent: Pfarrstellvertretcr Dr. Rentschka- Drcsden). Der zweiten beratenden CaritaSversamnilung gehen an: 26. September nachmittags 8 Uhr drei Ausschusssitzungen voraus, in denen über das katholische Deutscbtuum im Aus lände, die Bekämpfung der Schmutz und Schundliteratur und die karitative Tätigkeit in der Bekämpfung des Alke Holismus eingehend beraten werden soll. Auch vor der dritten beratenden CaritaSversainiulnug am 27. September finden vormittags 6 Uhr drei Ausschnßsitznngen statt, in denen die Fürsorge für die schulentlassenen Taubstummen, die Aufgaben der Caritas auf dem Gebiete der Hygiene und die Fürsorge für die Heimarbeiterinnen besprochen werden wird. Am Abend des 26. September findet eine grosse öffent liche Männerversanimlung statt, in welcher Herr Freiherr- Klemens v. T w i ck e l > Stovern über die „Malteser-Ritter und Caritas" und Herr Reichs- und Landtagsabgeordneter Graf Hans P r a s ch in a - Rogau über die „Vinzenzvereine und Elisabethenvereine" sprechen werden. Für die öffentliche Franenversaninilung am 27. Sep tember abends haben Rede» zugesagt: Herr Prälat Dr. P. Müller-Simonis- Strassburg über „Internationalen und nationalen Mädchenschutz" und Gräfin M o n t g e I a s- Berlin über „Die Heimarbeiterinnen und die deutsche Frauenwelt". Am Nachmittage des 27. Septembers sind sodann noch mehrere Sonderversanunlungen vorgesehen: 1. eine Sitzung des Vorstandes und Ausschusses des Caritasverbandcs: 2. die Generalversammlung der Freien Vereini gung der katholischen Krankenhaus vorstände des Deutschen Reiches mit einem Referat des »Herrn Landesrates Dr. S ch m i t t m a n n - Düsseldorf über die „Reichsvcr- sicherungsordnnng und Hospitäler": 3. eine Versammlung deS katholischen .Kreuzbünd- nisses. in welcher »Herr Lehramtspraktikant Dr. Moser- Freiburg über die „Caritas und Alko- Holismus" referieren tvird. Der 28. September ist voll und ganz dem Besuche der Internationalen Hygieneausstellnng gewidmet, für welche »Herr Dr. med. Jngelfinger in entgegenkommender Weise die Führung übernommen hat. Die Verhandlungen des Caritastages finden teils im Gesellenhaiise tKäufferstraße -1), teils im Gewerbehause (Ostra-Allee) statt. Ausführliche Programme stehen Inter essenten unentgeltlich jederzeit beim Caritasvcr- bande in Freiburg i. Br. in beliebiger Anzahl zur Ver fügung. Wohnungsanmeldunge» werden rechtzeitig an »Herrn Tr. Phil. Hohe n ade l in Dresden, Werderstraße 36, ll, erbeten. Das überaus reichhaltige Programm, das die aktuellsten karitativen Themata enthält, sichert der Tagung von vorn- herein einen günstigen und segensreichen Verlauf. Auf nach Mainz! 0>>o. Viainz, den 2. August Ivl l. Nie wird sich das erhabene und ergreifende Bild aus meinem »Herzen verlieren, da ungezählte Tausende von Katholiken die festlich geschmückten Straffen der Stadt .Köln füllten. Ein gewaltiger Anblick war es, der die »Herzen höher schlagen lies;. Warum taucht die Crinnerung au jene große Mani festation katholischen Lebens hier in Mainz wieder in mir aus? Beide Veranstaltungen sind verschiedenen Charakters und müssen daher verschieden bewertet werden, aber hin sichtlich der Teilnehmerschar, welche am nächsten Sonntag zur Eröffnung der diesjährigen Generalversammlung der .Katholiken in Mainz zu verzeichnen sein wird, drängt sich unwillkürlich der Gedanke an die große Zusainmeuknnft der Katholiken auf dem Cucharistischen Kongreß in Köln ans. 2 2 2 Ertrazüge werden aus Anlas; des Katho likentages am Sonntag den 6. August in Mainz Verkehren. Ich meine, diese Zahl allein besagt genug. Das ist eine Teilnahme, wie sic in der Geschichte der deutschen Katho likenversammlung einzig dasteht. In diesen Niescnver- kehr sind die fahrplanmäßigen Züge, die ausnahmslos Ver kehren, nicht eingerechnet. Als in Augsburg die Zahl der Teilnehmer a ui Festzuge sich auf 251)116 Mann belief, da glaubten die Mainzer Katholiken, mau würde schon froh sein können, wenn in Mainz der Festzug aus 20 666 Teilnehmer» be stehen würde. Und wie verhält sich dazu die Wirklichkeit? Nicht 25 666 Personen wei ten an ihm teilnehnien, sondern rund 56 666 Personen. Tie Zahl der Vereine, welche diese Riesknmenge stellt, beläuft sich aus 666. Der Festzng gliedert sich aus den Jugei » vereinen der Diözesen Limburg, Freiburg, Fulda, Trier, ens den Gesellenvcreinen Nord- deutschlauds und Süddemschlauds, aus den badisck>en. bayrische» Männer- und Arbeitervereinen, aus den Männer und Arbeitervereinen des Bistums Fulda, Bres lau, Köln, Münster, Ssuabrück, Paderborn. Trier, ans- de» Volksvercineu. In endvereinen, Geselleuvereiuen, Männer und Arbeiten'»: inen des Bistums Mainz nsw Zn dieser Schar treten die übrige» Teilnehmer, so das; für Sonntag mit riuer Freguenz von weit über 166 666 Per sonen zu rechnen ist Wen» sich der Festzug am Sonntag ausgelöst haben wird, so wird i» der Stadthalle die Hauptarbeit der Ver sammlung stattfinden. Parallelversamiulunge» finden statt im katholischen Lehrlingshaus, im Ratskeller, aus dein Sportplätze, im Stadtparke, im „Frauksurter »Hof", im Liedertaselsaale und auf dem Spielplätze des katholischen Lehrlingshauscs. Die ungemein starke Beteiligung au der diesjährigen Geueralversnmmluug koiuiut auch in der Zahl der bereits verkaufte» Mügliederkarten zum Ausdruck. Die Zahl der ständigen Mitgliederkarten, welche man im Voranschlag mit 1866 eingestellt batte, hat diese Grenze bereits um rund »566 überschritten, die Zahl der einmaligen Mitgliederkarten weist eine enlsprechende Zunahme auf. Damit ist die finianzielle Seite völlig gesichert. Ja, es kann schon mit einem beträchtlichen Ueberschusse gerechnet werden. Der Garantiesoiids hatte 86 666 Mark betragen Freilich war das Mainzer Lokalkomitee in der besonders glücklichen Lage, über ein bereits vorhandenes massives Festlokal, dank der Zuvorkommenheit der städtischen Behörde, zu ver fügen. Diese Zuvorkommenheit »ins; um so mehr aner könnt weiden, als ans Anlas; der Katholikenversaiumlnng die Stadthalle von der Stadt mit einem Kostenaufwand'.' von 166 666 Mark renoviert worden ist. Die 58. Generalversammlung wird ausgezeichnet sein durch die Anwesenheit zahlreicher Bischöfe, so deS Weih- bischoss Dr. Müller von Köln, des Bischofs von Limburg, Würzburg. Speyer, Leitmcritz und einer Anzahl Missions bischöfe. darunter des Bischofs v. Euch von Dänemark, der im Mainzer Seminar seine theologischen Studien gemacht hat. Mit der diesjährigen Katholikenversammlung wird eine P a r a in e n t e n a » s st e l l u n g verbunden sein, welche die im erfreulichen Aufblühen begriffene Missions- vereinigiing der katholischen Frauen und Jungfrauen ver anstaltet und die wegen ihres reichen Schatzes zur Besich tigung den Teilnehmern dringend empfohlen sei. Die Breslauer Universitälsfeier. An der Ehrentafel am 2. d. M. im großen Saale des Konzerthauscs nahm der Kronprinz teil. Das .Kaiserhoch brachte der Rektor aus. Darauf erhob sich der Kultus minister von Trott zu Solz zu einer Ansprache, in welcher er die hundertjährige Geschichte der Universität vor das Auge der Festgäste führte, gegen das Prinzip der freien Universitäten eintrat und mit einem Hoch auf das weitere Blühen der Schlesischen Friedrich-Wilhelm Universität schloß. Kurz vor 6 Uhr verabschiedete sich der Kronprinz von dem Rektor und den Fürstlichkeiten und fuhr zum Bahnhof, »i» die Reise zur Jagd nach Valdieri anzutreten. Abends gab die Stadt Breslau ein großes Fest im Südpark mit Illumination des Parkes, zu dem ein Teil der Studenten- korporationen in historischen Kostüme» erschien. Bei dem zweiten Festakt am Donnerstag im Festzelt auf dem Palaisplatz sprach als Festredner der Professor der deutschen Sprache und Literatur Dr. Theodor Siebs, zunächst über die Bedeutung der Universitäten als Welt schulen, über de» Wert der kleineren Universitäten gegen über der Zentralisierung der Wissenschaft, wie sie in dem Paris des Mittelalters gegeben war, und über die Be deutung der mibeschränkteu Lehr- und Lernfreihcit für den Staat. Die Stellung Breslaus im Geistesleben des 13. und 16. Jahrhunderts, besonders in der Poesie, charakterisierte er und zeigte, wie der Bode» bereitet war für die Grün dung einer Universität. Sodann berichtete der Redner über die Gründung der Jesuitenuniversität im Jahre 1762, über die alte Universität Frankfurt a. O. und über die Vereini gung der beiden Hochschulen in neuem Geist zu der am 3. August 1811 gegründeten Universitas Vratislavicnsis. Redner rühmte den Wert des Verbindungswesens, durch das die Jugend dem politischen Parteistreit ferngehalten werde, und mahnte sie zur Einigkeit in nationalen Dingen. Die Charakterbildung der akademischen Jugend habe für den Staat eine sehr große Bedeutung und sei vor allein zu erreiche» durch Erziehung zu selbständiger Geistesarbeit. Solche Erziehung sei aber nur zu leisten, wenn das Bil dungsniveau der Studierenden vom Staate durch die An- fvrderuuge» der Vorbildung bochgelxrlten werde. Nur so seien die Universitäten groß geworden. Mit dem Wunsche künftigen Blühen? und Gedeihens, besonders der Bres lauer »Hochschule, schloß Redner. Dann nahm der Rektor das Wort, um noch einmal seinen herzlichen Dank auszusprechen für all die Glück wünsche, die der Universität dargebracht wurden. Es wur den sodann von einzelnen Dekane» die Ehrenpromotionen bekannt gemacht. Von der katholiich-theologisclien Fakultät waren zu Doktoren der Theologie ernannt: I. Monsignore. Giovanni Mercati in Rom, Skriptor der Vatikanischen. Bibliothek. 2. Josepy Knabeubauer, Priester der Gesellschaft Jesu in Vatkeuberg Holland, 3. Maria-Joseph Lagrange, Dominikanerprior in Jerusalem, 1. Weihbischoi Karl Augustin >u Breslau, 5. Fürslbischöflicher Delegat Karl .Kleiiieidam. Propst von St. Hedwig in Berlin, 6. Hofrat Professor Dr. Ludwig v. Pastor in Innsbruck, 7. Geheimer Justizrat Dr. Felir Porsch in Breslau, erster Vizepräsident des preußische» Abgeordnetenhauses. Die juristische Fakul tät hat zum Ehrendoktor u. a. ernannt Georg Kardinal K o p p , Fürstbischof von Breslau. Wenn Präsidenten sprechen...! Der Satz, das; mit „dem Amte auch der Verstand kommt", ist wieder einmal Lüge» gestraft worden. Dec neugewäblte Präsident des österreichischen Al geordneteu- bauses, Dr. SMvester, hat am 2. d. M. in seiner »Heimat Salzburg anläßlich eines Iluterbaltungsabends des Volks- buudes eine Rede gehalten, die imstande ist, die ohnehin, kritische internationale Lage noch mehr z» komplizieren. Dr. Sylvester, der für sich die Originalität eines Ge» daukens, nämlich: „die Adria den Anrainern" ohne weiteres beansprucht, bat mit groben ungeschlachten Gellen dasselbe wiederholt, was vor ibm Graf Franz Kuessteiu am öster reichischer und Graf TiSza aus ungarischer Seite mit staats- mänuisckx'r Klugheit sagten. Also nicht ei» origineller Staatsmann, sonder» ein schlechter Plagiator ist das neue Oberhaupt des österreichischen Abgeordnetenhauses, Daß die Mouarcbie und das benachbarte Königreich Italien ei» starkes Interesse am Mittelmeer habe», dürste auch vor der Rede des Präsidenten Sylvester ziemlich allgemein be kannt gewesen lein Daß aber am Mittelmeere auch andere Staaten wie die Türkei, Griechenland. Svcmie» und ii"I,-im vc>I,-im auch England sta'k interessiert sind scheint unser Präsident nicht z» wissen. Der Mann bat mit seinen Auslassungen sowohl dem Dreibunde als auch der Enleiitenpolitik der Habsburger Monarchie einen erbärmlich schlechten Dienst erwiesen. Oesterreich-Ungarn als Verbündeter Deutschlands hat den festen Wunsch, daß gewisse Gegensätze zwischen Berlin und London möglichst bald und möglichst gründlich ver schwinden möchten. Durch die angeblich geistvolle Rede Dr, Sylvesters, in welcher zur Bekämpfung Englands auf- gefordert wird wird die deutsch-englische Annäherung