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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 06.02.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-02-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110206026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911020602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911020602
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-02
- Tag 1911-02-06
-
Monat
1911-02
-
Jahr
1911
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Lräger und S^dU«« »««I t»,Nch m» Hau» -«bracht: HO "»»«Ü., tz."O^U «rdaMvn und «eschttKOe»«, I,haaal«,ast« «. ürrnwrrch«! »4«y, »4W4. iun«h«id Deutlchlauda und d« dotlch«» ««Ionien vtmrlithrt. «.»* ^», «MUtl. UL4 autschl. Posttxitrllaeld. 8««« m Belgien, Dilnrmart, d«n Dananltoal«», Italien, liurerndu»«. «tedrBaud«. »>e> wesen, 0«G«r«tG-lUi-ar». >»A«»ft Schweden. Sch»««». Stzaach». S» «0« übrigen Staat«» »ar dirrv »arck di« ÄBchütt»li«Ue b«4 Blatte« erdiUtttch. Da» L«ip»»««r lagrdiak, «r1ch«uu »«al itgltch, Sona« ». Kelrrma» »»» <n«r^n». ittvana« >r»»-«»n»dm,> N»a»k»a»l«tz 8, d«i unlrrrn rragern. AUlal«. Lvedittura» und Lmlahmeüeüen. lowi« BoÜL»tt«r» Md Brirfrrii-««. Abend»A«sgabe. U'cip ügerTagcblalt Handelszeitung. Ämtsklatt des Rates und des RoNzeiamtes Ser LtaSt Leipzig. Ungeist«». V«W «M a«»*, u»o »mgedunz Gchchana»»»«««» «Mt ViaMtirlchrittr» and i» d» Idaaiaasaad« u» vre>>« «rddbt. Nadakl »ach Lar>I O«tta«eqedüdr L »«mim» 1«. «aS^badr. U»O»«»»»« >«tt»aa» >«»m «cht prrack- Ma»»« ««»m. »a« artcheu« an beji«»«»» r«,e» na» Btt»«» a»tr» letn« »««alt« üdarama»«». »n»ad»«, <u«»«»a»l«» 8, wt Mollchm Sttiat« »Um tt»»Acr» >ww0»»«m da« 2» «» Lull««««. Ooutt-KtliM« vrr««« «>»ai^» r cla«»« am». l05. Jahrgang Nr. 37 Montag, üen 6. /evruar 19N Die Sallgelüer unü üer Lunü üer Lanüwlm. Bei der im preußischen Abgeordnetenhause kürzlich gepflogenen Debatte über die eigenartigen Be ziehungen zwischen dem Kalisyndikat und der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft bzw. dem Bund der Landwirte hat Herr Dr. Diederich Hahn die von den landwirtschaftlichen Korporationen gegen die Angriffe des Professors Toxhlet veröffentlichte Erklärung zur Verlesung ge bracht. weil, wie der Bundesdirektor sagte, ..tatsächlich niemand imstande sei. da» Verhältnis zwischen den beteiligten Faktoren korrekter darzulegen, als die Interessenten selbst " Was es mit der ..Korrektheit" auf sich hat, das erfährt man nunmehr aus der Ant wort. die Professor Soxhlet im „B. T." den Unterzeichnern der Erklärung erteilt. Schonungslos werden darin die Derteidigungsoersuche zerpflückt, und noch mehr als bisher wird es offenbar, wie schlecht die betreffenden Korporationen die Inter essen der deutschen Landwirte gewahrt haben. Um nur einen der Hauptpunkte herauszugreifen, so hob die Erklärung der Korporationen, um die Ver teuerung des Kalis für die Landwirte und sen eigenen hohen Gewinn, zu begrüirden, her vor. daß das Kalisyndikat die E l e i ch ste l l u n g des Handels mit den landwirtschaftlichen Organisa tionen verlangt habe, und daß die letzteren sich eben damit abfindcn mußten. Demgegenüber verweist Sorhlet darauf, daß jene Gleichstellung erst durch das Kaligesetz angeordnet, aber im Kalivertrag vom 4. Februar 1910 nicht erreicht worden sei. Die Händ ler seien allerdings hinsichtlich der Verkaufsprdvi- sionen. aber praktisch ganz wertlos, den landwirt schaftlichen Agenturen gleichgestellt worden. Sie er hielten denselben Rabatt wie die landwirtschaftlichen Handelslmternehmungen e r st bei einer Jahres abnahme von 1000 Wagenladungen Kainit oder 300 Wagenladungen lOprozentigen Salzes, und sie durften sich nicht zu einem Großabnehmer vereinigen. Sie erhielten kein« Propagandagelder, und ihren Ab nehmern dursten sie nur einen geringeren Preisnachlaß als die Körperschaften gewähre». Die landwirtschaftlichen Verkaufsagenturen dagegen er hielten neben den Propaqandageldern eine höhere Berkaufsprovision als bisher, und sie muß ten ihren Abnehmern einen größeren Nachlaß als die Händler, aber einen geringeren als bisher ge währen. Daraus geht hervor, daß die Händler unter allen Umständen teurer verkaufen mußten: das große Kaligeschäft aber mußte in den Händen der landwirtschaftlichen Verkaufs agenturen bleiben. Daher die Verteurung für die Landwirte und die Eewinnoerdoppelung für die landwirtschaftlichen Organisationen! Weiter wirft Soxhlet die Fragen auf. wie groß die Summen waren, die den landwirtschaftlichen Körperschaften zugeflossen siird, wer die Bespendeten sind, wozu di« Gelder verwendet worden sind, und vor allem, warum das alles auch jetzt noch ge heim gehalten wird? Soxhlet beantwortet diese Fragen teilweise selbst und meint, daß die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft gewiß noch am meisten diese Gelder zu Düngungsversuchen u. dgl. verwendet habe, aber von den Düngu ngsver- suchen des Bundes der Landwirte sei noch nichts in di« O e f f e n t l i ch ke i t ge sickert. Herr Diederich Hahn hat freilich in seiner Rede im Abgeordnetenhause auf die „freiwillige Versuchstätigkeit der Mitglieder" verwiesen, aber er hat doch wohl selbst damit zugestanden, daß der Bund für die „Versuche" noch keinen Pfennig des erhaltenen Geldes ausgegebenen hat: das bekommen nach Herrn Hahns eigenem Geständnis die Presse und die Redner des Bundes, die draußen im Schweiße ihres Angesichts für Kali Propaganda machen und sich ganz nebenbei auch noch mit Politik befassen. Wir meinen, di« Oeffentlichkeit hat ein Recht, zu erfahren, wie hier die Dinge eigentlich liegen. Und «in freisinniges Blatt hat nicht so un recht. wenn es die Regierung, die am Kalikartell beteiligt ist. fragt, ob sie vielleicht nicht auch ein Interesse hat, die Sache klarzustellen. politische Nachrichten. Hochschullehrer und Modernisteneid. Trotz der Erklärung, die die dreizehn Theologie professoren der Münsterer Universität vor kurzem ab gegeben haben, und der sich, wie gemeldet, auch die katholisch-theologische Fakultät der Universität Bonn angeschlossen hat, haben nun doch die vier ordent lichen Professoren der Universität München: Joseph Schoenfelder (Alttestamentliche Exegese), Otto Bardenhewer (Neutestamentftche Exegese und Hermeneutik), Leonhard Atzbcrger (Dogmalik), Anton Seitz (Apologetik), ferner von der Würz burger theologischen Fakultät die Professoren Eöpfert (Homiletik), Weber (Neutestamentliche Exegese) und Kneib (Apologetik), von der Tü binger Universität die Professoren v. Belfer (Neutestamentliche Exegese) Sägmüller (Kirchen recht) und Baur (Philosophie) und von der katho lisch-theologischen Fakultät der Universität Frei- burgin Baden Professor Karl Braig (Dogmatik) den Modernisteneid abgelegt. Hoffentlich ziehen sie nun auch die von uns schon geforderte letzte Konsequenz, auf ihr Lehramt zu verzichten, denn an deutschen Universitäten sollte es keine Lehrer geben, die in ihrer freien Forscher tätigkeit durch einen Eid gebunden sind.. Deutscher Privatangestelltentag. Wie uns der Hauptausschuß für die staatliche Pen sionsversicherung der Privatangestellten mitteilt, wird der große Deutsche Privatangestelltentag auf den 19. Februar vormittags nach Berlin einberufen werden. Es ist dafür die „Neue Welt", Berlin, Hasenheide 108/114, in Aussicht genommen. Der Haupftaal faßt etwa 4500 Personen, während im Nebensaale noch 2000 Personen tagen können. Es wird erwartet, daß Privatangest.'llte aller Berufe aus dem ganzen Reiche daran teilnehmen. Die größe ren Vereine werden sicherlich durch Abordnungen ver treten sein. Der Privatangestelltentag soll zu dem Gesetz.ntwurf einer Prioatangestellten-Versicherung, der jetzt dem Bundesrate vorließt, Stellung nehmen. Do das vorgeschlagene Gesetz dre Privatangestellten aller Berufe einschließt — kaufmännische wie tech nische Angestellte, Werkmeister, Bureaubeamte jeder Art, Redakteure und Journalisten, landwirtschaftliche und Forstbeamte, Bühnen- und Orchcst.rmitglieder —, so ist eine starke Beteiligung zu erwarten. Frühere Veranstaltungen dieser Arft die im Laufe der ziem lich weit zurückreichenden Vorbereitungen dieses Ge setzes stattfanden, waren die Privatangestelltentage zu Leipzigam 13. Mai 1906 und zu Frankfurt a. M. am 17. November 1907. Fürst Eulenburg im Sanatorium? Wie bestimmt verlautet, befindet sich Fürst Philipp Eulenburg seit Freitagabend in dem bekannten Sanatorium des Dr. Lauenstein in Hedemünden (Hannover). Der in Hedemünden nachmittags 5 Uhr 30 Min. aus Hannover eintreffende Zug führte einen Salonwagen mit, dem ein großer, schlanker Herr, ein Arzst und noch ein dritter Herr entstiegen. Der dritte Herr ist mit dem Arzt wieder abgereisi, während der K.ranke in dem Sanatorium oerblieo. In dem Kranken, der von seinen Begleitern mit „Durchlaucht" angeredete wurde, glaubt man mit Sicherheit den Fürsten Eulenburg erkannt zu haben. Entgegen der sonstigen Gepflogenheit, die Namen von Reisenden in Salonwagen in die Zugliste einzutragen, war dies hier nicht geschehen. Das Sanatorium gab auf Anfrage di« Auskunft, es Handl« sich um einen sehr wohlhabenden Kaufmann Maltge aus Har burg (Elbe). Es wird vorzugsweise vom Hochadel frequentiert. Aerztliche Hilfskräfte gegen die Pestgefahr für Kiautschau. Mit Rücksicht auf die Möglichkeit, daß die Pest auch das Schutzgebiet Kiautschau berühren könnte, sind folgende Maßnahmen von der Marineverwaltung ge troffen worden: Marineoberstabsarzt Dr. M a r t i n i, ein bekannter Bakteriologe, und Marineoberstabsarzt Staby. die von Tsingtau aus eigentlich den heimi schen Behörden überwiesen werden sollten, sind zu rückbehalten worden. Ferner sei mitgeteilt, daß sich in Tsinanfu der mrt der Leitung der chinesischen Poliklinik betraute Marineoberstabsarzt Dr. Kautzsch befindet. Auf diesem sanitären Vorposten wird er sehr wohl in der Lage fein, dem Schutzgebiete wertvolle Dienste zu leisten. Im Landgebrete von Kiautschau befindet sick der Marineoberassistenzarzt Dr. Paul, zu dessen oesonderen Obliegenheiten die Beobachtung der Grenze des Schutzgebietes gehört. Der Arzt hat seinen Sitz in Litsun. Zu dieser Stel lung werden besonders geeignete und tüchtige Marineärzte ausgesucht, denen es auch gelungen ist, in den Kreisen der chinesischen Landbevölkerung festen Fuß zu fassen. Ein Bild ihrer Tätigkeit gewinnt man aus folgenden Zahlen: durchschnittlich fallen auf den Monat 350 behandelte Chinesen mit 1130 Behand lungstagen. Es braucht nicht erst erwähnt zu wer den, daß selbstverständlich für eine ausreichende Quarantäne Fürsorge getragen ist. Französische Deputiertenersatzwahl. Paris, 6. Februar. (Tel.) Bei der Deputierten ersatzwahl im Departement Ardsche wurde der Republikaner der Linken Chalanel mit 8606 Stimmen gewählt: der sozialistisch-radikale Gegenkandidat Vincent blieb mit 8139 Stimmen in der Minderheit. Das Mandat befand sich bisher im Besitze der sozialistisch-radikalen Partei. Bestraf» »g eine» Lamelot» d» Slot. Paris, 6. Februar. lTel.) Der Oberst oes 139. In fanterie-Regiments in Äurillac bestrafte denfrühe - ren Prä,identen der Tamelots du Roi, Real del Sarte, mit 14 Tagen Arrest, weil dieser anläßlich der wegen royalistischer Kundgebun gen erfolgten Versetzung zweier Offiziere gegen'seinen Hauptmann die ungerechtfertlgte Beschul digung erhoben hatte, daß dieser rhn überwachen lasse. Vier Europäer von Riffleuten ermordet. Paris, 6. Februar. (Tel.). Aus M e lt l l a wird gemeldet: Fünf Europäer, die sich auf dem Landwege aus dem Departement Oran nach Melilla be geben wollten, wurden auf oem linken Ufer des Mulujaslusses von Riffleuten angegriffen. Nur einem von ihnen ist es gelungen, zu entkommen: die übrigen wurden ermordet. Man fand ihre arg verstümmelten Leichen auf und brachte sie nach Melilla. Sus Leipzig unü Umgegenü. Leipzig, 6. Februar. Wetterbericht der Kgl. Sachs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 7. Februar 1911: Nordwind, heiter, sehr kalt, trocken. Pöhlberg: Vormittags and nachmittags starker Nebel, starke Schneedecke, fester, guter Weg bis Anna» berg, Schneetief« 50 Zentimeter, starker, anhaltender Rauhfrost. Fichtelberg: Gut« Scklittenbabn dis in die Täler hinab, starker anhaltender Reis, großartiger Rauhfrosft * * Auffindung der Leiche de» Reichsgerichtsrats Weller. Heute vormittag s/^12 Uhr wurde in der Pleiße, oberhalb des Pfahlballrestaurants in der Nähe der Schwarzen Lache, di« Leiche des seit dem 31. Januar vermißten Retchsgerichtsrats Eberhard Weller durch den Fischerobermeister Meißner gefunden. Es ist anzunehmen, daß sich Weller infolge hochgradiger Nervosität selbst das Leben genommen hat. Dem Reichsgericht gehörte der Verstorbene seit dem 5. Februar 1895 an. Er war in Darmstadt am 15. August 1845 geboren, trat am 4. Mai 1866 bei dem dortigen Gericht als Referendar «in, wurde 1875 Landgerichtsassessor, 1879 Amtsrichter, 1887 Land richter, 1888 Landgerichtsrat und 1895 Oberlandes gerichtsrat. Unmittelbar darauf erfolgte seine Be rufung an das Reichsgericht, wo er von Anbeginn an dem 3. Zivilsenat angehörte. * Die Leipziger Sportmess«. Nachdem die Einrich tung der alten Handelsbörse für die Zwecke der Sport messe sich als undurchführbar erwiesen hat, ist die Kommftsion für di« Organisation der Sportmesse mit der Verwaltung des Kaufhauses Mey ü, Edlich am Neumarkt in Verbindung getreten und es findet die Sportmesse nunmehr endgültig in den Räumen der genannten Firma am Neumarkt statt. Bisher haben sich 23 Firmen gemeldet, die sich an der Ausstellung beteiligen werden: darunter Geschäfte aus der N Sein eigener Sahn. Roman von R. Ottolengui. (Nachdruck verboten.) „Als Alice in Ohnmacht fiel und aus dem Saale getragen wurde, folgte ihr Harry Lukas, und wäh rend der Arzt mit ihr beschäftigt war, konnte ich Lukas ausfragen." „Natürlich! Natürlich! Ich war ein Narr, ihn aus dem Saale fortzulassen, aber man kann doch nicht an alles denken! Sie haben einen hervorragenden Mut bewiesen, Fräulein Lewis, und es wird mir ein Vergnügen sein, Ihnen behilflich zu sein. Jetzt noch etwas! Warum haben Sie das Papier nicht zerstört, worauf Ihr Onkel Herrn Marvel des Verbrechens beschuldigt hat? Es war dock sehr gefährlich, es auf zubewahren, wenn Sie di« Absicht hatten, ihn zu schützen?" „Ja, ick weiß es, aber gerade, weil es bei mir sicher zu sein schien, bewahrte ich es auf. Ich dachte, ich könnte verhindern, daß es entdeckt würde, aber hierin täuschte ick mich gewaltig. Ick hob es aus einem be sonderen Grunde auf: ich wollt« Herrn Marvel auf jeden Fall vor Verdächtigungen schützen, weil — weil ich ihn liebe. Aber ich würde nie mehr mit ihm ver- kehrt haben, solange ich wußte oder furchtet«, daß er d^r Schuldige sei. Angenommen, er wäre weg gefahren und dann nach einem oder zwei Jahren zu- rückqekehrt, ohne daß er öffentlich angeklagt worden wäre? Seben Sie nicht ein, in welcher fürchterlichen Lage ich mich befunden bätte? Ich wäre gezwungen gewesen, ihn eines Bervrechens zu bezichtigen, ohne einen Beweis dafür zu haben." .Hawohl. Cie wollten da» Papier verbergen, um ihn zu retten: um sich selb» zu retten, behielten Sie es der sich. Sehr gut vielleicht, aber wie Sie sehen, sehr gewagt. Natürlich wird di« Bemerkung letzt gegen ihn zeugen. Und dann die Geschichte mit dem Medaillon! Das ist freilich sehr schlimm! Wie er klären Sie das?" „Wie — wie — Sie leben nicht? Damit war meine letzte Hoffnung zerstört. Als ich hörte, daß Walter — daß Herr Marvel — das Medaillon ge nommen hatte, und mich erinnerte, daß ich es in der Hand des Toten gefunden hatte, schien mir die ganze Geschichte nur zu sicher zu sein. Aber jetzt —" „So! Sie haben schon ein« Theorie?" „Herr Barnes! Ihr Männer versteht uns Frauen nie vollständig. Wir lieben einen Mann, und dann hängen wir für immer an ihm. Wir hoffen gegen die Vernunftgrllnde und machen uns solche, um Hoff nungen darauf zu bauen. So habe ich seit der Unter suchung mein Hirn zermartert, um eine Erklärung für diese Medaillongeschichte zu finden. Eine Möglichkeit ist mir eingefallen. Herr Marvel betrat sicher das Haus, als ich schon zurück und wahrscheinlich, als mein Onkel noch am Leben war. Kann er nicht das Medaillon verloren haben und kann nicht mein Onkel, durch irgend ein Geräusch aufmerksam gemacht, das Haus durchsucht und zufällig das Medaillon ge funden haben?" „Das ist ja ganz hübsch ausgedacht, Fräulein Lewis, aber ich befürchte, daß es nicht den Tatsachen entspricht. Wenn Herr Lewis nicht unmittelbar darauf erschossen wurde, würde er das Medaillon schwerlich als Leiche in der Hand gebalten haben. Doch es ist noch eine Möglichkeit vorhanden. Man könnte sie im Notfälle benützen, um die Richter in Verlegen heit zu bringen. Aber, wenn ich mich nicht sehr täusche, wird nichts Derartiges notwendig sein. Ich ho,fe diesen ganz ungewöhnlichen Fäll trotz allem zur Lösung zu bringen." „Wie wollen Sie das beginnen?" „Ganz wie Burrows, nur will ich den andern Weg beschreiten. Er folgte dem Mann vom Schauplatz« des Verbrechens aus und kam so zu einem Trugschluß. Ich will ihn von dem Ort«, von wo «r ausging, ver folgen und dort seine Identität feststellen. Inzwischen müssen Sie wieder nach Hause fahren. Wann findet das Begränbnis statt?" „Heute nachmittag." „Dann begleit« ich Sie. Aber zuerst muß ich noch etwas erledigen, was ich hier in Boston finden kann. Ich bitte Sie. so lange auf mich zu warben, bi« ich zurückkehre. Meine Haushälterin wird Ihnen unter dessen em Frühstück bringen." Fräulein Lewis war einverstanden und Barnes eilte zum Hauptbureau der Boston-und-Maine- Eisenbahngesellschaft, wo er den Direktor zu sprechen wünschte. Er wurde alsbald zu ihm geführt und erklärte ihm ohne Umschweife den Grund seines Be suchs. „Ich bin einem Mann auf der Fährte", sagte er, „und weiß, daß er in Lee. New Hampshire, mit dem Zuge eintraf, der die Station um neun Uhr erreicht. Können Sie nun das Billett ausfindig machen, das ihm der Schaffner in diesem Zuge letzten Sonntag abend cbnahin?" „Sehr leicht, vorausgesetzt, daß er der einzige Passagier ,ür dies« Station war." Er kling'ltc einem Beamten, nab ihm den Be fehl, die Fc-Hltarte zu suchen, und einige Minuten spät:r hi'lt jic Barnes in der Hand. Die Karte trug die Aufschrift: Worcester nach Lee. Barnes war bestürzt, denn er erinnerte sich, daß Marvel ausgcsagt hatte, er sei in Worcester gewesen, um den Behörden zu entgehen. Er sah die Karte genau an und bemerkte, daß sie an einer Kante sich rauh anfühlte, als sei ein Stück davon abgerissen worden. Er übergab sie dem Direktor und fragte ihn: „Können Sie mir sagen, wo diese Karte gekauft wurde? Ich sehe, daß ein Teil davon abgerissen worden ist. Daher muß der Passagier von einer Station gekommen sein, die jenseits von Worcester liegt." Der Direktor warf einen Blick auf die Fahrkarte und antwortete: „Sie wurde in New Pork gekauft; es ist die Aus gabe der Norwichdampfschiffgesellschaft. Aber Ihr Mann kann dies« Hälfte der Fahrkarte auck von einem Zwischenhändler in Worcester gekauft Haven." Barnes dankte dem Direktor für die Auskunft, verließ da» Bureau und verfügte sich wieder in seine Wohnung zurück, um Virginia abzuholen. Auf der Riversidefarm kamen sie gerade zu der Zeit an, als sich Vie Leute für das Leichenbegängnis anzusammeln begannen. Der Richter begrüßte Virginia herzlich und blickte erstaunt auf Barnes, da er offenbar nicht verstehen konnte, wie es kam, daß sie zusammen waren. Virginia beeilte sich, es ihm zu erklären. „Herr Richter", sagte sie, „es wird Sie freuen, zu hören, daß Herr Barnes jetzt auf meiner Seite arbeitet. Er glaubt nicht, daß Walter schuldig ist." „Ist das wahr?" fragte der Richter mit großem Interesse. „Es sreut mich, das zu hören, denn wenn Sie, trotzdem daß Herr Burrows eine lange Reihe von belastenden Tatsachen entdeckt hat, wenn Sie, Herr Barnes, bei Ihrer großen Erfahrung nicht davon überzeugt werden, so muß doch ein schwacher Punkt darin vorhanden sein. Sagen Sie mir, wie steht es?" „Herr Burrows ist im Irrtum", erwiderte Barnes. „Seine Tatsachen sind alle richtig »nd sehr wichtig. Seine Schlüsse indes sind falsch. Wie Sie vermuten, weisen sie einen schwachen Punkt auf. Ich habe ihm diesen vorgehalten, aber er ist zu eigensinnig und will seinen Irrtum nicht einsehen. Er kann Marvel nicht überführen, ohne zu beweisen, daß Fräulein Marvel nach dem Verbrechen, wenn nicht schon vorher -mit ihm im Einverständnis gehandelt, beziehungsweise ausgesagt hat." „Um Gotteswillen, da» ist doch nicht der Fall!" ,Zch befürchte, er möchte die» vor dem Kreis gericht behaupten, und infolgedessen Fräulein Lewis noch länger im Gefängnis -urückgebalten werden. Daß er die« nicht yetau haft beweist, daß er ins geheim befürchtet, die Verantwortung nicht auf sich nehmen zu können." „Gut, aber glauben Eie, daß Sie Marvel vom Verdachte werden reinigen können? Wenn dies der Fall ist, wer ist der Mörder?" „Ihre letzte Frage i ick muß die Antwort f schuld beweisen soll. W daß ich hoff«, es ausfu ich den Leicynam noch e begleiten, Hei t schwer z» beantworten, aber , nden, wenn ich Marvels Un weisen soll. Was icy bis jetzt sagen kann, ist, hren zu können. Jetzt möchte nmal sehe». Wollen Sie mich irr Richter? Ich habe eine Idee!" Der Richter und der Detektiv begaben sich in das Empfangszimmer, wo der offen« Sarg stand. Eine Weile standen sie daneben, ohne ein Wort zu sprechen. Barn«s blickte auf da« verstümmelte Gesicht, das, um die Entstellungen »u verberge», mit einem seidenen Tuche bedeckt worden war; der Richter fragte sich, über was wohl der Detektiv nackdackt«, als er seinen nachdenklicken Blick sah. In Wayryeit wußte es Barnes selbst nicht recht. Ern »»bestimmter Gedanke stieg in seine« Gehirne a»f, «nd er wartete darauf, daß er festere Forme» »»nehme. Sein« Blicke wanderten auf die über der Brust gefalteten Hände de. Toten, und der Diamantring fesselt« seine Auf merksamkeit. „Herr Richter", bega»» er, „ich glaub«, man wird einen Fehler begehe», «em» wir nicht rechtzeitia ein greifen." „Was meinen Sie danrift Herr Barnes?" „Es steckt ein Ring an der Hand de« Toten, der nicht mitbegraben werden sollte. „Warum nicht?" „Weil ein Mord vorüegft und alle», war mit dem
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