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nstag. Nr. 87. 5. November 1872. Weißerih-Ieitung. Amts-Matt fiir die KeriPts-Aemtrr und Stadkäthe zu Dippoldiswalde und Krauenstekn. Verantwortlicher Rcdatteur: Cart Jehne in Dippoldiswalde. Diese- Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Prei- vierteljährl. 18'/- Ngr. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit 1 Ngr. für die Spalten-Zeile berechnet. Monats-Bericht. Gleich seinen Vorgängern war auch der Monat October arm an politischen Ereignissen von hervorragender Bedeutung. Im Vordergründe stehen noch immer unsere Beziehungen zu Frankreich und der Gang, welchen die Dinge in dem be weglichen Lande noch nehmen werden. So erregte in der deutschen und französischen Presse die Rundreise, welche der Exdictator Gambetta zu Anfänge des Monats im Süden Frankreichs unternahm und die Reden, welche er dabei hielt, vielfache Aufmerksamkeit. Diese Angelegenheit ist indes; vor läufig ebenso im Sande verlaufen , wie die von der Regie rung verfügte Ausweisung des Prinzen Napoleon, welcher in der Nähe von Paris einen Besuch abgestattet hatte. Die Negierung des Herrn Thiers ist indeß bemüht gewesen, ihren Verpflichtungen gegen Deutschland nachzukommen, und haben in Folge dessen die deutschen Besatzungstruppen zwei Depar tements zu räumen begonnen. Ohne Zweifel wird die be vorstehende Wiedereröffnung der Nationalversammlung für das Land bedeutend werden, indem wahrscheinlich die Berathung einer definitiven Verfassung für die Republik in Angriff ge nommen werden wird. In verschiedenen Ländern des deutschen Reiches haben die parlamentarischen Versammlungen ihre Thätigkeit wieder eröffnet. Mit großem Interesse wurden besonders die Ver handlungen des Herrenhauses in Preußen über den Entwurf der Kreisordnung verfolgt, welche schließlich mit einer Ver werfung der Gesetzvorlage geendet haben. Man ist mit Recht auf die Folgen gespannt, welche dieser Herrenhausbeschluß nach sich ziehen wird. Vorläufig ist der Landtag geschlossen worden. Dem wieder zusammentretenden Landtage werden auch die Gesetzvorlagen, welche die Auseinandersetzung des Staates mit der Kirche, insonderheit mit der katholischen Kirche, zum Gegenstände haben, zugehen und voraussichtlich eine bewegte Debatte herbeiführen. Ruhiger ist es in unserem sächsischen Landtage zuge gangen. In rascher Folge ist von der 2. Kammer der Rechen schaftsbericht erledigt und die Berathung der Gemeindeord nung in Angriff genommen worden, während die 1. Kammer die revidirte Städteordnung erledigt hat. Aue den übrigen Culturländern Europa'S ist nichts Er- wähnenswerthes zu verzeichnen. —r. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Die beiden Consortien, welche gegen wärtig mit den Vorarbeiten für die Bahnverbindung von Dresden nach Böhmisch-Mulda beschäftigt sind, stimmen beide darin überein, Dippoldiswalde als Sta tionspunkt anzusehen »nv die Bahnhofsanlage in der Nähe des Reinholdshainer Weges anzubringen. Von hier weg nach der böhmischen Grenze schlagen jedoch die gedachten Consortien verschiedene Richtungslinien ein. Das eine Consortium be absichtigt im Weißeritzthale aufwärts bis Schmiedeberg zu gehen, von da in daS Pöbelthal sich zu wenden, von Oberpöbel aus mittelst Tunnels in das wilde Weiße ritzthal überzugehen und so die Richtung nach der LandeS- grenze zu gewinnen Das zweite Consortium dagegen be absichtigt von hier aus die Richtung nach Falken Hain und Altenberg und von da nach der Grenze einzuschlagen. Dippoldiswalde, 4. Novbr. Zwar hat, indem wir dieses schreiben, der Himmel sein heitres Antlitz hinter grauen Wolken verborgen uno Regen tropft zur Erde; aber bis vori gen Sonnabend hatten wir auch bei uns eines Herbstwet ters uns zu erfreuen, desgleichen erlebt zu haben, wir uns nicht entsinnen können. Auf den Wiesen giebt es außer dem treuen, auch in größter Rauhheit aushaltenden Gänseblüm chen, noch Glockenblumen, Ranunkeln, rothen und weißen Klee, ja sogar Kornblumen; in unfern Gärten finden wir allerlei Blumen, auch Rosen, und nicht nur blühende, sogar reife Erdbeeren, und wir können im Garten der Redaction selbst mit solchen in Mengen aufwarten. — Am 2. Novbr. Nachmittags brannte die Herklotz'sche Wirthschaft in Reinholdshain nieder. Der 10jährige Knabe des Besitzers ist geständig, das Feuer durch Anzünden eines Strohhäufchens in gefährlicher Nähe der Gebäude ver- wahrlos't zu haben. Herklotz hatte nichts versichert. — Hoffentlich wird unsere Stadt in der Feier des goldenen Ehe-Jubiläums unseres Königspaares nicht ganz zurückbleiben. Flaggenschmuck, Reveille, Morgenmusik, eine gesellige Vereinigung rc. wäre das Geringste, was zu geschehen hätte, um ein Ereigniß zu feiern, das schon in jedem Bürgerhause, dem eö wiederfährt, freudige Theilnahme er weckt, wieviel mehr aber, wenn eö in solchen Regionen ein tritt, deren Einfluß so weitreichend ist und die sich der Sym- pathieen der weitesten Kreise mit Recht erfreuen. Frauenstein. Unserin Referate über diehiesige Glocken- weihe in vor. Nr. d. Bl. haben wir noch nachzutragen, daß die Glocken von den Herren Gutsbesitzer Neubert zu Neubau, Gutsbesitzer Birrig zu Reichenau, Lohgerbermeister und Hausbesitzer Louis Käse model hier und Gutsbesitzer Träger in Kleinbobritzsch unentgeldlich hierher gebracht worden sind, und verfehlen daher nicht, sofern es nicht etwa bereits geschehen sein sollte, ihnen hierdurch gewiß zugleich im Sinne der hiesigen Kirchengemeinde auch öffentlich den herzlichsten Dank abzustatten. Altenberg. Die zwischen hier und Geising bestehende (Nacht-) Fahrpost ist seit dem 1. Novbr. eingezogen worden,