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Amtsblatt 51. Jahrgang Donnerstag, den 1. Januar 1885 '4' 'M --4 ' V. L . . für- dtt Königüchs Amlshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie, filr die Königlichen Amtsgerichte und die Stadtrathe zu Dippoldiswalde und Hrauenstein. » VerantworkliKer Redacteur: Carl Zehne rn Dippoldiswalde - 5^' K., Blattes em« sehr sgme Verbreitung nisrden mit 10 P Spgltenzeile oder Ratim Oerechnet. — Ta bellarische und coinpliciSt« Inserate mit entsprechen» dem Ausschlag! — Gin sandt, ,n« redaktionel Theile, die Spaltrnz, MPsg- die Vergangenheit unserer vaterländischen Gegenden und lasse verdiente Mannes derselben oder wichtige Ereignisse durch die Erinnerung zurückführen. Eine Schil derung interessanter örtlicher Gegenstände wechsele mit der des Auslandes. Warnende Unglücksfälle mögen hier ihre Darstellung finden und das Andenken froher Er eignisse sich erhalten sehen." Was ließ sich nun bei einem 4, ausnahmsweise einmal 6 Seiten kleinen Quartformats auch Großes geben, zumal mindestens die 4. Seite bereits den sogenannten „Avertissements" gewidmet war und gar ost mehr als die erste Seite für die örtlichen Bekanntmachungen in Anspruch genommen wurde? Zudem gesellte sich zu den bereits vorhandenen Schwierigkeiten noch die, Haß der Redakteur seinen Wohnsitz in Leipzig hatte, was bei einem Wochenblatte, dessen Schwerpunkt im lokalen Interesse liegt, auch in anderer Hinsicht unerwünscht sein mußte. Und so war denn der Inhalt der „Mittheilungen" selbstverständlich dürftig und im höchsten Grade harmlos, wenn nicht mitunter ein wenig Klatsch aus der obrouigus 8oanäal6uso etwas pikantere Würze gab. Vom Jahre 1840 an läßt sich bereits ein Fortschritt wahrnehmen. Die Eröffnung der Leipzig-Dresdener Eisenbahn scheint nicht ohne Einfluß geblieben zu sein. Anstatt der zerstreuten Notizen über Das und Jenes verspricht der Re dakteur eine Weltumschau und zwar nur — wie das ja auch nicht anders sein konnte — in dsn Resultaten. Von 1841 an, wo mit Nr. 3 der Titel: „Mittheilungen von und für Dippoldiswalde, Frau en stein und Umgegend lautet, tritt außer „Vermischten Nachrichten" auch eine Rubrik: „Blicke auf die Gegenwart" auf. Von 1844 an, in dessen Laufe übrigens auch die Redaktion auf den Landtags archivar Eduard Gottwald übergeht, fängt eine frischere Lust zu wehen an. Da begegnen wir lebhafterer Theilnahme an den Verhandlungen des Landtags, einer Charakteristik der Abgeordneten; das städtische Leben sängt an sich zu regen, man verlangt Straßenbeleuchtung, die Gründung eines Turn- und eines Gustav-Adolf- Vereins. Es erscheinen jetzt auch Berichte über die Verhandlungen der Dippoldis- waldaer Stadtverordneten; freilich ein wenig post kestum, so z. B. am 16. Novbr. von den am 26. April, 31. Mai und 14. Juni gehaltenen Sitzungen. Wie allerwärts in Deutschland, so rief auch hier die deutsch-katholische Be wegung lebhafte Theilnahme hervor, und das Wochenblatt gewinnt an ihr einen anregenden und ausgiebigen Stoff. Der Jahrgang 1845 hat bereits 380 Seiten. Im Jahre 1845 ging überhaupt eine wesentliche Veränderung mit den Mittheilungen vor. Sie erhielten einest neuen Verleger in der Person des Buch- / druckereibesitzers Otto, der unserer Stadt das Zutrauen schenkte, daß hier eine Buchdruckerei bestehen könne, und der erst im, jetzigen Diakonatsgebäude, dann im früher Keller'schen Hause am Kirchplatz und später in demselben Hause, in welchem sich jetzt die Druckerei der Weißeritz-Zeitung befindet, eine eigene Offizin errichtete. Das Blatt erschien jetzt sofort in einem ganzen Bogen. Und in der That, es mangelte nicht an Stoff. Der Vorschlag, eine Gewerbe- und landwirthschaftfiche Ausstellung zu veranstalten, sowie die Ausführung, regen an; aus dem Schoß des Stadtverordnetencollegiums geht eine Petition an die Staatsregierung ab um Ge währung besserer Einrichtungen auf politischem und kirchlichem Gebiete; die August- Ereignisse in Leipzig werden lebhaft und nicht ohne Parteinahme besprochen; es wird eine Feier des Constitutionsfestes durchgesetzt; bald folgt ein Gesangfest; es wird eine Petition für Oeffentlichkeit und Mündlichkeit des Gerichtsverfahrens überreicht und die Oeffentlichkeit der Stadtverordnetensitzungen verlangt. Die in der Nachbarstadt Glashütte gegründete Uhrenindustrie giebt einen erfreulichen gewerblichen Anstoß. Das Jahr 1846 bringt einen Sprechverein zu Stande; der Antrag zur Gründung eines Gewerbevereins kommt auf die Tagesordnung. Das Oertliche wird lebhaft und vielfach in animoser Weise besprochen. Die Sitzungsberichte der Stadtverordneten werden immer ausführlicher, die Opposition gegen den Censur- zwang immer lebhafter. - Im Jahre 1848 beginnt entschiMn eine neue Aera für das öffentliche Leben und somit auch für den Ausdruck öMeHen, Zeitungen. Die Wogen der französischen Februarrevolution berührest- wenn auch nur mit matten Schlägen, unsere sächsische Heimath. Der Redakteur Unseres Wochenblattes sieht sich außer Stande, das gewaltige Ereigniß in den engen Spalten seines Organes ausführlich zu besprechen und kündigt eine besondere Schrift darüber an. Mit Nr. 11 fällt die Censur. Die erste ohne Censur erscheinende Nummer ist blau gedruckt. Der Aufhebung der Censur folgt bald die Entlassung des bisherigen Ministeriums; das Ministerium Braun, v. d. Pforden, Georgi, Holtzendorff, Oberländer tritt an seine Stesse. Sofort beschließt mast die Oeffentlichkeit der Stadtverordnetensitzungen, discutirt die all gemeine Volksbewaffnung, behandelt offen und ungescheut die Frage: Monarchie it Or letzten Nummer des yeruzichenen Jahres hat die Weißeritz-Zeitung ihr 50. Lebensjahr vollendet. Ist ein solcher Zeitraum im Dasein der Bhller auch nur als ein Augenblick, im unaufhaltsam dahinfluthenden SWme der Ereignisse nur als ein Tropfen zu betrachten, so ist er bei der kurz bemessenen Dauer hes menschlichen Einzellebens immerhin lang und bedeutungsvoll genug, um an seinem Schluffe einen Rückblick auf ihn zu werfen und ihn zu würdigen als die Grundlage neuer und viel fach erfreulicherer Zustände. Und ist auch der Kreis, dem unser Watt als Ver mittler und Ausdruck der öffentlichen Meinung gedient hat, nur ein begrenzter, so dürste es Hoch Jedem, der Sinn für W Entwickelung des Volks- und Gemeinde lebens hat, nicht aanz Unerwünscht -M^ivenn 'wix, ihn Mladen,' jetzt in raschem UebeMck deN' Anfang Und dH Entwicklung unseres Orts-Moniteurs in den ersten fünf Decestnien seiW Lebenslaufe» mituns zu Überschauen. ES wird sich immer hin ein Stück Zeit- iznd insbesondere LmHgsschichte ergeWn, äst- dem sich Das und Jenes lernen läßt. Ist dach die Geschichte ewsr Zeituna Mgleich Orts- und Zeit geschichte überhaupt und stehen beide in untrennbarem Hrsamtnenhange. Nachdem unser engeres Vaterland Sachsen im Jahre 1831 in die Reihe der konstittttiorrelkn Staaten getreten^. wor,'F«ttvickÄte sich allerorts, auch in den dem größerem Verkehr ferner liegenden Ortschaften, ein regeres Gemeindeleben und ein lebhafteres Interesse an den Weltbegebenheiten. Daher fällt in die ersten dreißiger Jahre die Entstehung eilchr größeren Anzahl von Wochenblättern, die es sich zur Aufgabe machten, örtliche Angelegenheiten zu besprechen, behördliche An ordnungen zu veröffentlichen, gewerbliche und Familiennachrichten zu verbreiten, daneben, aber auch''von 'den Weltbegebenheiten das Interessanteste mitzutheilen. Das einzige größere politische Blatt in Sachsen war damals die Leipziger Zeitung, die aber schbn ihres Preises halber selbstverständlich nur einen sehr begrenzten Leserkreis haben Konnte. Auch bei uns fand darum die beabsichtigte Herausgabe eines Wochenblattes lebhaften Anklang. Und so erschien denn am 1. Januar 1835 in Dippoldiswalde die erste Nummer etties, freilich sehr bescheidenen, Wochenblattes unter dem Titel: „Mittheilunaen von und für Dippoldiswalde und Umgegend," im Verlage des Stadtsteuer-Einnehmers und Buchbindermeisters Haden, wöchentlich einmal, im Umfange eiNes, halben Pogens gewöhnlichen Quartformats, genau in dH Art, wie sie unsere Leser aus der heute beigegebenen, genau nach dem Ori ginale hergestellten Nummer Mehen können. Die Redaktion hatte der damalige Diakonus U. Strobach übernommen.- Leicht war dem Verleger und dem Redakteur ihre Arbeit nicht gemacht. Denn 1) war bei der Concession die Bedingung gestellt, daß der Verleger bei Herausgabe des. Plattes den in hiesigen Landen bestehenden Censurgesetzen gebührend nachgehe, sodann nach.Maßgabe des Bundestagsbeschluffes vom Jahre 1819 (!) den Verleger und Redakteur auf jedem Stück angebe, ferner die Aufnahme aller in allgemeinen Landes-, Kreiß- und Bezirksangelegenheiten ergangenen Bekanntmachungen, wenn ihm etwa dergleichen auf amtlichem Wege MitgetMlt würden, unentgeltlich verunstalte, übrigens keine politischen Artikel, sonne äOH bei 10 Thäler Strafe für jedes Stück, keine inländischen gerichtlichen Avertissements, wenn sie nicht vorher in der Leipziger Zeitung gestanden haben, in daS Blatt aufnehme, endlich 3 Freiexemplare desselben einsende." 2) mußte da- Blatt, da sich am Orte eine BuchdAckerei nicht befand, in Dresden (in! der Rammingschen Buchdruckerei) gedruckt werden, was bei der damals wöchentlich nur 4 Mal mit Dresden stattfindenden Postverbindung selbstverständlich eine solche - D Erschwerung war, daß von einer einigermaßen raschen Bekanntmachung von wichtigen , Ereignissen, von FamiliLn- und Geschäftsnachrichten u. s. w. nicht die Rede sein konnte. Wir erinnern uns, van , dem in den 50er Jahren hier angestellten Post- Herftev Schultze, der bet Gründung stes Wochenblattes bei Haden die Buchbinderei «lernte, gehört zu hohen, wie derselbe,oft Annonce«, die,nach Abfertigung der Post ' Angegangen waren, habe'nach Dresden tragen müssen, wofür ihm dann die fürstliche YtiMvoil einem Sechs« zu Theil geworden sei./? Rechnet man dazu, daß derHvje. «l, Strobach bet allem Eifer, den derselbe al- Redakteur entwickelt haben mag; in seiner schwülstigen Schreibweise mit etwa- gelehrtem Anstrich zu seiner Funktion um eine sehr zweifelhafte Befähigung mitbrachte, so ist es nicht zu ver- wundern, daß da- Gemeindevrgan in der Thal den Anforderungen, die man aüch -schon damals zu stellen berechtigt war, wenig entsprach. I« Zähre vom Johannistage a«, trat bl. Strobach die Redaktion an den ehemaligen Militärarzt vr. Ewald Dietrtch in Leipzig ah, „Eine Ueber- sscht der ZeitonbAItuissS, ein Lebensgemälde der Völk«, dqcjeniavn Gegenden, die dbe neueste Geschichte in den Vordergrund ihrer Scene fMt," H verspricht der neue Redakteur, „beginne wo müallckUd«« Blatt, dann sehe der Blick zurück in Sfg. ^Einzeln« Nummern Me Posta». talt«n»-Postboten, somj« >ie AMten nehmen Be stellungen an. » MW MB -WH W