Volltext Seite (XML)
Erscheint wöchentlich drei Mal and zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Bormittag). AbonnementSpreii beträgt vierteljährlich l Mark 20 P(. prsnuwvranän. Änmaer für Inserate »werden bi» spätesten» Mittags de» vorhergehenden Tage» de» Erscheinen» erbeten und die CorpuSspaltenzeile mit l0 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen-- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. -4S- 'M Sonnabend, den 28. April >883. 8. Jahr«. Bekanntmachung. Zufolge öffentlicher Bekanntmachung des Civilvorsitzenden der Ersatz.Commission des Aushebungsbezirks Stollberg vom 5. März a. c., wird die Musterung der in Zwönitz aufhältlichen und zur Stammrolle angemeldeten Militärpflichtigen am L. Mai a. c. von Vormittags 8 Uhr an in dem Gasthause „zum Roh" in Stollberg, die Loosung der Gemusterten aber ebendaselbst am S. Mai a. c. Vormittags 8 Uhr erfolgen. Es werden daher alle in hiesiger Stadt aufhältlichen, im Jahre 1863 geborenen Militärpflichtigen, sowie die Militärpflichtigen früherer Altersclassen, welche von den Ersatzbehörden noch keine endgültige Entscheidung über ihr Militärverhältniß erhalten haben, ein schließlich der überzählig Gebliebenen, hiermit vorgeladcn, sich zur Vermeidung der für den Unterlassungsfall in 8 33 des Neichsmilitär- gesetzeS vom 2. Mai 1874 angedrohten Strafen und sonstigen Nachtheile in dem zuerst genannten Termine rechtzeitig persönlich zur Musterung vor der Königlichen Ersatz-Commission einzufinden und durch ihre Geburts- bez. Loosungsscheine und Gestellungs-Atteste sich zu legitimiren, wogegen denselben das Erscheinen im Loosungstermine überlassen bleibt. Wer durch Krankheit am Erscheinen im Musterungstermine verhindert ist, hat ein ärztliches von der Ortspolizeibehörde be glaubigtes Zeügniß einzureichen. Jeder Militärpflichtige, sowie dessen Angehörige sind berechtigt, spätestens im Musterungstermine Anträge auf Zurückstellung oder andere Begünstigungen zu stellen. Zu Zurückstellungsanträgen ist das hierfür bestimmte Formular zu verwenden, widrigenfalls dieselben als formell unzureichend zu erachten sind. Jeder Militärpflichtige der jüngsten Altersclaffe darf sich im Musterungstermine freiwillig zum Diensteintritt melden. Zwönitz, am 5. April 1883. Der Bürgermeister. Adam. Bekanntmachung. Nachdem die Austragung der diesjährigen Einkommensteuerzettel in diesen Tagen beendet worden, werden in Gemäßheit 8 46 des Einkommensteuer-Gesetzes vom 2. Juli 1878 diejenigen Beitragspflichtigen, welchen Steuerzettel nicht haben behändigt und somit Mit« theilung ihres Einschätzungsergebnisses nicht hat bekannt gemacht werden können, aufgefordert, deshalb bei unserer Stadtsteuer «Einnahme sich zu melden. Zwönitz, am 26. April 1883. Der Stadtrat h. Adam, Bürgermeister. politische Kundschau. Deutschland. Der Kaiser erfreut sich in Wiesbaden fort gesetzt des besten Wohlbefindens und setzt trotz des Curgebrauches die Regierungsthätigkeit fort, indem er täglich die Vorträge der Civil« und Militärkanzlei entgegen nimmt. Jeden Tag sieht der Kaiser eine Anzahl distinguirter Persönlichkeiten an seiner Tafel; tt. A. erschienen am Dienstag Prinz Nikolaus von Nassau und dessen Gemahlin, sowie die Prinzessinnen Schaumburg-Lippe, Schwarzburg, Thurn und Taxis und Wittgenstein an der kaiserlichen Tafel. Der Schwerpunkt der parlamentarischen Verhandlungen ruhte in dieser Woche weniger im Reichstage als vielmehr im preußischen Abgeordnttenhause, wo am vergangenen Mittwoch die schon längst angecündigttn Anträge Windthorst, bezweckend die Straflosigkeit des MefselrsenS und Sacramentespendens, zur ersten und zweiten Be- rathung gelangten. Zur Begründung dieser Anträge war seitens des 'Centrums Herr von Schorlemer-Alst ins Treffen geschickt worden. Es war dies für den gewandten Redner eine treffliche Gelegenheit, wieder einmal das weite Gebiet des Culturkampfes zu durchschweifen Und dir bekannten Klagen des Centrums von der angeblichen Ver gewaltigung des katholischen Volkes, von der Verfolgung der Kirche, dem kirchlichen Nothstand zu wiederholen. Selbst das Duellwesen der Osficiere und Studenten, der Tod Gambetta's und die Wort bruchsaffaire des General Thibaudin mußten dem Centrumsredner Wit )U Stützpunkten seiner Anklagen gegen die preußische Negierung diene», die in dem Hinweise auf die heranstürmende dynamitschwangere Revolution gipfelten, welche sich als letzte der infolge der kirchlichen Politik drohenden Gefahren zeige. Seitens der Regierung hatte es dtr Cultusminister von Goßler übernommen, den Ausführungen von Schorlemer-Alst's entgegenzutreten und er that dies in einer den Wünschen des Centrums sehr entgegenkommenden Weise. Der Mi nister hob hervor, daß sich die Staatsregierung mit den Antrag stellern in dem Wunsche begegne, den kirchlichen Nothständen der Katholiken ein Ende zu machen, aber er betonte hierbei, daß gerade die Abnahme der vorliegenden Anträge einer diplomatischen Action zwischen Preußen und der Curie nur hindernd in den Weg treten könne. - Schließlich gab Herr von Goßler die Erklärung ab, daß die Antwort des Reichskanzlers auf die letzte Note der Curie bereits redigirt sei und dem Kaiser znr Entschließung vorliege, sie enthalte bestimmte Vorschläge, welche hoffentlich eine Verständigung ermög lichen würden. In die sich hierauf entwickelnde allgemeine Dis« cussion griffen die Reoner aller Fractionen je nach ihrem Stand punkte ein, wobei von verschiedenen Seiten Amendements zu den Windthorst'schen Anträgen gestellt wurden. Bemerkenswerth erschien hierbei die innerhalb der Fortschrittspartei zu Tage tretende Meinungs verschiedenheit, indem I)r. Hänel für Uebergang zur Tagesordnung plaidirte, während Herr Richter Commissionsberathung beantragte. Von konservativer Seite befürwortete Abg. Marcard den Antrag seiner Fraction, wonach eine organische Revision der Maigesetze nach günstigem Verlauf der diplomatischen Verhandlungen verlangt, vor weg aber in diesem Falle die Beseitigung der im Anträge Windt horst gekennzeichneten kirchlichen Nothstände gewünscht wird. Namens der Freiconservativen erklärte sich Abg. v. Zedlitz gegen die Windt horst'schen Anträge und auch gegen die vorgenannte Resolution der Conservativen, in ähnlichem Sinne sprach sich noch von national liberaler Seite Abg. v. Eynern auS; von den Polen befürwortete Abg. v. Stabslewski die Annahme der Windthorst'schen Anträge. Herr Windthorst selbst wünschte in seiner Rede die einfache Annahme seiner Anträge, aber keine Commissionsberathung. Bei den NUN folgenden Abstimmungen wurden zunächst die Windthorst'schen An träge mit 229 gegen 133 Stimmen abgelehnt, dann auch die übrigen Anträge und schließlich wurde die Resolution der Conservativen, für welche Conservative, Centrum und Polen stimmten, mit 209 gegen 154 Stimmen angenommen, womit diese neueste Culturkampfepisode vorläufig erledigt ist. Der Reichstag setzte am Dienstag die Berathung deS Kranken« cassengesetzes bis zu 8 15 (Ortskrankencassen) fort und erledigte die auf der Tagesordnung stehenden Paragraphen durchaus im Sinne der Coinmissionsanträge. Am Mittwoch hielt der Reichstag wegen der im preußischen Abgeordnetenhause stattgefundenen Berathung der Windthorst'schen Anträge keine Sitzung ab, am Donnerstag nahm er jedoch die Specialdiscussion des Krairkencassengesetzes wieder auf, die sich vielleicht noch bis in nächste Woche hineinziehen dürfte. In dem Postwagen des am 25. April zwischen Zweibrücken ustd