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87. Jahrgang. Als LOS. Bezugs-Gebühr »t»rl«Iti>hrl. tür Dr«»- den dei lüg»- zwei- maliger Zutraaung <an E»nn- und Lionloakil nur elnmal) 2.dll W, durch auewarlig« Nom- mWonärr bi» L.bi» M. «ei einmalige« Zu stellung durch die Polt »M.ibbne Bestellgeld», «ualand: Oester- reich-Ungarn K,4S ür. Schweiz b,VS Art».. Italien 7,i7 Lire. — Nachdruck nur mit deutlicher vueNen- angabe <.,Dre»dncr Nachr.">zul«Istg.-Un- »erlangle Manustriple weld-nichtauibewahrl. Lclegram,»-Adresse: Nachrichten Dresden. Fernsprecher: I I » 2VVK « ltiitzl. Donnerstag. St. Juli 1V18. Druck und Verlag von Liepsch Sc Reichardt in Dresden. Dräut äu88ta11un§en uns I^öbvl »Ilse Hel in ncureitlicken. aparten Qe- »ckmacksrickiungi-n staulrn Sie auüerst vorieiltuikl in ckcr Vrss6sn-Wils^ruttsr ^/löbsl -Tsnlrals Ink. Lrr»»t Ke-r»»»»«, iVsttinarair. r, Sei«, palmatr. o pel. ISSI8. kll>M r»in«Km«K,er Heriti: lltelrmq. foncksnt-küioco/acks l kkskm- Lhocoiscko s-eelsfek SL^ chMa»S/^e»'- F/toeokscka! Docso /er ossseO^ -re h. Lssdon Lore 2,-0 HI. 2.3 u.4 lil. ^ L»zeigen-Darts Annahme uon «ntiin dtaungen dt» nachm S Uhr, Sanntag» nur Marienilraste r» von ll bi, >/-l Uhr. Die «inlnaltige Z-Ur seiwi « Silben» »c» Ps.. die jweiiva»lge Zeile aus Tertseite 70 «f.. die »wetliialt. Sleklameuiie >.»0 M.. S-mllien. machrichlen au» Dre» de» die einipa». Zeile Ld Ps. - In Äum mern nach Sonn- und Feiertagen erböhlcr Tarif. — Auawiirttge Aufträge nur gegen Vvrau»bepdlung Jedes Be!egblaitl0Ps. Hauptgeschäftsstelle: Marlriistraste 38 Itz. LsTuvTLrvsa» /lir»!eattev>s von 20iMv>latten /aloste^t Die „vssscinsr ^sclii'ictilsn" de-cieftt mgn in külilau 1ä§lick 2 mal mongsns cinci sdsnels clurcl» KgllllNSIII, ^SNI fllllbvllllS. ögulrilkl' 8l^8k 28. eiNgo <Lesei7. Mutmaßliche Witterung: Nördliche Winde, wechselnde, meist schwache Bewölkung, Temperatur wenig geändert, kein erheblicher Niederschlag. Die Heeresverwaltung plant den Bau vvn zwei neuen Kriegsschulen, um den erhöhten Anforderun gen von Offizieren gerecht zu werden. Eine O f s > z t e r s d e p n t a t i o » des Husarcn-Negi- me»ts „Kaiser Nikolaus >>. von Rußland", I. Wests. Nr. 8, reist heute abend nach Petersburg zum Zweite der Beglück wünschung des Zaren zu dessen Mjährigem Ehef-Iubiläum. Die grvsten Parteien des Reichstags werden in dem Aus schuft zur Prüfung der R ü st n » g s l i e s c r u n - gen durch je zwei Piitg lieber vertreten sein. Der srauzösischc Kricgsminister hat den in Be tracht kommenden militärischen Stellen die strengste Geheimhaltung aller die Fremdenlegion betreffenden Angelegenheiten empfohlen. Die B n k a r e st e r Friedenskonferenz stimmte der Suspendierung der Feindseligkeiten zu und billigte einen fünftägigen Waffenstillstand. Die Großmächte beraten zurzeit die Matznahmen, die gegen die Türkei ergriffen werden sollen. Die Einigung zwischen der Türkei und Griechenland gilt als gesichert. Die Verluste der Serben im zweiten Balkan krieg betragen etwa 25N0t» Mann. Der Ausbru ch des Generalstreiks in Süd afrika ist in den nächsten Wochen zu erwarten und be ginnt voraussichtlich in K a p st a d t. Sie Bedeutung der nationalen Arbeiterbewegung. In unseren Tagen ist der entschiedene Kampf gegen die Sozialdemokratie leider etwas Seltenes geworden. Die Geschlossenheit und das Ztclbeivnsttsein, die auf seiten der Umsturzpartet herrschen, haben ihresgleichen nicht im bürgerlichen Lager. Macht- und tatenlos sicht ein großer Teil des deutschen Bürgertums der steigenden revolu tionären Bewegung, dem unerhörten Terrorismus der Sozialdemokratie zu. Tausende betört der Wahn der illu sionistischen Mauserungspolitiker, dast die Umsturzpartei eines Tages sich zu einer bürgerlichen Reformpartei «Un bilden oder tn sich selbst zerfallen werde. Nur große Naivität oder völlige Unkenntnis von dem Wesen der Sozialdemokratie kann eine solche Wahnidee entschuldigen. Wer die Arbeit der „Genossen" draußen im Lande kennt, wer die Verhetzung »nd Aufreizung zum Klasscnhaß und zur Unzufriedenheit sicht, wird anders denken über die rote Gefahr, wird auch wissen, daß die radikalste aller Par teien durch Entgegenkommen und Fürsorge nicht zu ge winnen, von ihren Machtgeliisten und Umsturzideen nicht abzubringcn ist. Noch immer harrt die Frage des Schuhes der Arbeits willigen der Erledigung, und kein noch so dringender Appell der rechtsstehenden Parteien hat die Regierung zu einem energischen Vorgehen zu bestimmen vermocht. In folge der ablehnenden Haltung der ReichStagsmehrbeit ist bedauerlicherweise keine Aussicht, daß in dieser Be ziehung in absehbarer Zeit etwas anders werde. Unter diesen Umständen ist die Arbeit jener natio nalen Bereine und Verbände um so mehr an zuerkennen, die unbekümmert um den Haß und die An fechtung von sozialdemokratischer Seite aus sich heraus die Bekämpfung der Umsturzpartet übernommen, die cs sich zum Ziele gesetzt haben, die Arbeiterschaft aus der Tnrannci der Sozialdemokratie zu erlösen. Es ist ein schweres Stück Arbeit, das jene Verbände übernommen haben, denn fast unerreichbar erscheint das Ziel. Aber bei eiserner Willens kraft aller Beteiligten kann man doch auf einen Erfolg hoffen. Längst hat sich gezeigt, daß die g c w e r k s ch a f t - lichc Bewegung, in welcher Form cs auch sei, den Frieden zwischen Arbeitern und Unternehmern nicht zu begründen vermag. Selbst die Gewerk schaften. die noch auf bürgerlichem und nicht auf dem radikalen Boden der Sozialdemokratie stehen, mir die Htrsch-Dunckerschcn. haben den gehässigen Wtrt- schaftskampf nicht zu mildern vermocht, da sie in fast allen großen Streiks auf seiten der Sozialdemokratie gestanden, also faktisch sich zu deren HilfS truppen entwickelt haben. Solange diese sog. älteren Gemcrkjchastsrtchtnngen in ungebrochener Kraft bestehen, wird der Klasscnkamps weiter gehen, wird der Unfrieden in alle Klassen, Bcrnsc und Kategorien von Arbeitern getragen werden, wird Haß nnd Zwietracht in den Betrieben herrschen. Denn diese Ge werkschaften leben ja nur von der Unzufriedenheit. Ihr Panier ist der Klassenkampf. In ihm nnd mit ihm allein glauben sie die Arbeiterschaft vorwärts zu bringen, glauben sic die Lebenshaltung ihrer Mitglieder, ihrer Anhänger verbessern zu können. Daß jedes Zugeständnis zu weiteren Forderungen benutzt wird, liegt ans der Hand, und ebenso, daß die wirtschaftliche Konkurrcnzsähigkeit des einzelnen Unternehmers durch die fortwährenden Beunruhigungen und Störungen seines Betriebes außerordentlich beein trächtigt wird. Doch dies nur nebenbei. Jedenfalls trägt die berufliche Absonderung der gewerkschaftlichen Arbeiter und die Kampfstellung ihrer Organisationen gegenüber den Unternehmern eine gewaltige Erbitterung in die gegen seitigen Beziehungen hinein. Eine loyalere und anerkennenswertere Haltung nchmen die christliche n G e iv c r t s ch aste n in den modernen Arbeitskämpfen ein. Ihre ausgeprägte Kampfstellung gegenüber den sozialdemokratischen Gcmert- schastcn führt ihnen mit Recht noch immer die Sym pathien zu. Ta sie indessen in ihren Richtlinien von den Weisungen beS Papstes und der Bischöfe zum guten Teil abhängig sind, kann ihre Entwicklung nicht recht vorwärts schreiten, was auch deutlich in ihrem letzten Jahresbericht zum Ausdruck kommt. Trotz aller Bedeutung, die sie als Gegenstück zu den „freien" Gewerkschaften haben, muß aber doch im Auge behalten werden, daß sie bei aller Pslegc der religiösen und staatlichen Autorität grundsätzlich ans gewerkschaftlichen Boden stehen. Es bleibt ein be merkenswertes Zeichen, daß die christlichen Gewerk schaften trotz der ltbhaftc» Agitation, die für ihre Sache im letzten Bergarbciterstreik im Ruhrgcbiet gemacht, nnd trotz der allgemeinen, öffentlichen Lympathje, die ihrer Be wegung entgcgengcbracht wird, nicht über die Anfänge hi»- auSkommcn und in dem heiß umkämpstcn Ruhrgcbiet sogar, trotzdem die Umstände sehr günstig für sic lagen, nach ihrem eigenen Geständnis nicht an Boden gewonnen haben. Diese Erscheinung ist unschwer zn erklären. Sic findet ihre Begründung darin, daß im gewerkschaftlichen Kampfe ebenso wie im politischen der Radikalismus noch immer den Vogel abgcschosscn hat, die Demagogie da. wo es wirt schaftliche Forderungen zu erheben nnd durchzuscchtc» gilt, stets die größten Trüinpsc in der Hand hält. Gegen den Terrorismus der „freien" Gewerkschaften kann, wo die Staatshilfc versagt, keine noch so gleichartige ge werkschaftliche Verbindung ans die Dauer etwas ansrichten. Die Zukunft wird zeigen, ob die Bewegung mehr praktische Erfolge als bisher zeitigen wird. An sich ist es richtig, daß der Arbeiter nur durch den Arbeiter, der sozialdemokratisch vcrh tztc „proletarische" nur durch seinesgleichen, durch staatsbewußte und ans die bürgerliche Weltanschannng cingeschivvrenc oder zu ihr iviedercrwachte Arbeiter wiedergeivonncn werden kan». Ist man aber dieser Ueberzengniig, dann miiß man auch einen Schritt weiter gehen nnd anerkennen, daß nicht die llasjen kämpferische Bewegung, nicht der Kamps von Organisation zu Organisation den Frieden im Wirtschaftsleben Herz» stellen vermag, sondern nur eine vvn nationale» Gedanke» durchsetzte iv i r t s ch a s t s s r i e ö l i ch e Arbeiter bcivcgung, die die Interessen der Arbeiter am besten gewahrt sieht in einem friedlichen Einvernehmen zwischen Unternehmer nnd Arbeiter. Die Behauptung ist dnrchans irrig, daß die in de» Werkvcreinen znsainmeiigcschlossenc» Arbeiter dem Unternehmer sich aus Gnade und Ungnade preisgeben. Vielmehr wird immer nnd immer wieder vom Bund deutscher Werkvcreinc betont, daß Unternehmer und Arbeiter sich nicht als Gegner, aber auch nicht iin Verhältnis des Uebergcvrdnetcn zum Untergeordneten, sondern als gleichberechtigte Vertragschließende nnd deutsche Staatsbürger gcgenüberstehen. Der nationale Arbeiter verlangt seine Menschenrechte iv gut wie jeder andere und eine auskömmliche Sicherstellung seiner Existenz. Aber er sucht diese im Verein mit den Kollegen desselben Werkes ans friedlichem Wege zu erreichen, »ich! durch das verbitternd wirkende Mittel des KlnssenkampseS und die Uebcrtragung des lokalen, nur das einzelne Werk und den einzelnen Betrieb betreffenden Streites ans di ! Organisation. Indem aber die Wcrkvcrcine den Frieden im einzelnen Werk fördern, pflegen sie die Wirtschastsliebe und"dienen in weiterem Sinne auch dem Allgemeinwohl, dem Frieden der Gesamtheit. Damit verbindet sich dann die Vaterlandsliebe vvn selbst. Daß die Bewegung, die sich ans diesen Gedanke» aus- baut, in rüstigem Fortschreite» begriffe» ist, zeigt die dritte JahreStagung des Haupt-Aus schusses nationaler Arbeite.r verbünde in Hamburg, die auch Beschluß fassen svll über den Zu sammenschluß aller aus demselben Boden stehende» Ver bände. Zwar zählt der Bund erst 2MNN0 Arbeiter als Mitglieder, aber für seine Ziilunst bürgt der Umstand, daß kraft Ausweises seines Jahresberichtes die Zahl seiner Mitglieder sich in zwei Jahre» fast verdoppelt hat. Die Bewegung ist also aus dem Marsche und fast jeder Tag be richtet von neuer Zunahme der Mitglieder. Hunderte, die den Terrorismus der Sozialdemokratie am eigenen Leibe verspürt haben, die durch ihn gezwungen worden sind, sich der Umsturzparlei z» verschreiben, haben sich bereits ans ihren Fesseln gelost und ihren Anschluß in den nationalen Werlvcreinen gesunden. Das beweist der Rückgang der gewerkschaftlich nnd politisch organisierten Sozialdemo kraten. Tausende werden noch folgen, die die Heuchelei der die Arbeitermasscn betörenden und die Arbcitersreund- lichleit wohl vorspiegelndcn, aber in Wirklichkeit gegen die Interessen der Arbeiter handelnden Partei endlich er kannt haben. Daß die Bewegung wohl geeignet ist, den „freien" Gewerkschaften gewaltigen Abbruch zu tun und schon getan hat, beweist der giftige Haß. mit dem die rote Partcipressc die „Gelben" verfolgt. Sache des natio nal c n B ü r g c r t » m s muß eö sein, die ivirtschasts- friedliche Arbeiterbewegung moralisch und materiell z» n »te rst li tzen nnd jetzt die Versäumnisse wieder gut zu machen, die cs beim Auskommen der Arbeiterbewegung überhaupt begangen hat. Am Beginne der Friedens-Verhandlungen. Die Ereignisse auf dem Balkan stehen voll kommen im Zeichen der F r i e d c n S v e r h a n d l u n ° gen. die in Bukarest ihren Anfang genommen haben. Welchen Verlaus sic nehmen werde», darüber wird man zunächst im Unklaren bleiben, weil die Delegierte» hübsch unter sich bleiben wollen und nicht wünschen, daß die ge samte Welt als kritischer Zuschauer daneben steht. Ge legentlich wird man doch erfahren, wie die Stimmüng im Kreise der Balkandiplomatcn ist, ob der Friede oder die Fortsetzung des Krieges auf dem Wege ist. Zunächst ver lautet aus der rumänischen Hauptstadt, daß ein süns- tägiger Waffenstillstand abgeschlossen werden sott, dem Griechenland und Serbien nun endlich beigcstimmt hätten. Rumänien spielt inzwischen de» Vermitt ler weiter und sucht namentlich Serbe», Griechen, Bul garen und Montenegriner dadurch unter einen Hut zu bringen, daß cs die Notwendigkeit der Befreiung der Balkanstaaten vvn der Vormundschaft der Groß mächte in den Vordergrund schiebt. Ein rnmüntschcs offiziöses Blatt bringt i» diesem Sinne einen Artikel, der ben Delegierten gut -urcdet. Ob es Erfolg haben wird, l bleibt abzuwarten, denn die meisten Balkanstaaten fühlen wohl selbst ihre eigene Unreife und Unfähigkeit, an den Geschicken der Welt mitzuwirkcn. nachdem sie selbst unter einander nicht Ruhe Hallen können. Unter der Vormund schaft der Großmächte werden sie noch lange bleibe» müsse». Das haben ja die letzten Monate zur Genüge be wiesen. Danciv als Urheber alles Unglücks. Dr. Danciv, der Europa zu Zeiten des ersten Balkan krieges mit großen Worten zu Füße» Bulgariens zwingen wollte, hat gründlich ausgcspiclt. Der eben ans Sofia zurückgckehrie Korrespondent der Wiener „Reichspost" be richtet, daß in ganz Bulgarien vom Volke und von dcr Armce Danciv als Urheber des nationalen Unglücks bezichtigt wird. Als seine Gattin am Tage nach dem Sturze im Sofioter Spital erschien, rissen sich die Verwundeten die Verbände ab und zwangen sic, sofort ihre Tätigkeit einznslellen. Der jetzige Ministerpräsident Radoslaivow sagte am Tage seines Amtsantritts: „Gebe Gott, daß die unglückliche Hypnose, unter der »nein Vor gänger gestanden hat. für immer gebrochen ist. Met» Pro gramm wird sein: Innigstes Einvernehmen »nd Freund schaft mit Oesterreich-Ungarn und Rumänien." TanewS I^N^ZOX SPUN^ WZ