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Ausaabe K SachUche volkssettuns Kummer 284 — 31. Jahrgang krschrlni cmol wöch». mit illukr. Mr<M»»eKa«eo.bemov und Well' >o«d der tUodeibetloge ,Mr onlre lleloeoveote'. iowie den Lexldellagen .Unlerhnllnng nnd Wlslen' »TtepralMcheHau»- trau', .Ta» qule S>«ch'. Monalllcher VeziiaSPretS »lu»gave N mll kl.-Venna-Nlall V.7N RiiSnabc v ohne St.-B«ouo>BIatt 2,2a klnzeliinmmer Itt 4 Connabend-n. Sonnla<i»ummcr »tt Z Haupllchrltllelter Dr. w, DeSczyk, TieSden. Sonnabend, S. Dezember 1SS2 Verlaosortr Dresden ?<»,ela»nprelse; Die Iqesvaltene Petitzelle SO FamIIIew anzel^en n.Elellenqelnche SO 4 Die pettlretiamezelle. SV mm. breil. 1 .<7. Mr Anzeigen außerhalb de» BerbrcilimgSgeb ete» 40 4. dle peilirellamezelle I.NN^c. Brielged.ZO^. Im Falle höherer oicwall erliicht ,ede Verpfllchking aul Viefenmg iowt« ikrsiillung v. Anzeigen»Aiillrligen u. veisinng v. Cchadenerlatz Sel-tzölMcher Teil v>. Winkel. DreSden. ZMMLZLM Für christliche Politik UN- Kultur Schleicher bilde! das Kabinett Kanzler und Reichswehrminisier zugleich — Kindenburg lrennl sich von Papen Das Ende der Krise cnb. Berlin, 2. Dezember. (Eigener Drohlbericht.) Wie wir erfahren, hat der Reichspräsident den General van Schleicher mit der Neubildung des Kabinetts beaujtragt. Nlit der Erteilung des Auftrages an General van Schleicher wird das Hin nno Her der Verhandlungen der ie'zten Tage endlich abgeschlagen. Die Entscheidung des Reichspräsidenten ist damit in dem Sinne gefallen, das; ein Kadinett gebildet werden fall, das trat; der Wirr nisse der letzten Tage die B e r st ä n d i g u n g mit d e m :>! eichsta g sucht und nicht ein Kabinett, das van varn- äerein den Kampf gegen den Reichstag als seine vor ehmste Aufgabe betrachtet. Der Auftragserteilung an Schleicher war gestern abend eine zweistündige Kanferenz beim Re ichs- Präsidenten varausgegangen, an der neben Schlei cher auch Staatssekretär Meispier und Herr van Papen teilnahinen. Diese Kanscrenz dürste die Grundlage für die Regierungsbildung durch Herrn van Schleicher ge schaffen haben. Es wird angenommen, das; der neue .Kanzler mit einem ausgesprochenem Ratprogramm vor den Reichstag treten wird, das sich ans die wirtschaftspolitischen Fragen be schränken wird. — Die Nationalsozialisten i ben, wie das nicht anders envartet werden konnte, den wahrend der kehlen Tage gemachten Versuch, nochmals mit ihnen in Fühlung zu kommen, negativ beantwortet. Hitler hat einen Brief an den Reici)spräsidenten von Hin denburg gerichtet, in dem er lediglich nochmals das seiner- eit erfolgte Angebot, eine Präsidialregierung mit Hiller als Kanzler zu bilden, wiederholt. Ob die Nationalsozia listen Wert daraus legen werden, sofort das neue Kabi nett mit Unterstützung der Kommunisten zn stürzen, bleibt eine offene Frage. In diesem Falle wäre eine Neuwahl Anfang März unvermeidlich. Doch besteht durchaus noch die Möglichkeit, das; die Nationalsozia listen, nm wenigstens in den kommenden Wintermonaten die Fortdauer des politischen Krisenzustandes zu verhin dern, ein Kabinett Schleicher bis zum Frühjahr Schonzeit gewähren. General v. Schleicher wird sich jetzt mit den Persön lichkeiten in Verbindung setzen, die er für sein Kabinett in Aussicht genommen Hal. Schon setzt steht sest, wie von unterrichteter Seite ausdrücklich betont wird, das; er das Reichswehrministcrium behält. Im übrigen kann über die Zusammensetzung des neuen Kabinetts noch nichts Authentisches gesagt werden. Im einzelnen erfahren wir zu der Betrauung Schleichers folgendes: Gestern abend und Henle srüh hat der Reichskanzler v. Pa pe n dein Reichspräsidenten aus führlich Bericht erstattet über seine Ansicht zur politischen Lage. Er hat dabei selbst den Vorschlag gemacht, von seiner Wieder betrauung abzuschen und den bZeneral v. Schleicher mit der Bildung des Ka binetts zn beauftragen. Dabei ging er von der Erwägung aus, das; er seine Person hinter den Erfordernissen der augenblicklichen politischen Lage zurückstellen müsse. Er hat seinen Vorschlag nut der Erwartung begründet, das; eine Entspannung der politischen Lage eintreten werde, wenn General v. Schleicher die Regierungsbildung ge lingt. Weiter gab Reichskanzler v. Papen der Hossnung Ausdruck, das; man mit einem Kabinett v. Schleicher ohne Konflikt mit dem Reichstag auskommen wird. Weiter wird von unterrichteter Seite betont, das; der Reichspräsident erst nach längerer Ueberlegung und nur schweren .Herzens dem Vorschlag des Herrn v. Papen zugc stimmt habe, sich von ihm zu trennen. Er glaube aber, sich den Erwägungen nicht verschliessen zu dürfen, die Reichs kanzler v. Papen ihm vorgelragen balle und aile perjöu lichen Auffassungen hinter die sachlichen zuriilistellen zu müssen. Die voraussichtliche Minislerlisle Bracht Innenminister cnb. Berlin, 2. Dezember. (E. NI.) Wie wir erfahren, wirb das Kabinett von Schleicher voraussichtlich folgenbermahen aussehen: Reicl)skanzler und Reichsnrehrminister: General von Schleicher, Aeuheres: Freiherr von Neurath, Inneres: Dr. Bracht, Finanzen: Graf Schwerin von Krosigk, Justiz: Dr. Giirtner, Verkehr nnd Post: Elz von Riibenach. Offen sind die drei W i r t s ch a s t s m i n i st e r i e n, also das eigentliche Wirtschaftsministerium, ferner das Er nährung»- und das Arbeitsministerium. Ueber di« Beset zung dieser drei Posten soll wegen der besondere» Bedeu tung, die ihnen zukommt, noch eine sorgfältige Klärung kcrbeigesiihrt nrerden. R c i chv k o »> in i s s a r s ii r P r e u- hen wird aus Grund der Fassung der ursprünglichen Not verordnung automatisch der neue Reichskanzler. Dagegen nimmt man in «nterrichteten Kreisen nicht an, das; Reichsminister Bracht die Stellvertretung des Reichs kommissariats behält, weil die Leitung beider Remter schon rein arbeitsmähig eine zu grosze Ausgabe ist, als das; sic von einer Persönlichkeit geleitet werde» lönnte. Die Forderungen der Gewerkschaften Ein Vries des ATGV an den Reichswehrminisier. cub. Vertin, 2. Dezember. iE. NI,; Der Vorworts veroiicni licht ein Schreiben des ADGB. an den Rcichswohrmmiücr. dos. wie erläuternd binzugejiigt wird, nach der Besprechung des Vorstandes des Allgemeinen (äewerkschailsbnndes >nii General v. Schleicher ans dessen Wunsch hin versohl wurde, um die in der Unterredung ausgestellten Forderungen der Freien Gewerk schäften darzulegen und zu begründen. Tie wesentlichen in dein Schreiben enthaltenen Forderungen sind folgende: t. Tie Verordnung des Reichsarbeits'ninisters vom ö. Sep tember ltlibt ist auher Kraft zu sehen. Ti« in der Verordnung vom 4. September t!>SL sür V e n e i n st e l l u n g s p r ä m i e n zur Vertilgung gestellten 7ttt> MM. RM. sind unverzüglich z u r Finanzierung ös s e n I l i ch e r Arbeiten zu verwen den. 2. Ti» Verkürzung der Arbeitswoche am ZU Slnnden muh unverzüglich als gesetzlich« Mospwhme durchgejührl iverden. ti. Las System der S t e u e r g n t s ch e i n « ist dahin um- zugestalten, dah entsprechende Steuerlcheine als Grundlage sm die Finanzierung üssentlicher Arbeiien verwende« iverden können. 4. Tie durch die lrüheren Verordnungen herbeigeii-hrlen Verschlechterungen der S o z i a l l r i st n n g e n muhen im Rahmen der Möglichkeit ruchgängig gemacht iverden: die Versorgung der Arbeitslosen muh namentlich in dem bevor stehenden Winter ausreichend verbesseri werden: jeder weitere Eingriss am die Löhne und die Rechte der Arbeiter mag unter bleiben: die Unabdingbarkeit der Laruoerträge, die durch die Verordnung vom S. Seuiember omgehsden ich muh iur die .Zu Kunst unangetnslel bleiben. Lunctstores Früher natürlich hat man in solchem Falke dcm Kanzler Heinrich Brüning die Schuld gegeben. Er war angeblich der „Cunetator", der Zauderer, der vor lauter lieberlegen und Verhandeln und theoretischem Erwägen zu keinem Entschluh und zu keiner Tat kam. Heute aber lässt sich wohl nicht mehr bestreiten, das; Herr Heinrich Brüning mit den Verhandlungen über die Regieruugs bikdung auch nicht mehr das geringste zu tun hat. Die Männer, die die Verhandlungen verannvortuch suhrn , sind alle durch die grosze Schule des vreuszischen Hee'es gegangen; der „Mut, bei allen Dienstobliegenheiten" nno der rasche Entschlus; zum Handeln sind ihnen von Ingen) ans Selbstverständlichkeit. "Aber obwohl der Herr Reichs präsident sozusagen im Zivilberuf Generalseldmarschall war. und obwohl er jetzt einen aktiven General mit der Fahrung der weiteren Verhandlungen betraut hat. haben wir seit 14 Tagen eine Regierungskrise, die die besien parlamentarischen Leistungen dieser Art in den Schalten stellt. Auch in den Kreisen, die sich bisher unbedingt hinter die autoritäre Staatssührnng gestellt haben, härt man jetzt ein beängstigendes Geräusch: Die Gedulds fäden beginnen überall im Lande zu rei hen. So schreibt heute morgen ein so regierungstreues Blatt wie die Leipziger Neuesten Nachrichten lNr. lt:t7t: ..Zwei von den koslbaren 12 Monaten Ides grohen Wirt- schasisplanes; haben wr... verplempert und verlrodctl. W-e lange denkt man eigentlich, dah das noch weitergehen soll^.". Hat man in der näheren Umgebung des Reichspräsidenten eigentlich schon etwas davon bemerkt, dah — was als eine ärin des Parlainentarismtts begonnen hat — im Begrase ist. in eine Krise der autoritäre» 2 I o a t s s >: h r u n g auszu arten'!"' Das ist allerdings dir Frage, die heule von vielen im Laude- gestellt wird. Dem Auhenslchendcn muh es so ersclx'iuen. als sei heute die ganze Umgebung des Reick- Präsidenten ein einziger Klub der ..Cuuctatores". die ' nach dcm klassischen Borbild um die Wette bemüh „durch Zaudern den Staat wiederher",uslellen". Vergeb tich Nagt man sich nach der Ursache dieser Entwicklung. Ein Bialt wie die Leipziger "Neuesten Nachrichten natür lich sehen die Wurzel des Uebels darin, dah der Reichs präsident sich überhaupt auf Verhandlungen mit den Pa: leien eingelassen und nicht an dem Konsliktskabinett Papen sestgehalten hat. Wir haben im Gegensatz dazu diesen Versuch der Verständigung mit der V o ! ksvertret u n g bcgrüht. Im Sinuc dieser Ver ständigung hätte cs gelegen, nach der Weigerung der Na tionalsozialisten sich in eine Notgemeinscl)afr eiuzuord- uen. aus der Grundlage der anderen arbeitswilligen Par« leien eine von der Autorität des Reichspräsidenten ge stützte Regierung zu bilden. Eine nochmalige Fühlung- uahme mit de» Nationalsozialisten, die Herrn Hitler dis "Möglichkeit gab. die Rolle der erfolglos nmwmdenen Geliebten zu spielen, wäre nicht notwendig gewesen Dah dieser blamable "Bittgang zu Hitler erfolgt in und das; der eigentlich selbstverständliche Entschlich ein Versiändignngskabinett ohne Mitwirkung der National sozialisten zu schassen, nicht gesahl worden ist, dasür sind oisenöar Einflüsse mahgebend gewesen, die sich der K o »trolle der Oeffentl i ch keit ent- zieben. Wir Imben gestern die Meldungen Oes „Deut schen" nnd der Korrespondenz Kraus; iviedergegeix'» über die Bei suche der Deutsch u a t i o n a I e u ein anti- parlo.iiienrarisches Kamprkabinett beim Reichspräsidenten durch'usetzs'l. Onenbar sind aus dieser Richtung die Ein- üiine gekommen, die verhindert haben, dah der richtige :>!'d einzig mogl-coe Entschlus; rechtzeitig geiaht worden ist Eas "ändernde Scbwanken zwilchen Versländiguugs- ko'e ne:' un) K'niliktkabinett scheint aus die deutsch- n'iioniien Ve'-'nche mrück zngeben, den Willen des R. e!:-. i':as o.'i teu. der au' eine eindeutig venassunas- n'oüige Lo un: .ib'-elt. ins Ge.'enteil um-ubeaen. Herr