Suche löschen...
Dresdner Journal : 31.05.1862
- Erscheinungsdatum
- 1862-05-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186205317
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18620531
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18620531
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1862
-
Monat
1862-05
- Tag 1862-05-31
-
Monat
1862-05
-
Jahr
1862
- Titel
- Dresdner Journal : 31.05.1862
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
123. Sonmbend, den 31. Mai. , ! VI '' ' - -- . .. E . . -- . — , j , LU. Ui..'i, l ni,o»lIh4K «>'>O.Ot 1 ton . tr 1 i ,. vj .> ,7LW«M-»rWr: . >>^u,i> 7ttr«oI.:»'N»lr.^0Arr. l» , . ^>tl»rl.- 1 ,, tt> „ „ „ stritt Kott uuä d» A»«s»»! 1b Ilgr. k - yteiup. Iru- Luu.to» Li«WW»»- 1 .i 1 H«U»U üi»»u. , i .,' " KLr ä«o 8»um sio«r Ao-uatt»»«» Loll«: 1 Ugr. ' vutor „Ling«»»uat" M« 2«tlt: 2 digr. i , ,l ! ri- . ». 1 ifi- -» «rfchit«»: -r^ii-k. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. LlNE^!, ,1 , ^uuüu. II! !M.LSU4^S^^Et^ 18«2 Snscratrnannahmr auswärt,: Lotpotz: t». 8»tl«v»^«r,r», 6r>mmi»iooltr äe» I-roocknsr ckourn»!,; eb«»s»«elb»t: n. Nv»»>i»; ^it»»»: Ilm»»,,»,« ä: Voai.>lu; Lortio: Ouoi-ino'oebe Oiickb., ttirilNur»»'« Unreou; >r«w«o: L. 8c»r.orrr; Kroolttart «. ».: Sno«» »cU« vuebboocklunx; Hila: Xi-oi.» 8iv«»,«; k»ri«: v. (28, rue äs» dorr» Kr»x: l». L»»i.lell's Lucübaockluug. Herausgeber: kköul^I. Krpectitloir ävs vresäoer ckouroul«, vrssäen, >I«rieo»tr»S8s kir. 7. t 1 > 'T-Ti-r^TlS-Mir^lli I - — —IT-N^NN.'—i ÄmtLicher Thetl. Dresden, 17. Mai. Seine Majestät der König habe» dem Stallmeister Seiner Majestät de» König» von Württemberg, Obersten v. Hamel, da» komthurkreuz N. Klasse de- Albrechtordens zu verleihen gerührt. Dresden, 29. Mai. Se. Majestät der König haben dem Dirthschajts-Khef des Artillrisie-Korp«, Oberstleut nant »yn Rouvroy, die erbetene Entlastung au-aller höchsten Kriegsdiensten mit der gesetzlichen Pension und der Erlaubniß zum Tragen der Armee-Uniform aller- gnädigst bewilliget, demselben auch in Anerkennung seiner langen und vorzüglichen Dienste das Ritterkreuz des Ver dienstordens huldreichst verliehen; demnächst haben Allcr- höchstdieselben den Hauptmann Schmiedt vom Fuß- artillerie-Regimente zum Wirthschafts-Chef des Artillerie korps zu ernennen und dem Oberleutnant Rothmaler vom vorgenannten Regimrnte, die in selbigem durch Aus rückung erledigte Adjutanten - Stelle zu übertragen aller- gnädigst geruht. Dresden, 28. Mai. Mit allerhöchster Genehmi gung ist dem LnappschaftSarzte weck. praet. Edmund Bruno Sieber« zu Stollberg für sein aufopferndes, muthvolle» und umsichtige» Verfahren bei der am 12. November vorigen Jahre» in dem Kohleuwerke Neue Fundgrube zu Lugau vorgekvmmenen Verunglückung eines Bergz«mm«rlings die Leben»r«t1ung«mrdail1e in Gold mit der Befugniß zum Tragen am weißen Bande verliehen worden. - """' ' . . 1 ' j.. - . l ' ' - l .'1. . ' Nichtamtlicher Theit. Uetersicht. rel*gr«z»hische Nachrichten. Zettungsschau. (Allgemeine Preußisch« Zeitung.) Taaesgeschichte. Dresden: Großfürstin Helene. — Wien: ReichSrathSverhandlungen. Anleihe. Vom Finanzausschüsse. Die neu« Broschüre von Debrauz deSavouirt. — Prag: Verein für Geschichte der Deut schen in Böhmen. — Berlin: Von der Adrrßcom- misfion. In Sachen des Handelsvertrag-. Neuorga nisation des Kriegsministeriums. Hohe Gäste. Prinz Hohenlohe beurlaubt. Proceß gegen Ludmilla Assing. Landtag wähl. — München: GeperalvtMPMl»ng der Hauptschlltzengesellschaft. — Karlsruhe': Aus der Kammer. — Gotha: Vom Landtage. — Al tenburg: Die Eisenbahnvorlagen. Pari»: Privilegien des „Moniteur". General v. Montebrllo als Oberbefehlshaber nach Rom. — Madrid: Panzerfregatten. Unruhen in Portugal. — Friedrichstadt: Armirung der Schanzen. — Athen: Kammereröffnung. — New-?)ork: Ein Parlamentär Beauregard'». Pensacola genommen. Eruenuunarn u. Versetzungen. Dresdner Nachrichten. Droninzialnachrichten. (Leipzig. Plauen.) Eingesandtes. Statistik und Lolkswirthschast. Keuillrton. Inserate. Lagrskalender. Börsen Nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Wien, Donnerstag, 29, Mat. Das Ein rücken der Türken in Montenegro bestätigt sich. O»er Pascha meldet an den hiesigen türkischen Botschafter aus Gkutari vom 27. Mai: „Ich habe schon Eurer Ercellenz mitgetheilt, daß unsre Trup pen in den montenegrinischen Distrikt Bielopavlovich rinmarschirt sind und daß eine Schlacht bevvrstehe. Am 24. Mai stießen unsre Truppen nach einem zweistündi ¬ gen Marsche auf den etwa 6000 Mann starken Feind, der auf einem Felsenterrain eine günstige Stellung ein genommen hatte. Von zwei Kolonnen unverzüglich an gegriffen und au» ihrer Position vertrieben, zogen sich die Bergbewohner über die Dörfer Ober- und Nieder- Martinich, Nevina, khoupina, Gliziza, Porfiezi und Glivitza zurück. Die Wohnhäuser und Höfe dieser Dör fer, die aus großen Steinen errichtet sind, dienten den selben zu ^eben so vielen Verschanzungen, wurden aber alle von unsern braven Soldaten im Sturme mitten unter dem Feuer genommen, welches der Feind überall auf seinem Rückzüge verbreitete. Obsckon sich die Mon tenegriner mittlerweile um 11 Fähnlein von je 100 Mann verstärkt hatten, so mußten sie dock unsern Trup pen da» Feld überlassen, welche sie bis in die Berge ver folgten. Der Feind ließ 500 Todte auf dem Schlacht felde, ungerechnet diejenigen, welche er mit sich nahm. Die Zahl der Verwundeten muß wohl das Doppelte er reichen. Wir hatten 57 Todte, 136 Verwundete, unter Letzter« den Obersten vom Generalstabe, Mustapha Bey. Die Zahl der nirdergebrannten Häuser und Höfe be läuft sich auf ungefähr 890, darunter 400 Hütten. Am 25. Mai feierten unsre Truppen in Ruhe ihren Sieg, und am 26. haben sie sich wieder auf den Marsch ge macht." Brüssel, Freitag, 36. Mai. Die „Jn-ö- pevdaace belge' schreibt, die von ihr vor zwei Ta gen gebrachte Nachricht von der Abreise de- Mar quis v. Lavalrtte nach Rom habe sich nicht bestä tigt. Der Cardinal-Staatssekretär Antonelli habe dem französischen Geschäftsträger in Rom, Her zog v. Belluno, erklärt, die päpstliche Regierung werde jede Manifestation im piemontefischrn Sinne mit Gewalt unterdrücken. London, Donnerst«-, 29. Mai. Die heutige „TimeS' sagt: Die in London abgeschlossene Eon- veotiou beweise, daß die Alliirten Mexico zu re generiren bezweckten, nicht bloS eine Entschädigung zu erlangen. Frankreich verfahre loyal; man möge rbm Erfolg wünschen und nicht auf denselben eifer süchtig sein. St. Petersburg, Donnerstag, 29. Mai. In aut unterrichteten Kreisen wird versichert, da- der Großfürst Konstantin, ältester Bruder deS Kai sers, unter Beistand deS Markgrafen WielopolSki als Statthalter nach Warschau gehen werde. Warschau, Mittwoch, 28. Mai. Gestern hat die erste Zusammenkunft des Municipalratheo un ter Vorsitz des Stadtpräsidentrn Woyda stattge funden. Unter andern Mitgliedern waren an»vr sind: Zamoyski, Schlenker, Lewinski, Zielinski, Krajewski, Natanson. New-Aork, 20. Mai. Officiellen Nachrich ten zufolge ist der Angriff de» auf dem James- fluffe gegen Richmond vorrückenden UoionSgeschwa- ders durch die 7 Meilen (anderthalb deutsche) von dieser Stadt entfernten Batterien der Conföde- rirten bei Fort Darling abgeschlagen worden. Nach vierstündigem Gefecht haben sich die Unions schiffe mit einem Verluste von 1100 Mann zurück- a 1 i^er New-Berner „Progreß" versichert, der Gou verneur von Nordcarolina habe der Sonderbunds regierung weitere Hilfe verweigert und das Con- tiuaeut des Staates von der conföderirten Armee nach Nordcarolina zurückberufen. Präsident Lincoln hat die Proklamation des Generals Hunter betreffs der Emancipation der Sclaven in Georgien, Florida und Nord-(?) Ca rolina annullirt Dresden, 30. Mai. Aus der neuerlichen Haltung des officiellen preußi schen Blatte» ist deutlich zu ersehen, daß das preußi sche Ministerium hohen Werth darauf legt, mit dem Ad geordneten Hause sich auf freundlichen Fuß zu stellen. In diesem Sinne schreibt auch heute wieder die die „Allgemeine Preußische Zeitung": Was die Vorlagen betrifft, so liefern sie den thatsäcklichen Be weis, daß die Regierung Sr. Majestät, wie es schon in der parlamentarischen Eröffnungsrede erklärt worden, bereit ist, den Anträgen der Landesvertretung zu ent sprechen, soweit dieselben sich mit den unabweislichen Interessen des Staats vereinbar und mit Rücksicht aus die thatsächlichen Verhältnisse ausführbar erweisen, und daß die obersten Räthe des Königs die kurze, seit Um bildung des Ministeriums verstrichene Frist gewissenhaft benutzt haben, um sich über die Zulässigkeit der gewünsch ten Zugeständnisse in Klarheit und Einvernehmen zu sehen. Hat somit die Regierung Sr. Majestät dem Landtage in den erwähnten Vorlagen sowohl den Be weis versöhnlichen Entgegenkommens, wie ein reiches Material für eine dem Landrswohl ersprießliche Tätig keit geboten, so wird — wir sprechen diese Hoffnung wiederholt und zuversichtlich aus — auch das Abgeord netenhaus es als Pflicht erkennen, ihr auf dieser Bahn zu folgen. Wenn alle Parteien das gute Einvernehmen zwischen der Regierung Sr. Majestät und der Landes vertretung als eine Grundbedingung für die Wohlfahrt des Staats erkennen, so hat nun auch das Abgeordneten haus zu beweisen, daß es seinerseits dieses Brkenntniß zur Richtschnur seines Handelns nimmt. Die mindeste Forderung, welche man an das Abgeordnetenhaus stellen darf, ist die, daß es die Räthe der Krone nicht nach vorgefaßten Meinungen, sondern nach ihren Maßnahmen brurtheilen möge." — Es läßt sich nicht verkennen, daß «in Theil der gemäßigtern Blätter in der That in seiner anfänglichen scharfen Opposition gegen das Ministerium nachgelassen Hat und daß manches Wort des Friedens und der Verständigung von dieser Seite her laut wird. Die Blätter der eigentlichen „Fortschrittspartei" dagegen behaupten nock immer denselben oppositionellen Ton ge gen das Ministerium. So bemerkt die „National zeitung" zu dem vorstehend erwähnten Artikel der „A. Pr. Z.": „Die Wahlerlasse und gewisse Ernennun gen sind in zu frischer Erinnerung, als daß man nicht ver- muthen sollte, das Ministerium werde seinen ursprüng lichen Charakter wieder sckärfer hervorkehrrn, sobald das Budget für zwei Jahre bewilligt ist. Man meint, die ses oder jenes Zugeständniß gehe darauf hinaus, all mählich im Lande etwas mehr Boden für neue Anklagen gegen das Abgeordnetenhaus zu gewinnen, wenn dasselbe in den Hauptfragen unerschütterlich fest stehen sollte." Tügesgeschichte. Dresden, 30. Mai. Vorgestern Mittag 12 Uhr ist* Ihre kaiserl. Hoheit Frau Großfürstin Helene von Rußland, von Berlin kommend, nebst hohem Gefolge hier eingetroffen und incognito unter dem Namen einer Gräfins Michailofskaja im „Hotel Bellevue" abgetreten. Ihre kaiserliche Hoheit wird einige Tage Hierselbst ver weilen. Wien, 28. Mai. (W. Bl.) In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses fand aus Anlaß des Un- terrichtsbudgets eine lebhafte Debatte über das Concor- dat statt. Der Bischof Litwinowicz bestritt das Recht der Volksvertretung, das Concordat anzutasten, Giskra verthcidigte dieses Reckst. Ter Präsident unterbrach die Debatte, da der Finanzminister eine Mittheilung machen wolle. (Bewegung.) Finanzminister v. Plener legt so dann einen Gesetzentwurf wegen einer Anleihe von 50 Millionen vor. Hauptbcstimmungen dieser Vorlage sind: 1) Die Anleihe ist entweder mit der Nationalbank durch Realisirung eines,Theils der 1860er Loose oder mittelst einer andern, den Staatsschatz möglichst wenig belastenden Kredit operation zu bewerkstelligen. 2) Wird mit der Nationalbank das Uebereinkommen über die Regelung der Staatsschuld und die Dauer des Privilegiums abgeschlossen und die Herausgabe eines Theils der 1860er Loose vereinbart, so bildet die gegenwärtige Anleihe eine Abschlagsleistung. 3) Kommt das Uebereinkommen wegen Herausgabe der Loose nicht zu Stande, so verpflichtet sich die Regierung, an die Nationalbank die Ergänzung der Bedeckung für die durch die Anleihe herausgenommenen Loose mittelst vollständigen Gleichwerths zu leisten. 4) DaS Anlehen soll für die Bedeckung der Staatsbedürfnisse verwendet werden. Die Vorlage wird dem Finanzausschuß al- dringlich zugewiesen. — Ein Antrag Hopsen's, dir Steuervorlagenj anfangs Juni zu berathen und in täg lichen Sitzungen zu beenden, wird angenommen. — Im Herrenhause überreicht Graf Leo Thun eine Petition von 677 oberösterreichischen Lehrern gegen die Trennung der Sckule von der Kirche. Das Branntweinsteuergesctz wird im Wesentlichen nach dem Ausschußantrage, jedoch in Artikel 3 mit dem Steuersätze von 4'/,» statt 6'/,o Kreuzer angenommen. Nächste Sitzung Montag. — Die letzte Sitzung des Plenarfinanzaus schusses war sehr bewegt. Der Kriegsminister erklärte auf die einzelnen Punkte nicht eingehen zu wollen und deshalb dem Abgeordnetenhause eine Denkschrift zu un terbreiten. Man that dagegen Einsprache und hielt einen solchen Schriftwechsel nicht für angemessen. Erft wenn der Minister sich mit dem Ausschüsse nicht einigen könne, möge er seine Ansichten dem Hause zur Entscheidung verlegen. Bei der Einzelberathung wurde beschlossen, eine politische Exposition ebenso wie die Bemerkungen über die Milstärgrenze fallen zu lassen. Ueber die Ein zelheiten des Friedensbudgets soll der Berichterstatter noch einmal mit dem Kriegsminifter sich vereinbaren, ehe der Ausschuß einen Beschluß faßt. Der Kriegsminister soll die Absicht haben, das ordentliche Friedenspräliminar auf 92 Millionen sestzustellen, während im Berichte 82 Millionen veranschlagt sind. — Wie der „Mähr. Corr." meldet, wurde in der letzten Sitzung des Finanzaus schusses über Antrag des Berichterstatters vr. Giskra dem Herrn Kriegsminister Grafen Degenfeld für sein freundliches Entgegenkommen und seine Bereitwilligkeit bei allen Arbeiten, die das Kriegsministerium betrafen, der Dank des Ausschusses ausgesprochen. — Die „Wien. Ztg." schreibt: Eine Pariser Korre spondenz der „Jndöpendance belge" bespricht eine soeben in Paris erschienene Broschüre: „Solution cko la eri8« ston^i-oiso" vom Chevalier Debrauz und bezeichnet die Feder des Verfassers als „eine autorisirte". — Wir sind in der Lage zu versichern, daß diese Bezeichnung eine unrichtige ist, und daß die nach Angabe der „In dependance" in der Broschüre des Herrn Debrauz aus gestellten Ansichten nicht jene der kaiserlichen Regie rung find. z Prag, 28. Mai. Gestern Abends hielt in einem Saale des Clementinums der „Verein für Geschichte der Deutschen in Böhmen" seine erste Plenarver sammlung ab. Es waren über hundert Personen an wesend, die verschiedenen Ständen angehörten, jedoch war selbstverständlich jener der Professoren und Graduirten am zahlreichsten vertreten. Dir Versammlung wurde von dem interimistischen Präsidenten vr. Pelzl eröffnet. In seiner Ansprache wendet er sich gegen die von den Tschechen alle Augenblicke vorgebrachte Behauptung, die Deutschen in Böhmen seien durchaus Eingewanderte. Er weist die Unrichtigkeit dieser Ansicht schlagend durch das um das Jahr 1065 von Sobuslaw den Deutschen verliehene Privilegium nack. Sckon 1280 wurden Vertreter des freien deutschen Bürgerthums von Otto von Branden burg nach Herkommen zu einem ausgeschriebenen Land tag berufen. Die slawische Bevölkerung war in Leib eigenschaft versunken. Die eigentliche Eröffnungsrede hielt Professor vr. Höfler, in welcher derselbe die Stellung Böhmens zu Gesammtösterreich, dann die Stellung der Deutschen in Böhmen den Tschechen gegenüber charak terisier. u Berlin, 29. Mai. Die Adreß-Commission des Abgeordnetenhauses setzt mit regem Eifer ihre Berathungen fort, da es im Plane liegt, die Plenarver handlungen möglichst in der nächsten Woche zu beginnen und noch vor dem Pfingstfeste zu beenden. Gestern hielt die Kommission zwei Sitzungen. Die sämmtlichen Staats- A e «illet o n. Mozart's Serke. Bei Brritkopf und Hertel in Leipzig ist ein für die Geschichte und Literatur und für dir volle Erkenntniß eine» großen Tongeniu« höchst wichtige» und werthvolles Werk erschienen: Da» chronologisch-thematische Verzeichniß sämmtlicher Tonwerke W. A. Mo zart'» von 0r. Ludwig Ritter von Köchel in Salzburg. Der Verfasser sagt in der Vorrede: Das Erscheinen der Mozart-Biographie von Otto Jahn, dieses so um fang- und gehaltreichen Werke», mußte den Wunsch nach einem Apparate erregen, dasselbe mit Bequemlichkeit zu lesen — zu studiren; nach «inem Apparate, der uns die in der Biographie besprochenen Kompositionen nach ihren Theilen, ihrem Umfang«, ihrer Zeitfolg« thematisch vor führt, auch da» Nichtbrsprochrne einsügt, und zwar mit einigem Beiwerk, wie e» einem Freunde seiner Musik willkommen sein konnte. Von dies«« Standpunkte auS ward da» Werk unternommen. Die Schwierigkeiten waren ungeheuer; sie wurden mit dem beharrlichsten Flriße, unermüdlicher Forschung und höchster Gewissenhaftigkeit in vieljähriger Arbeit überwunden. Während siebzig Jahre» waren ein« Menge lebender und lrbloser Behelfe verloren gegangen. Mozart'» Zeitgenossen waren ver stummt, Äutographe von Hand zu Hand gewandert und oft verzettelt, «in T)ritt«l aller Kompositionen war nie -«druckt. Dir Gewinnsucht hatte sich schon während Mozart'» -eben seine» geistigen Eigenthum» bemächtigt durch mangelhafte. Ausgaben, Uelxrtragunge«, Mißbrauch de» Namens. Von dem »ollen Umfange der Kunstthä tigkeit Mozart'» hatte man keine Uebersicht, und doch konnte nur hierdurch der Meister in seinem eigensten Wesen genau erkannt werden. Köchel gelang e», trotz dem sein Ziel zu erreichen. Er giebt eine bewunderns- werth vollständige, alle Anforderungen möglickst erfüllende tatsächliche Darstellung de» künstlerischen Bildungsgan ges Mozart'» unmittelbar an seinen Werken. Eine Uebersicht nach Zahl und Gattung der Kom positionen eröffnet zuerst einen Blick auf die Gesammt- thätigkeit Mozart's. Der Schwerpunkt des Ganzen liegt natürlich in dem folgenden chronologisch-thematischen Verzeichnisse sämmtlicher Werke des Meisters, in das die ersten, ursprünglichen, und alle wenigsten- in irgend einem Satze vollständigen Kompositionen Mozart's von der ersten Knabenperiode 1761 an bis zu seinem Tode 1791 ausgenommen wurden. Bei polyphonen Werken sind die Instrumente, bei jedem Satze die Anfangstacte und die Zahl der Tarte de» Musikstücks überhaupt an gegeben. Die Autographrn sind genau und mit specieller Beschreibung verzeichnet, ihre derzeitigen Besitzer genannt, ebenso bemerkenswerthe Abschriften und alle Ausgaben der gedruckten Werke. Weitere Anmerkungen bringen mannichfache, sehr interessante Erläuterungen: Veranlas sung der Komposition, Dedicationen, erste Aufführungen und Erfolge, Urtheile über ihren Gehalt, Abweichungen mancher Ausgaben. Die Bestimmung der Zeitsolgr sämmt licher Kompositionen bot die schwierigste Lösung; sie wurde bi» zur größtmöglichsten Wahrscheinlichkeit, mit der scharfsinnigsten Ergründung und Vergleichung aller vorhandriren Quellen erreicht, unter den«n ein eigenes Verzeichniß Mozart'» (von 1784 an) und dessen auto graphische Ueberschriften die sichersten sind. Zum Schluß folgt noch eine Aufzählung der verloren gegangenen oder verschollenen Kompositionen, der Uebertragungen, der zweifelhaften und der entschieden untergeschobenen Com Positionen. So liegt denn Mozart's ruhmvolle» unvergängliches Wirken dam Historiker, Kritiker, Aesthetiker und Jünger der Kunst in unmittelbar faßlicher Uebersicht zu würdiger Betrachtung vor: „Des Künstlers frühes kühnes Er greifen der höchsten Ziele der dramatischen Musik, sein wunderbar schnelles Aufwärtsschreiten, das Erreichen der Gipfelhöhe seines Wirkens — nickt seines Genies —, daS tragische Verklingen seines Kunstlebens in seinem Requiem mit allen dazwischen liegenden Kunstphasen." In dem chronologischen Verzeichniß sind im Ganzen 626 vollständige Tonwerkc Mozart's aufgeführt, 179 nach und 447 vor 1784, 346 zeitsichere und 280 zeit unsichere; — 626 Werke in 30 Jahren des Schaffens! Darunter an Messen nebst Requiem 20, an einzelnen grkßern und kleinen Kirchcnstückcn 48, 23 Opern, 64 Arien und mehrstimmige Gesangssätze mit Orchester, Streichquartette und Quintette 41, Symphonien 49, Divertimenti- und Serenaden für mehrere Instrumente 33, sonstige größere Orcheftrcstückc 27, Concerte 55, Sonaten für Klavier mit Violine 45 rc. rc. Die Bewunderung, die uns vor dieser göttlich be gnadeten Schöpferkraft ergreift, ist nicht auszusprechen. Mozart's unerschöpflich, stetig, original und gedanken voll fließende Erfindung, seine instinktiv schöne, kunst reich vollendete und zugleich ungezwungene Gestaltungs kraft müssen völlig Eins in ihrer Erscheinung gewesen sein. Ja, dieser unablässig quellende, mit naiver Ge walt und unmittelbarer Schönheit sich gestaltende Ton erguß der Seele — in Gedanken und Form harmonisch unlöslich verschlungen und von Geist und anmuthigcm Sinnenreiz gleichmäßig durchströmt — muß wiederum sogar mit dem Act des Aufschreihen» in höchster Klar heit, in wunderbar sicherer und irrthumloser Kunstfertig keit sich geeinigt haben. Eine Schwierigkeit der Technik, de» künstlerischen Handwerk», bestand vor diesem Meister nicht. Man bedenke, nur vom rein materiellen Stand punkt au-, den Zeitbedarf zur Arbeit der Niederschrift für diese 626 vollendeten Werke! und wer sie niederschrieb — fast ohne Spuren von Correcturen, wählerischen Aenderungen und überarbeitender Nachhilfe —, der er dachte sie auch; und seine Zeit war ebensowohl fleißigsten Lehrarbeiten und Studien zugewendet gewesen; Musik unterricht und Concertspiel mußten seine Eristcnzmittel mehren helfen, auch dem Genuß und den natürlichen Ansprüchen des Familienglücks, der Geselligkeit, des Lebens überhaupt gab er mit gcmüthlichem und heiterm Sinn ihr irdisch Recht: — und auch nagende Sorge, aufreibende Bedrängniß und menschliche Bosheit nahmen sich dieses Recht unerbittlich und im vollsten Maße an der hohen Künstlerseele. Wer die Betrachtungen, die sich hier anknüpfen, weiter verfolgt und durchdenkt, wird dem Begreifen eines solchen Genius näher kommen. Vergleiche mit andern großen und Großes dichtenden Geistern — z. B. mit Beethoven — werden sich aufdrängen. Dazu vergleichende An schauungen versckiedeuer Kunstperioden; so einer spätrrn, die durch eine unendlich gehobene reichere und freiere, — philosophisch und subjektiv vertiefte Entwickelung des Zeitgeistes und seines Gedankrninhalts in Wesen und Form verändert ist, und namentlich auch in der Rückwir kung auf den schaffenden Geist und die Art seiner Pro duction. In der Kunst überhaupt aber wird der suchende Blick nur in Raphael ein Mozart eng verwandtes Na turell finden. Die opfrrvolle mit reinster Kuustlirbe und Pietät meisterhaft durchgeführte Arbeit de» ve. Ritter v. Köckel verdient den wärmsten Dank aller Kunstfreunde. Aber auch der Verlag-Handlung muß ein ehrendster Dank aus gesprochen werden für diese und andere Vrrla-Suntermh- mungen, die doch zunächst nur dem wahren Jntereffe dtr Kunst und ihrer bildenden und veredelnden Erkenntniß gewidmet find und von keiner Spekulation auf sofortigen
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite