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Lageszeibmg MS Anzeiger siir Di-pvlöiswal-e, Schmieöeberg S.U Aeltep» Zetl««g »es Bezirk» Diele» Dia« errlhSlt -ie amtlichen LekanatmachrmOe» -er Amishaüvlmannfchast,-es Amisgericht» und -es Slavirats zu Dippol-is«al-e Donnerstag den 2V. Oktober 1921 87. Jahrgang Nr. 246 Verantwortlich« Redakteur: Vaul Je-rre. — Druck und D«lag - Lari 8«-«« in Dtvool-iSVald«. Amtliche MmtmOM. Prrsonenstandsanfuahme mt im im R 8klü» M Zwecks Durchführung der Personenstandsaufnahme zur Vorbereitung der Veranlagung zur Einkommensteuer für das Rechnungsjahr 1^21 sind allen Hausbesitzern oder deren Stellvertretern Vo-mmL»U»t«o für jeden Haushalt und jeden Inhaber einer selbständigen Wohnung und je »in» L»s«h»1oikuo« (karrooouittvS »aiuadw») zugestellt worden. Die Wohnungslisten sind aovarr-tU«- den Haus haltungsvorständen und Inhabern selbständiger Wohnungen auszuhändigen, von diesen genau nach der Anleitung aus der l. Seite der Liste auszufüllen und bis zum 3l. Oktober d. Js. dem Grundstücksbesitzer bezw. dessen Stellvertreter zurück zugeben. Letztere müssen die Wohnungslisten auf ihre Voll ständigkeit nachprüfen und an der dafür vorgesehenen Stelle mit der laufenden Nummer versehen; sodann ist die Be scheinigung auszufüllen und zu unterschreiben. Auf der Rückseite dieser Bescheinigung sind nur Angaben für solche Pächter und Mieter zu machen, die nicht im Hause wohnen. Die den Hausbesitzern mit zugestellten Listen zur LrtmduvL -dar äts vlLstktvstrumovtcorteuor sind allen Laushal tungsvorständen zum Eintrag vorzulegen. Der Hausbesitzer oder dessen Stellvertreter ist für Vollständigkeit verantwortlich. Kisten sind bis spätestens den S kovomder 1921 im Rathans, Zimmer Nr. l 2, Stadtsteuereinnahme, abzugeben An dieser Stelle wird in allen Zweifelsfällen Auskunft erteilt. Stabtrot Vsppoldlvwotd«, am 197 Oktober l92l. Kohle» für Untermieter werden Freitag, den 21. Oktober nachmittags I Uhr im Vrauerei- keller ausgegeben. Ausweise sind vormittags im Rathause Zimmer 17 erhältlich. Dippoldiswalde, den 19.§Ottober 1921-1 8tLcktr»1 Der Kreishauptmann von Bautzen gegen die lleberspannung der Kartoffelprelse. Der Kreishauptmann von Bautzen hat sich veranlaßt gesehen, folgende sehr ernste Mahnung an die Landwirte zu richten: .Zn wiederholten Mahnungen haben sowohl der Landes- kultu^rat als der Landwirtschaftliche Bezirksverband, also die be rufenen Vertretungen der Landwirtschaft, die die großen Zu sammenhänge zu übersehen vermögen, die Landwirte des Regie rungsbezirks aufgefordert, in erster Linie um die Versorgung der engeren Heimat mit Kartoffeln bemüht zu sein. Nach dem ein- belligen Beschluße der am 4. Oktober in Bautzen versammelten landwirtschaftlichen Vertrauensleute sollten hierbei die niedrigst notierten Preise, bis zum 19. Oktober aber nicht über 45 M. für den Zentner, gefordert werden. Leider hat es die große Mehr zahl der Landwirte bisher völlig an Disziplin und Einsicht fehlen lassen, und die Abgabe von Kartoffeln an die Verbraucher oder Genossenschaften zu dem vereinbarten Preise hat geradezu eine Ausnahme gebildet. Ich weise mit dem größten Ernste darauf hin, daß die Organisationen der Verbraucher sich den Abmachungen mit den Organisationen der sächsischen Landwirte unterworfen und die Verbraucher von allen ungesetzlichen Handlungen bis jetzt zu- rückzuhalten vermocht haben, umso mehr muß erwartet werden, daß auch die Erzeuger sich ihrer Pflichten gegenüber ihren eigenen Vertretern und der Allgemeinheit hewuht bleiben. Zn klarer Er kenntnis der von einzelnen vielleicht verkannten Lage richte ich daher an sämtliche Landwirte des Regierungsbezirks die drin gende Bitte und Mahnung, ihrerseits alles zu tun, was möglich ist, um die Verbraucher des Regierungsbezirks zu den vereinbarten Preisen mit Kartoffeln zu versorgen. Zeder einzelne fühle sich für die Abwendung unabsehbaren Unglücks verantwortlich!' Diese Mahnung findet eine Bekräftigung in der Tatsache, daß am Montag in Dresden Im Großhandel 70 M. für den Zentner Kartoffeln gefordert und bezahlt wurden. Zn der letzten Vtadtverordnetensihung zu Zittau spielte die Kartoffelversorgung gleichfalls einen wichtigen Verhandlungs- Punkt. Auf die Anfrage eines sozialdemokratischen Stadtver ordneten, welche Stellung der Rat gegenüber den Mißständen in der Kartoffelversorgung einnehme, erklärte Bürgermeister Zwin genberger u. a.: Die Kartolfelversorgung habe fast eine kata strophale Wendung angenommen. Vom Landeskulturrat sei ein Richtpreis von 45 M. festgesetzt worden, aber tn der weiten Um gebung von Zitau seien keine Kartoffeln für diesen Preis zu be kommen. Ohne jede Begründung würden 50^ Aufschlag ge nommen. Hätte die Stadt zur Zett der Unterhandlungen der Ge nostenschaften mit der Landwirtschaft Kartoffelkäufe betätigt, so hätte sie damit diese Aktion gestört. Sie habe es deshalb unier- alffen. Erst nachdem die Aktion der Genossenschaften fehlge- schiagen sei, habe die Stadt Versuche gemacht, sich mit Kartoffeln etnzudecken. Diese seien aber samt und sonders fehlgeschlagen. Die Landwirte weigerten sich mit der Angabe, sie hätten keine Kartoffeln. Dabei marschierten die Mieten auf wie die Stadt- soldaten. Auch aus Schlesien und Posen sei wegen der unsicheren poUttscken Verhältnisse nicht- zu bekommen. Ebenso seien die Versuche des Beamtenbundes, von -er Landwirtschaft Kartoffeln zu erhalten, mißlungen. Auch ihnen gegenüber habe sich die Landwirtschaft geweigert. Die Stadt sehe deshalb davon ab, sich mit Kartoffeln einzudecken. Wknn sie die höheren Preis« zahle, so sanktioniere sie diese und treibe sie nur noch in die Höhe. Wenn aber die Landwirtschaft die Bevölkerung Hunger leiden laste, so werde die Stadtverwaltung auch keinen Schritt tun, dl« Ereignisse aufzohalten, die die notwendigen Folgen davon sind. Oberbürgermeister Dr. Külz bemerkte, wenn die Entwicklung so weiter ginge, führe sie notwendigerweise zur Wiederherstellung der Zwangswirtschaft. Er sei für deren Aufhebung eingetreten, weil er angenommen habe, daß die Landwirte vernünftig sein würben. Er habe sich offenbar geirrt und hab« nichts gegen die Wieder einführung elnzuwenden. Zn -er Aussprache wurde noch festge- stellt, daß auch die Händler Wucherpreise fordern. Oertltches «nv Sächsisches. Dippoldiswalde. Infolge Schienenbruches ist heute Mittwoch der Frühzug nach hier in Eotzmannsdorf entgleist und langte mit Verspätung erst um 9 Uhr hier an. — Heute Mittwoch Vormittag blieb wieder längere Zeit die Stromzuführung von Lichtenberg aus. Es soll sich um Wassermangel in der Mulde handeln. — Donnerstag den 20. Oktober, nachm. von 2 bis 7 Uhr, findet Mutterberatungsstunde im Diakonat, hier, statt. — Senff - Georgi, von seinen Theateraufführungen her auch in Dippoldiswalde bekannt, tritt gegenwärtig in Leipzig auf. Die «L.N.N.' schreiben dazu: Er ist der alte, ewig wechselnde und trotzdem ewig gleiche Humorist, der mit ele-' ganter Liebenswürdigkeit und größter Diskretion seinem Publikum die großen und kleinen Wahrheiten sagt. Das Programm war vielseitig, sodaß die Gestaltungsgabe Senff- Georgis in jeder Beziehung zur Geltung kommen konnte. Die Schüleraufsätze dürften neben den alten Miniaturen (vor allem der köstliche Posthilfsschaffner Säbelbeln und der nasse Seetod des braven Bürgersmanns aus Pirna) die ge lungensten Akzente gewesen sein. Ein Humorist ist gut — oder schlecht. Senff-Georgi ist gut. — Die Frage: «Wer trägt die Schuld an den hohen Fleischpreisen?' will man in Altenburg auf originelle Meise beantworten: Eine von landwirtschaftlicher Seite öffentlich aufgestellte Behauptung, wonach die Landwirte an den hohen Fleischpreisen keine Schuld trügen, hate die Fleischerinnung veranlaßt, diese Behauptung als unwahr hinzustellen. Damit nun der Beweis erbracht werde, daß das Fleisch nicht billiger evrkauft werden kann, wenn für die Fleischer ein ange messener Verdienst herausspringen soll, werden demnächst Probeschlachtungen vorgenommen, denen Vertreter der Re gierung, der Landwirtschaft, der Bürgerschaft, der Arbeiter schaft und der Fleischer-Innung beiwohnen werden. — Aus unserem «O be rl an d e ', da wo man Sommer erholung sucht und der Wintersport zuhause ist, erzählt man eine wenig schöne Geschichte. Hält da vor einiger Zett ein Schneidergeselle seinen Einzug, arbeitet bei einem Meister, findet Wohnung und Nahrung und hätte somit zufrieden sein können bei den schlechten Zeiten. Aber sein Ehrgeiz ließ ihn höher streben und er fühlte sich zu größerem Anspruch ans Leben berechtigt. Sein Auftreten verschaffte ihm Zutrauen auch in der weiteren Umgebung, besonders auch Zutrauen in sein fachliches Können. Und bald übergab ihm, dem doch eigentlich Fremden, dieser und jener Stoft zu einem Anzug, «eine' Stoff zu einem Mantel, dazu noch eine bare Anzah lung. Aber so viel der Mann vorher davon zu erzählen aoußte, daß er nicht nur besser, sondern auch billiger als andere arbeiten könne usw., so wenig ließ er dann von sich hören. Schließlich dauerte es dem und jenem Auftraggeber doch zu lange. Einer nahm sich sogar das Herz, den Schneider in seiner Wohnung aufzusuchen. Zn die Enge getrieben, gab dieser hier ohne weiteres zu, den Skoff in Dresden versetzt und den Erlös wie die bare Anzahlung vertan zu haben. Auf die «freundliche' Erwiderung, daß er hierfür mächtige Prügel verdient habe, erwiderte er ebenso schlagfertig, er werde daebi nichts einbüßen und sich auf Kosten des anderen ins Krankenhaus legen. Die Sache wurde bald unter den «Leidtragenden' bekannt. Und am andern Tage soll die Türklinke beim Logierwirk des Schneidergesellen nicht kalt geworden sein, soviel «Besuch' kam. Der Gesuchte aber war weg. Um viele Tausende soll er die ganze Gegend be schwindelt haben. Za die Hunderttausend wurden genannt. Wieviel hiervon Wahrheit, wieviel Dichtung sein mag, die «Moral von der Geschieht' scheint wieder einmal zu sein: Sei vorsichtig gegenüber Unbekannten! Oberrarsdorf. Die Weihe des Kriegerdenkmals in hiesiger Gemeinde findet Sonntag den 23. Oktober ds. Js. nachmittags 3 Uhr statt. Schmiedeberg. Die nach dem! Gesetz vom 28. Juni 1921 vorzunehmende Gemeinderatswahljsoll am 20. November 1921 stattfinden. Die für diese Wahl aufgestellte Wählerliste liegt vom Mittwoch den 19. ds. Mts. an im Gemeindeamte 14 Tag« lang zur Einsicht aus. Es wird den Wählern dringend an geraten, die Liste einzusehen, ob ihre Namen richtig eingetragen sind, denn nur diejenigen, die in der Wählerliste verzeichnet sind, dürfen wählen. — Infolge des letzten Metallarbeiterstreiks teilt die Firma Pietzel L Eo. in Dresden mit, daß sich die Lieferung uns«« neuen Glocken um einen Monat verschieben muß. ' Dresden. Ein großer Falschmünzerprozeß beschäftigt am heutigen Mittwoch das Schwurgericht^Die Anklage richtet sich gegen den Gasthofsbesitzer Emil Mar Glas aus Zinn wald und eine Anzahl Genossen, die bekanntlich tn Rott- wetndorf eine regelrechte Fabrik eingerichtet hatten, um dort Tausendmarkscheine herzustellen. Gegen zwei der mitbeschul digten Genossen kann nicht mehr verhandelt werden, sie sind inzwischen durch Selbstmord freiwillig aus dem Leben ge schieden. Die Angelegenheit zog sich bekanntlich auch bis nach Coschütz und Spechtshausen hin. Die Verhandlung ist geheim. FrÄberg. Als Hauptgeschworene für die am 20. Oktober beginnenden Sitzungen des Schwurgerichts Freiberg sind aus dem Verwaltungsbezirk Dippoldiswalde die Herren Standes beamter und Friedensrichter Dietrich in Seifersdorf, Bild hauer Pfeifer in Kreischa, Privatmann Seidler in Cunners dorf und Ortsrichter Göhler in Nassau ausgelost worden. FrÄberg. Unter Anteilnahme von Rat und Stadtver ordneten, der weitesten Kreise der Bürgerschaft, zahlreicher auswätiger Wehren sowie sonstiger Ehrengäste beging die im Fahre 1881 begründete hiesige FreiwMige Turnerfeuerwehr durch Paradeaufstellung, Prüfung, Manöver und Fest kommers die Feier ihres 60 jährigen Bestehens. Marienberg. Unter zahlreicher Beteiligung seiner Ver einsangehörigen weihte am Sonntag der hiesige Allgemeine Turnverein von 1861 sein am Turnplatz-Etngange errichtetes Turner-Ehrenmal, bestehend aus einer Steingruppe mit Bronzetafel, auf der die Namen der 18 im Weltkriege ge bliebenen Turner verzeichnet sind. — Beim Abbrennen eines Kartoffelkrautfeuers auf dem Felde kam im nahen Großrückerswalde die 2 jährige Paula Türke den plötzlich herausschlagenden Flammen zu nahe; die Kleider fingen Feuer und das Kind erlitt derartige Brand wunden, daß es starb. Falkenstein. Die im Fahre 1821 gegründete Sterbekassen gesellschaft «Spare tn der Zeit', welche jetzt 1400 Mitglieder zählt, beging ihr 100 jähriges Bestehen. Auerbach i. V. Die Wasserversorgung des Vogt landes wurde am vergangenen Sonnabend in ein« Sitzung eingehend besprochen. Es wird eine Sache der nächsten Ver handlung sein, ob die Gemeinde Rodewisch sich an die Mul dentalsperre anschließen läßt. Pulsnitz. Die Gemeinden Pulsnitz M. S. und Vollung haben sich mit Wirkung vom 1. Füll dieses Fahres zu einer Gemeinde in der Meise vereinigt, daß die Gemeinde Vollung in der Gemeinde Pulsnitz M. S. aufgeht. Kamenz. Ein Erpresserbrief, unterzeichnet vom „Brandkomitee", ist dem Gutsbesitzer Florian Schöne in Bretnig zugegangen. Darin wird Schöne mit dem Tode be droht und ihm die Einäscherung seines Anwesens in Aussicht gestellt, wenn er nicht binnen 14 Tagen 50 000 M. zu wohl tätigen Zwecken an das Gemeindeamt abliefert Leipzig. Von glaubwürdiger Seite wird den L. N.N.' mitgeteilt, daß dieser Tage zwischen Portitz und Grahdorf, im Norden Leipzigs, von einem Herrn Schüsse aus einem dortigen Fagdrevier gehört wurden. Als er der Richtung nachging, sah er vier Franzosen mit Revolvern. Drei waren in französischer Uniform, einer in Zivil. Die Franzosen hatten allem Anschein nach mit ihren Revolvern auf Wild geschossen, das in diesem Revier reichlich vorhanden ist. Der Zerr machte die Franzosen darauf aufmerksam, daß sie hier nicht Wild jagen dürften, worauf ihm ein Franzose mit entsprechender Gebärde antwortete: «Deutschland ganz klein, die Franzosen können hier machen was sie wollen.' Dann ergingen sich die Franzosen in Beschimpfungen, wie «Deutsches Schwein!', „Boche!' und ähnlicher Ausdrücke. Der Vorgang ist ein neuer Beweis dafür, wie tief Deutschland erniedrigt worden ist. Als sich die Franzosen nach Graßdorf zu entfernten, folgte ihnen der Herr. Als das die Wilddiebe merkten, drohten sie mit ihren Revolvern und verschwanden dann im Gasthof zu Graßdorf. Der Verfolger betrat auch den Gasthof und rief telephonisch die Gendarmerie zu Hilfe. Als die Franzosen das bemerkten flüchteten sie in der Richtung nach Taucha. Der Herr nahm die Verfolgung auf, unterstützt von mehreren Anwohnern. Die Franzosen bedrohten ständig die Deutschen mit ihren Revolvern. Schließlich gelang es, die