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Dresdner Journal : 03.10.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-10-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189610031
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961003
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961003
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-10
- Tag 1896-10-03
-
Monat
1896-10
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 03.10.1896
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V«l»^»re1« Kür Dresden v,enel>Lhrltth » Mark 50 Pf, bei den Kaiser, luh demschen PoftanstaUen vrerleljährlich r Mark , außer- halb de» Deutschen Reiche« Paß. und Stempelzuschtaa. Srnielne Rammern: 10 Ps. Urschet««»: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend« Kernlpr -Anschluß: Nr.lS-L. Unkü«dtaun»agebüdren: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift Ito Ps. Unter „Emgesandt" die Zeile 50 Ps Bei Tabellen- und ^iffcnisatz entsprechender Ausschlag. Herausgeber: Königliche Expedition de« Dresdner Journal« Dresden, Zwingerstr 2V. Fernspr -Anschluß: Nr 1285. M 231. Sonnabend, den 3. Oktober, abends. 1896. Amtlicher Teil. DreSde«, 26. September. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Ökonomen und Haus meister am Seminar in Zschopau Karl Heinrich PStzsch das Albrechtskreuz zu verleihen. EnttAmmge«, Versetzungen re. t« -ffeutltche« Dienste. Departement -es Innern. Verstorben: Bezirk«- jecretör Edmund Junge ber der Amt-Hauptmannschast Freiberg. Pcnsionirt: BezirkSsecretär Karl August Hempel bei der AmtShauptmannschaft Rochlitz, Cecretär Friedrich Gottlob Härtel bei der AmtShauptmannschaft Pirna; die Bureaudiener Johann Gottfried Partzsch bei der AmtShauptmannschaft Freiberg und Johann Heinrich Dietze bei der AmtShauptmann- schast Grimma Angestellt: Diätist Bernhard Richard Nestler bei der AmtShauptmannschaft Zwickau als Expedient bei der Kreis- hauplmannschast daselbst; die Militäranwärter Georg Emil Waldemar Scholkmann und Friedrich Oskar Pagenhardt al- HilfSbureaudiener, Ersterer bei der AmtShauptmannschaft Leipzig, Letzterer bei der AmtShauptmannschaft Dresden- Neustadt. Befördert: die Bureauassistentcn Walther Ludwig bei der Ministerialkanzlei zum Secretär unter gleichzeitiger Ver setzung zur Amtehauplmannfchafl Pirna, Ernst Moritz Matthes bei derAmtShauptmannschaft Leipzig, Heinrich Emil Schluttig bei der Amtehauptmannschast Pirna und Ernst Oskar Strieg ler bei der AmtShauptmannschaft Grimma z» Secreiären; die Exvedienten Karl Friedrich Donner bei der Amlshauptmann- schrst Plauen zum Bureauassistent unter gleichzeitiger Versetzung zur AmtShaupimannschaft Glauchau, Karl Hermann Uhlig bei der AmtShauptmannschaft Chemnitz, Bruno Weisflog bei der AmtShauptmannschaft Grimma und Karl Otto Wermann bei Ler Amtshauptmannichast Rochlitz zu Burcauassistenlen; die Hilfsbureaudiener Fredrich Karl Bocke bei der Amtshaupt- mannschast Pirna und Franz Otto Hirsch bei der Amtshanpl- mannjchajt Grimma zu Bureaudienern unter gleichzeitiger Ver setzung des Ersteren zur amlshauptmannschastlichen Delegation Sayda und des Letzteren zur AmtShauptmannschaft Auerbach. Versetzt: die Secretäre August Friedrich Gras bei der AmtShauptmannschaft Glauchau und Karl Heinrich Zierold bei der AmtShauptmannschaft Döbeln, Ersterer zur Amt-Haupt mannschaft Rochlitz. Letzterer zur Amtshauptmannichast Freiberg; die Expedienten Karl Friedrich Emil Schuppan bei derAmts- hauplmannschaft Chemnitz zur Amtshauptmannschaft Döbeln und Karl Gustav Hofmann bei der Kccishauptmannschast Zwickau zur AmtShauptmannschaft Chemnitz, die Bureaudiener Friedrich Wilhelm Reinhardt bei der amtshauptmannschaft lichen Delegation Sayda zur AmtShauptmannschaft Freiberg und Friedrich Hermann Schwarz bei der AmtShauptmannschaft Auerbach zur AmtShauptmannschaft Grimma. Departement des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Erledigt: die 2. ständige Lehrerstelle an der Schule zu Groß- Hennersdorf bei Herrnhut. Kollator: das König!. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Einkommen: 1000 M. Gehalt, 36 M. für Erteilung des Turnunterrichtes und freie Amtswohnnng. Bewerbungsgesuche unter Beifügung auch des Zeugnisses über die musikalische Prüfung sind bis zum 17. Ok tober bei deni König! Bezirksschulinspekior Zimmler in Löbau cin- zureichen. — Zur Erledigung kommt die 2. ständige Lehrer stelle an der oklassigen Schule zur Markersdorf bei Burg- kädl Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: lOOO M. Gehalt und Amtswohnung, sowie 36 M. für Erteilung des Sommerturnens. Gesuche sind unter Beifügung sämtlicher Zeug nisse bis in die neueste Zeit bis zum l7. Oktober bei dem KSnigl.Bezirksschulinspcktor Schulrat l»r. Böhme in Rochlitz ein- zureichen. Nichtamtlicher Teil. In der hohen Politik fehlt es in der letzten Zeit völlig an markanten That- sachen. Aber natürlich bestehen deshalb die unter den Völkern herrschenden Gegensätze in derselben Weise wie bisher fort, und es lässt sich auch keineswegs er warten, daß in nächster Zeit besondere Ereignisse die gegenwärtige politische Konstellation in erheblicher Weise verändern könnten. Daß ein solches umgestaltendes Ereignis eine „Verständigung" Rußlands uno Englands über ihr zukünftiges Verhalten in der Orientfrage sein würde, Kunst und Wissenschaft. Opernterte. Im „Mag. f. Litt." macht M. Löwengard zutreffende Bemerkungen über Operntexte. Wir geben einiges aus diesen Ausführungen nachstehend wieder: Wie in der bürgerlichen Thätigkeit hängt auch in der Kunst gewissen Gattungen das Vorurteil an, als ob sie keinen ganzen Mann erforderten, als ob sie „zweitrangig" wären. Der Klavierspieler, der einige Nummern begleiten soll, besteht darauf, daß er auch als Solist sich zeigen kann, denn bloß als Begleiter mag keiner gelten Und wie unendlich schwer ist eS doch, gut zu begleiten; wie gut wäre es, wenn auch die Besten sich dieser Kunst annehmen wollten. Sie gilt nun einmal als Kunst zweiten Ranges, nur Künstler zweiten Ranges befassen sich infolgedessen mit ihr, und infolgedessen kommt sie in Wahrheit nie über die „Zweitrangigkeit" hinaus So verschmähen es auch die wirklichen Dichter, Operntexte zu schreiben; sie halten das für eine Kunst zweiten Ranges und überlassen sie deshalb auch den Dichtern zweiten Range«, den Über setzern, den Arrangeuren Wenn der wirkliche Dichter einen guten dramatischen Stoff hat, macht er ein Drama darau» Erst wenn sein Stoff sich doch nicht als ganz so „gut" erwiesen", wie er geglaubt, tritt der Dichter dem Gedanken näher, ob er für einen Operntext nicht noch eben gut genug sein möchte. Ganz natürlich: geteilte Ehre — halber Ruhm, geteilte Tantiemen — halbe- Geld! Es giebt übrigens auch wirkliche Dichter, die nicht so rechnen, die sich eben nur daran gewöhnt haben, in der Operntextdichtung eine Kunstgattung zweiten Range« zu sehen, weil e« so lange Zeit in der That eine solche gewesen ist, und die de«halb gar nicht daran denken, daß darüber kann kein Zweifel obwalten, denn der scharfe Gegensatz der englischen und russischen Interessen ist wohl unstreitig das hervorstechendste Merkmal der heutigen politischen Situation. Daß ein solches Verständnis erzielt sei, behauptet mit mehr oder minder großer Deutlich keit heute ein großer Teil der englischen Presse, und schon schickt man sich an, mit einer gewissen Schaden freude Deutschland als den düpierten Teil hinzu stellen Abgesehen davon, daß Deutschland selbstver ständlich seinerseits nicht das geringste Interesse an einer Fortdauer des englisch-russischen Gegenspiels am Goldenen Horn hat, von einer „Dupieruug" Deutsch lands also in keinem Falle die Rede sein kann, wird man jedenfalls recht gut daran thun, den Gerüchten von der englischen „Verständigung" die größtmögliche Skepsis cntgegenzustellen. Getragen wird das ganze Gerücht bisher lediglich von der englischen Presse. Die öffentliche Meinung der anderen Partei, also die russische, unter strenger Zensur stehende Presse, ist von einer engländerfreundlichen oder der Verständig ung mit England geneigten Haltung bekanntlich weiter denn je entfernt, und selbst anerkanntermaßen von der russischen Regierung inspirierte Stimnien haben noch in den allerletzten Tagen mit dem größten Frei mut die Berechtigung des tiessten Mißtrauens der englischen Politik gegenüber anerkannt Unter anderem hat man auch mit der nach den Tagen von Paris bevorstehenden Aufrollung der ägyptischen Frage gedroht, also eine für englische Ohren in ganz besonderem Maße unerfreuliche Melodie angestimmt. Die notorische Tharsache, daß Kaiser Nikolaus bei seinem Aufenthalte in England politisch maßgebende Persönlichkeiten nicht in seiner Begleitung hat, spricht weiter in hohem Grade gegen die Annahme, daß wichtige Abmachungen in Balmoral getroffen seien. Schließlich aber, und das ist die Hauptsache, ist der Begriff der „Verständigung" ein sehr vager. Wenn England etwa die Zusicherung gegeben haben würde, seine Politik der Türkei gegenüber in Zukunft nicht mehr nach solchen Grundsätzen führen zu wollen, die den Intentionen der anderen Mächte entgegengesetzt sind, und wenn Rußland dieses Versprechen mit Freuden angenommen haben würde, so könnte man schließlich noch immer von einer „Verständigung" reden. Ob es aber eine Verständigung nach dem Herzen der Engländer sein würde und ob sie Ver anlassung hätten, von dieser Verständigung großes Aufhebens zu machen, das würde doch noch sehr frag lich bleiben. Man wird also alles Nähere ruhig ab zuwarten haben. Übrigens gewinnt es den Anschein, als ob der Sultan neuerdings — und wohl nicht zum geringsten Teile infolge ernster Aussprache mit dem deutschen Bot schafter in Konstantinopel — bestrebt sei, zur Beruhig ung der Gemüter wenigstens das zu thun, was m seinen Kräften steht. Nicht nur hat der Padischah eine sogenannte internationale Kommission ernannt, welcher die Franzosen Vitais und Lccoq, der Deutsche Äamphoewener, der Ungar Szechenyi und die Engländer Wood und Blunt Pascha angehören und die die Ursachen der letzten Massacres untersuchen und dem Sultan einen Bericht unterbreiten soll, sondern der sogenannte außerordentliche türkische Gerichtshof in Konstantinopel ha', sogar am Mittwoch zum ersten Mal eine Anzahl Moslems verurteilt, die während der letzten Unruhen an der Niedermetzelung von Ar meniern teilgenommen haben. Die Ubelthäter sind sämtlich zu 1ö Jahren Zwangsarbeit verurteilt wor den. Eine Anzahl Armenier allerdings, die der Teil nahme an den jüngsten Anschlägen verdächtig waren, sind zur Todesstrafe verurteilt worden. — Die nächste Woche wird mit dem Besuche der französischen Hauptstadt durch den Zaren ein Ereig nis bringen, welches seit einem Vierteljahre die Presse aller Länder mit einer wohl kaum schon dagewes-nen Gründlichkeit besprochen und nach allen Seiten be ¬ handelt hat. Mit welchen Gefühlen wir Deutschen der Zusammenkunft entgegenzusehen haben, darüber besteht schon lange keine Meinungsverschiedenheit mehr. Wir haben die schwerwiegendsten Anzeichen dafür, daß die Hoffnungen, die man sich im Lager der französischen Revanchehelden von dem Pariser Auf enthalte des russischen Kaisers machen zu dürfen glaubt, völlig unbegründete sind. Die Capriolen, die die öffentliche Meinung Frankreichs in der nächsten Woche voraussichtlich ausführen wird, werden uns in Deutschland daher sehr kalt lassen. Tas Üderhan-nthmkn der Surrogate. (6. 6.) Die demokratischen Freiheit-schwärmer können e« gar nicht begreisen, daß sich gegenwärtig in immer steigendem Maße Forderungen geltend machen, die aus die Eindämmung besonderer Freiheiten in Handel und Gewerbe gerichtet sind. Man stellt solche Forderungen als sortschrittsseindlich und kulturwidrig hin und meint, sie seien im „Zeitalter des Ver kehrs" unerfüllbar Wir sind dieser Ansicht nicht; namentlich aber kalten wir dasür, daß auch im Zeitalier des Verkehrs, o»er vielmehr in diesem erst recht Maßregeln getroffen werden müssen, nm übel angebrachte Freiheiten einzuschränken. Solche Freiheiten, die wir hier im Ange haben, kommen nur einigen wenigen Gewerbetreibenden zu gute, sie schädigen dafür aber das Gros der Konsumenten. Wir wollen beispiels weise einmal eine derartige .Freiheit', die Fäftchungssrecheit, in- Aage fassen. Zwar h^ben einzelne gesetzliche Maßregeln, wie die, betreffend den Verkehr mit Nahrungsmitteln und die über den unredlichen Wettbewerb u a bereits versucht, der Reellität in Handel und Gewerbe wieder allgemein, re Geltung zu verschaffen; allein es wird nicht behauptet werden können, daß das genügt habe, um einerseits das Publikum, anderseits die redliche Produktion zu schützen. Noch heute ist in Deutschland kein Mensch vor Fälschungen sicher Kaust er sich Kleidungsstücke, so spielt „Kunst"-Wolle und „Kunst"-Seide eine große Rolle, braucht er Horngegen stände, so erhält er „Kunst Fabrikate, bedais er Ledcrwaren, so muß er häufig mit „Kunst -Leter vorlieb nehmen. Statt Butter winkt Las „Kunst"-Surrogat; an Stelle von Naturwein drängt sich der „Kunst' Wein, und unser norddeutsches Bier ist in diesem Sinne überhaupt in den meisten Fällen nur „Kunst"- Bier. Kurz, die „Kunst", Surrogate herzustellen, hat einen so enormen Fortschritt gemacht, daß es eine Kunst ist, Natur produkte zu erwerben. Abgesehen davon, daß der Käufer zwar nicht durch die als solche angekündigtcn und ausdrücklich verabfolgten Surrogate, aber durch die mit Surrogaten. vermischten, also gefälschten Produkte übervorteilt ist, ist dieses Überhandnehmcn vou „Kuust"- Erzeugnisjen in vielen Fällen verderblich Der reelle Produzent wird durch die billige Konkurrenz bedrängt, und am letzten Ende dominiert das Surrogat, nicht zum Nutzen sür Gesundheit und Wohlbefinden. Wenn wir fchon so weit sind, daß gerichtlich vereidete Chemiker versichern, ein Surrogat — beispielsweise Margarine — habe denselben Nährwert und denselben Wohj- geschmack wie die beste Sorte des entsprechenden Naturprodukts — also Butter — dann sind wir doch säst vor die Frage ge stellt, ob die Herstellung des Naturprodukts überhaupt noch eine Berechtigung habe. Wir würden cs keineswegs sür vorteilhast hallen, wenn die Fabrikation von Surrogaten oder deren rechtschaffene Ver wendung cingestellt würde. Wer Kunstprodukte den natürlichen Erzeugnissen vorzieht, sei es der Billigkeit oder sonstiger Eigeu- schasten wegen, dem kann und soll Las nicht verwehrt, sondern im Gegenteil durch Verbilligung dieser Fabrikate erleich tert werden. Was aber verwehrt und mit allen Kräften verwehrt weiden muß, daS ist die Möglichkeit, durch Verabreichung von Surrogaten an Stelle der reellen Erzeugnisse oder durch un redliche aus Täuschung berechnete Vermischung beider die Käuser zn Übervorteilen Wäre Treu und Glauben noch heute in Handel und Wandel so maßgebend wie in srüheren Zeilen, die mit gewissen frag würdigen gewerblichen Freiheiten nicht beglückt waren, fo winde ein gesetzliches Vorgehen gcgen solche Übervorteilungen wahr lich nicht nötig sein In dieiem Falle würden die Fabri kanten der Kunstprodukie selbst dasür Sorge tragen, daß sie nicht in den Verdacht kommen könnten, Fälschungen zu betreiben, oder zn solchen die Hand zu bieten. Sie würden also ihre Fabrikate ausdrücklich als Kunstprodukie bezeichnen und so ausstatten, daß sie von vornherein als Surrogate erkennbar sind. Ta aber aus ein der artiges freiwilliges Vorgehen nicht wohl zu rechnen ist, muß der Gesetzgeber eingrrifen und sowohl das redliche Gewerbe wie den Konsumenten gegen die immer mehr in Schwang kom menden Fälschung'n ichützeu, Hente hat eben die Lehre: muncku-> voll ckecipi, rlocipiatur (die Welt will beirogen sein, daher soll sie auch betrogen werden) eine beängstigend große Anhängerschaft gesunden, ein Umstand, der unserem materia- üsliickkn Zeitalter entspringt, ihm aber wahilich richt zur Ehre g>,e cht Gesetzlich Lori aber einem solchen „Zuge der Zeit" keinesfalls Vorschub geleistet werben. eS der Mühe wert wäre, sich mit ihr ernstlich zu befassen, ihr aufzuhelfen. Run giebt es keine wirkliche Dichtung, die von Haus aus als Operntext gedacht wäre, es giebt nur zurechtgestutzte Romane, Novellen und Buchdramen, unter denen der Musiker zu wählen hat. Was Wunder, daß der intelligente Musiker in der Einsicht, daß das, was ihm zur Wahl steht, berechtigten Anforderungen nicht genügt, es selber mit dem Dichten versucht Seine Dichtung hat doch gewiß vor anderen den Vorzug, daß sie von vornherein als Operntext gedacht ist, und über dies hat nicht Wagner seine Texte selber gedichtet? Das höchste Ziel sür das Musikdrama bleibt die größt mögliche Kongenialität von Dichter und Komponist; diese ist aber beim Dichterkomponisten nur dann gewährleistet, wenn er ein ebenso großer Wort- wie Tondichter ist. Nicht von allen Opernkomponisten, die nach Wagner ihre eigenen Textdichter waren, kann man das behaupten Die wenigsten fühlten sich stark genug, eigene Bahnen zu wandeln, — sie schöpften aus der Edda und aus dem Nibelungenlied, sie ließen alte, längst verklungene Sagen von Helden und Göttern aufs neue erklingen — ganz wie Wagner Nur waren sie zufällig keine Dichter, und so wurden ihre Lpernterte nicht» anderes al« da«, was auch ehedem die verpönten Opernlibretti gewesen waren. Den ernsten Hintergrund, den ehedem ein historisches Ereignis abgeben mußte, gab jetzt der Mythos her — das war der ganze Unterschied. Ihrem innersten Wesen nach sind diese Dichtungen so wenig dichterisch, so wenig dramatisch, daß nur die Erinnerung daran, daß ihre Ver fasser eigentlich Musiker und weder Dichter noch Drama tiker sind, als Entschuldigung dienen kann. In der dich terischen Thätigkeit der Musiker ist das Heil für die Operndichtung jedenfalls nicht zu suchen Je erhabener das Ziel der einheitlichen Gestaltung von Wort und Ton ist, um so seltener verleiht die Gottheit die Doppelgabe gleicher Macht in Wort und Ton, um so kläglicher fallen die Versuche derer aus, denen sie nicht zu teil geworden. MaScagni hat für seine Cavalleria Uu^ticana, die ja immerhin, wie kurz auch ihre Tauer war, eine neue Epoche für das Musikdrama eingeleitet hat, Vergas Schau spiel fast unverändert benutzt Der Dichter hatte so wenig daran gedacht, mit seinem Schauspiel einen Lpernstoff zu liefern, daß er sogar den Komponisten verklagte. Von einem Zusammenwirken von Dichter und Komponist kann in diesem Falle also wohl nicht die Rede sein: der Kom ponist nahm die Dichtung, wo er sie fand und wie er sie fand. Er fand einen packenden Lpernstoff, wo der Dichter sein Bestes für ein Schauspiel gegeben hatte Sollten nicht andere nicht bloß packende, sondern menschlich wahre, ethisch bedeutende und dabei dramatisch wirk same Opernstoffe finden, wenn die Dichter, die wirk lichen Dichter, sich entschließen wollten, einmal für Opern- texte ihr Bestes zu geben? Liegt eS nicht auf der Hand, daß eine Kunstgattung, der die Dichter ihre Werke bloß dann zuweisen, wenn letztere sich für eine andere Gattung al« unzulänglich erwiesen haben, daß eine Tichtungsart, der frische» Blut nicht durch die, die dazu berufen wären, durch die Dichter, zugeführt wird, sondern nur durch wohl meinende Nichtdichter, durch strebsame Musiker, bei denen da» dichterische Wollen für dichterische That gelten muß, — daß eine so stiefmütterlich bedachte Kunstaattung da« Odium der „Zweitrangigkeit" schließlich mit Recht trägt? Mögen die Komponisten, die Kraft in sich fühlen, cs Wagner nachthun, Wort und Handlung ihrer Musikdramen auch ferner selbst entwerfen, selbst auszeichnen, — eine wirkliche Hebung der Operndichtung ist nur von den Dichtern zu erhoffen Tagesgeschichte. Dresden, 3. Oktober. Se. Majestät der König werden auf die Dauer der nächsten Woche wieder im Königl. Jagdhause Rehefeld Aufenthalt nehmen und morgen, Sonntag, nachmittag dahin abreisen. Deutsche» Reich. * Berlin. Se. Majestät der Kaiser verlaffen heute, Sonnabend, gegen '^10 Uhr das Jagdschloß Rominten, fahren zu Wagen nach Trakehnen und von dort gcgen '^12 Uhr mittels Sonderzuges zunächst nach Marienburg, wo die Ankunft nach 4 Uhr nachmittags erfolgt und eine Besichtigung des Hochschlosses stattsindet Nach 5 Uhr ge denken Se. Majestät die Reise von Marienburg nach Langfuhr fortzusetzen und dort im Offizierskasino des 1. Leibhusarenregiments das Diner einzunehmen Abends werden Se. Majestät die Reise von Langfuhr aus fort setzen und in Eberswalde am Sonntag vormittag kurz nach 10 Uhr eintreffen, von wo aus dann, nach dem Ein treffen Ihrer Majestät der Kaiserin, die gemeinsame Weiterfahrt der Allerhöchsten Herrschaften zu Wagen nach Schloß Hubertusstock erfolgt — Ihre Majestät die Kaiserin ist gestern früh im besten Wohlsein mit der Prinzessin Feodora von Schleswig- Holstein-Sonderburg-Augustenburg und den Prinzessinnen Viktoria Adelheid und Alexandra Viktoria von Schleswig- Holstein-Sonderburg-Glücksburg mittels Sonderzuges auf der Wildparkstation eingetroffen. — Der deutsche Botschafter in Paris Graf zu Münster ist vom Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Botschaft wieder übernommen. — Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Mit den bereits mitgeteilten Vereinbarungen, die dieser Tage in Paris zwischen Italien und Frankreich geschloffen worden sind, ist nicht nur die Lösung einzelner aktueller Streit fragen erreicht, sondern allem Anscheine nach auch die Grundlage gefunden worden, aus der allmählich eine Besserung des wirtschaftlichen Verhältnisses zwischen beiden Nachbarstaaten aufgebaut werden kann. Nach den aus Rom und Paris vorliegenden Nachrichten hat an beiden Orten die Presse nicht nur ihre Befriedigung über das erzielte Ergebnis geäußert, das den verschiedenen in Be tracht kommenden Interessen gerecht wird, sondern auch die Hoffnung ausgedrückt, daß es nunmehr auch zu einer befriedigenden Lösung der übrigen zwischen Italien und Frankreich aus wirtschaftlichem Gebiete schwebenden Fragen kommen möge. Wir können uns dieser Hoffnung nur anschließen, einmal weil es uns erwünscht sein muß, wenn das mit dem Deutschen Reiche verbündete Königreich Italien wiederum in normale wirtschaftliche Beziehungen zu Frankreich tritt, fodann aber weil es uns nützlich erscheint, wenn die europäischen Mächte auch in wirtschaftlichen Fragen, bei aller Festigkeit in Vertretung ihrer speziellen Interessen, sich der Gemeinsamkeit mannig facher Ziele bewußt bleiben und darum im Streitfälle die einigenven Momente nicht außer Acht lassen. — Auch Mitteilungen, die der „Köln. Ztg." aus Tar-es-Salaam zugehen, lasten die Wahehegesahr als gänzlich beseitigt ansehen. Dem Kompagniesührer Prince sei cs gelungen, drei Stunden von Jrenga eine Station anzulegen, der Obcrhäuptling der Wahehe, der sogenannte Luawa, sei mit wenigen Anhängern geflohen, sodaß ein bewaffneter Widerstand der Bevölkerung nicht mehr zu erwarten stehe. — Nach einem Telegramm aus Sansibar ist Said Chalid mit seinen Begleitern gestern vormittag, während die Flut bis an das deutsche Konsulat b ranrcichte, an Bord S. M. S. „Seeadler" gebracht worden. Der englische Vertreter protestierte. Wie verlautet, ist der englischen Regierung bereits vor mehreren Tagen amtliche Kenntnis von der beabsichtigten Überführ ung des Prätendenten nach der deutsch-ostafrika- nischen Küste gegeben worden. — Einer weiteren Meld ung zufolge ist Said Chalid mit Begleitung gestern abend 7 Uhr an Bord S. M. S. „Seeadler" in Dar-es-Salaam cingetroffen. — Am 5. Oktober wird der Fernsprechverkehr zwischen Bremen einerseits sowie Amsterdam und Rotterdam anderseits eröffnet Tie Gebühr sür ein ge wöhnliches Gespräch bis zur Tauer von 3 Minuten be trägt 2,50 M. — Wie das Kaiser!. Kanalamt in Kiel mitteilt, ist die Nachricht, der Dampfer „Johann Siem" sei gehoben, unrichtig — - ' > 8 In Moskau ist dieser Tage erstmals F-rey^s ? Lustspiel „Die Journalisten" in dem Theater von Korsch gegeben worden, und zwar mit einem solchen Mißerfolg, daß, wie die „Nowoje Wremja" sich ausdrückt, „ery Teil des Publikums nach dem dritten Akte das Theater v^ftxß, ohne wohl zu ahnen, daß noch zwei Akte der sauersüß Kartoffelkomödie in rheinischem Geschmack übrig blieben^ Die zahlreichen Verehrer dieses Lustspiels werden sic^ über den Böotismus der Moskowiter zu trösten wissen X Letztere haben das Meisterwerk abgelehnt, obwohl die X Übersetzung von Witwizki vortrefflich ist und obwohl sich X um die Aufführung so hervorragende Kräfte wie die des X Korschschen Theaters aufs lebhafteste bemüht haben Wenn X wir mit dem „B. T." trotzdem noch einige Stellen auö der Kritik der „Nowoje Wremja" zitieren, so geschieht es nur deshalb, um den Lesern zu zeigen, wie weit deutsches und russisches Empfindungsvermögen von einander verschieden sind. „Der Inhalt der „Jour nalisten" ist im höchsten Grade merkwürdig", schreibt unter anderem die „Nowoje Wremja". „Cs existiert ein Ge dicht von Nekrassow über ein Modengeschäft, wo man sich nicht sehr viel mit Nähen beschäftigt, da „nicht im Nähen dort die Stärke war" Dasselbe läßt sicb auch über Frey tags Stück sagen: nicht in den Journalisten und nicht im Journalismus ist dort die Stärke Es ist wahr, den vor geführten Gliederpuppen sind die Etiketten aufgeklebt: Redakteur, Herausgeber, Mitarbeiter rc , aber was diese Freytagschen Journalisten sprechen, ist für den Verstand unerreichbar.... Ich will nicht beschreiben, welche Jdiot- lein und Jungen die Herren Mitarbeiter in dem Freytag- schcn Stück sind; eS lohnt nicht der Mühe, dieser schlechten Karikatur Erwähnung zu thun. Für das deutsche Publikum haben vielleicht die Journalisten ein kleines (!) Interest«; in^ Deutschland giebt eS solche Provinzialorgane der Presse,
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