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WeWH-Mung Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. DK 71. Jahrgang. Sonnabend, den 18. November 1905 Nr. 134. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehns. - Mit achtfeMgo« „Nlnsirierten UnterhaNimgMatt" ^mi7!n^VerIsg von Carl Jehne in Dippoldiswalde-, Mit land» und hauswirtfchaftlicher Monats-Beilage. Ära und Sonnabend und wird an den vorhergehen- ÄenMenden ausgegeoen. Jnlerate, welch« bel des bedeutenden Auflage d« Blatte« »tne sehr wirk same Verbreitung finden werden mit 12 P'g., solch« au» unserer Amtshaupt» Mannschaft mit 10 Pfg. die Spaltzeüe oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und kompll Äerte Inserate mit «m sprechendemAufschlag.- Eingesandt, im redaktio nellen Teile, die SpaiteN zelle 20 PfS- Ä8 Psg., zweimonatlich A4 Pfg., einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern tv Pfg. — Alle Postan- Aalten, Postboten, sowie ansere Austräger nehmen Bestellungen an. «v Amtsblatt für di- Miglich- UmtshauptmannschB. das Königliche Amtsgericht und dm St-dtrat zn Mpoldiswalde Unter einem Geflügelbestande in Glashütte ist die Geflügelcholera ausgebrochen und amtlich festgestellt worden. Dippoldiswalde, am 14. November 1905. I690S. Königliche Amtshauptmannschast. Zur Enthüllung -es Kaiserdenkmals in Nürnberg. Zu den vielen herrlichen Denkmälern in Marmor und Erz, welche in den meisten deutschen Städten aus natio naler Dankbarkeit und erhebender Erinnerung dem Kaiser Wilhelm dem Drohen und anderen großen Helden aus der Zeit der nationalen Erhebung Deutschlands errichtet worden sind, reiht sich seit dem 14. November auch noch das herrliche Denkmal, das an diesem Tage wiederum dem großen Kaiser Wilhelm l. in Nürnberg errichtet wor den ist. Die Enthüllung und Einweihung dieses Kaiser denkmals hat aber für das deulsche Volk und besonders auch für das herrliche Land der Bayern noch eine große nationale Bedeutung, denn das Denkmal, errichtet in einer der berühmtesten Städte des alten Deutschlands und ge weiht durch die Gegenwart des deutschen Kaisers, des greisen Prinzregenten Luitpold von Bayern, des Kron prinzen von Deutschland, des Großherzogs von Baden und der dem Throne des bayerischen Königshauses am nächsten stehenden Prinzen und hohen Würdenträgern bei der Enthüllung, legt ein hohes Zeugnis für die herrliche natio nale Entwicklung des gesamten deutschen Vaterlandes ab, und gibt zugleich eine gute Bürgschaft für die Einigkeit der deutschen Volksstämme für alle Zukunft. Das alte herrliche Nürnberg und seine wackere Bürgerschaft halten auch zu der Feier der Denlmalsenthüllung die höchste Pracht entfaltet und auch bereits am Montag den Prinz regenten niit echter nationaler Begeisterung empfangen, und der Einzug des Kaisers am Dienstag glich in Wahr heit einem echten Triumphzuge, der der Liebe zu Kaiser und Reich und der treuen Bundesgenossenschaft zwischen Deutschlands Fürsten und Völkern gewidmet war. Deutsch land kann sich solcher großen Tage nationaler Erhebung und Begeisterung nur von Herzen freuen, denn hinter dieser Erhebung und Begeisterung steht das Bewußtsein großer, Igeeinigter und unversiegbarer deutscher Kraft, die das deutsche Volk für eine ehrliche Kulturarbeit, und wenn es sein muß, auch für die Verteidigung seiner Frei heit und seines Länderbesitzes braucht. Welch eine Erinner ung und Mahnung liegt doch auch in dieser Enthüllung des Denkmals für Kaiser Wilhelm I. gerade in Nürnberg! Zst doch die Burg zu Nürnberg auch zugleich die älteste Stammburg der Hohenzollern, die dort als Burggrafen einst wohnten und den ersten Markgrafen aus ihrem Stamme schon im Mittelalter nach der Mark Branden burg entsandten. Der Kaiser und die Kaiserin, wie auch der deutsche Kronprinz, aber auch der Prinzregent Luit pold haben deshalb auch in bedeutsamer geschichtlicher Erinnerung Wohnung in den Gemächern der Burg zu Nürnberg genommen und erhehende geschichtliche Erinner ung, tiefe Dankbarkeit und hohe Mahnung erfüllen dabei sicher die Herzen der erlauchten Fürsten und aller deut schen Patrioten, denn die Burg zu Nürnberg enthält für alle Deutschen die Mahnung, jedem großen Ziele treu und beständig in guten und schlimmen Zeiten entgegenzugehen und nicht nur für die Gegenwart sondern auch für die Zukunft zu wirken. Schon einmal, bei den großen Ma- növern in Franken, hat der Kaiser als Gast des Regenten in der alten Hohenzollernburg geweilt. Und man weiß, Laß Wilhelm ll., der ja für Romantik so empfänglich ist, damals tief ergriffen war und diesem Gefühle in be geisterter Rede Ausdruck verliehen hat. Man wird mit Ler Annahme nicht fehlgehen, daß auch diesmal wie in Dresden in unserer ernsten Zeit doppelt bedeutungsvolle Worte aus dem Munde des Kaisers gefallen sind. Das Denkmal aber und die hohe Feier werden zugleich einen neuen Markstein für die Entwickelung des nationalen Ge dankens, einen neuen Beweis der Festigkeit des durch das deutsche Reich unlösbar geknüpften Bandes bilden. And darum mag nationale Gesinnung in allen Gauen des Vaterlandes freudig an dem vaterländischen Feste 4«ilnehmen. Lokale» und Sächsische«. Dippoldiswalde, 16- November. Bei der heutigen Stadtverordneten-Ergänzungswahl wurden gewählt: Schlossermeister K. H. S- Schmidt mit 256 Stimmen, Bäckermeister W. F. Baumgarten mit 253 St., Mühlenbesitzer E. Renger mit 154 St. als angesessene, Geonieter Otto Hofmann mit 252 St., Schriftsetzer Mar Heine mit 163 St. als unangesessene Stadtverordnete. Eine größere Anzahl Stimmen entfielen außerdem auf Apotheker H. Meißner (112), Ingenieur A. Riekert (105), Lagerist Halm (49), Drechsler Böhme (35), Sekretär Enders (20). Die Wahlbeteiligung war, wenn dieselbe auch nicht ganz so stark war als im Vorjahre, doch eine ziemlich rege, denn von 433 Wahlberechtigten erschienen an der Wahl urne 318 oder 73,4 o/o. Im Jahre 1904 wählten von 425 stimmberechtigten Bürgern bekanntlich 350, das sind 82,4 o/o. — In der letzten Gewerbevereinsversammlung führte Herr Vor teher, IngenieurRiekert, mit dem Skioptikon nebst einigen Skizzen von elektrischen Apparaten ein von Herrn Photograph Meier entworfenes Reklamebild, die Vorteile des Gewerbevereins darstellend, vor und forderte die Eeschäftsleme und Handwerker auf, solche Bilder zur Empfehlung ihrer Waren und Produkte anfertigen zu lassen. In klar sich aufbauendem Vortrage und in all gemein verständlicher Weise besprach dann Herr Handels lehrer Schreck „Die gewerblichen Betriebssysteme in ihrer geschichtlichen Entwickelung" bis zur Gegenwart, in der viel leichter eine Verständigung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer herbeigeführt werden könnte, wenn letztere ihre Vertreter aus ihren eigenen Reihen wählen würden. Die zahlreich Erschienenen dankten mit lang anhaltendem Beifall, der gewiß nicht geringer ausgefallen wäre, wenn noch mehr Vertreter des Handwerkerstandes anwesend ge wesen wären. — Wie aus dem Inseratenteile ersichtlich, wird der hiesige Turnverein nächsten Sonntag ein öffentliches Konzert zum Vesten des Turnhallenbaufonds mit einem reichhaltigen abwechselnden Programm veranstalten. (U. A. wird ein Waffentanz in Kostümen zwischen Römern und Germanen geboten werden.) Do die bisherigen Leistungen des Vereins immer vorzügliche gewesen sind, so ist auch für dieses Konzert ein zahlreicher Besuch zu erwarten. — Über die sächsische Eisenbahnschuld befinden sich in dem Kapitel 16 des Etats auf 1906/07 einige inter essante Angaben: Der Anteil an den Staatsschulden, der auf die Eisenbahnen entfällt, berechnet sich für Ende 1905 auf 795 Millionen. Zur Verzinsung dieser Summe und zu ihrer teilweisen Tilgung sind 34185000 Mark nötig. Es bleiben daher von dem für 1906/07 mit rund 391/4 Millionen veranschlagten Überschüsse der Eisenbahnen rund 5100000 Mark als Reinüberschuß übrig. Freiberg. Die vor etwa acht Jahren hier verstor bene Privat« Fräulein Olga Zier hatte in ihrem Testamente dem Kunstoereine eine größere Summe zu dem Zwecke überwiesen, daß davon ein Denkmal für die Grabstätte ihres verehrten Lehrers, des im Alter von 93 Jahren in Dresden verstorbenen Bürgerschullehrers emerit. Karl Frie drich Schulze errichtet werde. Den Auftrag übernahm Professor Johannes jSchilling in Dresden, der, angeregt durch ein Gedicht der Erblasserin, den greisen Lehrer im Relief als eben entschlafenen guten Hirten von seiner Herde umgeben darstellte. Engelgestalten sind im Begriff, ihn in seine himmliscye Heimat zu leiten. Das Denkmal wird einige Zeit im Kunstvereine in Freiberg ausgestellt und dann seiner Bestimmung zugeführt werden. Schandau. Ein recht bedauerlicher Unglücksfall er eignete sich Donnerstag morgen an der hiesigen Zoll- abfertigungsstelle. Beim Umstellen eines Fahrzeuges wurde dem hiesigen Schiffshaupter Angermann von einem Drahtseile ein Bein glatt durchgeschnitten. Der Be dauernswerte fand in unserem städtischen Krankenhause Aufnahme. Nies«. Vor einiger Zeit wurden von einem Elbfahr- zeuge teuere Porzellangegenstände gestohlen, die für den Präsidenten Roosevelt bestimmt waren. Den Tätern scheint man jetzt auf der Spur zu sein. Bei einer in der Behausung eines Steuermanns in Aken vorgenommenen Haussuchung wurden nämlich zwei kostbare Porzellanteller vorgesunden, die jener beraubten Sendung entstammen. Leipzig. Die Vereinigung der Lithographischen An stalten beschloß vom 1. Januar 1906 ab die Einführung der achtstündigen Arbeitszeit. Damit ist die Hauptforde rung der Gehilfen bewilligt. Leipzig. Der frühere hiesige Geschäftsführer der Bera--Diamanten-Kompanie, Blitstein aus Buka rest, hat sich einer ihm drohenden Bestrafung wegen un- lauteren Wettbewerbs durch die Flucht entzogen und wird steckbrieflich verfolgt. Die famosen „Diamanten" der Bera- Kompanie werden übrigens jetzt für eine Mk. verkauft. Was mögen wohl diejenigen denken, die früher diese „Diamanten" mit 6, 4 und dann 2 Mk. bezahlen mußten? Chemnitz. Bei den am Mittwoch vorgenommenen Stadtverordnetenwahlen siegte in Abteilung 8 (Arbeiterstand) die Liste der sozialdemokratischen Partei mit großer Majorität, während in Abteilung L (Beamten- und Gelehrtenstand) die Liste des allgemeinen Bürgerwahl ausschusses glatt durchging. Heute Freitag wählen noch die Abteilungen v und tt. Zschopau. Der Lokalrichter Mihla von hier, der kürzlich verhaftet wurde, wird sich wegen Unterschlagung von Mündelgeldern und Betrugs zu verantworten haben. Willan. Von dem Schlossergesellen Zimmermann aus Chemnitz wurde der einarmige Handelsmann Tauten hahn bei einem Streite in der Fremdenherberge durch Messerstiche lebensgefährlich verletzt. Crimmitschau, 15. Nov. In der Angelegenheit der Erbauung einer zweiten Kirche entschieden sich die Stadtverordneten heute mit 12 gegen 12 Stimmen für den Ratsbeschluß, welchem zufolge der Kirchgemeinde der Rotenmühlplatz zum Kirchbau überlassen werden soll unter der Bedingung, daß der Stadt der der Kirche testamen tarisch vermachte Wiegnersche Platz übereignet wird. Der Kirchenvorstand hat jedoch beschlossen, auf letztere Bedin gung nicht einzugehen. Auf den weiteren Verlauf der Sache, die schon seit langem unsere Einwohnerschaft be schäftigt, darf man angesichts des Beharrens des Kirchen vorstands auf seinem Standpunkt gespannt sein. Kirchberg. Einen Notzuchtversuch unternahm ein Fremder auf dem Wege von hier nach Niedercrinitz an einer 59 Jahre alten Witwe. Durch List lockte diese dann den Menschen, einen 48 Jahre alten Schneidergesellen aus Böhmen, nachlNiedercrinih, wo sie seine Verhaftung veranlaßte. Reibersdorf. Der Gemeinderat beschloß die Einfüh rung der Straßenbeleuchtung. Bautzen. Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich Dienstag mittag auf der Muskauer Straße in der Nähe von Burk. Dem täglich zweimal von Bautzen nach Guttau verkehrenden Personen-Postwagen war bei Burk ein Automobil entgegengekommen. Schon von weitem hatte der Postillon dem Automobilführer ein Zeichen zur Langsamfahrt gegeben. Ungeachtet dessen kam das Auto mobil in rasender Geschwindigkeit herangejaust. Die Post- pferde jcheuten und die außer dem Kutscher mit 5 Fahr- gästen besetzte Postkutsche stürzte um. Die aufgeregten Pferde rissen sich los, bis sie schließlich von ihrem Führer, der die Zügel nicht hatte fahren lassen und der dadurch noch ein Stück mit fortgezogen worden war, beruhigt wurden. Die Insassen des Wagens, zwei Männer und drei Frauen, sind mit dem Schrecken daoongekommen. Der Postwagen ist mehrfach beschädigt. Der rücksichtslose Automobilist war, ohne sich um das angerichtete Unheil zu kümmern, in seinem wilden Tempo wettergejagt. Es ist leider auch nicht möglich gewesen, die Nummer des Automobils festzustellen, um den feigen Herrn zur Rechen- schaft ziehen zu können. Tagesgeschichte. Berlin. Die Silberhochzeit des Kaiserpaares wird am Berliner Hofe einen Fürstentag großen Stils versammeln. Wenigstens behauptet ein auswärtiges Blatt, Lord Knollys, der Prioatsekretär König Eduards habe sich dahin geäußert, daß der König und die Königin von