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Mittwoch —— Nk. 173. —— 2V September 1848. MM Deutsche Allgemeine Zeitung. ZM «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» «eber-li». Deutschland. -t>wien. Wien als Pflanzstätte deutschen Wesens. »Hannover. Die Eoncentrirung des 10. Bundesarmeecorps. »Aus Schleswig-Holstein. Die Neuen Kieler Blätter. — Das Programm der jüdischen Reformfreunde. Preußen. Berlin, Die Manoeuvres. »Posen. Die Reise des Kai sers von Rußland nach Berlin. Der Ukas gegen die Juden. DiePaß- sachc. Artesischer Brunnen. Brandschaden. Die Verhaftungen in Po len. Die Aernte. Deflerreich. »Wien. Reform des Städtewescns in Ungarn. Spanien. »Paris. Jnconsequenz der Parteien. Ametller tritt der Jnsurrection bei. Sevilla. In Toledo treten die Carlisten bei den Wahlen auf. Drohungen. Rcligionseifer. Narvaez soll nach Paris reisen wollen. ' Graßvritannien. Reise der Königin nach Ostende. Chartistenver sammlung. Unordnungen in Wales. Krankreich. Rückkehr des Königs nach Paris. Der Herzog und die Herzogin von Nemours. S Pans. Die Pariser Geheimnisse von Eu gen Sue. Belgien. Fortsetzung des Hirtenbriefs gegen die schlechten Bücher. Schweiz. »Von brr nördlichen Schwrifergrenfe. Die Klosterfrage. Wallis. Postreform. Ein Felsensturz. Lürkei. * Äonstantinopel. Die türkische Flotte. Die Hinrichtung des Armeniers. Ein Circular in Betreff der Schiffahrt. Geuabor» Präsidentenwahl in Quito. Wissenschaft und Kunst. »Detmold. Das Hermannsdenkmal. Handel und Industrie. »Aus der bairischen Pkali. Die pfäl zische Eisenbahn. W«kündigungen. Deutschland. <V Wim, !3. Sept. Wien wurde schon oft die Hauptimpfstätte des Germanismus für die Völker des Ostens und Südens ge nannt, und mit Recht. In keiner andern deutschen Stadt findet ein solcher Zusammenfluß verschiedener Nationalitäten statt, und von freu digstem Interesse für den Deutschen ist eS, zu sehen, wie das eine deutsche Element sich nicht nur fortwährend rein und alleinherrschend erhält, sondern die andern alle siegreich überwältigt und sich einverlcibt. Jahrhunderte hindurch strömen in Wien Slawen aller Stämme, Ma gyaren, Walachen, Italiener rc. zusammen, und doch ist der echt süd deutsche Charakter des wiener Lebens dadurch nicht im geringsten ver- ändert worden, wohl aber wurden Tausende und Tausende der Fremden so vollständig germanisirt, daß ihre nichtdcutsche Abkunft nur aus dem fremden Klange der Namen crrathcn werden kann. Wien übt in die ser Hinsicht einen Zauber aus wie vielleicht keine andere Stadt der Welt, und die Macht dieses Zaubers ist so groß, daß selbst Franzo sen und Engländer ungeachtet ihrer mit Recht gepriesenen National- sestigkeit ihm nicht immer widerstehen können. Fast komisch merkwür dig ist es, daß in Wien häufig Personen in echt griechischer und tür kischer Tracht ganz wienerisch sprechen und alle wiener Sitten und Un sitten gewissenhaft mitmachcn. Und Wien übt diesen bildenden und umbildendcn Einfluß nicht nur auf Alle, die längere Zeit in seinem Schoose verweilen, sondern auch weithin über die Grenzen Deutsch lands hinaus. Die ferne Bukowina wie die polnische Hauptstadt Lem berg empfangen von Wien das Gesetz und Muster des geistigen Le bens, und Älk bedeutendern ungarischen, kroatischen und slawonischen Städte, namentlich aber PreSburg und Pesth, sind geradezu Pflanz- städte Wiens. Und Wien übt diesen Einfluß keineswegs durch keckes und prahlerisches Vor- und Ausbringen, sondern in der That fast ganz bewußtlos. ES wäre aber sehr zu wünschen, daß die Wiener zum Be wußtsein dieser ihrer Weltstellung gelangen möchten, damit sie die ho hen Pflichten einsähen, die ihnen diese Stellung auflegt. Wien ist berufen, den Südosten Europas geistig zu erobern und ihn mit der europäischen und zunächst deutschen Bildung bleibend zu befreunden. Von dem Grade der eignen Bildung der deutschen Kaiscrstadt wird es abhängen, inwieweit sie ßen hohen Beruf erfüllen wird, bis an die Grenzen Asiens hin ein Mittelpunkt und Muster des geistigen Lebend, eine Lehrerin und Lichtträgerin für Völker zu sein, die eben nur durch deutsche Hülfe aus politischer und geistiger Knechtschaft und Finsterniß befreit werden können. In Bezug auf die Bildung Wiens ist nun allerdings noch viel zu bedauern und noch weit mehr zu wünschen, Volk und Regierung haben noch eine große und schwere Aufgabe vor sich; aber ohne nur im mindesten ein Lobrcdncr sein zu wollen, darf und muß man doch behaupten, daß die Bildung Wiens im Allgemei nen besser und höher stehe, als man zu glauben und anzucrkennen geneigt ist. Wäre dem nicht so, so ließe sich der bedeutende geistige Einfluß, den Wien jetzt schon auf einen so weiten Kreis ausübt, durch aus nicht erklären. Selbst Diejenigen, welche mit dem heftigsten Gc- genvorurthcile nach Wien kommen, gestehen, wenn sie nur halbwegs ehrlich sein wollen, daß sie im Stillen gar Vieles gefunden, was sie durchaus nicht erwartet. Allein eben daß sich in Wien so Vieles und oft grade das Edelste nur im Stillen entwickeln kann, ist traurig und schädlich. Soll Wien zur'Ehre Deutschlands und namentlich zum Heil Oesterreichs seinen Beruf vollständig erfüllen, so muß es sich offen und frei entwickeln, cs muß den Schatz seiner deutschen Bildung frei entfalten und die Kräfte zu seiner Ergänzung und Erhaltung frei ge brauchen können. Von dem Grad, in welchem sich in Oesterreich deut scher Geist und deutsche Bildung geltend machen, hängt Oesterreichs Glück und Ruhm, Festigkeit und Dauer ab; glorreicher und sicherer als durch Millionen Bewaffneter wird Oesterreich seine Stellung gegen Osten hin durch die unwiderstehliche Macht des deutschen Geistes be haupten. Wien hat als Mittelpunkt dieser Stellung bisher dadurch am preiswürdigsten gehandelt, daß cs sich ungeachtet aller Schwierig keiten echt deutsch erhalten hat. Nur der sranzösirte und englisirte Adel und die verblendeten Bürgerlichen, die sich zu adeln glauben, wenn sie die Thorhcilcn des Adels nachäffen, machen einen Schatten im Bilde des deutschen wiener Lebens, und selbst der Adel, wenig stens die wahren adeligen Männer bekehren sich jetzt schon zu deutscher Sprache und Sitte. Möge cs Wicn immerdar für seine höchste Ehre halten, Deutschlands erste Stadt zu sein, mögen die österreichischen Kaiser zur lebhaften Ucbcrzeugung gelangen, daß sic ihre Macht nur dann in angestammter Würde entwickeln und dauernd behaupten kön nen, wenn sie, obwol ohne die deutsche Krone, doch immer wahrhaft deutsche Kaiser sind! * Hannover, 16. Sept. Bei der bevorstehenden Conccntri- rung des zehnten BundesarmcccorpS wird der hannoversche Generallieutenant Hackett den Oberbefehl führen. Die erste Corps- division (hannoversche und braunschweigische Truppen) commandirt -er hannoversche Generallieutcnant v. d. Decken, unter demselben die Ca- valericdivision (Hannoveraner) der Generalmajor v. Hattorf, unter diesem die erste Brigade (Garde-du-Corps und Garde-Kürassiere) der Oberst Cleve; die zweite Brigade (Garde-Husaren, Königs-Dragoner und Leibdragoner) der Oberst Graf v. d. Decken; die dritte Brigade (Königin-Husaren, Herzog von Cambridge Dragoner und Kronprinz- Dragoner) der Generalmajor Frhr. v. Polen. Die erste Infanterie division (hannoversche Truppen) wird von dem Generalmajor Frhrn. v. Baring befehligt; unter demselben die erste Brigade (Garde- und Leibregimcnt und Garde-Jägcrbataillon) vom Oberst Wynecken; die zweite Brigade (zweites und drittes Infanterieregiment) vom General major v. d. Decken. Die zweite Infanteriedivision (hannoversche und braunschweigische Truppen) befehligt der hannoversche Gcncrallicutenant v. d. Busschc; unter demselben der hannoversche Generalmajor v. Dü ring die dritte Brigade (viertes und fünftes Infanterieregiment und drittes leichtes Bataillon Hannover); der braunschweigische General major v. Normann die vierte Brigade (erstes und zweites leichtes Ba taillon Hannover, Husaren-, Infanterieregiment, Leib-Bataillon und Artillerie Braunschweig, Jngenicurcorps und Artillerie Hannover). Die zweite Corpsdivision (mecklenburgische, holstein-lauenburgische, ol denburgische upd hanseatische Truppen) wird von dem dänischen Ge- ncrallieutenant Landgrafen Wilhelm zu Hessen angeführt. Unter dem selben befehligt die erste Brigade (zweites Dragonerregiment, fünfzehn tes, sechzehntes und siebzehntes Jnfantericbataillon, fünftes Jägercorps, JngcnieurcoipS und Artillerie Holstcin-Lauenburg) der dänische Gene ralmajor v. Lützow; die zweite Brigade (mecklenburg-schwerinschcö Dra gonerregiment, Grcnadicr-Gardcbataillon, erstes und zweites Muskc- tierbataillon, leichtes Jnfanteriebataillon und Artillerie, und Mecklen burg - strclitzischcs Jnfantericbataillon) der Mecklenburg - schwcrinsche