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ZchvMuM TagMatt Amtodlatt liir den Aa-trath zu Uuldcudurg. Freitag, de» 24. Juni 143 1M7 Filiale«: in Lltstadtwaldenbnrg bei Herr« Kaufmann Max Liebezeit; in Penig bei Herrn Kaufmann Rob- HLMg, Mandelgaffe; in Rochsburg bei Herrn Suchhaltrr Fautlj; in Lunzenau bei Hrn. Buchhdlr. tz. Dietze; in Wechselburg bei Herrn Schmied Weber; in Lichtenstein b. Hrn.Buchh. I. Wehrman«. Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn« und Festtagen. Annahme von Inseraten sür die nächster» scheinende Nummer bis nachmittags 2 Uhr. Der Bbonnementspreis beträgt vierteljähr- lich 1 Mk. SS Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., Einges. 20 Pf. Expedition: Waldenburg, Kirchgasse 255. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichtensteiu-Callnberg und in den Ortschaften der nachstehenden Stanpesamtsbezjrke: Altstadt-Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen,-.Langenchürsdorf, Lange«« leuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Obergräfenhain, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., ReichenbäcA Remfe, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolkenburg und Ziegelheim. «ud Waldenburger Anzeiger Witteruugsanssichten sür de« 24. Juni: Bei mäßigem Nordwest vorwiegend heileres und trockenes, wenig wärmeres Wetter. Barometerstand am 23. Juni, nachmittags 3 Uhr: 764 uuo. Wenn ich einsam durch die Gräberreihen Pilgernd denk' der großen Todtenschaar, Die geschieden in des Lebens Maien Aus dem Kreis der Lieben Jahr um Jahr, O dann zieht durch's Herz ein tiefes Wehen, Fragend blickt das nasse Äug' empor: Werde ich die Lieben Wiedersehen, Die ich auf der Wand'rung hier verlor? Und als wollten sie mir freundlich winken, All' die Kreuze, manch ein Monument, Sehe sie beim Abendrothe blinken In dem Strahlenkranz am Firmament, Ihre theuren Namen eingegraben Tief von kund'ger Hand in Erz und Stein; Unauslöschlich tiefer sie sich haben In das wunde Herz gesenkt hinein. M Am Sanct Johannistag. § Hier entschlaf'ner Eltern Ruhestätte In dem raschelnden Cypressenhain; — „Ach, wenn ich noch meinen Vater hätte Und mein herzig gutes Mütterlein!" Spricht die Waise unter heißen Thränen, Seufzt die Maid, der heimgekehrte Sohn; — Doch was hilft an Gräbern alles Sehnen? Schmerz und Reue bleibt des Leichtsinns Lohn. Dort gar viele kleine Schläfer liegen, Liebespfänder uns in dieser Zeit, Leid im Sarge, Friede in der Wiegen, Engel hier und in der Ewigkeit. Kurz war dieser schöne Traum auf Erden, Freudelos gar manches Eheglück; Wenn wir einst zu ihnen kommen werden, Kehrt die Wonne ewig uns zurück. Hier und dort zur letzten Ruh' gebettet, Schlummert sanft so mancher deutsche Held, Der mit seinem Herzblut hat gerettet Das bedrängte Heim auf blut'gem Feld. Ob das Vaterland auch ihnen weihte Manch ein Denkmal hier für alle Zeit, Unsre Liebe, unser Dank begleite Ihre Seelen in der Ewigkeit. Ihnen allen laßt uns Kränze winden Heute an dem Sankt Johannistag; Wenn wir sie im Jenseits wiederfinden, Wird verstummen jedes Weh und Ach! Thränm werden funkelnde Rubinen In dem großen schönen Himmelssaal, Heil'ge Engel sel'gen Geistern dienen, Wenn wir scheiden aus dem Erdenthal. Friedrich Gündel. Die auf den Termin Johanni d. I. fälligen Commun-Anlage« sind läng stens bis zum 30. dieses Monats zur hiesigen Stadtsteuer-Einnahme zu bezahlen. Waldenburg, den 23. Juni 1887. Der Stadtrat h. Kretzschmar, Brgm. Kirschen Auetion. Die diesjährige Kirschenuutzung von den Bäumen an der Altenburger Straße soll nächsten Dienstag, den 28. d. M., Bormittags 9 Uhr unter den vor Beginn der Auction bekannt zu machenden Bedingungen vor der Wohnung des Unterzeichneten versteigert werden. Waldenburg, den 23. Juni 1887. Fürstlich Schönburg'sche Garten-Verwaltung. Rehder. "Waldenburg, 23. Juni 1887. Gewöhnliche Menschenkinder hört man oft genug über häusliches Ungemach klagen, welches ihnen das Leben verbittert; wer der schuldige Theil, das bleibt dabei zumeist eine unentschiedene Streitfrage. Solche Familienzwistigkeiten sind aber nicht nur ein Vorrecht der Alltagsmenschen, sondern erstrecken sich bis in die allerhöchsten Kreise, und da pflegt sich dann die Si tuation noch etwas heißer, als in einfachen Familien Zu gestalten. So laut mag es bei den ehelichen Wort wechseln vielleicht nicht zugehen, jedenfalls aber unbe haglicher. Der junge König Milan von Serbien, der in seinen verschiedenen Kriegen so wenig Glück gehabt hat, hat dies auch nicht in seiner Ehe gefunden. Zum guten Feldherrn ist der König nicht geboren; aber ein guter Ehemann ist er doch gewesen, und im königlichen : Palast in Belgrad wäre vielleicht Alles in Ruhe und Frieden geblieben ohne die Launen der Königin Na talie. Vom kleinen Anfang ist der Zwist allerdings riesig schnell vorgeschritten, und jetzt stehen die Dinge sehr schief. Man braucht noch lange nicht an die Scheidungsgerüchte zu glauben, welche bald auftauchen, bald wieder für falsch erklärt werden; so viel steht fest, König Milan wäre sehr glücklich, wenn Natalie , Keschko nie seine Frau geworden wäre. Die Königin Natalie'ist die Tochter des immens > reichen russischen Obersten von Keschko; sie ist Russin mit Leib und Seele, in ihrem Fühlen und Denken und in der Politik, dabei ehrgeizig und leidenschaftlich. König Milan ist ein ruhiger und bequemer Herr; daß er aber als König auch Herr sein will, kann man ihm nicht verdenken, und deshalb behagte es ihm auch nicht, wenn ihm in den Tagen der russischen Abhän gigkeit von Petersburg aus die Leviten gelesen wurden. Er wandte sich Oesterreich zu, das sich doch in Ser biens innere Verhältnisse nicht so einmischte, wie die russischen Panslavisten es gethan hatten. Das bot den ersten Anlaß zu einer Entfremdung zwischen dem König und der Königin; die letztere wollte nur rus sische Politik getrieben wissen. Hinzu kam, daß die Königin an einem Frauenleiden erkrankte, in ihrer eifersüchtigen Mißstimmung jede kleine Galanterie ihres Gemahls gegen eine andere Dame mit scheelen Augen ansah, und große Auftritte veranlaßte, die das Ehe paar immer mehr einander entfremdeten. Das Ende war ein völliger Bruch. Die Königin stellte sich ganz offen an die spitze der Russenpartei und arbeitete der Politik des früheren Ministeriums ihres Gemahls ent gegen, und in Belgrad wurde ganz offen erzählt, es habe eine Absetzung König Milan's und seine Ersetzung durch den jungen Kronprinzen Alexander unter Vormund schaft der Königin in der Luft geschwebt; gerade kein Ge danke, der einen königlichen Gatten beruhigen kann. Die Königin Natalie ist nach einem neuen Auftritt, den es im serbischen Königspalast wegen der Frau eines kleinen Gesandten gab, bekanntlich nach der Krim gereist, und zwar mit dem Kronprinzen. Die Beglei tung des Letzteren hat König Milan zwar durchaus nicht zugestehen wollen, aber die Königin war nur unter dieser Bedingung zur Reise zu bewegen, und so gab der König nach. Wer weiß, was sonst gekommen wäre. Dieser Familienzwist ist auch die wahre Ursache des Cabinetswechsels. Ristics, der neue Ministerprä sident und alte Nussenfreund, ist der einzige Mann in Serbien, der Einfluß auf die Königin besitzt, und um den unerträglichen Verhältnissen endlich einen Abschluß zu geben, hat der König ihn berufen, obwohl er sonst wahrhaftig nicht sein Freund ist. Die Dinge haben damit in Belgrad eine seltsam geschraubte Gestalt an genommen. König Milan hat seine Familie gegen sich und seine eigene Regierung, denn er traut Ristics j ebenso wenig, wie dieser ihm, und man kann sich nicht ! wundern, wenn allerlei seltsame Gerüchte aus Belgrad I kommen. Man spricht von einer freiwilligen Abdan kung König Milan's oder von seiner Absetzung, und was dergleichen Dinge mehr sind. Möglich ist in Serbien, in dem orientalische Sitten und orientalische , Politik herrschen, ja Alles, aber zunächst spricht die Wahrscheinlichkeit doch gegen eine Katastrophe in na her Zeit. Die Königin Natalie und Herr Ristics wissen sehr wohl, daß der Hinweis auf die österreichischen Ba- jonnette vor zwei Jahren bald den Vormarsch der siegreichen Bulgaren verhindert hat; sie wissen auch Beide ganz genau, daß ein Lossagen von Oesterreich dieselben Bajonnette, die Serbien damals geschützt, über seine Grenzen führen würde. Oesterreich-Ungarn kann Serbien nicht vollständig dem russischen Einfluß an heimfallen lassen, wenn es nicht seine eigene Sicherheit gefährden will. Das serbische Volk ist freilich wenig gut auf Oesterreich in Folge der Finanzwirthschaft des früheren Ministeriums zu sprechen, aber Rußland kann Serbien auch nicht ein paar hundert Millionen Franken zum Geschenk machen, um es aus aller Ver legenheit zu bringen. Die serbische Regierung muß mit den Thatsachen rechnen, sie kann nicht ohne Wei teres das Unterste zu oberst kehren. Gelingt es ihr j aber auch wirklich, den König Milan so zu ärgern, > daß er schließlich freiwillig auf seine Krone verzichtet, - geändert ist damit nichts. Serbien ist und bleibt ein i Kleinstaat, der keine Großmachtspolitik treiben kann. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Am Mittwoch ist der Kaiser nach einer sehr guten