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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.02.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-02-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020222011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902022201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902022201
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-02
- Tag 1902-02-22
-
Monat
1902-02
-
Jahr
1902
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Vez»g--Vrer- k» d« -aoptq-idlttou oder de« im Stadt- beetrk »ad dm verertm errichtet«« Au» gabestelleu abgeholt: viert,ljLhrlich ^1 L.5V, — zweiMaliger tügltcher Lnßellun- In« HauS^l 5.S0. Lurch die Post bezogen für Deutschland u. Oesterreich: vierteyah«. 6. Ma« abounirt ferner mit entsprechendem Postaufschlaa bei de» Postanstattm t« der Schweif Italien, velgirn, Holland. Luxem burg, Dänemark, Schweden und Norwegen, Rußland, de» Lonaustaaten, der Suro-Lischcn Türkei, Egypten. Für al« übrige» Staate« ist der Beäug »vr ««ter Kreuzband durch dia Expeomo» dies«« Blatte« möglich. Nedaction «»- LrprLMo«: S»h««t»-»sse S. Fernsprecher 153 und Liv. FUtaleeffmdMnnm» r Alfred Pah», Lnchhandlg., UuwerMMr.», I. ttscha, Katharinenstr. 1«, «. Küaigdpl. 7. Haupt-Filiale in Lerliu: Aiiniggrätzarftraß« 113. Fernsprecher Amt VI Nr. »398. Morgen - Ausgab e. MpMerIaMalt Anzeiger. AmtsVtatt des Königliche« Land- n«d Amtsgerichtes Leipzig, des Ruches und Nalizei-Ämtes der Stadt Leipzig. Anzeigen »Preis die 6gespaltene Petitzeile 25 H. Reklamen unter dem RedactionSstrich («gespalten) 75 vor den Familiennach richten (3 gespalten) 50 H. Tabellarischer und Hiffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 H (excl. Porto). Extra - Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-AuSgabe, ohne Postbeförderung 60.—, mit Postbesürderung 7V.—. Anuahmeschluß fir Anzeigen: Abend-Ausgab«: Vormittag« 10 Uhr. Morgen.Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet» an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Nr. 96. Gormabend dm 22. Februar 1902. 96. Jahrgang. Vie Los von ttom-Sewegung in Spanien. Wieder braust der Sturm de« socialen Aufruhr«, nach wenigen Tagen schon einen bedrohlichen politischen Charakter annehmend, durch di« Gefilde de« unglückliche« Pyrenäenlandes, und wiederum zieht der verheerende Orkan — da« hat man noch bei jeder Volkserhebung beobachten können — die Kirche mit in seine Wirbel hinein; Arbriterbandrn, von anar chistische« Emissären zu fanatischer Wnlh ausgestachelt, werfen di« Brandfackel io die Kreuzgange der Klöster und die Mönche müssen scharenweise vor dem mordlustigen Pöbel flüchten. Da» liefert von Neuem den Beweis, wenn es eines solchen überhaupt noch bedurfte, daß der Haß gegen die römische Klerisei, gegen da« schamlose Ausbeutung«- und schlau« Brr- dummungsfystem der ullramontanen Machthaber, wi« es, durch die Jahrhunderte hindurch in Spanien unter dem Schutz d«r Gesetze rirsenftark geworden, fortwährend unter der Asche glimmt und nur eines äußeren Anstoßes bedarf, um zu grell leuchtender Flamme unheimlich «mporzuwder«. Der Boden für eine Los von Rom-Bewegung scheint also auch im Lande der Inquisition uad der „gesegneten" Scheiter- Haufen vorbereitet zu sein, und thatsächlich macht sich, nicht zum ersten Mal«, eine Agitation in Spanien bemerkbar, welche die römischen Ketten für immer brech«« möchte. Aber wenn auch da« eine oder da« andere der heute noch wie Pilze au« der Erde wachsenden Klöster in Schutt und Asche gelegt, wenn Prälaten und Bischöfe auf der Straße mit Koth beworfen und Priester ermordet werden, e« Ware verkehrt, daraus den Schluß zu ziehen, daß «un die Stunde der römischen Knechtschaft geschlagen hätte und die Zeit reif wäre für eine grunderneuernde Reformation, wie sie im 16. Jahrhundert Deutschland und dessen Nachbarländer ge sehen haben. Es ist da« Verdienst einer Schrift Leopold Hohmann'«: „Die Los von Rom-Bewegung in Spanien", die soeben in dem Münchner Verlag von I. S. Lehmann erschiene« ist, den Nachweis geführt zu habe», daß die aatirömische Er hebung der Geister in Spanien, soweit sie autochthon ist und nicht von auswart« hiaemgrtragen, nicht in erster Linie «inen kirchlich-religiösen, sondern eine« National-politischen Charakter trägt und deshalb, für sich allein, nicht geeignet ist, das Urbel an der Wurzel zu treffen und ihm den Todesstoß zu versetzen. Schon der berühmte Cardinal Franz Limene«, der Prima« der spanischen Kirche, versprach an der Scheide de« fünfzehnten und sechzehnten Jahrhunderts, ein Reformator seine« Lande« zu werden, aber er hatte nicht den geringsten Erfolg, denn da« nationale Motiv, da» ihn vornehmlich trieb — er empfand e« al- eine Schmach, vom Papste, der inmitten eine« Spanien feindlichen Volke« wohnte. Befehle entaegenaehmrn zu müssen —, schlug nicht durch, den Machenschaften der Päpst lichen Diplomatie am spanischen Hofe war er nicht gewachsen, er hatte die Masse de« Volke« nicht hinter sich. Auch heutzutage, mag immerhin ein großer Theil der römisch-katholischen Geistlichen in Spanien sich innerlich im Gegensatz gegen Rom befinden, so bat da« in politischer Opposition, in der Stellung, welche der Vatikan dem CarliSmu« gegenüber «»nimmt, seinen Grund. Gut ultramoutan und carlistisch gesinnt sein, find Eigenschaften, welche fast stet- sich vereinigt finden, weil aber der Papst da« Verlangen seiner Gläubige» nach einem offene« Ein treten für de« Kronprätendenten Don Carlo» und geaeu die herrschende Dynastie nicht erfüllen will uad auch nicht er füllen kann, ist man mit ihm unzufrieden. Die Anti-Rom-Bewegung ist politisch-revolutionär, sie will eine spanische Nationalkirche, in deren Angrltgenhritrn der Papst nicht« oder so gut wie nicht« hiueiazuredr« hat, im Haß gegen den ProtestantiSmu« aber herrscht unter dem aesammtea Klerus, mag er nun kronetreu und krouefeindlich sein, vollste Eiamüthiakeit. Die Führer der Republikaner nehmen energisch Stellung gegen den Vatikan und die ultramontane Lotterwirthschast, aber sie finden bei den „Liberalen", welche sich vor Gewalt maßregeln scheuen und einem ruhigen Gewahreulaffea da« Wort reden, wenig Unterstützung. Die Jugend lauscht be geistert ihren Philippiken und die Studentenschaft schaart sich, wie eine Leibwache, um sie, aber sie gewinnen keinen tiefaebendea Einfluß, weil ihr Ruf „Rowpamos con kam«" („8oS von Rom") gleichbedeutend ist mit „8oS von Gott" und die Zu- muthung zu dem Sprung au«, der jahrhundertelangen Ge wohnheit eingefleischten kirchlichen Aberglaubens in die dürre Steppe eine« religiösen Nihilismus nicht verfangen will. Dazu sind di« Masse» «och nicht „reif' ge»ug. Das repub likanische Freidenkerthum kann zerstören, aber nicht aostauea. Mit narr Handlung der rohen Gewalt ist es wohl mög lich, Rom für eine« Augenblick z« schade», allein auf die Dauer seinen Einfluß zu vernichten, wrrd auf solchem Wege nie gelinge». All« ze»e wilden Volkserhebung«» gegen die Vertreter der römischen Kirche, die Stürme ans Kloster und Kirchen schaden mehr als sie nützen, und auch das Proteftire» in Volksversammlungen mit dem Rufe: ,Zos von Rom!" wird allein den Kampf gegen die römische Kirche nicht zur Entschridu»- bringe». Es hat ähnlich« stürmisch« Z«itru für die römische Kirche auch in frühere» Iahrrn ««gebe», di« Kirche hat sie alle überdauert. Priester und Mouche werden vertrieben, um nach eiuiger Zeit wiederzukehreu. Ma« ver schafft dem Mtramontaursmus «ur de« Ruhm eines billige« Märthrerthums. Nur das Durchdriuge» der Mafien mit freie« fort geschrittenen evangelisch«» Geiste kan» durchschlagend Helsen, darin «bet Muß «och unrsdlich viel, muß »och fast Alles grthau werde». Lor Allem tztz« «aa diese« Geist nicht bei dm sogenannte« katholisch« Reformpfarrero vora am «eiste« vo» sich «de« -««acht hat, der katalo» Priester Seaismundo Peh Ordeip, will »ur eine ka Natioaalkirch« aufbaum r vo» «van-elische« G«da»km »an wenig bet ihm. 6K nsaü «W Bild her katha Kirche Grs» « Grau, »a«e«tlich i» sittlicher Bezieh«»-, sr jammert -Ger dm vmhü»-»iüvollm, nrrchtbarm Rieder-»»- VGW WUsspUW» TU VUUWM^rK WUM Werke hat er noch nicht geles««, er I«»nt sie nur aus den Büchern, die man de« angehmd«« Klerikern in den Seminarien in die Hand giebt. Er hat Anhänger nicht blo« im Volke, sondern auch in den Kreisen de« niederen und hohen Kleru«, aber die Bewegung ist noch zu jung, al« daß ma« schon ein «ndgiltiges Urtyeil fällen könnte — fundamental, wirklich reformatorisch wird sie kaum j«mal« wirken. So bleibt die Hoffnung, eine 8o« von Rom-Bewegung, die wirklich, wenn auch langsam, »um Ziele führt, beschränkt auf da« Anwachsen der specifisch evangelischen Be wegung, die seit über 30 Jahren wiederum, wenn auch schüchtern, da und dort sich bemerkbar macht. Ihr Mittel punkt war der leider allzufrüh — im vorigen Jahr« — verstorbene Pfarrer der evangelischen Gemeinde in Madrid, Pastor Fritz Flirdner, eine auch in Deutsch land wohlbekannte sympathische und verehrung«würdigr Gestalt. Er hat eine ganze Anzahl Verkünder eine« romfreien Christenthum« den Pionieren einer neuen Zeit zuaeführt, dir trotz unglaublicher Verfolgungen wacker auf der Schanze stehen, Leute, die au« dem Volk« Spanien« selber hervorgeaangeu find, so vor Allem den un ermüdlichen Francisco Ruet, einen früheren Opernsänger, den in Folge langer Kerkerhaft rasch dabiaarsiechten Manuel MatamoroS, ein«« früheren spanischen Officier, Ioss Altama, einen einfachen, schlichten Handwerker und Andere. Al« em nicht zu verachtender Bundesgenosse ist hier noch, der in seinem Vaterland« und der gebildeten Welt bekannte Dramatiker Jos« Echegaray zu nennen, der mit seiner flammenden Rede in den Corte« dem Protrstantismu« endlich die Religionsfreiheit, oder wenigsten« ReligiooSduldung brachte. Urberall sind di« Krime evangelischer Wahrheit und evan gelischen L«brn« gesät, in einer Lanze« Reihe von Orten evan gelische Gemeind«» gegründet. Zwar gehören ihre Mitglieder meist den armen Ständen an, und e« sind noch kaum 20 000 Evangelische in ganz Spanien zu zählen, aber e« ist nicht mehr daran zu denken, daß da- mit unendlicher Mühe unter de« denkbar ungünstigsten Verhältnissen Geschaffene wieder zu Grunve geht, dazu ist die Zeit zu weit fortgeschritten — auch in Spanien. Der Krieg in Südafrika. Die »Uitsirtsch« Lage. den er -rir-eMO« -v In -er offtciellen „London Gazette" wirb der letzte schriftliche Bericht deS Lord Kttchener über die Opera tionen seiner Truppen auf dem Kriegsschauplätze in Süd- afrika veröffentlicht. Dieser Bericht ist an und für sich ebenso nichtssagend und uninteressant als so viele seiner Vorgänger, indem er eine Uebersicht über die wirklich er zielten Resultate eigentlich gar nicht bietet. Kttchener be schreibt nur in großen Umrissen die Bewegungen seiner Eolonnen in vier bestimmten Dtstricten, in Lenen angeb lich die Hauptstrettkräfte der Boeren eingeengt und durch den fortwährenden Ausbau de» Blockhaussystems so- zusagen coucentrirt bleiben sollen. Diese vier Districte sind: DaS östliche Transvaal, der MagalieSberg-Beztrk, der Nordosten deS OranjefreistaateS und der Nordosten der Capcolonie, von Capstadt aus gerechnet. Außerhalb Lieser vier Bezirke finden sich nach Kttchener allerdings auch noch kleine EommandoS, aber. . . „ihre Stärke ist nur unbedeutend, un- ihr Mangel an Unternehmungs geist läßt vermuthen, daß diese Feinde allmählich das Interesse an dem Kriege verlieren, der sie schon so lange beschäftigt gehalten hat". Kttchener geht also wieder ein mal unter die Propheten und möchte die Welt gerne glauben machen, -aß die SriegSunlust Set Len Boeren, zum Theil wenigsten-, wieder einmal in der Zunahme begriffen sein soll, obwohl -er englische General durchaus nicht in -er Lage ist, hierfür irgend welche handgreiflichen Beweise vorzubrtnaen. Bezüglich -er Situation in -er Capcolonie äußert sich Lord Kttchener dahin, -atz die freie Bewegung der dort noch vorhandenen feindlichen „Banden" recht bald durch eine neue BlockhauSltnte eingeschränkt oder gar ganz un möglich gemacht werden wird. Diese Blockhauslinte re- präsentirt ein Unternehme» von kolossaler Ausdehnung r sie soll nämlich eine Länge von über 200 englischen Meilen erhalten und von LamoertS-vai an der Westküste durch den Clamvtlltam-District über Calvinia nach Victoria- West an der Capstabt-Stsenbahn laufen. Kttchener sagt selbst, daß diese Linie nur mit ungeheuren Schwierig keiten und größten Kosten hergestellt werden kann, zumal da sie fast durchweg durch gebirgige- und zerrissene» Ge lände läuft, — aber, wie der britische Generalissimus ferner constattrt, „mit Rücksicht auf die Natur deS Lande- und auf die Stivmmng der Einwohner scheint nttr diese vlock-au-linie da» einzige zuverlässige Mittel zu sein, um endlich einer sehr schwierigen Situation Herr zu werben". Kttchener giebt also im Gegensätze zu manchen in London aefallenen offtctellen Aeutzerungen unumwunden zu, daß die Lage im Norden und im Herzen -er Capcolonie „sehr schwierig" ist, eine Thatfache, die vollständig mit den vielen Meldungen über bedrohliche Zustände in der eng lischen Lolonie übereinsttmmt, wie sie in den letzten zwet bi» drei Monaten immer wieder und wieder laut ge worden sind. Giebt dock Kttchener einfach zu, -aß die britischen Colonnen in den bedrohten Bezirken in der Capcolonie so gut wie gar nicht» auSzurichtrn im Stande gewesen sind, so daß das Hauptquartier sich jetzt nur «och Hilfe und Rettung von dem angeblich unfehlbaren Block- hausstzstem auch für die Capcolonie verspricht. Run haben aber gerade in jüngster Zeit allerhand Er eignisse da» Ihrige dazu bei-etragen, um da» vertrauen in diese» berühmte Blockhaussystrm -am gründlich zu schmettern, «ud es braucht in dieser Hinsicht ja nur -en letzten Durchbruch Christian De Wet'» au der ie Kroonstadt-Vtndü erinnert zu »erden, wie auch die viele« ««deren welch« die englischen ei« neues sogar halten oder auch nur es zu verhindern, daß sic wieder in die sogenannten „gesäuberten Districte" einbrcchcn. „Ein isoltrter feindlicher Trupp in der Stärke von etwa 230 Mann brachte es fertig, durch die von der südafrika nischen Poltzcitruppe besetzt gehaltene Blvckhauslinie nach -cm geschützten Bezirk östlich von Springs durchzu brechen, und seit der Zeit (Anfang December 1M1) sind diese Feinde unaufhörlich verfolgt worden u. s. w." Interessant ist cs immerhin, was Kttchener noch über die in den oben schon erwähnten vier Distrikten noch vor handenen größeren Streitkräfte der Boeren zu sagen hat: „Im östlichen Transvaal hält der persönliche Einfluß des Generalcommandantcn Louis Botha nach wie vor eine bedeutende, aber immer mehr abnehmende Streitmacht zusammen, und zwar zwischen den Grenzen desSwazi - landes und der Blockhauslinie von Waterval nach Brugspruit. Im westlichen Transvaal behauptet sich General Delarey mit seinem Untergeneral K emp und einer ebenfalls noch stattlichen Gefolgschaft in dem sehr zerrissenen und gebirgigen Gelände zwischen der Mafe- ktng-Eisenbahnlinie und den Höhenzügen der Magalics- berge. In den nordöstlichen Bezirken der Oranjeriver- colonte verfügen General De Wet und Erpräsidcnt Steijn immer noch über eine verhältnißmäßig große brauchbare Streitkraft, die viel Initiative zeigt." Wie es in der Capcolonie aussieht, wurde bereits geschildert. Im Ucbrigen constatirt Lord Kttchener noch besonders, daß „De Wet und seine Cvmmandos in der Oranje- rtvercolonie in -er letzten Zeit eine ganz besonders große Unternehmungslust und Entschlossenheit an den Tag gelegt haben, was, wie es heißt, die Folge eines An fang December abgehaltcncn Krtegsrathes sein soll, in welchem beschlossen wurde, die alte Taktik der Zer splitterung der Cvmmandos in ganz kleine Abtheilungen nach Möglichkeit aufzugeben und dafür die verfügbaren Mannschaften lieber in größcrenBerbändenzu concentriren, welche dann die Gelegenheiten zum lieber- falle einzelner britischer Abtheilungen im vorsichtigen Hinundhcrmarschtren abwarten sollten." Kttchener glaubt Veranlassung zu haben, mit dieser Aenderung in der Taktik feines gefährlichsten Gegners zufrieden zu sein, «rett er glaubt, dem Bocrengeneral und seinen Conr- mando» mehr Schaden zufügen zu können, wenn die Boeren bauernd in größeren' vekksiMdkll uuftretcn und opertren. Allerdings haben die Vorgänge der letzten Zeit bewiesen, daß Kttchener und seine Colonnen aus der ver änderten Taktik des schwarzen Christian bislang noch keinen Nutzen ziehen konnten. Gleichwohl aber hofft Lord Kttchener immer noch darauf, daß „die neuen Operationen De Wct's das Ihrige dazu beitragen werden, einen frühen Zusammenbruch der Widerstands kraft und der Kricgslust -er Boeren herbeizuführen". An -er üblichen officicllcn Hoffnungsfreudigkeit auf Seiten -er Engländer fehlt es also nicht, aber praktische und thatsächltchc Resultate sind immer noch nicht vor handen. , Deutsches Reich. Verlt», 21. Februar. (Da« protestantische Deutschland und da« Papstjubilaum.) Wenn die Centrum-preffe Papst Leo XIII. und da« Papstthum anläß lich de« päpstlichen Jubiläum« feiert und verherrlicht, so ist da« natürlich, und Niemand wird sich darüber auf- balten. Aber unangenehm berührt e«, daß in den klerikalen Festartikel» auch da- protestantische Deutschland al« ein Factor in Anspruch genommen wird, der den Huldigungen der Katholiken sich anschließen „sollte". Direkt sagt da« die „Köln. VolkSztg." allerdings nicht, aber indirekt erfolgt diese Inanspruchnahme doch in folgenden Sätzen: „Die ge- sammte arbeitende Welt sollte e« ihm heute danke», daß er sich als der sociale Papst gezeigt, die gesamtste wissenschaftliche Welt, daß er nicht »ur ihre Brstrebungrn in weitem Maße unterstützt, sonder» im Rahme» seine« Amte« auch dringende Anregung zur Forschung gegeben hat; alle Staat«wesea sollten anerkennen, wie der Papst seine gewaltige Stimme für die gesellschaft liche Ordnung erhoben, alle nichtkatholischen Christen r« würdigen, daß er so oft und eindringlich die Welt auf den Erlöser hingewiesen." — Die protestantische Arbeiterschaft in Deutschland weiß, daß der sociale Papst für die deutsche Socialreform keine irgend erhebliche Bedeutung hatte und hat. Die protestantische Wissenschaft in Deutschland läßt sich durch die wissenschaftlichen Liebhabereien de« Papste« nicht darüber tauschen, daß er den Gegensatz zur freien Forschung verkörpert und nicht« gethan bat, um da« Papstthum Über d«n SyllabuS-Staud^unct Piu«' IX. hiaau-zuhebru. Die proteftautischeu Staat-leuker in Deutschland haben just in diese» Tagen da» Bei spiel Barcelona« und Triest« al« neueste Illustrationen dafür vor Auge», wie wirkuuaSlo« die „gewaltige" Stimme des Papste« für die gesellschaftliche Ordnung gerade in katholischen Staat«« vrrhallt. Uad de» protestantischen Christ«» in Deutschland verbietet der päpstliche Anspruch auf die Statt- halKrschast Christi, an die volle Uneigennützigkeit der päpft- liche« Hinweis« auf den Erlöser zu glaube». Mögen daher immerhin die deutschen Katholiken dem Papst bei seinem Jubiläum huldige«: da» protestautisch« Deutschland nimmt darau keinen andere» Antheil, al« de», der nach höfisch diplomatischem Brauch« uuumgädglich war. A Berlin, 21. Februar. Ueber di« beab- sichtigten Neuer un »en im juristischen Studium erzählen die „Verl. Pol. Nachr.": „Mehrfach ist die Auffassung hervorgetreten, daß die geplante Ber- längerung de» UniversttätSstudiums für die Juristen in der Hauptsache einer Erweiterung und Vermehrung der römisch-rechtlichen Studien zu Gute kommen solle. Die Auffassung beruht auf einem Mtßverftändniß. Abgesehen vo» dem römisch-rechtlichen Exegeticum, welche» für die Erthetlung de» in Au»stcht genommenen Zwischen- scugnisse» allerdiua» von Bedeutung sein soll, ist in dem Studie »plane, welcher der Verlängerung de» Recht». stuÜumA um et« halbe» Fahr zu Grunde -»legt wird, et»e be» Lehr- und Lernstoffes nicht in Aussicht g c - nvmme u. Vielmehr liegt die Ursache der Erwei terung des S t u d i c ii p l a n e S vornehmlich in der Einfügung von Vorlesungen über theoretische oder praktische National ökonomie. Ebenso unzutreffend ist die Auffassung, daß in der Folge nur ein solcher Studiengaug als ein regelmäßiger angesehen werden soll, bei welchem die ersten beiden Semester den historischen Unterlagen des Bürgerlichen Gesetzbuches gewidmet wären, so daß erst im dritten Semester an dieses Hauptstück des juristischen Studiums herangctrcten werden könne. Auch in der Folge soll vielmehr das für die deutschen Universitäten wesentliche und fruchtbare Princip der Lehr- und Lern freiheit gewahrt werden. Die Einfügung des Zwischen zeugnisses wird weder denjenigen Universitätslehrern ein Hinderniß bereiten, welche das Rechtsstudium mit dem bürgerlichen Rechic beginnen lassen und die römisch-recht lichen Studien erst nachfolgen lassen wollen, noch den jenigen, welche zunächst in einem ausgedehnten Ein- führungscollcg den Studircnden des Rechts das Hand werkszeug ihrer Wissenschaft zu liefern beabsichtigen. Bolle Freiheit in der Methode de» Unter richts wird auch tu der Folge gewährleistet; nur wer keinerlei methodischen und regelmäßigen Studiengang nachweisen kann, wird zur Ergänzung desselben durch ein weiteres Stndiensemestcr angchalten werden. Des Weiteren ist die Auffassung irrig, daß betreffs der nr ch t - preußischen Universitäten eine Prüfung in Aussicht genommen sei, ob und inwieweit sie den preu ßischen als glcichwcrthig anzuschen sind. Die preußische Unterrichtsvcrwaltung geht vielmehr von der Auffassung aus, daß alle deutschen Universitäten an sich völlig gleich- werthig sind und daß daher die auf nicht preußischen Universitäten getriebenen Studien genau denselben Werth haben, wie die auf preußischen. Soweit daher auf nicht preußischen deutschen Universitäten ein römisch-rechtliches Exegeticum eingerichtet ist, wird dasselbe genau so Berück- sichtigung finden, wie das auf einer preußischen Univer sität. Für nichtdeutsche Hochschulen muß allerdings die Prüfung auf ihre Gletchwerthigkeit mit den deutschen Hochschulen vorbehalten bleiben. Das ist aber geradezu selbstverständlich. Endlich beruht cs auch auf einem Miß- verständniß, wenn angenommen wird, daß die geplante Studienordnung den Zweck verfolge, die Abi turienten nichthumanistischer höherer Lehranstalten von dem Studium des Rechtes ab- zuschreckcu. Das für die Erthcilung des Zwischcnzeug- nisscs obligatorische römisch-rechtliche Exegeticum bedingt ein gewisses Maß altsprachlicher Kenntnisse. Das gilt aber ebenso gut für die Abiturienten humanistischer Gymnasien wie für diejenigen von Realgymnasien und Ober-Realschulen. Für die letzteren liegt in der Ein ordnung des römisch-rechtlichen Exegctieums in den Studienplan nur ei» Hinweis, sich die ohnehin nothwcn- -ige Ergänzung ihrer altsprachlichen Durchbildung in den ersten Stadien der Studienzeit zu verschaffen. Die Ver längerung der Studienzeit um ein siebentes Semester soll vor allen Dingen die Möglichkeit gewähren, den nach -er staats wissenschaftlichen Seite wesentlich er weiterten Lehrstoff so zu bewältigen, daß keine Ueber- lastung eines einzelnen Abschnittes der Studienzeit ein tritt und die Studircnden in -er Lage sind, sich diesen Lehrstoff auch wissenschaftlich anzueignen und sich so von dem jetzt leider so üblichen Ein pauken zu cmancipircn." D Berlin, 2l. Februar. (Telegramm.) Die Militär- lurnanstalt begeht am nächsten Mittwoch und Donnerstag in ihren Räumen Scharnhorststraße t da« Fest ihres 50jähriaen Bestehen«, zu dem auch der Kaiser erscheinen wird. Eingeladen werden dazu alle Osficiere, die zu der Anstatt commandirt waren. Mit den Ausschmückungsarbeiten wurde bereit« heute der Anfang gemacht. Am Mittwoch findet ein Borturnen statt. Um 12 Uhr wird der Kaiser mit seinem militärischen Gefolge in der Anstalt eintreffen. Am Donnerstag findet eine zwanglose Vereinigung mit theatralischen Aufführungen, Turnen, Fechten statt. D verlin, 21. Februar. (Telegramm.) Das Staats ministerin« trat heute zu einer Sitzung zusammen. (-) Berlin, 2l. Februar. (Telegramm.) Der Vor stand des Versande« Tentscher Kunstgewerbc-Veretne, be stehend au« Professor Friedrich v. Thiers ch, Hofjuwelier Paul Meck und Direktor Han« Welzel aus München, sowie der Architekt Bruno Möhring au« Berlin wurden gestern in der Angelegenheit der Betbeiligung Deutschlands an der im Sommer in Turin zu veranstaltenden Kunstgewerbe-Ausstellung von dem Reichskanzler Graf v. Bülow und dem Staats sekretär Grafen v. PosadowSky in längeren Audienzen empfangen, wobei die Pläne für die deutsche Abtbeilung vor gelegt wurden. Graf v. Bülow und Graf v. PosadowSky nahmen von den Vorträgen mit lebhaftem Interesse Kennt- niß und sagten jede nützliche Förderung der Bestrebungen auf eine würdige Vertretung de« deutschen Kunstgewerbes in Turin zu. — Di« Meldung de« „Berl. Tagebl ", daß auch Freiherr v. Hertliag mit zu der Mission gehören werde, die dem Papst« di« Glückwünsche de« Kaiser« überbringen soll, wird der „Magdeb. Ztg." al- unbegründet brzeichnet. — Da« Ergebaiß der vom Bunde der Industriellen ver anstalteten Umfrage über die Zweckmäßigkeit der Errichtung einer Technischen Reichsbedörde ist für den Plan über- raslbend günstig «»«gefalle». Boa 335 riugegangenen gut achtlichen Aeußerunaen sprechen sich 319 für und nur 4 ar-en die Zweckmäßigkeit der geforderten Behörde au«, die übriaeu Antworten rmvfehlea eine abwartende Haltung. Der Ausschuß, dem die sammtliche» großen Elektricitäts-Gesell schaft«« Deutschland«, sowie die Lertretuagrn der chemische«, Ingenieur-, Techniker-, Beton-, Tabak-, Gewerbe-, Hand werk«. ». s. w. Beremiguagen a»-«höri», wird, wie der „Börse»-Cour." hört, demnächst zusammeatretru, um die weit««» Schritte m dieser Aqgete-ocheit zu.derqchar. I»>
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