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GW IX'r»- d6 -hm Tagesgeschichte. -f« Vom Gebirge. Nachdem wir uns eines recht freundlichen und milden Herbstes zu erfreuen gehabt (denn die Gerüchte von dem ersten Schneefall von neulich waren übertrieben), hat sich denn am 25. Nov. der Winter mit allem Nachdruck eingestellt, und zwar so, baß auch sofort der Verkehr mittelst Schlitten mög lich ward. So <-- sich denn zum l gesellt hat. Heute (den 3. Decbr.) ist dieselbe an die 20 Grad gestiegen und steigt voraussichtlich noch diese Nacht höher. Der Schnee schreit unter den Fußtritten, Stachelstöcken und Schlitten. Das Uebelste ist der Wassermangel bei uns, sowohl für die Mühlen, als auch Bergwerke, aus welchem Umstande leicht mancher Nachtheil und manches Hemmniß in der Arbeit und dem Verdienst in der ohnehin bedrängten Zeit ent stehen kann. Erquicklich dagegen ist die Wärme auch in der ärmsten Hütte, und unsere Armuth kann nicht genug froh sein, wenigstens in dieser Hinsicht nicht Noth zu leiden, da Jeder sich mit wenig Kosten, ja bei Fleiß fast umsonst, fein Winterholz herbeischaffen kann. Viel hat die gebirgische Armuth daher vor der großstädtischen und niederländischen voraus, wo bei Hunger manche Familie auch noch frieren muß. Am 30. Nov. war ein.solches Stöberwetter, daß nicht zum Fortkommen war. ES mag dasselbe auch nach- thetlig gewirkt haben auf den Besuch des Bergconcerls zu Altenberg, das, nach der Ankündigung und ergan genen Einladungen, selbigen Abend staltfand; denn eS wären gewiß auö der Umgegend mehr Theilnehmer erschienen, zumal da diesmal theatralische Vorstellung und ein Ballet, das von einem Hündlein ausgeführt worden sein soll, viel Belustigung in Aussicht stellen mußte. — WaS die Aussicht auf die Härte des Win ters betrifft, so wünschen wir ein günstigeres Schick sal, als im vorigen, wo wir Stollngänge und Schachte bauen mußten, um von einem Hause zum andern zu gelangen, oder Erfahrungen zu machen, wie im Zwi ckauer Volkskalender beschrieben waren, wo sich ein Mädchen an der Feuetefse wärmt, ein Anderer bald mit seinem Schlitten eine Feueresse umfährt, und ein FuchS die Staarmcste untersucht. Da wir einmal vom Kalender reden, so freuen wir uns, auch Heuer wieder in dem „Dippoldiswalbaer Kalender" eine reiche Aus wahl von lehrreichen und unterhaltenden Gegenständen zu finden, und daß derselbe gleich von-Anfang bis heute seinen Mann stellt, bezeugen Alle; daß er also eigentlich nie Kind gewesen, wie neuerdings das Pir naische Wochenblatt bemerkte. Jene Bemerkungen haben unö ihrer Naivetät wegen schier ergötzt; nur hätten 7. Wecember 1855» Inserate »erden mit OMiir dl. wir gedacht, die wohlköblichr Hedgction deS Wvchw- blatteS wäre zu sehr ihres „WetthrS" sich bewußt, als an dem Kalenbermann zu DippoldiSwalde sich hu vergreifen. — Neulich kam ein Mann aus Dippol diswalde zum Geistlichen in böhmisch ZinZwald und meldete sich zum Uebertritt zur katholischen Kirche. Der Herr Caplan suchte den Richter zur Aufnahme desselben in der Gemeinde zu bewegen, um ihm den ging eS die ganze Woche fort, bis nölhigen Unterricht ertheilen zu können. Der Richter Winterkleid ^noch eine ziemliche Kälte (oder Bürgermeister) aber weigerte sich deß, und Wgte dafür, daß jener Mensch, der übrigens seW verdächtig ausgesehen haben soll, sofort wieder zurückgeschickt werde. Dieser Fall soll einen unangenehmen Auftritt zwischen dem Geistlichen und Bürgermeister gegeben Wen., Geising, Am 20. Novbr. verunglückte- brr sich seit einiger Zeit hier befindende Bäckermeister M ühle aus Orbruff bei Gotha, indem derselbe bei einer Holz fuhre, wo er zur Seite ging, von einem Stock so be rührt und an einen Baum gedrängt wurde, baß er schwer verletzt warb unb schon den 22. Nov. seinen Geist aufgeben mußte. Er war der Sohn der hier lebenden verwittweten Schullehrer Mühle. Am 2. Decbr. fiel ein vierjähriges Kind allhier in einen durch den Ort gehenden Mühlgraben, schtpam« eine Strecke fort, wurde aber, wenn auch erstarrt UM be wußtlos, wieder herausgezogen und seinen Äeltern wiebergegeben, wo eS durch Den hiesigen Arzt wieder ' zum Leben gebracht wurde, so daß eS jetzt, dem Ver nehmen nach, außer Gefahr sein soll. Dresden. Zu der Mittheilung über den stattgesun- denen dreifachen Mord bürste nicht uninteressant sein, nachzntragen, daß der Mörder Jauckus noch ein vier tes Opfer sich ausersehen hatte, nämlich einen bei seiner Ehefrau in Untermiethe wohnenden Bauschüler, auf welchen JauckuS eifersüchtig war. Der Mörder befand sich bereits in dessen Zimmer und nöthiMWH einen Brief zu schreiben, wobei er ihn zu erdolchen gedachte. Daö Eintreten eines SchuhmacherkehrlinHS in baS Zimmer verhinderte jedoch die That. — Der Gattin- und Kindermörder Jauckqö zeigt wenig Reue; er glaubt in seiner fortdauernden Verblendung ein Recht dazu gehabt zu WWUWM ist dies ein psychologisches Rqthsel, da Militär ein sehr tüchtiger, umsichtiger, brauchbarer Mann, mehre Jahre hindurch als Aufseher in dfe Milikärstrafanstalt commanvirt und decorirt war. — Auch in Sachsen ist jetzt die Steuervergü tung für ausgcführten inländischen Branntwein auf gehoben worden. Freitag Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstal« te«. Preis pro Quart. lONgr. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. - . r--. "'MW Verantwortlicher Redacteürt Carl I eh n e in D ippold i Sw albe) K f ) - —...