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Wchmtz-MW ins! !0i,otW^Z> .n -,vnS. i Nr. 109. Sonnabend, den 13. September 1884. Inserat«, ivelche bei der bedeutenden Auflage deS Blattes eine sehr wirk» same Berbreitung finden, »erden rnit 10 Pfa- di« Spattenjeile »her oeren Raum bereckmet. — Ta bellarische uüv complieirt« Inserate mit entsprechen« den, Ausschlag. — Einge« sairdt, in» redaktionellen Theile, die Spaltenzeile MPsg. «airDienstag. Donners. !- , MWrV-L u- W^Pfg-, zweimonatlich ' S4 Pfg., etnmonatltch 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. - All» Postan- tzalten, Postboten, sowie sie Agenten nehmen Be> Mnng-n a«. , - ! ' . .. AmtsblattLU'». für die Königliche UmtshaupLmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Carl Ikhnc in Dippoldiswalde. . ' — > 49. Jahrgang. Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Ueber das Befinden des Kaisers waren in jüngster Zeit beunruhigende Gerüchte im Umlauf, namentlich da vom deutschen Kronprinzen selbst jetzt nachträglich eine Aeußerung bekannt wird, wonach der Kaiser bei der Parade des Gardekorps allerdings von einer leichten Ohnmacht befallen worden ist. Es wird nun aber von kompetenter Seite ver sichert, daß jenes vorübergehende Unwohlsein am Sedan tage für den greisen Monarchen keinerlei nachtheilige Folgen gehabt habe, und daß sein Gesammtbefinden nichts zu wünschen übrig lasse. Trotzdem sollen aber die Aerzte dem Kaiser dringend angerathen haben, sich diesmal nicht in dem Maße wie bisher, den aufreiben den Strapazen der alljährlichen großen Manöver zu unterziehen, so daß also jene Mittheilungen an Wahr scheinlichkeit gewinnen, nach denen der Kaiser nur die Paraden des 7. und 8. Armeekorps abnehmen würde. Dagegen soll es bei den von den rheinischen Ständen und Behörden zu Ehren des Kaiserpaares und des Hofes projektirten Festlichkeiten verbleiben. Den Mittel punkt derselben dürfte das Kaiserdiner bilde», welches die Stadt Münster am 24. September giebt, und bei welchem auch der Reichskanzler Fürst Bismarck und die meisten seiner preußischen Ministerkollegen erscheinen werden; außerdem hat Fürst Bismarck seine Theil- nahme auch am Ständefest in Düsseldorf zugesagt. — Die in Sicht befindliche Monarchenzusammenkunft auf polnischem Boden nimmt begreiflicher Weise immer mehr das allgemeine Interesse in Anspruch. Es dürfte sich indessen hierbei vorläufig nur um eine Begegnung zwischen dem österreichischen und dem russischen Kaiser handeln, denn nach dem oben Gesagten ist eine Be theiligung Kaiser Wilhelm's an der Zusammenkunft nicht sehr wahrscheinlich, und wenn gemeldet wurde, daß der deutsche Kronprinz seinen kaiserlichen Vater bei der Zusammenkunft in Skierniewice vertreten werde, so ist dies noch weniger wahrscheinlich, da sich Kron prinz Friedrich Wilhelm nach den gegenwärtigen Be sichtigungen der bayerischen Truppen direkt zu den Manöver» am Rhein begiebt. Als bestimmt gilt eS jedoch, daß sich Kaiser Alexander und seine Gemahlin, nur von wenigen Vertrauten begleitet, am 12. Sept, von Warschau zu einem mehrtägigen Aufenthalte nach Skierniewice, an der Warschau-Wiener Bahn, begeben werden, und baß auch Kaiser Franz Josef am 14. oder 15. September daselbst eintreffen wird. Daß die Begegnung beider Monarchen einen weittragenden poli tischen Charakter hat, erhellt schon aus den: Umstande, daß u. A. Herr v. Giers, der Leiter der auswärtigen Angelegenheiten Rußlands, den Czaren nach Skiernie wice begleitet; doch ist es vorläufig noch nicht ange zeigt, weitgehende Hoffnungen an die Zusammenkunft zu knüpfen. — Je weiter wir uns dem Herbste und damit zugleich den Neuwahlen zum Reichstage nähern, desto lebhafter gestalten sich auch die Vorbereitungen zu letzterem. Anfang dieser Woche ist der Staats sekretär im Reichsamte des Innern, Herr v. Bötticher, aus Varzin, wo er mit dem Reichskanzler über den Wahltermin verhandelte, nach Berlin zurückgekehrt und kann demnach die offizielle Bekanntgebung des letzteren täglich erwartet werden. Als bedeutsame Kundgebungen dieser Woche find der am Sonntag in Elberfeld statt- gefundene Parteitag der rheinisch-westphälischen Deutsch- Freisinnigen und die Tags darauf in Breslau eröff nete Versammlung der Katholiken Schlesiens hervor zuheben. — In Wiesbaden hat am Dienstag die feierliche Eröffnung der 38. Hauptversammlung des Gustav-Adolf-Vereins stattgefunden. — Von den neuen deutschen Besitzungen in West-Afrika sind beunruhigende Nachrichten etngelaufen. An der Goldküste wurden die beiden neu aufgopflanzten Flaggenstangen umge hauen und zertrümmert, die eine von einem englischen Beamten, die andere von Negern des Togostammes. Weiter wird aus Camerunsland berichtet, daß der in Cameruns als provisorischer deutscher Gouverneur zu- rückgelaffene I)r. Buchner von den dortigen Negern beleidigt worden ist. Die deutsche Reichsregierung wird jedenfalls in allen diesen Fällen volle Genugthuung fordern. Zugleich kommt die Kunde von neuen deut schen Erwerbungen in Südwest-Afrika. Das deutsche Kanonenboot „Wolf" hat die Neichsflagge in Spencer- Bay, Sandwich-Harboür, auf Kap Croß und Kap Frio aufgehißt. Die annektirte Landesfläche soll sich gegen 80 Meilen in's Land hinein erstrecken und die Aus dehnung Deutschlands haben. Frankreich. Ueber den französisch-chinesischen Konflikt liegen neue Meldungen von Belang nicht vor. Nur fangen die Chinesen an, mit Sperrmaßregeln an den Flußmündungen vorzugehey> wi^r.^inShang- hai, wogegen aber die fremden Konsuln bereits Ein sprache erhoben haben. In Ermangelung kriegerischer Neuigkeiten beschäftigt man sich in Frankreich mit der Aeußerung, welche Thiers im Iahte 1870 Gambetta gegenüber gethan haben soll, nämlich, daß Elsaß-Loth- ringen deutsch gewesen sei und nun wieder deutsch werde, das sei das Spiel des Krieges. Die franzö sischen Chauvinisten sind über die Erinnerung an diese Aeußerung natürlich nichts weniger als erbaut; im Uebrigen protestirt schon ein Freund Thiers' im „Fi garo" gegen dieselbe. —Italien. Die schwere, nationale Kalamität, welche Italien gegenwärtig i» Gestalt der Cholera Heimsucht, hat wenigstens das Gute, daß sie das schöne Verhältniß zwischen dem italienischen Herrscher und seinem Volke im hellsten Lichte zeigt. Das muthige Verhalten des Königs Humbert gegenüber der Cholera-Epidemie findet mit Recht die allgemeinste Anerkennung, und es darf daher nicht überraschen, daß der König überall, sowohl auf seiner Reise nach Neapel, als auch in der, von der Seuche so besonders schwer heinigesuchten Stadt selbst, enthusiastisch begrüßt worden ist. Be sondere Anerkennung findet es, daß der Herrscher im königlichen Palaste abgestiegen ist, obwohl daselbst erst vor Kurzem zwei Cholerafälle vorgekommen sind, und dieser Beweis hohen, moralischen Muthes kann nur dazu beitragen, dem König Humbert die Sympathien seines Volkes, speziell der Neapolitaner, zu erwerben und zu erhalten. Leider scheint die Epidemie in dem unglücklichen Neapel noch nicht ihren Höhepunkt er reicht zu haben, und werden allein vom Dienstag 653 Erkrankungen und 310 Todesfälle infolge der Cholera gemeldet. Belgien. Die am Sonntag in der belgischen Hauptstadt vorgekommenen Ruhestörungen, welche mit unter den Charakter von Straßenkämpfen annahmen, haben gezeigt, in welchem Maße sich in Belgien die Gegensätze zwischen den Liberalen und den Klerikalen seit den letzten Wahlen zugespitzt haben. Man muß das Verhalten der Brüsseler Liberalen bei der kleri kalen Kundgebung lebhaft bedauern, und kann es nur daher billigen, daß die belgischen Behörden jetzt Maß regeln zur Verhütung weiterer blutiger Tumulte treffen. Vom Brüsseler Bürgermeister ist bereits eine, für den nächsten Sonntag von der Lehrerschaft Brüssels ge plante Straßendemonstration verboten worden. Weiter sind der Gouverneur von Brabant und der Staats prokurator beauftragt worden, die Untersuchung über die am Sonntag vorgekommenen Ausschreitungen cin- zuleiten, und beabsichtigt das Ministerium, Modifika tionen des Kommunal- und Provinzialgesetzes zur Stärkung der NegierungSgewalt bei dem Entstehen von Unruhen vorzuschlagen, und der Senat hat fast einstimmig seine entschiedene Mißbilligung über die Brüsseler Excesse erklärt. Rußland. Die Warschauer Festtage anläßlich der Anwesenheit des russischen Kaiserpaares in der Haupt stadt Polens sind bis jetzt durch keinen Mißton ge trübt worden. Die Stadt ist prächtig geschmückt und war am Montag Abend allgemein illuminirt, da beides von dem Oberpolizeimeister den Warschauern gütigst „erlaubt" worden war. Bei der am Vormittag des genannten Tages erfolgten Ankunft wurde den kaiser lichen Majestäten von der städtischen Deputation nach slavischer Sitte Salz und Brot überreicht, worüber der Czar sich sehr erfreut zeigte. Am Nachmittag fand große Parade von 80,000 Mann, und am Dienstag großer Ball statt, zu welchem zahlreiche Bürgersfamilien Einladungen erhalten hatten. Außerordentliche Vor sichtsmaßregeln sind in Warschau getroffen und noch bis kurz vor Ankunft der Majestäten wurden daselbst zahlreiche Verhaftungen Verdächtiger vorgenommen. Das königliche Schloß und das Lustschloß Lazienki werden strengstens bewacht; sogar das Betreten des Gartens von Lazienki, eines beliebten Spazierganges der Warschauer Bevölkerung, ist seit Ankunft des kaiserlichen Paares untersagt. Egypten. Die Frage der englischen Nilcampagne zum Entsätze Khartums ist durch die am Dienstage in Egypten erfolgte Ankunft Lord Northbrook's und General Wolseley's in ein neues Stadium getreten. General Wolseley hat vor Allem die Aufgabe, zu prüfen, ob die, der Expedition im Nilthale entgegen stehenden Hindernisse in der Thal so bedeutende sind. Lokales imd Sächsisches. Dippoldiswalde. Die Frequenz auf der schmal spurigen Sekundärbahn Hainsberg-Kipsdorf im Monat August gestaltete sich in folgender Weise auf den einzelnen Stationen und Haltestellen: Tourbillkts. TagcSbillets^ Militär- II. III. II. III. billkts. Dresden ... 82 798 624 2337 41 Hainsberg. . . 226 1464 240 1665 47 Dippoldiswalde . 106 1293 231 1777 55 an den Haltestellen 413 2844 265 2775 65 Sa. 827 6399 1360 8454 208 17248 Demnach bis jetzt (vom Januar 1884 an) 95,701. Befördert wurden 2,059,789 Kilogramm Güter. Dem nach vom Januar 1884 an 17,170,621 Kilogr. Güter. Gegen den gleichen Monat des Vorjahres wurden 5365 Billets mehr verkauft und 41,038 Kilogramm Güter weniger befördert. — Gerade zur Zeit der Obsternte entstehen nicht selten Meinungsdifferenzen zwischen den Betheiligten darüber, wem bei Nachbargrundstücken überhängende oder übergefallene Früchte gehören. Durch ß 363 des Sächsischen Bürgerlichen Gesetzbuches ist diesbezüglich bestimmt: „Auf das Grundstück des Nachbars über hängende Früchte gehören dem Eigenthümer des Stam mes, welcher jedoch zum Behufs ihrer Abbringung das Grundstück des Nachbars nicht wider dessen Willen betreten darf. Uebergefallene Früchte sind Eigenthum Dessen, welchem der Grund und Boden gehört, auf den sie gefallen sind." — Am 10. September hat eine, dem Herrn Ritter gutsbesitzer Hauptmann Friedrich auf Theisewitz gehörige Kuh getödtet werden müssen, welche nach dem Befunde der, desselben Tages noch vorgenommenen bezirksthierärztlichen Sektion mit Milzbrand behaftet gewesen ist. Der Kadaver der fraglichen Kuh ist vor schriftsmäßig vergraben und sind auch alle sonstigen Vorsichtsmaßregeln getroffen worden, um eine Ueber- tragung der Krankheit auf die übrigen, am Tage der Sektion insgesammt für gesund befundenen Viehstücke genannten Rittergutes zu verhüten. — Nächsten Sonntag wird in allen Kirchen des Landes eine Kollekte zum Besten des Kirchen-Neu baues in Zwota i. Voigtl. gesammelt. Die erwähnte Gemeinde hat eine Schuld von 40,000 M. für Er bauung der Schule, des Gottesackers rc. aufnehmen müssen und steht nun vor dem Baue einer Kirche, da die jetzige Kapelle ganz baufällig ist. Dresden. Seit ca. 8 Tagen begiebt sich König Albert jede» Morgen auf die Manöverfelder zwischen