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Wkißeritz-Zeitmg Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Dst »Weiptritz-Ztitung- «Ich eins wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird anden vorhergehen- denMendenausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern !v Pfg. - Alle Postan- Aalten, Postboten, sowie «nsereAusträgernehmen Bestellungen an. MMWM Inserate werden mit I» PW-, solche aus unsere» Amtshauptmannschaft mit 12 Pfg. die Spaltzeil« oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zeile 35 bez. 30 Pfg. - Tabellarisch« und komplizierteJnserat« mit entsprechendem Auf schlag. - Eingesandt, im redaktionellen Teile, di« Spaltenzeile 30 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschafi, das Königliche Amtsgericht und den Siadtrat zu Dippoldiswalde. Mit achtsettigem „Illustrierten Anterhattungsblatt". Mit land- und hauswirtschaftlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle »md an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Irhrre. - Druck und Verlag von Carl Jehnr in Dippoldiswalde. M. m. Sonnabend, dm 25. September 1909^ 75. Jahrgang Zum Bau der Klingenberger Talsperrenanlage samt Nebenanlagen wird hiermit das Verfahren zur Enteignung der zunächst benötigten Grundstücke Nr. 417, 418, 427, 470, 47l und 472 des Klingenberger, 362 des Obercunnersdorfer und 850, 857 und 867 des Pretzschendorfer Flurbuchs auf Antrag der Weitzeritztalsperren-Genossenschaft eingeleitet. Die Enteignung wird auf Anordnung des Königlichen Ministeriums des Innern im abgekürzten Verfahren nach 8 67 flg. des Enteignungsgesetzes vom 24. Juni 1002 durchgefühlt werden. Die vom Königlichen Ministerium des Innern geprüften und mit Genehmigungs- vermerk versehenen Enteignungsunterlagen liegen vom 25. September bis 16. Oktober 1909 in der Zeit von vormittags 8 bis nachmittags 3 Uhr bei dem Königlichen Kommissar für die Talsperren in den Weitzeritzgebieten (an Kanzleistelle der Königlichen Amtshaupt. Mannschaft Dresden-Altstadt, Kanzleigäßch-n l, II) zugleich für die Weitzeritztalsperren- Genossenschaft zu jedermanns Einsicht aus. Die zu enteignenden Flächen sind bereits in der Natur abgesteckt worden. Widersprüche gegen die bevorstehende Enteignung oder gegen die ausliegenden Unterlagen sind bei sonst eintretendem Verluste entweder vor oder spätestens in dem Enteignungstermine bei dem unterzeichneten Königlichen Kommissar als Enteignungs behörde anzubringen. An die Nebenberechtigten, denen ein dingliches Recht am Gegenstände der Ent eignung oder ein darauf bezügliches persönliches Gebrauchs- oder Nutzungsrecht zusteht, ergeht die Ausforderung, solche Rechte und Lie hieraus abzuleitenden Entschädigungs forderungen spätestens im Enteignungstermine anzumelden, widrigenfalls sie die in diesem Termine getroffenen Festsetzungen gegen sich gelten zu lassen haben und bezüglich des Rechts auf besondere Entschädigung im Enteignungsoerfahren der Gefahr des Ver lustes ausgesetzt sein würden. Werden von heute ab auf den von der bevorstehenden Enteignung betroffenen Grundstücken Neubauten, neue Anpflanzungen oder sonstige neue Anlagen geschaffen oder bereits begonnene Anlagen weitergesührt, ohne durch die Notwendigkeit oder durch ordnungsmähige Bewirtschaftung geboten zu sein, so können die Entschädigungsberech- tigteu hiersür und für die hierdurch herbeigeführten Wertserhöhungen Entschädigung nur fordern, wenn die Anlagen mit Zustimmung der Weitzeritztalsperren-Genossenschaft ausgeführt worden sind oder soweit dadurch der Wert des Grundstücks für das Unter nehmen selbst erhöht worden ist. Die Entschädigungsberechtigten dürfen aber die An lagen für die ihnen hiernach kein Entschädigungsanspruch zusteht, bis zur Überweisung des Grundstücks wegnehmen. Dieselben Vorschriften gelten und zwar auch gegen Dritte, wenn die Lntschädigungs- berechtigten von heute ab dritten Personen Rechte am Grundstücke oder persönliche Nutzung?- oder Gebrauchsrechte einräumen, durch deren Berücksichtigung sich der Betrag der von der Weitzeritztalsperren-Genossenschaft zu leistenden Gesamtentschätigung erhöhen würde. Die Beteiligten haben solche nur ihnen bekannte Umstände, aus denen Ansprüche auf außergewöhnlich hohe Entschädigungen hergeleitet werden könnten, spätestens im Ent eignungstermine anzuzeigen, widrigenfalls diese Umstände bei der Entschädigungsseststellung im Enteignungsverfahren nicht berücksichtigt werden würden. Dresden-Altstadt, am 25. September 1009. Der Königliche Kommissar für die Talsperren in den Weitzeritzgebieten. Weitere amtliche Bekanntmachungen befinden sich in der Beilage. Der spanische Feldzug am Rifs. In dem sich nun schon monatelang noch immer ohne besondere militärische Ergebnisse hinziehenden blutigen Kriege zwischen den Spaniern und den Nisfkabylen im nördlichsten Marokko soll endlich eine energische Offensive spanischerseits.bsvorstehen. Es scheint sogar, als ob sie bereits eingeleitet worden ist, wenigstens sind am 20. Sep tember acht Jägerbataillone, zwei Bataillone Infanterie, zwei Schwadronen Kavallerie und sechs Batterien Artillerie von Melilla gegen die Kabylen aufgedrochen, während gleichzeitig noch eine andere stärkere spanische Truppen- kolonne, die Infanteriedivision des Generals Orozco, von Melilla abmarschierte, nur nach einer anderen Richtung hin. Ferner besetzte General Marina, der spanische Ober befehlshaber, selber mit einer weiteren Truppenmacht die Vai von Puerto. Im Laufe des 20. September ent wickelten sich heftige Kämpfe zwischen den aus Melilla ab marschierten spanischen Truppen und den erheblich ver stärkten Ben-Sikar-Kckbylen. Letztere wurden schließlich unter großen Verlusten zurückgeworfen, die Spanier hatten 16 Tote und 70 Verwundete. Dieser erneute Vorstoß der Spanier dcutet in der Tat darauf hin, daß ihrerseits eine energische Aktion gegen die Kabylen beabsichtigt ist, cs sind also wohl in den nächsten Tagen wichtigere Nach richten vom Panisch-marokkanischen Kriegsschauplätze zu erwarten. Der Versuch der spanischen Armeeleitung, den Krieg im Riffgebiet nach dem bisherigen Zögern nun mehr durch ein vaar rösche Schläge möglichst zu beenden, erscheint allerdings schon im Hinblick auf die größeren militärischen Operationen ungünstige Jahreszeit, welche mit heftigen Stürmen und schweren Regengüssen allmäh lich an der Risjküste eingesetzt hat, sehr begreiflich. Aber auch politische Erwägungen machen es für die spanische Regierung ratsam, nunmehr eine militärische Entscheidung in dem Kriege mit den Kabylen zu forcieren, der von allem Anbeginn an in Spanien unpopulär war und dem Lande verhältnismäßig schon erhebliche Opfer an Blut und Geld gekostet hat. Natürlich rechnet man in den Madrider Regierungskreiscn mit einem durchschlagenden Erfolge der spanischen Waffen, ist doch die Zahl der gegen die Kabylen zu Felde stehenden Truppen nach und nach auf etwa 40000 Mann gebracht worden, was für einest afrikanischen Feldzug eine hohe Zahl bedeutet. Von einem europäischen Heere in solcher Stärke kann man schließlich wohl auch entsprechende Leistungen erwarten, wenngleich die Kabylen wahrlich nicht zu unterschätzende Gegner sind und irotz der Schwierigkeiten, welche die Terrainverhält nisse im Riff und noch andere Umstände einer kriegerischen Aktion im größeren Stile bereiten. Ausfälligerweise ist nun gerade zum Zeitpunkte des Beginnes der umfassenden militärischen Operationen der Spanier gegen die Risf- kabylen der Sultan Mulay Hasid aus seiner bisherigen reservierten Haltung gegen Spanien herausgetreten. Er hat dem Konsularkorps in Tanger durch seinen dortigen Vertreter, Mohammed el Guebbas, eine Note überreichen lassen, welche in sehr bestimmter Weise gegen das kriegerische Auftreten der Spanier am Riff protestiert und sie be schuldigt, die jetzigen Verwickelungen durch ihre Grenzüber- grisfe selber hervorgerufen zu haben Schließlich fordert der Sultan in seiner Protestnote, daß die Mächte inter venierten, um dis Spanier an ihrem ferneren Bormarsche zu verhindern. Es ist nun freilich sehr fraglich, ob die Mächte Mulay Hasid diesen Gefallen tun werden, zumal er sich bei ihnen durch seine Grausamkeiten gegenüber dem Roghi und dessen Anhängern keineswegs Sympathien er worben hat. Man wird daher wohl in den europäischen Kabinetten die Protestnote Mulay Hafids auf sich beruhen lassen, worauf es allerdings geschehen könnte, daß sich der Sultan in seinem Unmule offen auf die Seite der Riff- leute stellt. Dann würde freilich der spanische Feldzug am Riff in seinem schließlichen Ausgange ganz unbe rechenbar sein und möglicherweise noch zu ganz anderen Verwickelungen führen, als sie der jetzige Rifskrieg zwischen den Spaniern und den Kabylen darstellt. Man kann darum nur wünschen, daß es den Spaniern gelingt, in diesem Kampfe eine durchgreifende Entscheidung zu ihren Gunsten zu bewirken, noch ehe Mulay Hafid etwa Partei für die Niffleute ergreift. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Nach Schluß der Bezirksausschuß- Sitzung am gestrigen Donnerstag, der letzten, die der aus dem Bezirke scheidende Herr Amtshauptmann vr. Mehnert leitete, und über die wir an anderer Stelle berichten werden, versammelten sich nachmittags 4 Uhr weit über hundert Herren im Saale der „Reichskrone", um mit dem Scheidenden zum letzten Male einige Stunden zusammen zu verweilen. Nachdem Herr Schulrat Bang das erste Hoch auf Se. Maj. den König ausgebracht, worauf die Versammlung die Königshymne anstimmte, gedachte Herr Kommerzienrat Lange—Glashütte der vielfachen Verdienste und Anregungen, die sich der scheidende Herr Amtshaupt mann um den Bezirk erworben, und weihte ihm ein Hoch. Herr Superintendent Hempel —Dippoldiswalde gedachte -der Gattin des Herrn Amtshauptniann, worauf Herr Lehrer Fleischer—Frauendorf im Namen der Lehrerschaft, Herr Or. Bräutigam-Possendorf im Namen der Militäroereine, Herr Rittergutsbesitzer Bierling-Naundorf im Namen der selbständigen Gutsbesitzer, Herr Gemciudevorstand Kubenke- Kreischa im Namen eer unteren Gemeinden, Herr Lehrer Unger-Dippoldiswalde speziell im Namen des Militär vereins Dippol iswa Ide und Herr Stadtgutsbesitzer Müller- Dippoldiswalde im Namen der Landwirte und des Obst bauoereins die herzlichsten Wünsche für den ferneren Lebensweg zum Ausdruck brachten. Herr Oberamtsrichler Vr. Grohmann-Dippoldiswalde hob die Uebereinstimmung und Kollegialität lobend hervor, mit der Verwaltung und Justiz in unserer Stadt unter einem Dache gewirkt hätten und sprach auch seinerseits beste Wünsche aus. In längerer Rede dankte sodann Herr Amtshauptmann Or. Mehnert für alle Zeichen der Anerkennung, die er bei seinem Scheiden erfahren, er werde allezeit dem Bezirk ein treues Gedenken bewahren, wie er auch seinerseits um solches bat. — Die nationalliberalen Wahlausschüsse im 13. länd lichen Wahlkreise veröffentlichen in vorliegender Nummer einen Wahlaufruf, den wir unsern Lesern zur Durchsicht empfehlen. — Die Posten nach und von Bahnhof Geising ver kehren auch im Winterhalbjahr zu denselben Zeiten wie bisher. Die Personenpostoerbindung nach und von Kips dorf erfährt jedoch eine wesentliche Einschränkung dadurch, daß vom I. Oktober werktags nur noch eine Post und zwar ab Altenberg mittags 11,40, an Kipsdorf 12,56, ab Kipsdorf nachm. 4,05, an Altenberg 5,43, verkehrt. Früh- und Abendpost fallen weg. An Sonn- und Fest tagen verkehrt nach und von Kipsdorf keine Post mehr. Für die Postsendungen nach den Ortschaften des Weitzeritz- talrs ist diese Einschränkung jedoch nicht von Belang, da die Postsachen, die mit der Abendpost 7,30 nach Geising gehen, über Mügeln-Dresden-Hainsberg mit dem ersten Zuge früh nach Dippoldiswalde und weiter gelangen. " Bärenstein. Nach einer Mitteilurig des Herrn Ephorus findet die Einweisung des Herrn Pfarrer ckes. Zitzmann in das hiesige Pfarramt Sonntag, den 24. Oktober statt. Dresden. Kaiser Wilhelm hat König Friedrich August gebeten, die Abzeichen eines Generalobersten anzulegen. — Prinz Ernst Heinrich erhielt den Schwarzen Adlerorden. — Der Kreisausschuß der Kgl. Kreishauptmannschast Dresden hält am Donnerstag, den 30. September, eine öffentliche Sitzung ab. — Die Staatssekretäre Delbrück und Wermuth werden am nächsten Montag, den 27. d. M. in Dresden emtreffen, um sich dem König vorzustellen. Meißen, 21. Septenrber. Lin Unfall ereignete sich heute vormittag in der 11. Stunde aus der Leipziger Straße. In der Richtung nach Zehren fuhr eine Ordonnanz der Eisenbahnbrigade auf einem Motorrade. Kurz vor dem Kollreppwerke ertönte ein Knall, der Motorfahrer sprang von dem Fahrzeuge ab und im Nu stand dasselbe in Hellen Flammen. Der Nadlenker hatte kaum Zeit, das Gefährt an die Mauer anzulehncn. Alles Brennbare an dem Rade wurde ein Raub der Flammen. Es ist anzunehmen, daß der Benzinbehälter des Motors explodiert ist, da die Flammen meterhoch in die Höhe schlugen. Aue. Für den Bau der vom letzten Landtage ge nehmigten Talstraße Aue-Vockau ist hier ein Baubureau errichtet worden, welches mit den noch zu erledigenden Vorarbeiten beauftragt ist. Die Forstrevierverwaltung Lauter läßt gegenwärtig die Baustrecke abholzen. Der Bau wird womöglich bereits im Winter in Angriff ge nommen, spätestens aber im nächsten Frühjahre.