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VoiglliiMchrr AlUMr. ? I Amtsblatt I für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsäntter »nd Stadträche zu 4 I Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. 2 i Dreiundflebenzigsier Jahrgang. c- D ir D Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. , D Dieses Blatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstags, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnementspreis, welcher vrLaums- runäo zu entrichten ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Tblr. 26 Nqr. — Annoncen, die bis Vormittags 1t Uhr eingehen, werden in die Tags darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit t Ngr. für die gespaltene EorpuS-Zeile berechnet. W Einzeilige mit 2 Ngr. Fiir die auswärtigen König!. Gerichtoämler und L>tadträtbe, für welche der Boigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei , W Herrn Julius Guido Vorenz, in Elsteröerg bei verrn F. W. Feustel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herrn Ehausseegelder-Einnehmer Holzmüller. ? W . ' I Dienstag. 4- November 18L2. D ^<„.,1. , I! e I Zeitungen. I Snchserr.l Die Const. Ztg. sagt über die sogenannte großdeutsche - D Versammlung in Frankfurt: Indem die Versammlung Oesterreichs Eintritt i I in den Zollverein decretirt hat, den die Majorität der österreichischen Industriellen ! D selbst nicht will, den die große Majorität des Zollvereins nicht will, ja den selbst der Münchner Handelstög ganz entschieden abgelehnt hat: indem sie — sagen wir — damit Etwas decretirt hat, was nur durch die Sucht, etwas Anderes zu beschließen, wie andere vernünftige Leute, erklärlich wird, ja, indem sie sogar den Fortbestand und die Fortentwickelung des Zollvereins von Oester reichs Zustimmung abhängig macht: hat sie sich selbst am deutlichsten den Stempel aufgedrückt, womit wir schon von vornherein die Versammlung kenn zeichnen zu dürfen glaubten: nämlich den d-s schwarzgelben Großdeutschthums. Wie ein rocher Faden zog sich durch die ganze Versammlung ein tiefer Groll gegen Preußen, während in dem „kleindeutsch" gescholtenen Weimar die wärmste " Theilnahme für Oesterreich kundgegeben wurde. Und während man die Wei maraner tadelt, vorläufig ein Deutschland ohne Oesterreich constituiren zu wollen, wollen diese „Großdeutschen" ihr Deutschland vorläufig auch ohne Preußen constituiren, wie dies v. Lerchenfeld ganz deutlich gesagt hat. Ein Deutschland ohne Preußen ist aber gewiß ein noch größeres Unding, wie ein Deutschland ohne Oesterreich. Darüber ist wohl kein wirklicher Patriot im Unklaren! IndetU die Versammlung in ihrem Eifer für Oesterreich zu weit ging, hat sie sich selbst um jede Sympathie gebracht! Bon Sachsen waren bei der „großdeutschen" Versammlung in Frankfurt anwesend: v. Friesen - Rötha, v. ErdmannSdorf, v. Welk-Riesa (Vater und Sohn), v. Zehmen, Seiler (Mitglied der 2. Kammer), Red. Petermann (Dr.Ä ), Reg.-Rath v. Witzleben (Leipz. Ztg.) und Adv. Simon aus Leipzig. Der Exp. des Dr. Journ. ist am 1. Nov. aus der rauhen Gegend von Frauenstein eine Weißrübe von 6 Pfund 7 Loth, im Umfange von 1 Elle 3 Zoll, zugesandt worden. In Zwickau stand in diesen Tagen ein Apfel baum in voller Blüthe. In Leipzig wird vom Conditor W. Felsche für die bevorstehende Win terzeit ein „Etablissement Bouillon" errichtet. In einem vom Augustusplatze leicht zugänglichen Locale, in welchem auch kohlensaure Wässer verabreicht werden, wird ein Becher Bouillon nebst feinem Brodchen L 1 Neugroschen zu haben sein. Aus Preußen. Unsere Zeitungen sind jetzt meist gefüllt mit Berich- tett über die Art und Weise, wie v. Bismark die Verfassung, welche alle Ab geordneten gegen alle schlimmen Folgen wegen ihrer Abstimmung im Abgeord- netenhause schützen soll, auffaßt und ausführt, indem er eidtreue und gewissenhafte Beamte entläßt, versetzt und auf andere Weise maßregelt und wie dagegen Alle, welche nicht zum Innkerthume gehören, sich selbst besteuern wollen, um die gemaßregelten Beamten nicht zu Schaden kommen zu lassen, wie früher in Hessen geschah, al- eben solche Zustände herrschten, wie sie jetzt in Preußen beliebt werden von den augenblicklichen Machthabern. — Ein zweites Thema bilden die Berichte über die vielen Zustimmungs-Adressen an die Pflichttreuen Abge ordneten ; über die vielen Empfangsfeierlichkeiten, welche den conseqnenten Land- Voten überall zu Theil toerden, innerhalb wie außerhalb Preußens, und die Beitrittserklärungen zur letzten Abstimmung de- letztgeschloffenen Abgeordneten hauses Seitens der beurlaubt oder krank gewesenen Deputirten. Dritten- sind viele Spalten gefüllt mit Berichten über die Art und Weise, wie Junker und pietistische Kleriker unter Beihülfe von Landräthen sogenannte Loyalitäts-Adressen fabriciren und in Cours setzen. Die Krone von Allem freilich bietet die „Kreuzztg.," welche schamlos genug ist,^d^rin die wahre Stimme des Landes zu erblicken der „sogenannten VolksverttckuÄtz" gegenüber! und die offen (ohne confiscirt zu werden) zu Verfassungsverletzungen auffordert! Hannover, 30. October. In diesen Tagen fand hier wieder eine Catechismus - Conferenz Statt. Die Zusammensetzung der Conferenz bürgt je doch dafür, daß in den Hofkreisen an ein Nachgeben in den kirchlichen Wirren, namentlich an die Berufung einer Synode, nicht gedacht wird. — In dem v. Hedemann'schen Concurse hat nach der „Ztg. f. Nordd." die Schatullcäffe der Königin Ansprüche auf 50,000 Thlr. erhoben. — Mit Braunschweig ist ein Vertrag abgeschlossen, durch welchen die hannoversche Succession in Braun schweig gesichert, aber auch die braunschweigische Verfassung und Landesselbst ständigkeit anerkanüt und deren Aufrechterhaltung garantirt wird. Baiern. München, 1. November. Der König und die Königin von Griechenland sind eben hier eingetroffen und vom Volke mit Jubel begrüßt worden. Es heißt, der König habe Griechenland nur für jetzt verlass«», wäl sein Verweilen das Land in blutige, schwer zu lösende Wirren stürzen würde. Oesterreich. In dem Bezirke Schrems sind infolge der Baumwoll- calawität mindestens 10,000 Weber brodlos geworden. Der Statthalter von Niederösterreich, Graf Chorinsky, hat sich auf seiner letzten Rundreise persönlich von der Nothlage der Weber in Schrems Überzeugt. Italien. Spezzia, 30. October. Siebzehn Aerzte wohnten gestern der ärztlichen Berathung wegen Garibaldi'- bei. Nach ihrer Ansicht befindet sich die Kugel noch in der Wunde; man müsse deshalb die Untersuchung er neuern, uln den Sitz derselben zu erforschen. Der franz. Arzt Nelaton hat erklärt, daß die AuSziehung der Kugel ohne Schwierigkeit zu bewerkstelligen und die Heilung leicht sei. Frankreich. Paris, 26. October. Hier ist jetzt der Gilbermaugel so groß, daß für Fünffrankenthaler 3 Procent Aufgeld gezahlt wird. Möge man daraus in Deutschland «kennen, daß die gesetzliche Gleichstellung der Gold- und Silberwährung ihre höchst bedenkliche Seite hat. Bald strömt nämlich da- Gold, bald das Silber aus dem Lande und dahin, wo der höhne Cour- ein natürliches Zuströmen bedingt. " Keine Regierung vermag den Marktpreis so wichtiger Waaren wie Gold und Silber zwangsweise festzustellen. In Paris ist die öffentliche Meinung der ultramontanen Clique täglich Mit größerer Feindseligkeit zugekehrt. Der Spott der BolkSclassen zieht schomnchS- loS gegen sie los. Aber auch welche in ihrer erhabenen Stellung einen Schild gegen den BolkSwitz finden sollten, werden nicht ausgenommen, und wie da- Volk im vorigen Jahrhundert von ein« „öluäsmv Vota" sprach, redet eS gegenwärtig von „LLaäsmo Statu« quo." Paris, 30. Octbr. Die Freigebung de- Bäckereibetriebe» ist beschlossen worden. — Wie eS heißt, find Frankreich und England über die Richtinterven tion in Griechenland einig. Gr-gland. London, 28. Oetover. Zu Presto» ist der Hunger typhus in bösartiger Form aufgetreten. Es steht z« befürchte«, büß er sich weiter über Lancashire ausdehne» werde, wen» nicht bald Änderung für d«r dort herrschende Elend geschafft litzird.