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Ottendorfer Zeitung 11 o Bezugspreis: vierteljährlich 1,20 Mark frei in» Hau», der Geschäftsstelle abgeholt viertel- jährlich 1 Mk. Einzelne Nummer w Pfg. Erscheint am Dienstag, vonner»tag und Sonnabend Nachmittag. — Ü unä Anzeigebkatt a AnzetgtNPret»: Lür die kletnspaltige Xorpu».Zeile »her deren Raum w pfg. — Im ReNeimeM für die «einspaltige Petit-Zeil« 25 Pjß. Anzeigenannahme bi» p Uhr Brilagegebühr nach Vereinbarung. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und WOndet* „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". verantwortlich für die Redaktion H. Rühle in Aroß-Okrillo. Druck imd Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Vkrill c. 42. Jahrgang Nun,mer 75 Mittwoch, den 25. Juni M5 OertlicheS und Sächsisches. Bttendorf-Vkrilla, 2^. Juni 191;. — Das Gesundheitszeugnis zur Ehe schließung. „Gesunde Heiraten" tsl allmäh lich zum Schlagwort der Vereinigten Staa ten geworden, und besonders die Geistlich- teil kämpft heftig für die Einführung eines Gesundheitszeugnisses, das die Brautleute wollen sie die Ehe miteinander eingehen, fortan eben so gut, wie den Tauf- oder Geburtsschein vorlegen sollen. Diese GesundhetlSbewegung ist schon seit einigen Jahren im Ganges aber jetzt scheint sie zum ersten Male organisiert werden zu sollen. Die Generalversammlung der pres byterianischen Geistlichen, die augenblicklich in Atlanta (Georgia) tagt, hat z. B. „das Gesundheitszeugnis der Eheleute" auf ihre TageSordnug geietzt, und >0 viel steht schon jetzt sicher, daß zum mindesten eine aus führliche Belehrung schon der Schulkinder über die Wichtigkeit der Gesundheit für eine Eheschließung allenthalben einsetzen soll. „Die Frau sieht heule", so predigte jüngst ein hervorragender amerikanischer Geistlicher, „beim Manne nur aus die Stellung und aufs Geld, und der Mann sieht bei der F.au durchweg aufs hübsche Lärvchen. Die Gesundheit ipielt bei beiden die Nebenrolle. Und was ip das Resultat? Schwächliche Kinder, die niemals zu rech tem Leben erblühen können und werden, und die von Anfang an den Todeskeim in sich tragen. Nur dadurch, daß wir das Gesundheitszeugnis für die Ehe obligato risch machen, können wir einen gesunden, kräftigen nnd lebensfähigen Menschenschlag heranbildenl" Würschnitz. Schon wieder konnte ein hiesiger Waldarbeiter mit einer AuSzeich- nung bedacht werden. Es wurde dem seit 32 Jahren als Waldarbeiter tätigen Traug. Meißner das Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit durch Herrn Forstmeister Schneider überreicht. Königsbrück. Der HeimalLbund Sächsischer Laudsmannjchaflen m Dresden, der 15 Vereme umfaßt, unternahm am Sonntag in einem Sondcrzuge einen Ausflug nach Königsbrück. Die Stadt war festlich geschmückt. Am Vormittag fand eine Be sichtigung des Truppenübungsplatzes statt. Bei dem am Nachmittag im Gurten des SchützcNhauses adgehaltenen Kommerse hielt der Bürgermeister Leßmann eine Ansprache, in der er zum Schlüsse auf den Heimaibund toasten. Plärrer Bauer lprach aiSdonn von der Pflege der HrimalS- und Vaterlandsliebe während zum Schlüsse der Vorsitzende des HeimalSbundeS einen Toast aus dir Stadl Königsbrück auSbrachle. Dresden. Der sozialdemokratische Reichs« tagSabgrordnrlr August Kaden, der Vertreter de» 4. sächsischen Wahlkreises Dresden-Neustadl ist am Sonnabend mittag im Krankenhause Friedrichstadt, wo er seit einigen Monaten krank darniederlag, im Aller von 63 Jahien gestorben. Im 4. lächstlchen Reichstage- wahlkrersr (Dcesden-Neuiladl) macht sich dem- zufolge eine Nachwahl nötig. Bei der letzten Reichslagswahl im Januar 1912 wurden in der Haupiwahl für Glaierinnungsmelster Wetzilch (Res) 13738 Stimmen, für Rechts anwalt Kweppel (sleiu 12210 Summen, für Erzberger 319 uno für Kaoen 31193 Stimmen abgegeben; Kaüen war jomu un eruen Wahl gange mit 4926 Lummen Mehrheit gewäyu. Bischofswerda. Am Rathaus wurde, um den Bürgermelper Süßmilch, der sich um den Wiederaufbau der 1813 nredergevrannten Stadt außerordenillch bemüht Hai, eine Bronze- gedenkiafel angeoruchi. Das Grab Süßmilchs, evenfo dre der anderen Bürgermeister aus jener Zett und der Ehrenbürger waren feilens der Stadt mit Lorveerkränzen mit Widmung». schielstn geichmückt. Dem Feste wohnte auch e>n Enkel Süßmilchs, der Geh. Regierungsrat Dr. Süßmilch aus Zwickau, bei. — Gestern Montag fanden Feierlichkeiten auf dem Kirchhof mit Reden und Gesangsvorträgen, ein großes Konzert der Seminaristen sowie Konzerte in der Stadt und auf dem Butterberg statt. Aas dem Festplatze herrschte wieder reges Leben. Abends war die Stadt illuminiert. Dcr Markl und die einmündenden Straßen erstrahlten im feenhaften Glanze, besonders nahmen sich die elektrischen Lichteffekte am Rathaus und an zwei errichteten Siegessäulen schön aus. Dippoldiswalde. Auf der Eisenstange der Umfriedigung des Kinderspielplatzes in Dippoldiswalde produzierte sich ein 11 jähriger Knabe, glitt aus und verletzte sich so schwer, daß er dem Krankenhause zugesührt werden mußte, wo er bald starb. Schönheide. In der Zelluloidabteilung dec Bürslensabrik Schlesinger u. Co. war ein B-aud abgebrochen, der infolge des leicht brennbaren Stoffes sehr rasch um sich griff. Sowohl schnellste Hilse zur Stelle war, brannte der betreffende Fabrikraum vollständig aus. Planrtz. Neuerdings find in Niederplanitz wuder erhebliche Bergschäden infolge Kohlen- avbaues sestzustellen. Namentlich die aus der Gienze mehrerer Gruben gelegene Johannis- straße und einige an ihr liegende Häuser leiden stark unter den Gebirgsverschiedungen. Auch im nahen Cainsdorf machen sich, lefonders in der Nähe des Bahnhofes, Boden- stnlungen infolge Kohlenabbaues bemerkbar. Lugau. Im hiesigen Steinkohlenwerk „Deutschland* wurde der Häuer Selbmann aus Oelsmtz durch hereinvrechende Kohlen schwer verletzt. Er wurde ins Krankenhaus gebrach«; an seinem Aufkommen wird gezweifelt. Affaller. In der Nähe deü Schönburg, scheu Hauses bei Affaller geriet das Herrn Höffer aus Tannenberg gehörende Auio infolge Platzens eines Reifens ins Schleudern und fuhr auf der abschüssigen Straße in den Chausseegraben. Der Bruder des Besitzers kam mit unbedeutenden Hautabschürfungen davon, der Kraftwagen wurde vollständig zertrümmert. Plauen. Die Elster führt infolge des dreitägigen außerordentlich ergiebigen Regens Hochwasser. Ober- und unterhalb Plauens sind die User-Wiesen weithin überschwemmt. Die Keller der tieferliegenden Gebäude in Plauen sind unter Wasser gesetzt. Nahe der Kunslseldenfatmk, zu der man nur auf Kähnen gelangen kann, wurde ein junger ungarischer Arbeiter bei dem Versuche, in den Fluten zu schwimmen, fongerissen; seine Leiche ist noch nicht gefunden. Das Hochwasser steigt weiter. — Der zehnjährige Sohn des Oder- postsekretärs Mann fiel hier nach einer Balgerei mit einem anderen Knaben gestern auf der Straße plötzlich tot um. Der Knabe litt an einem Herzfehler. Die Wichtigkeit der Landwirtschaft für die äußere Politik. Von A. v. Schlieben. Vor rund 40 Jahren setzte mit dem fianzösischen Mülliarüenfegen, der jo vielen zum Unfegen wurde, mit der Zahlung der französischen Kc>egsenlschädigung von sünf Milliarden Franks im Deutschen Reiche eine Entwickelung der Industrie ein, welche immer gewaltigeren Umfang annahm, so daß heute uie Taifache loustanert werden muß, daß das Deutsche Reich von einem überwiegend Land- wirlschast treibenden zu einem sich überwiegend von industrieller Tätigkeit ernährenden Land geworden ist. Ich will mich an dieser Stelle nicht mit den Folgen dieser Umwälzung in Bezug auf die innere Politik beschäftigen, sondern nur kurz konstatieren, daß bas An« wachsen der Sozialdemokratie zu einem sehr großen Teil in ihr seine Begründung findet. Ich will auch nicht Betrachtungen über die sittlichen Wirkungen dieser Umwälzung an. stellen, so nahe eS liegt, darauf hinzuweisen, daß sie auch in moralischer Beziehung von äußerst schädlichen Folgen begleitet war. Ueberall da, wo ein Zusammendrängen der Bevölkerung stattfindet, wie es in Jndustrie- orten unausbleiblich ist, treten diese Folgen ein. Unsere Kriminalstatistik weist einen viel höheren Prozentsatz Verurteilter in den Jndustrieorten nach, als aus dem flachen Lande. Ich will auch nur ganz kurz darauf Hinweisen, daß in sanitärer Beziehung die Beschäftigung mit der Landwirtschaft eine viel günstigere ist, als die mit der Industrie. Der ständige Aufenthalt in der frischen Lust muß selbst verständlich dem Körper viel dienlicher sein als derjenige in Fabriksälen, welche trotz der Ueberwachung in sanitärer Beziehung häufig eine ungenügende Ventilation ausweisen, so daß die Luft in ihnen mit menschlichen Ausatmunüsstoffen sowie mit Fremdkörpern industrieller Herkunft erfüllt ist. Das alles sind mehr oder weniger bekannte und zur Genüge besprochene Dinge. Viel zu wenig Wert aber wird im allgemeinen auf die Beziehungen zwischen Landwirtschaft und aus wärtiger Politik gelegt. Und doch sind diese Beziehungen außerordentlich intime und wenn nicht aus hundert anderen Gründen sollte schon ihrethalben regierungsseitig allgemein intensiv dahin gestrebt werden, der deutschen Landwirtschaft jede Förderung zuteil werden zu lassen, welche sich mit der Rücksicht auf andere BeruiSklassen verträgt. Als die Erscheinungen des Rückganges der Landwirtschaft, ihrer Verdrängung durch die Industrie immer mehr in die Augen zu fallen begannen, wurde in den parlamentarischen Kö«perschaften der Hoffnung Raum gegeben, Saß die größere Intensität der Bewirtschaftung den Rückgang der Anbauflächen wieder aus- gleichen werde. Diese Hoffnung Hot sich nicht erfüllt. Der Rückgang der Anbaufläche schreitet beständig fort und die Intensität der Bewirtschaftung hat ihre ganz bestimmten Grenzen, über welche nicht hmauSgegangen werden kann. Die Folge davon ist, daß der Anteil der deuftchen Landwirtschaft an der Ernährung der Bewohner des deutschen Reiches langsam, aber stetig sällt und daß wir in Bezug aus unsere Ernährung immer mehr und mehr vom Auslände abhängig werden, Solange wir in diesen Zeiten leben, wohnt diesem Umstande ja eine allzugroße politische Bedeutung nicht inne, wenngleich niemals außer Acht gelassen werden darf, daß bei Zoll, dlfferenzen mit einem Auslandsstaat, welcher uns landwirtschaftliche Produkte liefert, während wir ihn mit Jndustrieproduklen ver- sehen, wir stets im Nachteile sind, denn alles andere kann eher entbehrt werden, als das, was zur Ernährung notwendig ist. Nun aber gar in Kriegszeilen I Noch ist die Befürchtung nicht vollständig geschwunden, daß die Balkan- wirren die Veranlassung zu einem großen europäischen Kriege geben werden, bei welchem auf der einen Seite das deutsche Reich, Oesterreich-Ungarn und — vielleicht! — Italien stehen, auf der anderen Frankreich, Rußland mit England. Daß die vereinigten Flotten des Dreibundes nicht imstande sein würden, denen der drei genannten, uns feind lichen Mächte die Waage zu hallen, bedarf wohl keiner Darlegung. Gewiß, es walten auch Faktoren ob, welche die große Ueber- legenheit der Gegner an Kriegsschiffen etwas herabmindern, wie z. B. der im allgemeinen noch zu wenig beachtete Umstand, daß ein weit überwiegender Teil der englischen Matrosen aus Deutschen besteht, die im Falle eines Krieges Englands gegen das Deutsche Reich wohl kaum als vollwertige Mitstreiter zu zählen wären. Es soll auch keinen Augen« blick verkannt werden, daß die russische Flotte sowohl in Bezug aus ihr Material wie auch auf die Mannschaften und dem im Offizier vorherrschenden Geist sich keineswegs auf der Höhe der Zeit befindet. Die große lieber- legenheit der gegnerischen Flotten aber wird hierdurch doch nur verhältnismäßig unwesentlich abgeschwächt. Zweifellos würden wir im Falle eines solchen Krieges eine Blokade unserer Haupthäsen, Hamburgs, Bremens, Stettins, Königsbergs aus deutscher Seite, Triests auf derjenigen Oesterreichs und Fiumes auf der jenigen Ungarns zu erleben haben. Letztere beiden Häfen aber sind für uns schon des wegen nichts weniger als gleichziltig, weil st« einen großen Teil der Einfuhr indischen Weizens, sowie derjenigen von Reis aus den verschiedenen Produktionsgebieten der letzteren vermitteln. Wird nun die Sperre eine all gemeine, kann eine Zufuhr nicht mehr statt finden, so werden die Lebensmittel im deutschen Reich in einer ganz unheimlichen Weise in die Höhe schnellen. Die deutsche Landwirtschaft wird selbst zu einem großen Teil brach liegen, weil ihr durch die Mobil- machung die besten Arbeitskräfte entzogen werden. Es ist vielleicht nicht zu viel gesagt, wenn man behauptet, daß ein solcher Krieg sich weniger auf rein militärischem als auf wirtschaftlichem Gebiet abfpielen werde. Wenn wir aber auch auf ersterem eine Entscheidung durch die Waffen keineswegs zu fürchten haben, so läßt sich doch nicht verkennen, daß wir auf letzterem unbedingt erliegen würden. Welche Folgen das für eventuelle Friedens verhandlungen haben würde und haben müßte, läßt sich jetzt noch in keine Weise voraussehen. Das also sieht unbedingt fest, daß für den Fall eines Krieges nur dann unsererseits auf eine« durchschlagenden Erfolg zu rechnen ist, wenn es gelingt, unsere Landwirtschaft wieder mehr und mehr zu heben. Es muß aber die» überall da, wo es möglich ist, betont und den maßgebenden Faktoren solang ins Gedächtnis zurückgerufen werden, bis sie dieser Mahnstimme Gehör geben. Ob von anderer Seite hiergegen geeifert, ob über die Ungerechtigkeit einer weit gehenden Berücksichtigung der Landwirtschaft geklagt wird oder nicht, das kann hierbei wenig oder garnicht in Betracht kommen. Den Landwirten aber muß zugerufen werden: Ihr könnt keinen schwereren Fehler begehen, als wenn ihr Euch, aus welchen Gründen es immer auch sei, von der Beteiligung an der Politik zurückhaltet. Sorgt für Euch selbst, erhebt Euere Stimme, so laut Ihr könnt, weist immer und immer wieder darauf hin, daß, wie eben gezeigt, das Interesse der Landwirtschaft auch das Interesse aller anderen Berufsklassen ist, dann wird diese Erkenntnis, die Erkenntnis einer unleugbaren Wahrheit sich durchringen und zu der absolut notwendigen Besserung führen! Tchlachtviehmarkt zu Dre»ven am 19. Juni 1913. Auf- trieb Stück Tiergattung Marktpreis für Lebend. Ger ! Schlacht- oicht 266 Ochsen 34-53 73—98 241 Bullen 39—51 78 -94 229 Kalben und Kühe 34—51 74-95 413 Kälber 45—90 87—120 699 Schafe 39—51 76-102 2115 Schweine 45-54 63—72 Ge langsa schäftsgang: Bei m. allen Tier galtungen