Volltext Seite (XML)
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für die König!. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das König!. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Wilsdruff. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei mal, Dienstags ».Freitags und kostet pro Quartal 1Mark. Jnseratenannahme bis Montag resp. Donnerstag Mittag 12 »Hk, 83.' Freitag, den 19. October 1877. Aufforderung. Unter Hinweis auf die Bekanntmachung der Königlichen Amtshauptmannschaft Meißen in No. 75 dieses Blattes „die Regelung des Ziehkinderwesens" betreffend, werden alle diejenigen Personen, welche Kinder bereits in Erziehung haben, hierdurch aufgefordert, die dazu erforderliche Genehmigung des Stadtraths nachträglich und ohne Verzug noch einzuholen. Wilsdrnff, am 17. Ociober 1877. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. Die Stücke 12 und 13 des Gefetz- und Verordnungsblattes für das Königreich Sachsen vom Jahre 1877 enthalten: Nr. 74. Verordnung, die Veranstaltung einer Neuwahl für die II. Kammer der Ständeversammlung betreffend; vom 21. Sept. 1877. Nr. 75. Verordnung, die Einführung eines veränderten Formulars zu den Anzeigen über Unglücksfälle unv Selbstmorde betreffend; vom 25. August 1877. Nr. 76. Bekanntmachung, den religiösen Memorirstoff in evangelischen Volksschulen betreffend; vom 19. September 1877. Nr. 77. Bekanntmachung, die Versammlung der Stände des Königreichs Sachsen zum nächsten ordentlichen Landtage betreffend; vom 8. October 1877. Nr. 78. Verordnung, die Ernennung für die erste Kammer der Ständevcrsammlung betreffend; vom 15. September 1877. Nr. 79. Decret wegen Bestätigung der Genossenschaftsordnung für den Hopfenbachverband (VII. Strecke) Reinersdorf-Nauleis; vom 17. September 1877. Nr. 80. Bekanntmachung, die Erwerbung der Leipzig-Dresdner Eisenbahn durch den Staat betr.; vom 1. October 1877. Gedachte Stücke des Gesetz- und Verordnungsblattes liegen in hiesiger Rathsexpedition zur Einsicht aus. Wilsdruff, am 16. October 1877. Der Stadtgemeinderath. Ficker. Bataillons - Befehl. Die diesjährigen Herbstcontrol«Versammlungen in dem Gerichtsamts- und Stadtbezirk Wilsdruff finden vor dem Gasthofe zum goldnen Löwen daselbst wie folgt statt: Mittwoch, den L4. November d. I., Nachmittags ^2 Uhr, sämmtliche Untcrofficiere und Mannschaften des Beurlanbtenstandes aus dem Stadtbezirk Wilsdruff und den Ortschaften: Kaufbach, Unkers dorf, Roitzfch, Steinbach bei Keffelsdorf, Kesselsdorf, Hühndorf, Kleinschönberg, Weistropp, Niederwartha und Wildberg. Mittwoch, den 14. November d. I., Nachmittags ^3 Uhr, sämmtliche Untcrofficiere und Mannschaften des Beurlaubteustandes aus den Ortschaften: Sachsdorf, Klipphausen, Kneipe, Sora, Röhrsdorf, Grumbach, Herzogswalde, Steinbach bei Mohorn, Helbigsdorf, Birkenhain, Limbach, Blankenstein, Neukirchen, Lampersdorf, Lotzen, Schmiedewalde, Burkhardtswalde, Munzig, Ncutanneberg, Älttanneberg, Roth schönberg, Perne und Groitzsch. Die Militär-Papiere sind mit zur Stelle zu bringen, Orden, Ehrenzeichen, Kriegsdenkmünzen rc. sind anzulegen. Ordres werden nicht erlassen und ergeht demzufolge an die Herren Gemeinde-Vorstände das Ersuchen, die in ihrem resp. Ort schaften aufhältlichen Mannschaften des Beurlaubtenstandes, zu welchem auch die zur Disposition der Ersatz-Behörden Entlassenen gehören, zum Pünktlichen Erscheinen bei den vorgedachten Controler: durch Anschläge in öffentlichen Localen zu veranlassen. Meißen, am 20. October 1877. Königliches Landwehr - Bezirks - Commando. von Mandelsloh, Oberstlieutenant. Tagesgeschichte. Graf Eulenburg, der Minister des Innern in Preußen, geht nun auch, wenn ihn der Kaiser gehen läßt. Er ist nahezu 70 Jahre alt und als er neulich aus dem Ministerrathc kam, in welchem u. a. unter Bismarcks Vorsitz über die Städtcordnung verhandelt wurde, fand er, daß er zu kränklich sei, um weiter zu amtircn und bat den Kaiser um seine Entlassung. Er ist der älteste Minister des Kaiser und der älteste College Bismarcks, sie traten beide 1862 in das ge schichtlich berühmte Conflicls-Ministerium, alle andern Minister sind neue Männer. Bei dem Kaiser steht Eulenburg in großer Gunst, sehr möglich, daß er ihm antwortet: Halten Sie aus, ich bin noch älter und halte auch aus. Ziemlich schwierig ist zu sagen, ob Eulen burg Bismarck zu liberal oder zu illiberal ist, was zu wissen für die Nachfolger und Landtag und Reichstag doch wichtig ist. Sehr kühne Leute halten es sogar für möglich, daß Herr v. Bennigsen, der Prä sident des Abgeordneten-Hauses, Minister des Innern werde oder auch Herr V. Forckenbeck, der Präsident des Reichstages. Neuesten Nachrichten zufolge ist das Entlassungsgesuch des Ministers ablehnend beschieden worden und demselben nur ein längerer Urlaub bewilligt worden. Das Resultat der Wahlen in Frankreich liegt, was die Zahl Ler gewählten Abgeordneten zur Depulirtenkammer du: Parteien nach betrifft, jetzt vor. Es fehlen nur noch wenige Deputirtenwahlen der Kolonien. Im Ganzen waren 534 Abgeordnete zu wählen; da von haben die Konservativen bis jetzt 201 und die Republikaner 314 Sitze, während noch 14 Stichwahlen vorzunehmen sind. Von den früheren IS8 Sitzen behielten die Konservativen 142, sie verloren 17, gewannen aber 59, während die Republikaner von den früheren 363 Sitzen 297 behielten, 59 verloren und den Konservativen 17 ab gewannen. Beide Parteien werden sich durch dieses Ergebniß in ihren Er wartungen und Hoffnungen sehr getäuscht sehen. Die Republikaner kommen nicht mit 400 wieder, wie Gambetta zuversichtlich verkündet hat, sondern sie haben ungefähr ebensoviel Stimmen verloren, als sie zu denjenigen, welche sie besaßen, hinzu zu gewinnen hofften. Die vereinigten Monarchisten haben allerdings einen Zuwachs erlangt, Minister Fourtou's amtliche Versicherung aber, daß die Regierung auf 300 Stimmen mit Gewißheit zählen könne uud die selbst bescheidenere Hoffnung, eine Majorität von 20 Stimmen, also etwa 290, zu ge winnen, ist ebenfalls zu Schanden geworden. Das eine Facit aber steht fest, das Experiment vom 16. Mai ist trotz aller Anstrengungen der Negierung mißlungen. Frankreich hat noch einmal im republi kanischen Sinne gewählt. Ob der Zurückgang der republikanischen Partei von 363 auf etwa 320 Stimmen und die Zunahme monarchischer Wahlen der Negierung genügt, über kurz oder lang noch einmal zur Auflösung zu schreiten, wird von der Kammer selbst und ihrer Stellung zur öffentlichen Meinung hauptsächlich abhängen. Die „W. Z." betrachtet den Ausfall der Wahlen als eine Nieder lage der Regierung und des Marschall-Präsidenten, welche nm so schwerer wiege, als beide bis zu der äußersten Grenze in der An wendung der ihnen zur Verfügung stehenden Mittel zur Beeinflussung der Wahlen und in der Bekämpfung der wieder siegreich aus den ! Wahlen hervorgegangcnen republikanischen Partei gegangen seien. Die „Nepublique sransaije" veröffentlicht einen Artikel aus der Feder Gambctla's, in welchem versichert wird, daß die republikanische Majorität mindestens 340 Stimmen betragen werde. Die Situation sei dadurch in keiner Weise geändert und die Männer des 16. Mai würden nach wie vor sich bei jeder Gelegenheit gegenüber einer einigen, komvaklcn und mächtigen Majorität befinden und in der Minorität in der Nationalversammlung sein, wenn die Wichtigkeit der jetzt folgenden Ereignisse cs crheiscke, daß diese Versammlung zu sammentrete. Petersburg, 16. October. Offizielles Telegramm von der Kaukasusarmce: Gestern wurde ein großer Sjeg über Mukhtar Pascha erfochten. Wir nahmen viele Kanonen und machten viele Gefangene. Die Türken sind von der Straße nach Kars abgedrängt worden. Andere Einzelheiten fehlen. Moskau, 16. Octobcr. Die Russen griffen am Montag früh die neue Stellung Mukhtar Paschas an; die kaukasischen Grenadiere