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Wchmtz -Ikitmz 57. Jahrgang Sonnabend, dm 13. Juni 1891. Verantwortlicher Redacteur: Päul Ikhne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Illustrieren UnterhattungSblatt." Mit land- und hauSwlrthschaftlicher Monatsbeilage. Inserat«, welche »e« d«. bedeutenden Auflage de« Blatte« «in« sehr wirk sam« Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarisch« und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, nn redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Dl» „Wri-erttz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2b Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummer» 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Ui» bio lUoiborib-^oituua" nehmen an: in Dippoldiswalde: die Expedition, — in Altenberg: Buchdindermstr. Schütze, — in Krauenstein: Nadlermstr. Hardt. ANsrrlllk slll lllk „sUrl^rll^'LtllUUg mann, — in Glashütte: Buchdindermstr. Schubert, —in Kreischa: Buchbinder Berger, — in Potschappel: Kaufmann Theu erkauf. "Nr. 69. Die Erneuerung -es Dreibundes. Wie eine römische Privatdepesche des Pariser „Fi garo" bestimmt meldet, wäre in voriger Woche in Schloß Monza bei Mailand, der bevorzugten Sommer residenz König Humberts, die Unterzeichnung des er neuerte» Bündnißvertrages Italiens mit den beiden mitteleuropäischen Kaisermächten durch den italienischen Monarchen erfolgt. Die wichtige Nachricht bedarf zwar noch der Bestätigung von anderen Seiten, aber sie klingt nach Lage der Verhältnisse im höchsten Grade wahrscheinlich und würde sie demnach die Erwartungen der europäischen Friedensfreunde, daß Italien auch fernerhin dem Dreibunde treü bleiben werde, erfreu lich bekräftigen. Als selbstverständlich kann es wohl gelten, daß die Bestimmungen der Allianz auch in Zukunft geheim gehalten werden, falls nicht außer ordentliche Ereignisse deren Veröffentlichung erfordern. Als im Anfang des Jahres 1888 die überraschende Veröffentlichung des deutsch-österreichischen Allianz vertrages erfolgte, da geschah dies angesichts der da mals äußerst bedrohlichen europäischen Situation, die in dem schroffen Gegensätze zwischen Deutschland und Rußland gipfelte. Die Veröffentlichung war gleich sam eine letzte Warnung an die Adresse Rußlands, und alle Welt weiß ja, wie sehr diese Warnung den beabsichtigten Zweck erreicht hat. Seit jener Zeit hat sich die allgemeine Lage mehr und mehr geklärt und wenn auch die alten Interessengegensätze in der euro päischen Politik in ihren Kernpunkten immer noch vor handen sind, so entbehren sie doch vollständig der früheren Schroffheit, so daß gegenwärtig der europäische Friede gesicherter als seit Jahren erscheint. Und es ist auch die überzeugende Gewißheit gewonnen, daß das Weiterbestehen des Bundes auf eine fernere Reihe von Jahren wieder gesichert ist. All' die Versuche, Italien diesem seinem Verhältnisse abspenstig zu machen, können demnach als gescheitert betrachtet werden, Dank der Festigkeit und Einsicht der leitenden italienischen Staatsmänner Italiens, vor Allem König Humberts selbst. Bemerkenswerth erscheint es, daß gerade jetzt die Stellung Englands zum Dreibund in der euro päischen Tagespreise wieder einmal eifrig erörtert wird, zumal in dieser Frage im englischen Parlamente soeben wiederholte Erklärungen seitens der Negierung abge geben worden sind. In denselben wird allerdings die Existenz bestimmter Abmachungen Englands mit den Mächten des Dreibundes und speziell mit Italien in Abrede gestellt, indessen unterliegt es keinem Zweifel — und ist auch von den englischen Regierungsver tretern zu verstehen gegeben worden — daß England gegen einen etwaigen Versuch Frankreichs, Italiens Stellung am Mittelländischen Meer zu benachtheiligen, bewaffneten Einspruch erheben würde. Dies kenn zeichnet das Verhältniß Englands zum Dreibund zur Genüge und kommt gerade im Momente der vermuth- lichen Erneuerung desselben zum zeitgemäßesten Aus druck. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 12. Juni. Seit Mittwoch ver zeichnet unsere Witterungsbeobachtung bedeckten Himmel, zeitweiligen Regen, Wind und sehr niedrigen Thermo meterstand, so daß in nicht wenig Wohnungen geheizt worden ist. Kaum noch eine Dekade, und wir sind auf der Höhe des JahreS angelangt; dann geht's wieder abwärts — da kann man freilich eine Witterung nicht als anmuthig bezeichnen, die uns nöthigt, den bereits in Ruhestand versetzten Ueberzieher hervorzu suchen. Heute früh kam es zu ein paar, allerdings sehr kurzen Sonnenblicken. — Der heutigen Nummer liegt für unsere ge schätzten Abonnenten der auf dünnes Papier gedruckte, daher sich zur Aufbewahrung in Brieftaschen rc. eignende Sommerfahrplan bei. — Die schon mehrfach erwähnte Nordpolar- und Walfisch-Ausstellung im Zoologischen Garten zu Dresden ist nur noch bis Sonntag m Augenschein zu nehmen. Dieser Hinweis dürfte gewiß Viele noch veranlassen, diese sehenSwerthe Ausstellung zu besuchen, zumal am nächsten Sonntag ausnahmsweise der Ein trittspreis, gleichwie an den „billigen Sonntagen" auf nur 25 Pfg. festgesetzt ist. — Bei der gegenwärtigen Brütezeit unserer Singvögel sei darauf hingewiesen, daß das Tödten, Fangen, Eierausnehmen und Zerstören der Nester der Singvögel bei einer Geldstrafe bis zu 60 Mark oder Gefängnißstrase bis zu 14 Tagen verboten ist. Ruppendorf. Freude herrscht in Trojas Hallen, denn endlich wird ein langgefühltes Bedürfniß be friedigt, indem ein Thierarzt sich hier niederläßt. Die Ortschaften Beerwalde, Börlas, Dorfhain, Klingen berg, Obercunnersdorf und Ruppendorf treten der guten Sache" freudig entgegen und hoffen in der Person des Herrn Stiehler eine gute Kraft gewonnen zu haben, da er ihnen von sachkundiger Seite warm empfohlen worden ist. f Schmiedeberg. Am vergangenen Sonntag, den 7. Juni, waren genau 175 Jahre verflossen, seitdem unser Gotteshaus seiner hohen Bestimmung übergeben und eingeweiht wurde. Die Gemeinde Schmiedeberg besitzt also seit dem Jahre 1716 eine eigene Kirche. Sie mag wohl vor der Reformations zeit zur Dechanei Schellerhau gehört haben, was daraus zu schließen ist, daß bis vor einigen Jahr zehnten von hier aus noch Abgaben an das dortige Pfarramt geleistet werden mußten. In Schmiedeberg selbst hat sich um diese Zeit vermutlich eine Kapelle mit Gottesacker befunden, die jedenfalls dem Vogler gründel gegenüber an der Weißeritz gelegen hat. Nach Einführung der Reformation ist die hiesige Ge meinde der Parochie Sadisdorf eingefügt worden, bei der sie bis zu Anfänge des vorigen Jahrhunderts verblieben ist. Als im Jahre 1703 der Pfarrer von Sadisdorf verstorben war, entschloß sich der damalige Besitzer des hiesigen Rittergutes, der hochedle Freiherr von Alemann, den Berg- und Marktflecken Schmiede berg zu einem Kirchort zu erheben. Schon im Jahre 1704 wurde der erste Pfarrer Friedrich Daniel Schwarzenberg in sein Amt eingewiesen und der öffent liche Gottesdienst im Saale des im Jahre 1877 ab getragenen alten ehrwürdigen Herrenhauses des Ritter gutes abgehalten. 1706 wurde die Pfarre, 1708 die Schule erbaut und 1713 der Grundstein zur Kirche gelegt. Zu Pfingsten 1716 war dieselbe vollendet, worauf sie alsdann am Trinitatisfest — den 7. Juni — durch den Superintendent vr. Lucius aus Pirna feierlich eingeweiht wurde. Seit Gründung der Kirch gemeinde Schmiedeberg haben in derselben 17 — be ziehentlich 18 — Pfarrherren und 7 Kantoren gewirkt. Die Namen der ersten sind: Friedrich Daniel Schwarzen berg, von 1704—1717; Johann Daniel Winkler bis 1726; Georg Funcke bis 1730; Karl Gottfried Ochernal bis 1743^ Johann Friedrich Löser bis 1751; Salomon Friedrich Hauschild bis 1769, der erste auf unserm Gottesacker ruhende Pfarrer, dem wegen andauernder Kränklichkeit als erster Substitut Karl August Biene werg bis 1765 und als zweiter Gottlob Abraham Schubert — ebenfalls hier verstorben — bis 1769 beigegeben wurde. Nach ihm folgte der vorgenannte Pfarrer Schubert bi« 1777; Johann Ehristoph Weiden hammer bis 1792; Johann Gottlob Kropsgans bis 1822; Karl August Immanuel Größel bis 1829; Gustav Ludwig Ernst Junghähnel bis 1831; Christian Moritz Seltmann bis 1840; Bernhard Schneider bis 1849; Friedrich Uhlmann bis 1868; Oskar Meier bis 1875; Eugen Ponickau bis 1882 und von da an bis heute Herr Pastor Birkner. Die Namen der Kantoren sind folgende: Christian Hoyer von 1705 bis 1754; Johann Gottlieb Geere vis 1803; dessen Sohn Karl Gottlieb Geere, welcher schon nach ein monatlicher Amtirung verstarb; Johann Gottlieb Schulz bis 1831; Johann Gottlob Künzel bis 1842; Karl Traugott Weber bis 1866 und Herr Kantor Hasche bis heute. Es war für unsere Kirchgemeinde ungemein erhebend, daß gerade am letztvergangenen Sonntag, am 7. Juni 1891, die Kirchenvisitation durch Se. Hochw. Herrn Superintendent Meier ge halten wurde. Gott der Herr lege seinen Segen auch fernerhin auf unser Gotteshaus, sowie auf Alle, die in ihm wirken und darin aus- und eingehen! 4 Possendorf. Die unter der Leitung des Herrn Kantor Hennig-Kreischa stehende hiesige Lehrerkonferenz hat beschlossen, das Fest des 50jährigen Bestehens der selben auf die diesjährigen Herbstferien zu verlegen. Dieser Tag soll durch eine Festrede, Tafel, musikalische Vorträge und ein Tänzchen ausgezeichnet werden. Dresden. In der DienstagS-Sitzung der ev.-luth. Landessynode wurde der vom Kirchenregimente auf gestellte Entwurf einer Kandidatenordnung, mit einigen von den Superintendenten von Dresden und Leipzig, vr. Dibelius und vr. Pank, ausgesprochenen Wünschen einstimmig angenommen, ebenso in der Mittwochsitzung der Antrag des vr. Fricke-Leipzig: „Das Kirchen regiment zu ersuchen, auch in Zukunft anzustreben, daß eine den Bedürfnissen des sächsischen Armeekorps entsprechende Anzahl von Militärpfarrern angestellt, wo thunlich besondere Garnisonsgottesdienste eingerichtet und in den größeren Garnisonen die Erbauung von Garnisonskirchen ausgeführt werde." — Das Abschiedsgesuch Sr. Excellenz des General lieutenant Schurig, bisher AbtheilungS - Vorstand im Kriegsministerium und Intendant der Armee, ist von Sr. Majestät dem Könige genehmigt, dem Genannten auch bei dieser Gelegenheit das Großkreuz des Ver dienstordens verliehen worden. Nachfolger in der Jn- dentantur ist der Major Sachse vom 2. Grenadier- Regiment Nr. 101 „Kaiser Wilhelm". -- Unter reichen Ehrenbezeugungen ist am Mitt woch der königl. Kommerzienrath Ernst Louis Aul- horn auf dem alten Annenkirchhofe beerdigt worden. Zahlreiche Abordnungen von Korporationen und Ver einen, sowie die I. Klaffe der Handelsschule begleiteten den aus den Angehörigen und dem Fabrikpersonal ge bildeten Trauerzug. Zahlreiche Palmen und Kränze wurden von den Arbeitern und Arbeiterinnen getragen. Sup. vr. Dibelius hielt die Grabrede. — In Dresden sieht man jetzt häufig Kinder, die am Oberarme ein aufgenähtes Kreuz tragen. Man befürchte deshalb nicht etwa einen zweiten Kinder kreuzzug, sondern wolle dieses Zeichen nur als ein Warnungssignal betrachten, mit dem Oberarme der damit als „frisch geimpft!" bezeichneten Kinder in Berührung zu kommen. — Das diesjährige Königschießen der Dres dener priv. Echeibenschützengesellschaft wird vom 14. bis 21. Juni abgehalten werden. — Vom kgl. Landgericht wurde das erst Ostern d.J. aus der Schule entlassene Kindermädchen Maria Anna Kunert aus Gottleuba wegen versuchten Mordes an dem ihr zur Pflege anvertrauten 5 Monate alten Kinde des Gutsbesitzers Hartmann in Hartmannsdorf zu 3 Jahren Gefängniß verurthcilt. Die Kunert flößte dem Kinde mindestens 9 Stück abgebrochene Streich- hölzchenkvppen ein, die aber glücklicher Weise bei der