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Jns«raten->li»n>bnie »u«. wiirla: ui» Vs-Ivr in Hau,bürg, B'l> Un. Wien, LUPsta. Balel, Bit»in», tzrnnllmt a M. — Itnä. tio»s« I» Berlin, Le»',lia> Wien, Laznburg. ÜinuUuit a, M.. Mün» che», — vnslis L Co, in gro»!fnrt n, M. — lr. Voixt in Lhcnini», — II»- VL», Unütte. klillior » Co. tn Pari». Tageblatt skr Unterhaltung Druck und Eigenthum der Herausgeber: Liepsch ör Ueichardt in Dresden. Verantwort!. Redakteur: Julis« Nrichardt. nicht «lulwSrtiae «ufträze von un» > kann««» Kieme« ». ^ so««» tntzriren wie I aegen Prünnmera' Znblnng durch - marken oder s luna. » St» «uewilMe können die Zahlung auch aus eine LreldnerMrm» »»weisen. Die »lh. R« 238. Achtzehnter Jahrgang s Mttredacieur: Vr. » i»i> Für das Feuilleton: Qn«Irrtg! Harten»»». Dresden, Dienstag, 2Ü. Hl«gust 1873 PolUische«. Der Telegraph hat seit Sonnabend außer Cholera-, Eisenbahn unfall- und Kohlentheuerungs-Depeschen wenig Positives gemeldet. Der Eisenbahnjammer fängt allerdings wiederum an, eine ständige Rubrik der Tagesblätter zu bilden. Man schiebt neuerdings die Ursache der sich jetzt so häufenden Eisenbahnunfälle dem Umstande zu, daß die Schienen und Schwellen der Bahnkörper nicht stark ge nug sind, um der Fahrgeschwindigkeit bei Eilzügen zu entsprechen. Möge in der Conferenz von Eisenbahndirectoren, welche der preußi sche Handelsminister zusammenberufen hat, auch nicht die Ursache so vieler Eisenbahnunfälle verschwiegen werden, daß die unstillbare Dividendengier der Privateiscnbahngesellschaftcn an dem Personale auf alle Weise zu sparen sucht. Man stelle inehr Beamte an, >ra- mentlich mehr Weichensteller, übermüde die im Dienst befindlichen nicht durch unermeßlich lange Arbeitszeit, dann wird man nicht so viel von zerquetschten Gliedern der Passagiere und von verstümmel ten Körpern getödteter Schaffner hören! Bei Staatsbahnen ist viel eher Aussicht, daß das Publikum und das Fahrpersonal zu seinem Rechte kommt, denn auf denLandtagen kann darauf gedrungen wer den. Die Directoren von Privatbahnen sind in dieser Beziehung sehr schwerhörig. Privatbahnen aber sind das Ideal der National- . Liberalm, deren Einer, Herr Schnoor, noch vor Kurzem auf dem I sächsischen Landtage unter dem Beifall seiner Partei, aber unter leb- ' haftsm Proteste von rechts, gegen die sächsischen Staatsbahnen aus , rief: „Und verkauft werden sie doch!" Aeußerlich besehen, befindet sich das Project der Königsmacher ! in Frankreich im Viertel des abnehmenden Mondes. Wird doch so gar von einem Widerstreben des Grafen Chambord gemeldet, die blau-weiß-rothe Fahne der Armee Frankreichs, wenn auch mit einer Liliencravatte, zu belasten! Auch mehren sich die Zeichen des Wider standes des französischen Volkes gegen die ihm zugedrohte Bescheer- ung, unter die Fuchtel der Jesuiten zu kommen. Offen erklärt das Organ der Letzteren, der „Blonde", daß Heinrich V. niemals daran denken würde, eine Verfassung zu unterzeichnen oder gar einen Eid auf sie abzulegen. Also: keine Verfassung und ein absoluter König ; von Gottes Gnaden — dafür sollen sich die Franzosen begeistern! Während aber der König so hoch erhaben über seineck Volke stehen soll, daß nicht einmal eine Verfassung das Band zwischen Beiden herstellt, würde er nur der Hampelmann der Bischöfe und Lilien ritter sein, würde der Staat nur das blinde Werkzeug der Kirche, sder Syllabu« die Norm für das öffentliche und Privatleben der Franzosen abgeben. Es klingt fast unmöglich, daß sich die Franzosen so Etwas bieten lassen sollten! Und doch scheint Einer die Ent wickelung der Dinge in Frankreich, wenngleich ohne Sorgen, aber doch mit gespannter Aufmerksamkeit zu verfolgen. Dieser Eine ist Bismarck. Er reckt die Glieder, Die Koffer werden in dem Schmollwinkel in Varzin gepackt. Bald wird er in Berlin sein. Bismarck ist „in Sicht". Man hört jetzt so Etwas in der Lust läuten, wie russisch-französisch-österreichische Allianz, Der Ton ist noch unklar, aber es müssen jetzt (Vieles läßt dies erkennen, seltsame Dinge sich in den höchsten Regionen vorbereiten. Von langer Hand her wird vorgearbeitet. Rußland sähe am liebsten frei- , lich die Wiederherstellung des Gottesgnadcnkönigthums, der absolu ten Monarchie in Frankreich, und wendet an den Froschtcich bei Wien alle seine Brutwärme, um die Königskrone der Bourbonen auSzubrütcn. Rußland wird hierin unzweifelhaft von der öster reichischen Camarilla unterstützt. Noch steht zwar der österreichische Reichskanzler Graf Andrassy fest in der Gunst seines Kaisers, und so lange der am Ruder, ist keine Besorgniß, daß sich Oesterreich an Plänen bethciligt, di« den Jesuiten und ihrer unsinnigen Wuth ge gen Deutschland zu Gute kommen. Aber Bismarck scheint zu be sorgen, daß Andrassy's Stellung allgemach erschüttert werde, daß sich Oesterreich gegenüber den Projecten der Franzosen weniger spröde zeigen könnte. Ist doch Alles wieder still und stumm geworden von dem vielbesprochenen Besuche des österreichischen Kaisers bei dem in Gastein weilenden deutschen Kaiser! Um Oesterreich nicht zu tief in die Netze der Jesuiten gerathen zu lassen, knüpft Bismarck die seit 1866 nie aufgcgebenen Verbindungssäden mit den Ungarn wieder an, um ihre Gelüste, sich von der westlichen Reichshälfte Oesterreichs ganz unabhängig zu machen, lebendig zu erhalten. Kurz, Bismarck scheint den Fall in's Bereich seiner Pläne ernstlich zu ziehen, das- die Wiederherstellung des französischen Königsthrones — für welch, die Jesuiten Alles thun werden — der kaum geschlossenen Freund schaft zwischen Berlin und Wien einen Stoß geben könnte. Sollte unser Kronprinz, einer der Paladine des deutschen Reichs, die Auf gabe mit haben, in Wien nicht blos die Ausstellung zu besichtigen, sondern auch Oesterreich vor den Gefahren zu warnen, die ihm er wachsen werden, wenn es in die Fallstricke derSyllabuskönigsmacher geriethe? Bereist der preußische Kronprinz den hohen Norden Europas, der sächsische Kronprinz die Länder des südlichen Nachbars des Deutschen Reichs, um für einen gegebenen Fall an beiden Flan ken des Reichs befreundete Staaten zu gewinnen, resp, zu erhalten? So ganz unwahrscheinlich wäre es nicht, daß bei dem großen Spiele der Diplomatie, das jetzt hinter den Coulissen arrangirt wird, den beiden Kronprinzen solch' hohe, patriotische Aufgaben zugefallen wären! Locales und Sächsisches. -- S. K, H, Prinz Georg reiste gestern früh ^6 Uhr itebst de '.vi,'a7!'!'i'l ster v, Fabrice und den Offizieren des Generalstabs per Effe.tbahir nach Oschatz, um die dort cantonnirendcn Regimenter zu inj.'.ünrn und den Brigade-Exercitien beizuwohnen; seine Rück kehr erfolgte bereits Nachmittags >/z4 Uhr. -- Der LandeSculturrath für das Königreich Sachsen trat gestern unter Vorsitz des Generalsekretärs Herrn v, Langsdorfs zu einer Sitzung zusammen. Die Session ist auf wenige Tage berechnet. — An Zeichen der Anerkennung für industrielle Leistungen sächsischer Aussteller, die auf der Wiener Weltausstellung zur Vertheilung kamen, registriren wir heute ferner: Die in Dresden und Raschau im Erzgebirge bestehende Korkfabrik von Carl Lindemann (die einzige, welche die sächsische Kork-Industrie in Wien vertrat) ist sowohl, mit der Fortschritts-Medaille (der höchsten für diese Branche im deutschen Reiche zuerkannten Auszeichnung) als auch mit der Medaille für Beförderung, bezüglich Einführung der Kork-Industrie in Sachsen prämiirt worden. Die Cigarretten- und türkische Tabakfabrik von Werner Alexander Müller, hier, erhielt die Verdienst-Medaille. Endlich erhielt auch die renom- inirte sächsische Gußstahlfabrik in Döhlen die Fort schritts-Medaille, Es wäre auffällig gewesen, wenn die Leistungen dieses vom Director Grahl vorzüglich geleiteten Etablissements ohne Auszeichnungen geblieben wären. Es hat sich nachträglich herausgestellt, daß jene Auszeichnung im Kataloge falsch tele- graphirt gewesen war, — Auch hier bleibt die Börse am 2. September (SedanStag) geschloffen, — Von Sonnabend bis gestern Mittag sind 3 neue Cholera erkrankungsfälle und 3Todesfälle angemeldet worden. Eine Person ist von dein früheren Bestände genesen. So waren denn bis gestern Mittag im Ganzen 4 Cholerakranke in der Stadt, 3 im Stadtkran kenhause und 1 in Privatpflege. — Das „Dresd. Börs,- u, Handelsbl," bemerkt zu dem Vor gehen gegen die österreichischen Guldenstücke sehr richtig: Aus alldem glauben wir ersehen zu dürfen, daß von Bundes wegen in nächster Zeit entweder ein allgemeines Verbot der Münzen des österreichi schen Guldenfußes oder die Bestimmung eines festen Courses der selben zu erwarten steht, und daß die Reichs- und Landeskassen sich für beide Fälle vor Verlusten schützen wollen. Wer schützt denn aber das Privatpublikum? An besten Interesse scheint man weder in Berlin noch inDreSden zu denken. Das Opfer, so heißt es, muß der Einführung der Goldwährung gebracht werden. Wo bleiben denn aber die neuen Reichs-Goldmünzen? Im allgemeinen Verkehr sind sie so selten wie die weißen Sperlinge; sie scheinen das Object einer Spekulation zu sein, die den Beutel des Publikums nicht weniger zu schädigen geeignet ist, als die Gulden-Speculation. Wir können vor Allem der Reichsregierung den Vorwurf nicht ersparen, daß sie bei Ordnung dieser so wichtigen Währungsfrage dos Geschick, Nachtheile möglichst zu verhüten, nicht gezeigt und die Sache ziemlich aus die leichte Achsel genommen hat. — Der Entwurf der dritten Dresdner Elbbrücke enthält «men originellen Bilderschmuck. Es soll nämlich an jeden, Pfeiler der neuen Brücke das Medaillonbildniß eines der hervorragenden Patrioten, die sich in der großen Zeit des deutsch-französischen Krieges um das Vaterland verdient gemacht haben, angebracht werden und zwar so, daß diese Medaillons an die Außenseite der Pfeiler kommen. Man wird diese Bilder nicht von der Brücke selbst, sondern vom Spiegel des Wassers aus sehen. Unter den Portraits begegnet man außer Bismarck, Moltke u, A, auch des unseres Kriegsmimsters v.Fabrice, Ob dieser kriegerische Feldherren Bilderschmuck ein bloßer Act patrio tischer Anerkennung ist oder die gedachten Heerführer zu dem Bau der Brücke von ihren Dotationen Summen gespendet, konnten wir nicht in Erfahrung bringen. — Den Bau der festen Cisenbahnbrücke über die Elbe zwischen -lötzschenbroda und Niederwartha gedenkt die Berlin-Dresdner Eisen bahngesellschaft so zu beschleunigen, daß im Lause dieses Jahres be- reits 2 Pfeiler über Wasser gebracht werden. Der niedere Wasser stand bietet alle Garantien für Ausführung dieses Vorhabens. — Ein guter Dresdner schickt uns „Glossen" über seine Va terstadt zu, welche leider nur zu viel Wahres enthalten. Zuerst be klagt er sich über den „melancholischen Häuserfirniß", welcher auf alle Fremden, die nicht an die Dresdner Ruhatmosphäre gewöhnt sind, einen „düstern, unfreundlichen" Eindruck macht. Der sonst auf sein „Elbflorcnz" mit Stolz Blickende stellt trotzdem mit mehreren süddeutschen Hauptstädten Stuttgart, München- Pergleiche an, die eben nicht zum Portheil unserer Residenz ausfallen. Unten im Sü den werden belebte Straßen täglich zweimal gesprengt, und bei uns? unten im Süden grünen und blühen die Promenaden, und bei uns steht Alles verdorrt und verbrannt. Vom schauderhaften Pflaster und dem ewigen Unterwühlen desselben wollen wir lieber schweigen. Unser guter Dresdner fährt noch eine Zcitlang fort, im ähnlichen Tone gegen die Krähwinkelci der königlich sächsischen Haupt und Residenzstadt loszuziehen und kommt endlich auch auf die Terrasse zu sprechen. Wir wollen ihn selbst sprechen lassen: „Mein Beruf führt mich viel mit Fremden zusammen, Jeder ist enttäuscht, wenn er die vielberühmte Brühlsche Terrasse gesehen hat. Was ist der Grund dieser Enttäuschung? Die Aussicht ist dieselbe wie früher. Der Grund kann also nur darin liegen, daß die Terrasse den, ge steigerten Schönheitsbegriff der Neuzeit nicht mehr genügt. Hierzu tragen die auf derselben gelegenen Gebäude die Hauptschuld. Sie sind sämmtlich styllos, ja geschmacklos und verräuchert und des Platzes, wo sie stehen, ganz unwürdig," Zum Schluß wird noch dem Fiscus der gute Rath gegeben, ein neues Academiegebäude zu bauen, und wenn dies nicht möglich sein sollte, das alte wenigstens neu decken und mit Oel anstreichen zu lasten, denn jetzt sähe es doch gar zu verkommen aus. — Am 23. d, M, wurde vom hiesigen Gerichte ein Steckbrief gegen einen Agenten erlasse», welcher in, Verein mit seiner schönen Ehehälfte viele Leute' um ihr Vermögen gebracht haben soll. Ein Selbstmord, welcher auf der Martinstraße vor einiger Zeit stattfand, soll die Folge der elenden Machinationen des Betreffenden sein. Jetzt hat ihn die Nemesis selbst erreicht; in der Gegend von Bodenbach hat er versucht, sich durch mehrere Schüsse das Leben zu nehme», jedoch erfolglos, da keine der Wunden gefährlich war 4kun befindet sich der saubere Herr in gerichtlichen, Verwahrsam; vorläufig ist er im Krankenhause untergebracht. — Erntebericht. So viel sich bis jetzt annähernd über sehen läßt, kann man die Ernte des Jahres 1873 für das Königreich Sachsen als eine Mittelernte bezeichnen. Es schließt dies nicht aus, daß einzelne Gegenden, namentlich das sächsische Erzgebirge, einen sehr reichen Ertrag verzeichnen können, während wiederum andere Striche im Niederlande durch allzugroße Hitze und Trockniß wesent lich beeinträchtigt sind. — Eingedenk des alten Spruches: „Wer Heu hat, der hat auch Brod", so kann zunächst bezüglich der Heu ernte nur günstig berichtet werden und es wäre nur zu wünschen gewesen, daß der zweiteSchnitt des Klees und derWiesen nicht allzu dürftig ausgefallen wäre, um den delikaten Artikel Butter wieder etwas beliebter resp. billiger zu machen, da deren Produktionskosten ohnehin un, mehr als das Doppelte gestiegen sind. Was die Ge treideernte anbelangt, so sind die Körnerfrüchte der Schockzahl nach meistentheils befriedigend ausgefallen, allein cs läßt sich mit ziem licher Bestimmtheit behaupten, daß die Nässe und Kälte im Mai und die große Hitze im Juni undJulinachtheilig auf die Kornerbildung ge wirkt haben und namentlichem Erdrusche beimRoggcn ein großesDeficit geben wird. WaS die andereHauptfrucht, die Kartoffel anbelangt, so ver spricht selbige einen guten Ertrag; es wird jedoch noch abzuwarten sein, inwieweit in einzelnen Gegenden die Trockniß und die auf tretende Kartoffelkrankheit diesen guten Ertrag reducirt. Der drück ende Arbeitermangel hat im heurigen Jahre gewaltige Veränder ungen in der Landwirthschaft mit sich gebracht. Durch die Dampf dreschmaschinen, die Mähe- und Heuwendemaschinen sind fast überÄl brillante Erfolge erzielt worden. — Nächstdem soll noch vorüber gehend erwähnt werden, daß es sich doch wohl nothwendig macht, namentlich für den kleineren Getreidehandel und Marktverkehr eine entsprechende Gewichtseinheit für die Körnerfrüchte rc, anzunehmen, und es wäre gewiß für den praktischen Verkehr erleichternd und für die Preisaufstellung sicherer, wenn der Handel pro 100 Pfd. — «0 Kilogramm erfolgte. — Selten ist wohl das freundlich am Ufer der Elbe ge legene Dörfchen Tolkewitz so zahlreich von den Bewohnern der Residenz besucht worden, als gestern. Leider war aber der Grund dieser zahlreichen Visite ein sehr trauriger. Vorgestern Abend nach 9 Uhr nämlich brannte fast die ganze rechte Häuserseite von Tolkewitz (von Dresden aus» nieder. Das Feuer kam in der strohgedeckten Scheune des Gutsbesitzers Gottlieb Palisch aus und bald wurden 5 Güter, eine Häuslcrwohnung und die Fleischerei und Schankwirthschaft von Kleppel theils ganz, theils in ihren Scheunen und Nebengebäuden in Asche gelegt. Die Brandstätten, welche wir gestern selbst besichtigten, boten ein gar trauriges Bild dar. Aus den Schutthaufen wirbelte noch überall Rauch gegen den wunderschönen, blauen Himmel und an verschiedenen Orten, wo das eingeheimste Getreide guter Nahr- ungsstoff für die Flammen bot, schlugen dieselben in Heller Gluth empor. Wie wjr vernommen, sind einige Nachbarorte mit ihren Spritzen zeitig bei der Hand gewesen, aber was nützen oieselben, wenn die Hauptsache fehlt — das Wasser. Kaum glaublich, aber wahr, bis zur nahen Elbe langten die Schlauche nicht, zu einer Spritze war der Schlüssel nicht zu finden, nur ein einziger Brunnen, der vor dem Kleppel schen Hause stand, hatte Feuchtigkeit genug, um dm Schläuchen etwas zuzuführen. Verbrannt selbst ist sehr viel Getreide und ein Schwein. Wie das Feuer herausgekommen, wird wohl die Untersuchung ergeben, wir müssen uns auf die Wiedergabe des Gerüchts beschränken, daß zwei Leute, welche der böswilligen Brandstiftung verdächtigt sind, arretirt wurden. Obdachlos sind 17 Familien mit ca. 100 Personen geworden, — Die Dresdner Pserde-Eisenbahn hatte am Sonntag wieder einen guten Tag; die Aktionäre werden sich freuen, wenn sie erfüh len, daß ain genannten Tage 10,000 bis 11,000 Personen die Muskelkräfte der Biaulesel und Pferde in Anspruch genommen haben, — Wir Heilten vor längerer Zeit die traurige Nachricht mit, daß der Knabe Max Fischer auf der Prießnitzstraßc 26, 2 Treppen, welcher, um seinen armen Eltern etwas zu verdienen, sich beim Holz hacken den Zeigefinger abgehackt hat. Zur Unterstützung des armen Fungen ging uns aus Zwickau von „Unbemittelten und ihr täglich Brod auch nur durch ihrer Hände Arbeit Verdienenden" die Gabe von 1 Thlr. 2ß'z Ngr, zu, welche dadurch zusammengekommen, daß man an zwei Sonntagen je ein Töpfchen Bier weniger trank und das auf diese Weise ersparte Geld vereinigten, um auch ihr Scherf- lcin zur Linderung der Noth des Armen beizutragen. Wir werden das Geld an seine Adresse besorgen und hoffen, daß das Beispiel der wackeren Zwickauer Nachahmung findet. — Wir haben vor wenig Tagen einige Worte über die Trac- tatchen-Wirthschaft geschrieben und jetzt erhalten wir von einem Loschwitzer die Mittheilung, daß in diesen Tagen sogar auf dem Dampfboot ein solcher „Frommer" umhergeschlichen ist und unter die Pastagiere verschiedene Sorten muckerischer Traktätchen einer Hamburger Gesellschaft vertheilt hat. Derselbe Mensch hat auch an die Loschwitzer Schuljugend seine Blätter und Blättchen ausgetheilt, er wird da wohl wenig Erfolg haben — aber alle Eltern, welche ihre Kinder lieben, sollten solchem Unfug kräftig entgegentreten. Ist auch nur sehr vereinzelt zu befürchten, daß ein Kind muckerisch wird, fv besteht doch das Gefährliche darin, daß die wirkliche Religiosität den Kindern durch diese Schriften lächerlich gemacht wird. Da das Ver schenken, überhaupt der Vertrieb auch von Traktätchen nicht gerade verboten ist, so sei eben Jeder selbst vorsichtig und lasse in sein Hau« die Dummheit nicht eindringen; es sei denn — sie gründlich auSzu- lachen! —- — Auf zwei Tanzsälen sind am Sonntag Abend zwei Frauen verhaftet worden, die sich an den dort Dienst habenden Gendarmen, welche gegen ihre Männer eingeschritten waren, thätlich vergriffen hatten. Die eheliche Anhänglichkeit, welche sie dadurch docu»n««jrt haben, wird die Damen kaum vor der Strenge des Gesetz»« schien.