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Sächsische Volkszeitung : 19.07.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-07-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192107199
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19210719
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210719
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-07
- Tag 1921-07-19
-
Monat
1921-07
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 19.07.1921
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«r. 2V. Jahrg. Fernsprecher: «edaktton 3272Z - Geschäst»ste«e 32722 Postscheckkonto: Dresden Nr. 14797 SücksMe Dienstag, 19. Juli 192 l Nedaktton und Geschiistsstelle: Dresden «A. IS« Hotbeinftratze 4L volrszeLmna vejiigspret», «iert-hührUch lret Hau» Ausgabe t mit illustrierter Beilage 1S.VL N» Ausgabe « II «8 N« ciilschließlich Postbestellgeld Die Tlichsiiche BolkSzettung erscheint an allen Wochentagen nachm. — Sprechstunde der Redaktion: 8 bis 8 Uhr nachm. An,eigen r Annahme von GeschkftSan,eigen bi» 1» Uhr. von Famtlienanzeigen biS I I Uhr von». - Preis für die Petit-Spattzetle aller Anzeigen 1.4« nr. im ReNameieii ».LU ^k. - Für undeutlich geschriebene, sowie durch Fernsprecher ausgegebcne Anzeigen können wir die BerantwoMichkeit stir di- Richtigkeit d-S Texte, nicht übernehnien Die Neuorientierung der Weltpolitik Von unserem besonderen außenpolitischen Mitarbeiter Kein Gedanke wäre zu kühn, um.nicht in weltpo'itiscken Kcmbinationen wert der Erwägung zu sein, oder gar als neue Entscheidung bestimmend berücksichtigt zu werden. Gewaltige Ent wicklungen scheinen gerade gegenwärtig in der Weltpolitik, in der Neuorientierung und oer Umgruppierung der Länder und Völker der Erde und ihres Ver hältnisses zueinander, zu reifen. Wir Deutsche sind ja fürs Erste in diesen Dingen nur Zuschauer. Deutschland ist für die nächste Zukunft — sie kann sich nach Jahrzehnten, sehr wohl aber auch nur noch nach weni ge: Jahren bemessen — von der aktiven Mitbestimmung an der Gestaltung der weltpolitischen Orientierung ausgeschaltet, weil eS durch den Verlust des Weltkrieges seine Wcltmachtstellung eingebüßt hat. Länder, die es letzten Endes Deutschland zu ver danken hatten, das; sie sich erheben und zu Einfluh im Rate der Völker kommen konnten, wie vor allem Italien und Japan, sind heute in di« Reihe der Weltmächte eingerückt. Aber der ewige Kreislauf in Natur und Leben sorgt dafür, dah die letzten Dinge mit einer überraschenden Konsequenz dort wieder enden, wo sie ihren Anfang genommen haben. Was jetzt in der weltpolitischen Nenorientierung zu be obachten ist. zeigt eine Kühnheit in der Anlage und Methode, wie man sie noch selten in der Weltgeschichte wahrnehnien konnte. Und nicht zu kühn und vermessen ist da der Gedanke, ja die sichere Ueberzengilng, dah der Tag kommen wird, an dein das heute noch ohnmächtige Deutschland gerade an der Entwick lung und Ansreifung dieser Dinge entscheidend beteiligt sein Wird. . . . Die großen Probleme der Weltpolitik ruhen heute nach der Schwächung Europas im fernen Osten. Diejenigen Mächte, die hier unmittelbar interessiert sind oder doch ihre Interessen mit den Geschicken jenes Teiles der Erde, die allerdings nicht zuletzt ihre eigenen Geschicke sind, verfechten möchten, sind England und Amerika. Die Kernfrage des neuen, großen weltpolitischen Problems läßt sich daher dahin formulieren: Von welcher Art wird für die nächste Zukunft das Verhältnis Englands und Amerikas zu Japan sein, und welche Rolle wird die neue Weltmacht Japan in diesem Gegenspiel rinnehmen? Das ganze Interesse Englands ist gegenwärtig auf die Be. antwortung und vor allem zielsichere Formung dieser Frage ge richtet. Seit langem hat die gesamte englische Oeffentlichkeit nichts lebhafter beschäftigt, als die Frage der Erneuerung des englisch-japanischen Bündnisses. Ihr wurde die schwere Bergarbeiter- und damit Kohlenkrise untergeordnet, um ihretwillen schloß die englische Regierung den sozialen Frie den um ihretwillen ist aber der immer gewandte, weil allen Realitäten unbedenklich Rechnung tragende Llovd George — dem keine englische Zeitung deshalb einen „Nmfall" vorwirft — sogar bereit, den irischen Streit zu begraben. Nnd daS uuter Konzessionen, die in jedem anderen Fall als schlimmste Demütigung angesehen würden! Aber für England gilt es nicht nur, das richtige Verhältnis, oder, besser gesagt, die richtige Distanz zu Japan zu finden, sondern zu gleicher Zeit auch mit Amerika in e,ne enge, möglichst bündnismäßige Verbindung zu kommen. Vielfach war man bisher geneigt, die Aufgabe: England mit Japan in eine BündniSerneuerung zu bringen, ohne daß England bei Amerika Argwohn erweckt, als so unmög- Ilch. wie die Quadratur des Kreises zu betrachten. Jetzt aber deuten alle Anzeichen darauf hin, daß England zu eine»' ganz großen diplomatischen Schlage auszuholen sich an schickt: einen B ü n d n i s b l o ck z u schaffen, der England, Japan und Amerika umfaßt! Es ist unschwer zu erkennen, welche Tcndenze» auf solche», wcilgcspannten Ziele von England verfolgt werden: ein Bünd nis lediglich zwischen England und Japan — ganz abgesehen davon, daß sehr einflußreiche Kreise seine Erneuerung nicht mehr wünschen, auch Kanada ist schroff dagegen — würde, ob gewollt oder ungewollt, doch immer eine gewiße Spitze gegen Amerika haben, es würde vor allem aber Englands Bewegungs freiheit in seiner Politik gegen, bezw. mit Amerika peinlich be hindern. Darum soll Amerika mit in den Bund gezogen werden. Freilich würde damit England eine Teilung seiner Macht in den Meeren mit Amerika in den Kauf nehmen müssen! Aber die englische Politik hat es immer verstanden, ihren höheren Ziele» und Interessen alles andere unkerzuordne», und sie hat dabet -- ein Beweis für die Selbstzucht der englische» Oeffentlichs-ii in diesen Dingen! — nie zu befürchte» gehabt, deswegen der Preisgabe nationaler Interessen oder gar des Mangels an nationaler Würde geziehen zu werden. Heute aber fällt über dies »och die Tatsache inö Gewicht, daß England ohnehin schon durch die von ihm ja erbetene Kriegsteilnahine Amerikas ge zwungen worden ist. mit Amerika die Herrschaft der Zukunft zu teile». ES zieht jetzt nur die realen Folgerungen au? e-ner - wist nicht angenehmen Tatsache. Es mag hier »nerörieu bleiben, welche Hintergedanken England bei seinen Plänen hat und ob eS nicht auf Gelegenheiten wartet, »in gerade unter Ausnutzung des japanischen Faktors Amerika auSznbooten. Freilich ist eS ja noch keineswegs sicher, das Japan und Amerika auf den englische» Plan eines Gesamt b ü ndni ss - S da? ihnen lästige Fesseln nach jeder Richtung hi» anlegen würde, eingehen. Sollte es der Fall sein, so würde es sich um einen UebergangSzustand handeln, der den Zweck hätte, wenigstens iür einige Zeit die Kräfte, und zwar nach alle» Seiten hin. zu binden. Denn Japan wird ebensowenig darauf verzichten, seinen Machtbereich, insbesondere auch gegenüber China, zu er weitern, wobei es nctwendigerweise mit Amerika in Koiiilikl geraten »ruß. wie Amerika nickt darauf verzichten kann, :m Pazifischen Ozean, und sei eS im offenen Gegensatz zu Japan, seine Machtposition zu verankern »ird zu verstärken. Japan wie Amerika sind gleicherweise durch den Weltkrieg gewaltig nach innen und außen erstarkt. Bede haben natürlichen, 'nie auch künstlich geschürten AuSdehnungsdrang. Beide stehen militäriich vor allein maritim, nicht zuletzt aber auch finanziell glänzend da. Ter Aufschwung, den Japan in den letzten Jahren genommen har. ist einzig in der Geschichte aller Völker. ES ist sehr stveifel haft. ob sich Japan wieder in eine Bündnissessel begeben wird, di.-, es ebenso in einen Krieg nötigt, wie es im Weltkrieg gegen Deutschland der Fall war. Japan will sich selbst seine Stunde besti», inen. Das ehemalige englisch-japanische BLndniS hat seinen Zweck erfüllt. Beide Teile find auf ihre Kosten gekommen: Japan, indem es — dank der neutralen Rückendeckung — durch England ungehemmt Rußland nieder werfen und dann im Weltkrieg den deutschen Einfluß in Kiaut- ßhau ausschalten und durch beides zur unb«strittencn Weltmacht emporsteigen konnte; England, indem es Japan durch die Bündnisfesseln daran hinderte, im Pacific und in China den cnglischc» Interessen gefährlich zu werde», indem es vor allem Japan immer mehr in englische Botmäßigkeit verstrickte. Gerade das ist aber auch ein Punkt, an dem Japan den Hebel ansetzt, um sich wieder eine größere Unabhängigkeit und Aktionsfreiheit zu verschaffen. England kan» eine Sicherung gegenüber Japan gar nicht entbehren, denn gerade Japan war seither für England cm indischer Degen ganz besonderer Art. Die indische Ge fahr ist inzwischen stir England, nameutlich nach den jüngsten Ereignissen im Orient, nicht geringer geworden. Die Betrach tung dieser Zusammenhänge ist auch dazu angetan, mancherlei Widerstände in englischen politiscken Kreisen gegen die Beibe haltung der BündniSpolink gegenüber Japan zu beschwichtigen. Wie diese Dinge auch immer ausgehen mögen: sie werden bestimmend sein für die Neuorientierung der Weltpolitik der Zukunft. Englands gesamte Politik steht nicht minder vor einer entscheidenden Wendung, wie die Amerikas und Japans. Wir haben vom deutschen Stand punkt aus das größte Interesse daran, die Entwickelung dieser Tinge mit stärkster Aufmerksamkeit zu verfolgen. Wir beobachten, daß England immer mehr vom Kontinent ab gelenkt nnd dadurch immer mehr geneigt sein wird, um der Aktionsfreiheit im fernen Osten willen — denn dort wird über die künftige Wcltmackststellling der Großmächte entschieden — Frankreich auf dem Festlands freie Hand zu lassen. Je mehr iüese Entwickelung sich anSpräqt und je härter die Rückwirkungen für nns und unsere ganze Politik nach innen und außen sein '»erden, »m so mehr müssen wir uuö unsererseits heute schon für alle Zukuuftsmöglichkeikcu rüsten . . . Man mag zum K o n ti n e n t a l - P r o b l e m stehen, wie man inimer wolle: die Grundidee ist, zumal in Anbetracht unserer heutigen Lage, durchaus berechtigt. Ein Block der Kontinentalmächte vom Westen bis Osten, also mit Frankoeich, Deutschland, Rußland und Japan 'in Längsschnitt unter Annex der mittel- und südeuro päischen Mächte wäre das gewissermaßen natürliche Gegenge wicht gegen den mächtigen Bund der Seemächte England, Amerika nnd Australien. Feindselige Tendenzen brauchte eine solche Kombination keineswegs zu haben; in den Ausgaben des Friedens auf wcltpolitisckem und welt wirtschaftlichem Gebiete läge ibre Kraft! Nachdem aber Frankreich alles tut, um jede B e r st ä u d i g u n g s- Neigung in Deutschland im Keime zu ersticken — nnd man muß eS aussprechen, daß dieser PerständianngSgedanke große Forischriiie gemackt hatte — fällt diese Mächteverl'indnng für absehbare Zeit auS. Frankreich hat noch niemals übernationale, völkerverbindend« und völkerversölmende Politik machen könne», und der naiivlinlistische Rausch der Gegenwart, der jeden Blick für die Zuknnftsaufeaben. ia selbst für das Nächstliegende trübt, wird in dem Äiigenblick weichen, in welchem Frankreich wirklich einmal auf sich s e I b st gestellt sei» wird. Eine Ver bindung mit England andererseits ist ebenso unmöglich, solange England den französische» festländischen Degen gegen Rußland braucht und des ferneren sich gezwungen sielst, mit Amerika nnd gleicherweise mit Java» Frennpsckaft zu halten. Und so seben wir beute eine alte diplomatische Idee, wenn auch nur in Um risse» wieder Gestalt anuehmeii, eine Idee, die durch die Feb- ler unserer frübrren Diplomat:''. die immer niit England lieb äugelte, nicht verwirklicht werden konnte, die Idee eines Blocks z w isckc n Deutschland, R n st l a n d und Ja pan. Ein solcher Block bätte eine ungeheuere Schwerkraft; er müsste iiatnrnotwcndig die mittel nnd sndeuroväiichen Glieder de?- Kontinents in seinen Bann ziehen, und er würde mit der Territorial auch die maritime Macht ebenso nalnr- »otwcndig verbinde:!. Sv würde ai-.ck der Zusammenhang und Zuianimenklana der mitteleuropäischen Interessen gewahrt sein, andererseits würde G- Muchi enie> immen »mnbii'e-sinn M-rn- Wirkungen »ach den Ländern und Mächten über Se e haben, die niemand, und sei er der Mächtigste nnd Stolzeste im gewal tigsten Bölkerblock. nngesirast m'ßacbien wnnte und dürfte. Die Weltgeschichie schreitet in Jabrzebnien und Jahr hunderten. wie wir Menschen unser Dasein »ach Jabren be messen! >Ind kein Gedanke ist zu külm, als daß er nicht wert wäre, in wellpolitnü'cu Kvmbiaatioueii erörtert, ja selbst alS besiimmend in Erwägung gezogin zu werde» . .. Neues Prolamin de? S,rz aldemo^nitie Der letzte sozialdemokratische Parteitag tu Kassel hatte an gesichts der miumehr allgemein anerkannten 'Notwendigkeit, das sei> IWl bestehende Parteiprogramm zu revidieren, eine Kom- iitissivu gewählt, die einen neuen Programnieutwurf auöcirbeite» sollte. Dieser Kvnimissivu gehörten der Parteithevreiikcr Heiur. C ii u oiv, der frühere preußische Minislerpräsident P. Hirsch, de: Steuerspestalist der Partei, Abg. Keil, der Parteivorsitzende Hermann Müller, der Berliner Arbcitersekrelär Hermann M üller, ReichswirlschaftSminister Robert S chinidt. RcicbStagSabg. Dr. Ouarck und der Sozialhpgieniker Professor Givtiabn, sowie die Frauen Marie I u ch a e z - Berlin und Toni Psüls M in ! a an. Den Vorsitz führte Abg. Adolf Brau», nnd der Entwurf wird jetzt in: „Vorwärts" ver- öfsc ul licht. Auch da? neue Programm zerfällt in ein- grundsätzliche Einleitung und sich daran anschließende Forderungen au Gesetz gebung und Verwaltung. Die Sozialdemviralische Partei wird eine „Partei des arbeitende» Volkes" genannt; sie erstrebt di; „Ucberwinduiig des kapitalistischen WirlschaftSspstrniS durch eine die Wohlfahrt aller GesellschaftSmitglieber sichernde sozialistische Gemciuwirlschast und damit zugleich die allgemeine höchste Steigerung der geistigen und sittlichen Kultur des Volkes". Es wird dann im einzelmn auseiilaudergesetzt, daß durch den Welt- krieg und den Frieden von Versailles die sozialen Gegensätze sich weiter verschärft haben, und es wird im Interesse des deut- scheu Volkes und im Interesse aller Kulturvölker eine Revision dieses Gewaltfriedcns im Sinne wirtschaftlicher Erleichterung und nationaler Selbstbestimmung gefordert. Es folgen dann weitere politische Forderungen, deren Punkt 1 sich aus dem Papier so schön ausnimmt. Es heißt da: Die Sozialdemokratie geht von dem leitenden Grundsatz aus, daß das Interesse der Allgemeinheit de», des einzelnen oder dem einzelner Erwerbsgruppen poranzustellen ist. — Eine Selvst- bcrständlichkeit allerdings, die man doch manchmal gerade bei der sozialdemokratischen Politik sehr stark vermißt und die infolge ihrer einseitigen Interessenvertretung dem Gedanken der hier so schön verkörperten Demokratie direkt widerspricht. Soziali sierung und Ausschaltung des Pr'vatbesitzes sind weiter Forde rungen dieses Programms, das vielleicht »och als wenigilenS einigermaßen anerkennenswerten Punkt den Punkt 7 hat: „Ent schädigung bei der Ueberführung des Privatbesitzcs in Gemein eigentum an den bisherigen Besitzer in: Umfange des tatsäch lichen Aufwandes der geistigen und körperliche» Arbeit. Weiter werden in dem Programm Agrarfragen behandelt, die vor allen: Beseitigung der privatkapitalistischen Grund- nnd Bodenspekulation, Förderung und Verbilligung der landwirt schaftlichen Produktion, weitgehendes EnteignungS- nnd Vor kaufsrecht, gute WohnnligSfttrsorge zur Begünstigung der Rük- wanderuug der Arbeiter bo» der Stadt auf das Land verlang'u. In bezug auf die Finanzen bleibt nur ein schmaler Weg in folge des Versailler Friedeusverlrages für eine selbständige Finanzpolitik des Reiches offen und hier wird Sicherung und Weiterbildytzg der.Einkommens-, Vermögens- und Erbschafts steuer, sowie ihre Anpassung an die Wertperänderung nnd an di- Leistungsfähigkeit des werbenden Kapitals als erstrebens wert betrachtet, daneben progressive Gewinnbeteiligung der öf fentlichen Gewalten an den für die Sozialisierung noch nicht reifen Erwerbsmiternehmungen, besonders an der kapitalistisch betriebenen „Landwirtschaft als unerläßliche Forderung". Das Kapitel Verwaltung und Verfassung fordert Sicherung nnd Aus bau der demokratischen Republik, Ausbau der Deutschen Re publik zum Einheitsstaat mit völlig einheitlicher Gesetzgebung und vcrwaltungs- und berfassuiigSmäßiger und auch tatsächlicher Gleichstellung aller mündigen Staatsbürger. Es folgen dann noch Forderungen in der Kommiinalpokitik, sowohl für Ge- meindeverfassung wie für Gemeiiidcvcrwaltuiig, sowohl in Fi nanz- wie kulturellen und wirtschaftlichen Fragen. In dem Kapitel Gesundheitspflege wird gefordert: Nebcrnahme de? ge samte» Heil- und Gesundheitswesens in den Gemeindebeirieb unter Beseitigung jeglicher privaikapitalistischer Wirtschaftsform, Sozialisierung der Apotheken und des Versicherungswesens nsw.. ferner ans sozialpolitische»! Gebiete wirksamer Arbeiterschutz >i»d Ausbau der Sozialversicherung auf nationaler und internatio- ler Grundlage mit einheitlichem Arbeiterrecht und Sicherung de? KoalitionSrcchteS und schließ'ich einer Umgestaltung der Ar beiter-Versicherung. Aus de» weiteren Kapiteln erwähnen wir noch da? Gebie! deS Wohnungswesens mit der Forderung der Vergesellschasiuug des Grund und Bodens und des Wohnungswesens, soiuie So zialisiernng de? Baugewerbes nnd der BanstosfiJndnstrien nsw. zur Bekämpfung der Wobn-ingSnot und Hebung der Wob» ings- kuliur. — Im Abschnitt Kulturpolitik wird nochmals beton!, daß Religio» Privatsache ist, Trennung von Staat nnd Kiichc nnd Verweltlichung der Schule» gefordert, daneben einheitlicher Bau des BilduugSwescuS von der Grundschule bis zur Hochschule. Dann folgen noch Abschnitte über die Recbtsvflegc mit riner Reibe der bekannten sozialdemokratischen Fo'dernngen. t»r;nm ein große?, lange? Parteiprogramm, da? zu seiner Verwirk lichung irdenfalls ;n viel.' lltovien enibält und worin tick vei einer versuchten Durchführung auch schon gleich wiedei Theorie und Praxis aufs schärfste bekämpfe» würden. Die Zustände in Dbcr'chsesien Berlin. 18. J»li. I» der rwilaustgen Nntmvrt. die de» Außemuinisier Dr. Rosen auf die Erörfiningen der französischen Regierung über die Lage in Oberschlesien und die daraus ab geleiteten französischen Forderungen gab. wurde auch Bezug g^ iiounnc» n»f eine Unterredung des Ministers mit drm scanzösi- schc» Botschafter vom 7. Juli. Zu die'er batte Dr. Rose» eine» G r o st i n d » st r i r l l e » aus dem östliche» Teile Oberschlesiens beigezonen, der dem französsichen Botstbaster als Augenzeuge einige sachliche Angabe» über die wahre Lage im Laude ina.hie. Wir gebe» ans diese» Misteiluuge», die der ».'»>> zöü'ch.'ii Regierung sofort zugänglich gemacht wurde», die wichtigste» Vun'te wieder. Sie zeigen, das; die Dar st elln » g der oberscklesis cb e» Verhältnisse i» der Demarche der s r a n z ö s i s ch e n R e g i e r n n g a n s d i e s e z w e i s e l S i r e i e n ch e » t s ch e u A »- gaben keinerlei Rücksicht genommen hat. An? die Anfrage de? sranzösische» BotschafiecS. wie die Zustände iu Over' schlesieu augeublicktich seien, gibt der Erostindustrietle folgenden Bericht: 1. Aeusterlich sehe eS besser an?, als vor dem Abkommen mit Korsantn wegen der Räumung, weil die grössten Straste» von de» polnische» Insurgenten frei seien und man ans ihnen ungehindert verkehren könne. So tun ich vorgestern fräst im Automobil von Kgtcvwitz über Nuolai nach Gleiwitz ge fahren, um dort deii Schnellzug nach Berlin zu erreichen. Die Eisenbahn zwischen K a t t o w i tz und Gleiwitz war nicht benutzbar, weil die Zuge vo» polnischen In surgenten an gehalten und a u s g e p l ü u d e r t wur den. Di« polnischen Insurgenten sind nach wie vor teils in der Nähe der geräumten Orte, znm Beispiel dicht bei Kattowitz, teils auch in den Orte» verblieben oder in die Orte z u - r n ck g e k e h r t, welche sie nach dein Abkommen geräumt baben sollen. So sind die polinsthe» Insurgenten, welche aus dem nörd- lichen Stadtteil von .Königshütte abgezogen waren, »ach wenigen Stunden in diesen Stadtteil wer 'Ucnckge ehrt. Noch am Montag haben sie sich in Laurahütte dureu Verschleppung vo» Beamte^ nnliebsanl brmerkbgr gemacht. Die Behörden der polni -- I s ckie n I n s n r g e n te» sind n a ch w i e v o r i n F unk-
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