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Großenhainer Etfcheiiw»: Dienstag, Donnerstag und Sonnabend mit Ausschluß der Feiertage. Abmmemeltt: Vierteljährlich 10 Ngr. Mich altNSS- und AHcheblatt. Amtsblatt des Kötiiglichen Gerichtsamts und Stadtraths zu Großenhain. Onseratenannahme: Bis Tags vorher spätestens früh 9 Uhr. Inserllonsöelräge von auswärts sind in Post marken beizufügcn oder werden durch Postvorschuß erhoben. Nedaction, Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. .N LIL. Sonnabend, den 26. September L8S4. Der Tuchmachergeselle Richard Paul Jehmlich aus Pegau hat sich auf eilte wider I BekltttlttmachttNH. ihn vorliegende Anzeige zu verantworten und wird, da sein dermaliger Aufenthalt unbe- In Hinblick auf die bevorstehende Ergäuzuugswahl des Stadtverordneten-Collegiums kaunt ist, hiermit öffentlich vorgeladeu, sich bis ! bringen wir in Erinnerung, daß nach §44 g. der Nevidirten Städteorduung vom 24. April zum 12. Oktober tt. j 1873 alle diejenigen Bürger ihres activen und passiven Wahlrechtes verlustig sind, welche im hiesigen Gerichtsamte zum Zweck seiner Vernehmung persönlich einzufiuden, oder seinen Landes- oder Gemeindeabgaben, einschließlich der Abgaben zur Schul- und Armencasse, dermaligen Aufenthaltsort anher anzuzeigeu. ! ganz oder theilweise länger als 2 Jahre in Rückstand gelassen haben, und fordern wir Alle Behörden aber werden ersucht, den p. Jehmlich im Betretungöfalle auf diese j daher alle Restanten ans, diese Steuerreste alsbald abzuführeu, da ihre Namen sonst in Vorladung aufmerksam zu mache» und ihn anher zu weisen. die Wahlliste nicht mit ausgenommen werden könnten. Großenhain, den 14. September 1874. - Großenhain, am 21. September 1874. Das Königliche Gerichtsamt. Der Rath. Pechmann. v. L. > Ludwig-Wolf. Göhlert. Lagesnachrichten. Sachsen. Wie das „Dr. I." schreibt, hat sich der aus Anlaß der goldenen Vermahluugöjubelfeier Ihrer Ma jestäten des Hochseligen Königs Johann und der Königin- Mutter am 10. Novbr. 1872 mit 43,000 Thlr. begründete und beim Ministerium des königlicheu Hauses verwaltete goldene Stipendienfond seitdem noch verschiedener Zuflüsse, worunter insbesondere wiederholte namhafte Schenkungen einer edelgesinnten Dame, zu erfreuen gehabt, so daß das Stammcapital auf 45,200 Thlr. angewachsen ist. Von den Zinsen dieses Fonds konnten bereits an 14 Studenten der Universität Leipzig Studienbeihilfeu im Betrage von jähr lich 200 Thlr. auf die Dauer von ein bis zu drei Jahren verliehen werden. Laut der vom königl. statistischen Bureau veröffentlichten Uebersicht betrugen in den 156 Sparkassen des Königreichs Sachsen im Monat August dieses Jahres die Einzahlungen 2,148,000 Thlr., die Rückzahlungen 1,229,345 Thlr. In den ersten acht Monaten d. I. wurden 19,001,182 Thlr. eingezahlt und 11,620,816 Thlr. herausgezogen. In Dresden ist am 22. Septbr. Nachmittags ein 13- jähriger Knabe, der sich bei einem Schulkameraden auf Besuch befundeu, ans einem Kammerfeuster vier Etagen hoch in den gepflasterten Hof hinabgestürzt und auf der Stelle todt geblieben. Wie verlautet, ist ihm uuwohl ge worden und hat er, um frische Luft zu schöpfen, zum Kammerfeuster hinausgesehen, während sein Kamerad in der Stube zurückgeblieben ist. Dabei mag er das Gleich gewicht verloren haben und in den Hof hinabgefalleu sein. Aus Plauen wird ein bedauernöwerther Uuglücksfall ge meldet, welcher einem Manne aus Schöulind auf der Jagd zugestoßen ist. Derselbe wollte das Nohr seiner Doppelflinte, mit welchem er eben ein Rebhuhn erlegt hatte, wieder laden; doch hierbei entlud sich das andere Rohr und ging ihm der ganze Schuß in den rechten Oberarm , so daß am nächsten Tage die Amputation des ganzen Arins vorgenommen wer den mußte. Vom Stadtrath zu Glashütte wird dem „Dr. I.", uuter Danksagung für die Beiträge, welche den dasigen armen Abgebrannten bis jetzt zugeflossen sind, mitgetheilt, daß die Noth noch fortwährend sehr groß ist, und daß unter den Abgebrannten sich namentlich zwei Mechaniker, zwei Fabrikdrechsler und ein Fabriktischler befinden, die den größten Theil ihres Werkzeugs verloren und für Zusendungen ! zum Ersatz desselbeu außerordentlich dankbar sein würden. Preußerr. Se. Majestät der Kaiser wird die Reise nach Baden-Baden voraussichtlich am 27. Septbr. an treten, um mit Ihrer Majestät der Kaiserin Augusta den Geburtstag der hohen Frau (30. L>ept.) zu begehen nnd bis gegen Mitte October dort zu verweilen. Die in Aussicht genommene Reise des Kaisers nach Italien soll infolge der ärztlichen Rathschläge in diesem Herbste unterbleiben. Aus Breslau meldet mau, daß bei Gelegenheit der Naturforscherversammlung unter Leitung des Prof. Oe. Neclam die erste Verbrennung einer Meuschenleiche im Gasofen voll kommen gelungen ist. Die Leiche einer alten, im Hospital verstorbenen Frau, welche keiue Angehörigen hinterläßt, war zu diesem Versuche von der Hospitalverwaltung über wiesen worden. Etwa eine Stunde, nachdem der entseelte Körper in den Gasofen eingeführt worden war, zeigte sich das Werk der Auflösung als vollzogen. Die Beerdigung des Altkatholiken in Königsberg, dessen Beisetzung au geweihter Stelle der Propst Dinter verweigert hatte, ist am 22. Septbr. erfolgt, nachdem das Grab unter polizeilichem Schutze hergcstellt worden war. Die „Ostd. Ztg." veröffentlicht ein au das Domcapitel zu Pofeu gerichtetes Promemoria des Propstes Kubcczac in .^w»s, in dem er die gegen ihn ausgesprochene ExcomumnC cation für null und nichtig erklärt, da dieselbe nur vom Papste oder dem competeuteu Bischöfe verhäugt werde» könue. Kubeczak protestirt deshalb gegen die Excommuui- cation und erklärt, daß er gegen den Decan Nzezmewski auf dem gesetzlichen Wege vergehen werde. Der Magistrat von Homburg v. d.H. bei.Frankfurt a. M. hat in der Theuerungsfrage der uothwendigsten Lebensmittel eine sehr entschiedene Stellung eingenommen. In einer Be kanutmachung theilt cr dem dortigen Publicum mit, daß die ! Preise für Fleisch und Brod nicht im richtigen Verhältnis; zu deu Marktpreisen ständen, und fordert deshalb Bäcker und Metzger auf, sofort entsprechend abzuschlagen. Sollte nicht Folge geleistet werden, so behält sich der Magistrat weitere geeignete Maßregeln znr Beschaffung von billigerem Brod und Fleisch vor. Zunächst fordert er zur Bildung von Consumvereinen oder Errichtung von Vereinsbäckercien und Schlächtereien auf, welche er in jeder Weise zu unter stützen und zu fördern gesonnen ist. Bayern. Der Attentäter Kullmann wurde am 20. Sept, s von Schweinfurt nach Würzburg übergeführt, nm vor das ' dasige Schwurgericht gestellt zu werden, dessen nächste Session am 19. October l. I. beginnt. «Harnburg. Die österreichischen Nordpolfahrer sind am 22. Septbr. in Hamburg eiugetroffeu und in überaus herzlicher Weise empfangen worden. Am 23. fand eine Sitzung der geographischen Gesellschaft statt, worin Weh precht und Paper über ihre Expedition Bericht erstatteten. Hiernach entdeckte» die Nordpolfahrer einen 100 Meilen langen und 90 Meile» breiten Sund, welchen sie Austria nannten. Derselbe trennt zwei große Ländercomplexe, welche Zichpland und Wilczecksland genannt wurden. Sie machen den Eindruck von Hochplateaus mit steil ansteigendeu säulen- artigcn Felsen. Ein Gletscher von 15 Meilen Länge wurde Dovegletscher genannt. Am 11. April wurde die Expedition durch zwei Basaltsäulen am Vormarsche gehindert, und wurde daher am 12. April weiteres Vordringen aufgegeben. Man befand sich auf 81 Grad 57 Minuten nördlicher Breite. Ma» hätte bis zum Abend noch auf 82 Grad 5 Minuten vorgehen können und hatte auch nordwärts noch Land über 93 Grad gesehen; man stand aber von einem weiteren Vor marsche ab, da man die lleberzeuguug gewonnen hatte, daß der Nordpol auf diesem Wege nicht zu erreichen sei. Die Theorie eines offenen Polarmeeres erklärte Payer für un haltbar; und wenn es auch möglich wäre, zu Schiffe in jene Breiten zu gelangen, so würde man für das Fahrzeug doch keinen Winterhafen finden und dasselbe verlieren. Ohne Schiff aber könne keine weitere Landexpedition gemacht wer den. Die Beschaffenheit der neu entdeckten Länder scheine mithin jede Möglichkeit einer Entdeckung des Nordpols ab zuschneiden. Oesterreich. Der Kaiser hat dem Oberlieutenant Payer und dem Linienschiffslieutenant Weyprecht, deu Führern der österreichischen Nortpolexpedition, in Anerkennung der mit hingebungsvoller Aufopferung, unter größter Lebensgefahr, mit seltener Energie und Thatkraft im Interesse der Wissen schaft geleisteten Dienste das Ritterkreuz des Leopoldordens verliehen. Schwei;. Der internationale Postcongreß in Bern hat die allgemeinen Unioustaxeu für einen Brief bis zum > Gewicht von 15 Gramm aus 25 Centimes und für Sen- düngen von Waarenmnstern, Zeitungen und Drucksachen bis zu 50 Gramm auf 7 Centimes festgesetzt, vorbehältlich einer limitirten Zuschlagstaxe, welche nach dem Maßstabe des Transits erhoben werden darf. Die Transittaxe hat der Congreß in seiner Sitzung am 23. Septbr. festgestellt. Frankreich. Das „Journal officiel" veröffentlicht eine Verfügung, welche die Ergänzungswahlen zur National versammlung in den drei Departements Alpes - maritimes, Pas - de - Calais und Seine-et - Oise auf den 18. October anberaumt. Den Unternehmern des unterseeischen Tunnels zwischen Frankreich und England ist eröffnet worden, daß sie weder von Seiten der englischen, noch der französiscben Regierung auf eine Subvention zu rechneu haben. Spanien. Die „Gaceta" meldet, daß der Regierungs- General Marquis Pavia die befestigten Stellungen der Carlisten bei Pobleta und Cogubla in Maestrazgo genom men hat. — Ein Transport von Zufuhren ist unter der Bedeckung von Truppen des Generals Laserna in Pam- pelona eiugetroffeu. Nach iu Madrid eingegangenen Meldungen fahren die Carlisten fort, Eisenbahnen und Telegraphenleituugen zu zerstören. Der General Moriones steht den Carlisten bei CarraScal gegenüber und verhindert sie an der Ueberschrei- tuug des Ebro. Eine in Paris eingetroffene carlistische Depesche aus Tolosa vom 22. Septbr. meldet, die Carlisten hätten die Kirche und das Dorf von Biurrum mit dem Bayonnet genommen und dabei 80 Gefangene gemacht. England. Der Strike der Arbeiter in den Woll- und Baumwollspinnereien zu Bolton (Grafschaft Cumberland) ist nach elftägiger Dauer infolge eines Uebereinkommens mit den Fabrikbesitzern, sich der Entscheidung eines Schieds gerichts beiderseitig zu unterwerfen, beendigt, und ist die Arbeit am 22. Septbr. wieder aufgenommen worden. Amerika. Nachrichten aus Guatemala zufolge hat die dortige Regierung die für den gemißhandelten englischen Consul Magee geforderte Entschädigung bezahlt und durch feierliche Salutirung der englischen Flagge weitere Genug- thuung geleistet. Vermischtes. In der Gascogne erntet man in diesem Jahre eine Ueberfülle des besten und feinsten Obstes. Pfirsich-, Aepfel-, Pflaumen- und Birnbäume vermögen trotz der Stützen die Last der Früchte kaum noch zu ertragen. Pfirsiche, wovon drei auf ein Pfund gehen, werden in den Straßen von Toulouse zu 2 Sous das Dutzend verkauft und nur mit Mühe an den Mann gebracht; das Pfund der schönsten Trauben kostet 2 SouS und auf dem flachen Lande erhält man hundert Pflaumen der edelsten Sorte um 2 bis 3 SouS. Fiedler scher Kunst-Salon. Wenn uns einzelne Schwarzseher cinreden wollen, daß die Mensch heit auf der schiefen Mene abwärts rutsche, so glauben wir das durchaus nicht. Dieser Gedanke drängte sich dem Schreiber dieser Heilen beim Beschauen der photographischen Aufnahmen der Wiener Weltausstellung im Kunstsalon des Herrn Fiedler auf. Die groß artigsten Leistungen der Gegenwart auf den Gebieten der Technik und der Kunst, wie sie sich in Wien coneentrirten, werden hier dem Auge vorgefüdrt. Neben riesigen Industrieetablissements, Maschinen - Werkstätten, Hallen der Kunst :c. zeigen sich, eine angenehme Abwechslung darbietend, ethnographische Darstellungen (galizisches Bancrnhaus, Helt der Indianer re.». Wer ein Interege hat, die riesigen Fortschritte der Völker zu verfolgen, der möge nicht versäumen, den Fiedlcr schen Salon, der leider nur bis mit Sonntag ausgestellt sein kann, zu besuchen'). Wenn man manche Darstellungen auch bereits als Holzschnitte in verschiedenen illuftrirlen Heilungen gesehen hat, so thut dies dem Genüge, den nnS diese lebensvollen und lebensfrischcn Bilder ge währen, keinen Eintrag. Der blage Holzschnitt, Kupferstich re. ent behrt der drei Vorzüge, welche die graphoskopische Darstellung besitzt: intensive Beleuchtung, das Körperlicherschcinen der Objecte und die scheinbare Naturgröße derselben. Zu bemerken ist noch, daß der Besuch deS Salons in den spätem Nachmittags- oder Abendstunden vorzuziehen ist dem Besuche bei sehr Hellem Tageslichte; letzteres be einträchtigt die künstliche Beleuchtung etwas, wenn auch nicht viel. Uebrigens kann auch Herr Fiedler mit einem überaus reichen Lager von verkäuflichen Photographien der Wiener Weltausstellung auf warten. was sich Diejenigen gesagt lagen sein mögen, welche durch eine bildliche Darstellung die Erinnerung an die tu der Kaiserstadt an der Donau verlebten Stunden sestballen wollen. X. ') Wie wir vernehmen, ist Herr Fiedler vom Gewerbevercin zu Meißen für die nächsten Wochen fest engagirt worden. Die Ned. Kirchliche Nachrichten. Am 17. Sonntage nach Trinitatis Beicktrede (halb 8 Ubr): Herr Archidiaconus Weißbrenncr. Vormittagsprcdigt: Herr DiaconuS Peter, über Eph. 4, V. I-6. Nachmittagspredigt: Herr Archidiaconus Weißbrenner über Luc. I I, V. 1 — 11. Mittwoch den 30. September Communion. Tie Bcichtrcde hält Herr Archidiaconus Weißbrenncr. (Anfang der Kirche und Beicht- andacht 8 Uhr.) Amtswvcbe vom 20. Septbr.— 2. Octbr.: Herr DiaconuS Peter. Beerdigte. Berst, den 10. September: Johanne Christiane Sophie Kühne, Armenhausbewohnerin in Großraschütz, ledig, 75 I. 8 M. 2 28. 4 D — Den 20.: Fr. Johanne Dorothee Martin geb. Hillmann, Gattin deS verabschiedeten FabnenschmidtS Hrn. Gottlob Ad. Martin. 7) I. l 'M 8 T. — Den 21.: Louis Mar. chcl. S. des B. und Klempners Hrn.'August Louis Herrmann Amdt, 4 M. 1 28. 4 T. — Den 23.: Joh. Gottlob Schumann. Schmiedemstr. u. Aus- zügl. aus Skäßgen. z. Z. hier, ein Wittwer, 78 I. 2 'M. 3 T. Getraut den 20. September: Friedrich Traugott Herrm. Haucke, Markthelser hier, ein Iggs., mit Johanne Sophie Noack hier. — Bernh. Morig Haucke, Tagearb. hier, mit Marie Elisabeth Lange aus Naun dorf. — Den 23.: Ernst Joh. Heinr. Lars, Tuchmacher hier, mit Anna Therese Wolf vou hier. — Herr Ur. g». 'Alfred Moritz Wahl, DiaconuS zu Reichenbach im Voigtlande, ein Iggs., mit Jgfr. Sophie von Soeben hier. — Den 24.: Hr. Ernst August Riemer, Baugcwerke und Gutsbesitzer in Folbern, ein Iggs., mit Jgfr. Anna Christiane Pauline Herrsch daselbst. Getauft vom l8. —24. September: 9 Knaben und 3 Mädchen.