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Der erste Satz (Allegro moderato) bringt zu Beginn, solistisch vorgetragen, das zarte, weiche G-Dur-Hauptthema, dessen motivische Beziehung zu dem berühmten „Schicksalsmotiv“ der 5. Sinfonie häufig aufgezeigt wurde. Auf der Dominante endend, erfährt das Thema durch einen plötzlichen Wechsel nach H-Dur eine neue Beleuchtung. Nach einer Weiterentwicklung im Tutti erklingt zuerst in den Violinen das stolze, signalartige zweite Thema. Mit diesen Haupt gedanken, die jedoch durch mannigfache neue Seitengedanken bereichert, vom Klavier in aus drucksvollen Akkordfigurationen umspielt und immer wieder abgewandelt werden, entsteht nun ein wundervolles, von größtem Empfindungsreichtum zeugendes Zusammenwirken von Solo instrument und Orchester, das nach der großen Kadenz rauschend-schwungvoll beendet wird. - Höchste poetische Wirkungen erreicht der ergreifende langsame Satz (Andante con moto), der die Romantiker verständlicherweise ganz besonders begeisterte. Einer Überlieferung zufolge soll er von der Orphcussagc inspiriert sein und die Bezwingung der finsteren Mächte der Unter welt durch die Macht scclenvollen Gesanges zum Inhalt haben. In leidenschaftlichem Dialog zwischen Klavier und Orchester erfolgt, charakterisiert durch zwei äußerst gegensätzliche Themen, ein düster-drohendes und ein innig-flehendcs, diese entscheidende Auseinandersetzung zweier Prinzipien. - Der sich unmittelbar anschließende Schlußsatz, ein Rondo, zeigt danach nun in seiner Gestaltung stürmische Lebensfreude, heitere Glücksempfindungen. Phantasicvolle Kombi nationen des tänzerischen Rondo-Themas und eines lyrischen, schwärmerischen Scitenthemas münden in einen glanzvollen Abschluß des Konzertes. D./U. Härtwig Günter Kochan gehört zu denjenigen jüngeren Komponisten der Deutschen Demokratischen Republik, die zu den größten Hoffnungen berechtigen. 1930 in Luckau geboren, studierte er zunächst bei dem Hindemith-Schüler Konrad Ferdinand Noetel, bei Hermann Wunsch und Boris Blacher. Später beendete er seine Ausbildung in Hanns Eislers Meisterklasse für Kompo sition an der Akademie der Künste. Der bisherige Schaffensweg Kochans verlief von einem Violinkonzert op. 1 aus dem Jahre 1952 über Kammermusik, Hörspielmusiken, Lieder, ein höchst beachtliches Klavierkonzert op. 16 (1958) bis zur Sinfonietta 1960 und dem heute erst malig erklingenden Konzert für Orchester 1962. Die Merkmale der Kochanschen Werke sind unmittelbar wirkende Spiclfreudigkeit, Humor und kräftiger Optimismus (H. J. Schäfer); etliche Lieder wie etwa „Wo wir sind, da stehen Millionen“ oder „Wir lieben unsere Heimat“ sind zum festen Besitz vor allem unserer Jugend geworden. Für seine Musik zum Festspiel „Klaus Störtebeker“ von Kuba erhielt Günter Kochan im „Kollektiv Rügen-Festspiele“ einen National preis. Das „Konzert für Orchester“ entstand - wie der Komponist selbst ausführt - in der Zeit vom November 1961 bis Mai 1962. Eine direkte programmatische Idee ist nicht vorhanden, jedoch liegt dem Stück als Motto der folgende Teil eines Gedichtes von Kuba zugrunde: „Die Zeit trägt einen roten Stern im Haar, geschmückt, um reich und weise heimzukehren zum Kommu nismus und zu seinen guten Lehren, aus dem sie einst um Glück und Reichtum ausgezogen war.“ Damit ist gesagt, daß das Stück zeitbezogen ist und daß es die Hoffnungen, Ideen und Konflikte unserer Zeit widerspiegeln will. Von den fünf Sätzen tragen besonders die Ecksätze einen hochbedeutsamen sinfonischen Cha rakter; in ihren spannungsgeladencn, häufig motorischen Entwicklungen ist der Einfluß Dmitri Schostakowitschs unverkennbar. Der Mittelsatz, ein „Larghetto“, wird nur von Streichern vor getragen. Der analysierende Fachmann wird an dem Werk erkennen, daß Kochan die Tonalität häufig frei handhabt, daß die Satztechnik äußerst kunstvoll ist und die Form zweifellos einem zyklischen Gedanken gehorcht. Der letzte Satz, der mit dem Hauptthema des ersten beginnt, ist „Epilog“ überschrieben; er bringt also gleichsam das Resümee des Ganzen. — • — LITERATURHINWEISE Geiringcr: Joseph Haydn (Potsdam 1932) Mozart und seine Welt, in zeitgen. Bildern (Leipzig 1962) Rolland: L. v. Beethoven (Zürich 1920) Mitteilungen Februar Der 4. Kammermusikabend der Philharmonie am 19. März 1963 bringt Werke von Mozart, Bartok und Smetana. Im 11. Außerordentlichen Konzert am 9. März 1963 sowie im Sonderkonzert für Betriebe am 10. März 1963 dirigiert Dmitri Kabalewski eigene Werke. Danijl Schaffran, Moskau, spielt das Konzert für Violoncello und Orchester g-Moll op. 49. Außerdem stehen auf dem Programm die 4. Sinfonie und die Suite „Colas Breugnon“ op. 24. Die „Rhapsodie für Violine und Orchester“ von Aram Chatschaturjan brachte Lconid Kogan mit der Moskauer Philharmonie unter Leitung von Kyrill Kondraschin zur Uraufführung. Der Komponist Boris Blacher feierte am 7. Januar seinen 60. Geburtstag. Er gehört zu den profiliertesten Komponisten der Gegenwart. Aus Dubrovnik erhielten wir eine Kritik über die Konzerte der Dresdner Philharmonie aus Anlaß des inter nationalen Musikfestes im August 1962. Wir bringen nachfolgend einen Teil der Rezension aus „Dubrovacki vjesnik“ vom 4. September 1962: Den Höhepunkt der diesjährigen Festival-Saison und das größte Ereignis des Musikprogramms stellt zweifellos das Gastspiel der berühmten Dresdner Philharmonie dar. Drei Sinfoniekonzerte wurden unter der Leitung des Dirigenten Heinz Bongartz zu Gehör gebracht. Die Gäste traten mit einer imposanten Besetzung von etwa 100 Musikern auf. Das ist ein Kollektiv, das in sich hohe Qualitäten technischer und musikalischer Natur vereinigt und das sich durch eine sorgfältig gepflegte Kultur des gemeinsamen Musizierens auszcichnet. In der harmonischen Gesamtheit, die wie ein einheitlich lebender Organismus funktioniert, lenkt die Gruppe der Holzbläser die Aufmerksamkeit auf sich, die aus ausgezeichneten Bläsern besteht. Auch die Blechblasinstrumente stellen eine einheitliche Gruppe bester Tonqualitäten dar, während die Streicher eine beispielhafte Disziplin des gleichen Striches und eine reiche Skala von Registern und ausgcfeiltcs tonliches Kolorit zieren. Im Klang bild des Orchesters als Ganzes verschmelzen Wärme und samtene Weichheit mit funkelndem metallischem Glanz, mit anderen Worten - die Ausdrucksskala hat eine große dynamische Spannweite. Vorankündigung: 2./3. März 1963, jeweils 19.30 Uhr 10. Au ßerord entlieh es Konzert Gastdirigent: Prof. Kurt Sanderling, Berlin J. S. Bach'2. Suite h-Moll A. Bruckner 4. Sinfonie Es-Dur (Romantische) Freier Kartenverkauf! 6030 Ra III 9 5 263 1,6 ItG 009 7 63