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Dresdner Journal : 24.11.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-11-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189611249
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961124
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961124
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-11
- Tag 1896-11-24
-
Monat
1896-11
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 24.11.1896
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1896. M 273 Dienstag, den 24. November, abends. Amtlicher Teil Nichtamtlicher Teil In Italien Tagesgeschichte. Kunst und Wissenschaft der Hofbühne noch heute ist. P in der letzten Zeit keine Pause eingetreten zu sein scheint Hr. Eichberger liefert als Bijou einen besonders kräftigen Beweis, wie fest er sich dem Ansturm der Zeit gegenüber hält und wie unentbehrlich er für das Spiclopern-Repertoir Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem mit der Funktion eines ApothekenrevisorS betrauten Hofrath vr. pbil. Alexander Emil Hofmann in Dresden das Ritterkreuz 1. Klasse vom Albrechts orden zu verleihen. Dresden, 24. November. Zur gestrigen König!. Tafel in Billa Strehlen war Sc. Durchlaucht der Fürst Reus; j. L. Heinrich XIV. mit Hvchsiseinem Flügeladjutanten Major Graßmann eingeladeu worden. — Nach der Ankunft Sc. Majestät des Königs und Sr. König!. Hoheit des Prinzen Georg in Leipzig fand gestern abend im König!. Palais Souper statt, zu welchem Se. Hoheit der Herzog von Sachsen- Altenburg und Höchstdessen persönlicher Adjutant Oberstlieutenant v. d. Lühe, ferner Se. Excellenz der General der Infanterie Frhr. v. Hodenberg und der K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 23 d Mts.: „Der Postillon von Lonjumeau" Komische Oper in drei Akten. Musik von Adolph Adam. In der Besetzung der unterhaltenden, musikalisch rei zenden und geistreichen Oper sind zwei von den vier Haupt partien kürzlich neu vergeben worden, die der Magdalene und des Intendanten an Fr! Wuschke und Hrn Nebuschka. Frl Wuschke ist nicht nur eine begabte, sondern auch eine fleißige Sängerin, die ihr Rollengebiet mit Eifer erweitert und in der Durchführung einer neuen Ausgabe immer einen sehr befriedigenden Grad von Sicherheit und Fertigkeit zeigt. Die Partie der Magda lene macht ihren in der unteren Oktave schwachen Stimm mitteln einige Schwierigkeit, die sie namentlich im ersten Akt nicht überwindet, aber die behende und saubere Technik und die gefällige Nuancierung ihres Gesangsvor trags geben für das Ganze der musikalischen Leistung den Ausschlag und erzeugen in Verbindung mit munterem Spiel unv guter Dialogbehandlung in den Dorfszenen einen durchweg ansprechenden Eindruck. Für die Dar stellung der Frau v. Latour ist dagegen ihre Zeit noch nicht gekommen. Die Figur des verliebten Intendanten wird von den Sängern nicht immer richtig getroffen, sie führen ihn meist zu altersschwach und einfältig vor. Hr. Nebuschka vermeidet so ziemlich diesen Fehler, hat aber für die Wiedergabe der Rolle nicht mehr als die Hilfs kraft der Routine einzusetzen Seine gesangliche Dar bietung ist sicher und angemessen In der Titelrolle wirkt Hr. Erl seit langem in dieser Oper mit. Seine leichte, elegante Gesangsausführung und sein gewandtes Spiel, das den naturwüchsigen Postillon und den parvenumäßig auftretenden Sänger sehr glücklich auSeinanderhält, be reiten un« noch immer einen Genuß, obwohl im natürlichen Rückgang seiner stimmlichen Eigenschaften gerade nicht vor. Die künstlerische Handschrift deü Urhebers des Badruttschen Bildes, einschließlich seines Übermalers, ist so grundverschieden von derjenigen Raphaels, daß die Kritik Berlins und Zürichs, der beiden Städte, in denen das Bild bisher gezeigt wurde, berechtigt war, den Anspruch des Badruttschen Bildes, als das Original zu gelten, ohne weiteres zurückzuweisen; und in der That hat sich weder in Berlin noch in Zürich ein Kritiker gefunden, der für das Badruttsche Bild gegen die Dresdner Madonna ein getreten wäre. Es hieße, offene Thüren einrenncn, wenn alles Zutreffende, was in Zürich, in Berlin und in Dresden, seit das Bild auch hier ausgestellt gewesen, zur Charakterisierung der Unterschiede der beiden Bilder gesagt worden, hier wiederholt oder ergänzt werden sollte Wem die Oberflächlichkeit der Behandlung der unbekleideten Teile des Badruttschen Bildes von der Modellierung der Köpfe und Hände bis zur Dar stellung des Haares nicht genügte, um die Überzeugung zu gewinnen, daß ein Meister wie Raphael dieses Gemälde auf keinen Fall gemalt haben konnte, der brauchte sich nur die verunglückte, ausdruckslose, schwerfällige und ver schwommene Darstellung des Faltenwurfs der Gewänder daraufhin anzusehcn Wem die ganze Formensprache des Bildes, einschließlich der Verschiebungen in der Stellung der Figuren zu einander, nicht genügte, um zu dem ent scheidenden Urteil zu kommen, der brauchte sich nur die zähe Pinsclführung und die harte, kalte, schwere Färbung desselben zu betrachten Wer technischen Gründen über haupt nicht zugänglich war, brauchte nur den Ausdruck der Madonna und des Ehristkinde«, des heil Sixtus und der heil Barbara auf dem Badruttschen Bilvc mit allen seinen Erinnerungen an echt Raphaclische Innigkeit, Hoheit und Tiefe de» Ausdrucks zusammenzuhalten, um zu dem gleichen Ergebnisse zu kommen. Also keineswegs, um den ungefährdeten kunstgeschicht lichen und künstlerischen Rus der Dresdner Madonna zu retten, sondern lediglich, um Hrn Badrutt, dessen ehren ¬ hafte Gesinnung bekannt ist, höfliches Entgegenkommen zu beweisen, wurde ihm gestattet, sein Bild am 23. November nach Schluß der Galerie zu seiner und der von ihm Ge ladenen Belehrung anderthalb Stunden neben die Sixtinische Madonna zu stellen. DaS Ergebnis war natürlich für alle Sachverständige kein anderes als das schon im voraus feststehende Reiner als je traten die reinen Umrisse des Raphaelschcn Bildes neben denjenigen der Kopie hervor. Heller als je überstrahlte die zarte Lichtglut, in die Raphael gerade dieses Bild getaucht, den Farbenreichtum aller an der gleichen Wand hängenden Bilder Unergründlicher als je sprach die Vorahnung der Wclterlösungstragödie aus den Augen des jungen Heilandes des Dresdner Bildes, hoheitsvoller als je die Verheißung göttlicher Gnade aus den Blicken seiner gebencdeiten Mutter. Nein! von einer Streitfrage, welches der beiden Bilder das echte sei, kann nach ihrer Zusammenstellung erst recht nicht die Rede sein Die kunstgeschichtlichen Zeugnisse für die Echtheit der Dresdner Madonna sind von allen Raphael-Biographen der Welt, unter denen sich die berühmtesten KunstgeschichtS- forscher Deutschlands, Italiens, Frankreichs und Englands befinden, von jeher als vollgiltig anerkannt worden Die angeblichen Gegenzeugnisse, die Hr Badrutt beigebracht, kennzeichnen sich zur Genüge dadurch, daß sie, wenn man auch alle ihre Einzelunmöglichkeiten zugcbcn wollte, doch eben nur selbst den Beweis erbringen, daß Hrn Badrutts Bild in Italien niemals und nirgends als Werk Raphaels gegolten hat und auch seinem Vater nur als Kopie ver kauft worden ist Solange das Badruttsche Bild uns nur aus den Photo graphien bekannt war, mußten diese kunstgeschichtlichen Untersuchungen naturgemäß im Vordergründe der Erörter ung stehen Seit das Bild selbst in Deutschland bekannt geworden, ist eS unnötig, den kunstgeschichtlichen Apparat seinetwegen noch weiter in Bewegung zu setzen Der künstlerische Augenschein bedarf in diesem Falle keiner Er- Da ist eS doppelt angebracht, auf die Tinge hinzuweisen, die unS vor dieser Politik warnen müssen. Täuschen wir uns doch nicht! Nächst Rußland sind wir e-, die England am meisten im Wege stehen Rußland bedroht Indien, dessen Besitz England erst zur Weltmacht gemacht hat; Deutsch land aber ist der englischen Industrie, der Wurzel der englische n Grvße.gesährlich geworden Nicht umsonst sucht England unsere Fortschritte im Handel, in der Industrie, Schiffahrt »nd Kolonisation aus jede Weise zu hemmen Die Seele des modernen Englands ist seine Industrie Dieses Land ist sozusagen eine große Fabrik, und das Monopol für seine Industrie bildet das höchste LandeSintercssc, dem alle- dient: Volksvertretung, Aristokratie, Diplsma ie und Krone. Dank dieser Industrie, die in allen Hauptartikeln 50 bis 70 Proz der gesamten Produktton Europa- erzeugt, Hal England in Handel, Verkehr und Schiffahrt ein ungeheures Ucbergewichl Ihm gehört fast die Hälfte der Handelsschiffe der ganzen Welt, und 73 Proz. aller Seefrachten gehen aus englischen Schiffen. Infolge davon hat diese Nation ein ge waltiges Kapital aufgehäusr, und in den achtzig Jahren von 1815 bis 18S5 mehr alS in den achthundert Jahren seit der normannischen Erodrrung Alles das beruht auf dem Gedeihen der englischen Industrie, deren Wefen die Wohlfeilheit, bez. die relativ höchste Plelswürdigkeit ihrer Fabrikate ist, und diese gewaltige Industrie, von der die Blüte und der Fortbestand des ganzen Reiches abhä. gt, könnte den Engländern — um mit Cobden zu sprechen — nur durch die größere Billigkeit bez. PreiSwürdigkeit der Fabrikate eines anderen Landes ent rissen werden Nun fürchtet aber England in Deutsch land dies andere Land und sieht seit den letzten zwei Jahr zehnten den starken AussLwung der deutschen Industrie und namentlich die größere Billigkeit bez. PreiSwürdigkeit deutscher Fabrikate mit wachsendem Unbehagen Schon darum muß Deutschland von England — nach dessen ganzer Ver gangenheit und Richtung — das Schlimmste erwarten. Sobald sich dazu Gelegenheit bietet, wird England gegen Deutsch land ebenso verfahren wie ehedem gegen Holland, Portugal, Spanien und Frankreich, und das Bündnis oder wie man das Verhältnis, das England jetzt anstrebt, sonst nennen will, wird es nicht abhalten, in dem ihm passenden Augenblick zu unseren Gegnern überzugehcn und uns nach Möglichkeit zu schädigen und zu berauben, krempla «loeoot! England bleibt immer der listige Handelsmann, der mit den ihm Vertrauenden sein Spiel treibt. Davon zeugt auch unser Verzicht aus Sansibar und Uganda, das Schlüssclland Mittel afrikas Seitdeni die englische Industrie ihre Märkte in der ganzen Welt sucht, haben die englischen Staatsmänner den Schutz dieser Industrie in die auswärtige Politik verlegt, denn sie sehen voraus, daß die Üb rmacht, die Englands Jndustiie und Handel nur gewinnen konnte, weil die Entwickelung des Festlandes während zwei Jahrhunderten immer wieder von Krieg und Um wälzungen unterbrochen wurde, bei ungestörter Fortentwickelung des Festlandes verloren gehen muß Darum das Brandstisten allerorten! England will einen Weltkrieg entzünden, da um hetzt eS, nachdem Kreta wieder beruhigt, Macedonien ruhig geblieben ist, und auch die Bemühungen in Syrien unv Konstantinopel bisher nicht verfangen wollten, die heillosen Armenier eben jetzt wieder zum Äußersten, thut mit einem Wort gesagt — alles, nm einen offenen Zusammenstoß der mohammedanischen Welt mit der christlichen her- beizuführen Der (man beachte es wohl) von englischen Zeitungen angelündigte, von den Armeniern geplante Brand von Konstantinopel soll den großen Weltbrand einleiten Europa aber arbeitet in unbegreiflicher Verblendung England in die Hände, und mächtiger englischer Einfluß ist leider auch in ge wissen armenie,freundlichen und konfequent gegen die Türkei Stimmung machenden deutschen Zeitungen zu spüren. Man joltte sich doch in Deutschland klarer darüber sein, wessen unser Vaterland sich von England zu versehen hat, und sich nicht auf den Weg gefährlicher Abenteuer drängen lassen. Kreishauptmann v. Ehrenstem Einladungen erhalten hatten. Dresden, 24. November. Sc. Königl. Hoheit der Prinz Johann Georg wird Sich heute abend 7 Uhr 3! Minuten in Begleitung Höchstseincs persönlichen Adjutanten Premierlieutenants v. Nostitz Wallwitz über Leipzig nach Wiesbaden begeben und gedenkt am Freitag, den 27. November, vormittags 10 Uhr 15 Minuten in Dresden wieder einzutrcffen. Deutsche» Reich. * Berlin. Se. Majestät der Kaiser sind gestern abend 6 Uhr von Plön kommend mittels SonderzugeS in Kiel eingetroffen und aus dem Bahnhose von Sr. Königl Hoheit dem Prinzen Heinrich mit dem Prinzen Waldemar empfangen worden. Ihre Majestät die Kaiserin waren in Plön zurückgeblieben Se Majestät der Kaiser begaben Sich mit dem Leibarzt, Generalarzt Pros. 1K-. Leuthold, und dem Ehef des Marinekabinetts, Kontreadmiral Frhr. v. Senden-Bibran sofort an Bord S. M. S „König Wilhelm", wo Se. Majestät für die Dauer des Aufenthalts in Kiel Wohnung nehmen Während der Fahrt dorthin salutierte die im Hafen liegende Kriegs flotte. Am Abend verblieben Se. Majestät an Bord des „König Wilhelm", wo auch das Tiner stattsand, an dem der kommandierende Admiral v Knorr teilnahm — Die Abreise des Obersten Liebert, der von Sr. Majestät dem Kaiser in besonderer Mission an den Kaiser von Ehma gesandt wird und der der Überbringer eines Kaiserlichen Handschreibens ist, erfolgt am Mittwoch abend. Oberst Liebert ist am Sonnabend von Sr. Majestät dem Kaiser empfangen worden. Er wird in Shanghai mit dem chinesischen Zolldirektor Detring Zusammentreffen und dann mit ihm gemeinsam die Reise nach Peking antretcn. — Infolge der fortgesetzten Unruhen und Auf stände auf den Philippinen hat der Kreuzer 3. Klaffe „Arcona" den Befehl erhalten, die chinesischen Gewässer zu verlassen und nach dort zu dampfen Zu diesem Zweck ist der Kreuzer, wie die „Post" meldet, von Hongkong nach Manila abgcgangcn, woselbst er im Laufe dieser Woche zu erwarten sein wird. — In einer Allerhöchsten Kabinettsordre wird die Versetzung des Kreuzers 3 Klasse „Gefion" von der Marinestation der Nordsee zur Marine station der Ostsee genehmigt und bestimmt, daß die Panzer schiffe „Preußen" und „Friedrich der Große" aus der Liste der Panzerschiffe gestrichen und fortan als „Hasenschiffe" in der Liste der Schiffe zu besonderen Zwecken geführt werden — Die Besatzung des Kreuzers „Seeadler", welche die Löschung des Brandes der Kohlenladung eines deutschen Vollschiffes im Hafen von Dar - es-Salaam bewirkt hat, ist die Allerhöchste Aner- keununz in nachstehendem, im „Manne-Verordnungs blatt" veröffentlichtem Erlaß vom 16. d. Mts. aus gesprochen worden: Ich habe mit Befriedigung durch die Meldung des kommandierenden Admirals vernommen, in welch thatkräftiger Weise die Besatzung Meines Kreuzers „Seeadler" die Löschung dcS Brandes der Kohlenladung eines deutschen Vollschiffes im Hafen von Dar-es-Salaam unter besonders schwierigen Verhältnissen bewirkt hat, und wie dadurch ein wertvolles Schiff mit seiner Ladung ge rettet worden ist. Ich nehme hieraus gerne Veranlassung, dem Kommandanten und der Besatzung Meines Kreuzers „Seeadler", insbesondere dem Maschinenpersonal, Meine Anerkennung auszusprcchen. Dem Maschinenuntcringenieur Burmeister ist für die bei dieser Gelegenheit gezeigte Um sicht und für seinen unermüdlichen Eifer in Meinem Namen eine Belobigung auszusprechcn. Neues Palais, den 16 November 1896. WUHelm — Die im Reichstage nunmehr zur Verteilung ge langte Novelle zu den Unfallversicherungsgesetzen unterscheidet sich von dem im Juni le<94 im Rcichs- anzeiger veröffentlichten Entwürfe insofern wesentlich, als sie eine ganze Anzahl von Erweiterungen der Unfall- versicherungspflicht enthält, welche allerdings in viel größerer Ausdehnung durch den vorläufig zurückgestellten Ent wurf über die Ausdehnung der Unfallversicherung aus Handwerk, Handelsgewerbe w. beabsichtigt waren So sollen die Betriebe, welche sich mit Bauarbeiten befassen, in ihrer ganzen Ausdehnung versicherungspslichtig werden, ferner die gesamte Thätigkcit in den jetzt schon teilweise versicherten Schlächtereien und Apotheken, sowie der mit seufzt man nach dein Abschlusse des Friede nSver- trages mit Negus Menelik wie von einem schweren Alb befreit auf. Und in der That ist die Beilegung der unleidlichen abessynischen Frage für Italien in einem höchst günstigen Augenblicke erfolgt. Und auch für die Verbündeten Italiens ergeben sich aus der neugeschrffenen Lage zweifellos Verteile mancher Art. In einem offiziösen Stimmungsbilde aus Rom wird daher dieser Überzeugung in der nachstehenden zu treffenden Weise Ausdruck verliehen: Ter Abschluß des italienisch-ab csfynischcn Friedens- vertrages wird von der überwiegenden Majorität der Be völkerung mit immer wachster Befriedigung ausgenommen. Man ist froh, daß dieser unglückliche Krieg zu Ende ist. Ge wisse Organe der Opposition bekämpfen zwar den genannten FriedenSvcrtrag, sie fetzen sich damit jedoch selbst mit der Auf fassung eines großen Teiles der oppositionellen Abgeordneten in Widerspruch Es herrscht vielmehr allgemein die Überzeugung vor, daß sich das Kabinett Rudini durch den Abschluß des Friedensvcrtrages mit Abcssynien, sowie des tunesischen Handelsvertrages wahre Verdienste um das Wohl des Landes erworben hat, die geeignet erscheinen, die parlamen tarische Stellung ter Regierung zu kräftigen. Der abcs- synischc FriedenSvertrag begegnet um fo mehr der Zustimmung der italienischen Nation, als ec Italien in der internationalen Politik feine Bewegungsfreiheit wieder zurückgiebt. Wenn der Krieg gegen König Menelik hätte fortgesetzt werden müssen, so wäre entweder die Entsendung zweier ArmeecorpS nach der Eritrea oder die Bildung einer großen Kolonialarmee un erläßlich gewesen Die Folge hiervon wäre natürlich die Schwächung de» stehenden Heeres Italien- und eine weitere Belastung deS Budget- gewesen. Nachdem jedoch der Friede mit dem NeguS abyeschloffen ist, sind für Italien weit bessere Bedingungen für die Verteidigung seinrr Interessen in Europa geschaffen worden und die engliiche Presse ist im Rechte, wenn sie die Behauptung aufstellt, daß der Abfchluß des abessynischen FriedenSvcrtrageS eine indirekte Stärkung der Tripelallianz bedeute. Aber auch in anderer Hinsicht wirkt der Friede ans die internationale Politik zurück. Es kann wohl als feststehend angesehen werden, daß Rußland und Frankreich dem Negus ihre Sympathien zugewcndct haben Hätte darüber noch irgend ein Zweifel bestehen können, so wäre er durch zwei Thatsachen beseitigt worden, nämlich durch den Umstand, daß die auf dem „Doelwvk" beschlag nahmte Ladung von Waffen und Munition russischer Herkunft war und von französischer Seite abgesendet worden war, ferner durch den Wortlaut der Telegramme, mit welchen Menelik dem Kaiser Nikolaus II. und dem Präsidenten Faure den Abfchluß des Frieden- mit Italien angezeigt hat. Unter diesen Um ständen wird man nicht fehlgeyen, wenn man annimmt, daß der Negus den Friedensvertrag mit Italien nicht abgeschlossen hätte, weil» ihn Rußland und Frankreich nicht in diesim Sinne beraten hätten Dari» darf man aber ein erfreuliches Nachlasfcn der zwischen den beteiligten Staaten bestandenen Spannung erblicken, welches übrigens auch aus anderen Smnptomcn ersichtlich ist Tas ist auch von erhöhter Be deutung sür die wahrscheinliche Weitcrentwickelung der orientalischen Angelegenheiten. Wenn nämlich die Gefahr eines oricntalifchen Krieges wirklich bestanden hätte, dann wäre cs im Interesse der russisch-französischen Entente gewesen, Italien durch die Fortdauer des Krieges mit Menelik geschwächt zu sehen. In diesem Falle hätten die beiden Mächte dem Negus gewiß nicht den Rat erteilt, den Frieden abzuschließcn. Wenn dies dennoch geschehen ist, jo darf man den Schluß ziehen, daß Rußland und Frankreich von der fried lichen Beilegung der türkischen Krise überzeugt seien. Aus diesem Zusammenhänge ergiebt sich, daß der Abschluß dcS italienisch-abessynifchcu FricdenSvertrages auch für die euro päische Politik ein friedliches Smnptom ist Italien kann sich nunmehr mit verdoppeltem Eiser seiner inner.» Kräftigung widmen Schon jetzt weisen die Kurse der italienischen Rente eine bedeutende Steigerung auf und das Goldagio ist stark ge sunken So rasch ist die heilsame Rückwirkung des endlichen Abschlusses der afrikanischen Campagne auf d«e ökonomische Lage Les Landes eingetreten. TaS Kabinett Rudini, defftn Programm Friede, Arbeit und Reorganisation lautet, wird sicher all.S dazu beitragen, um die wirtschaftliche Lage Italien- zu bessern und zu heben. Jedenfalls kann das Kabinett Rudini mit vollster Zuversicht in die Kammertagung eintreten, es wird sich niemand finden, der ihm ernstlich nach dem Leben trachtet. Eine andere Frage ist es trotzdem, ob das Kabinett mit der gegenwärtigen Deputiertenkammer noch längere Zeit zusammen wirtschaften wird. Die jetzige Kammer ist unter wesentlich anderen Vorans- setzungen gewählt worden, als sie für das gesetz geberische Werk der nächsten Zeit wünschenswert sind. Nkan nimmt daher mit Grund au, daß das Ministerium schon sehr bald zur Kammerauflösung und zu Neu wahlen schreiten werde, die ihm eine homogenere Mehrheit sichern dürften, als ihm die jetzige Zusammen setzung der Kammer gewähren kann. Wessen hat sich Deutschland von England ;n versehen? Ven den bekanntlich unermüdlich gcgcn England zur Wachsamkeit mahnenden „Hamburger Nachrichten" wird die vorstehende Frage abermals angeschnitten und in einem längeren Aufsatze eingehend beantwortet. Daß es nichts Gutes ist. dessen wir uns nach der Ansicht des Hamburger Blattes versehen müssen, ist bei seiner bekannten Haltung selbstverständlich. Aber auch vom unparteiischen Standpunkte aus wird man zugeben müssen, daß es dem Blatt an gewichtiger Be gründung seiner Auffassung nicht fehlen wird. Zunächst giebt das Blatt einen geschichtlichen Rückblick, dem wir nur das Nachstehende entnehmen wollen: . .. Jin Jahre 1814 ging England zn dem Zwecke, die siegreichen Alliierten um die Früchte ihrer Sieges» bringen, zu Frankr.ich über, dasselbe England, dessen Heer im Sommer 1815 von unserem Blücher bei Waterloo vor der Vernichtung geiettet wurde Dasselbe Spiel wiederholte England nach Napoleons zweiteni Sturze bei den Berh mdlungcn über den zweiten Parier Frieden, bei denen eS Frankreichs Ansprüche gegen Preugcns deutsche Forderungen eifrigst unterstützte Durch diesen Treu bruch hat England u. a die vom Fürsten Hardenberg geplante Wiedervereinigung Hollands, Belgiens und des Elsaßes mit Deutschland verhindert, das ihm nicht zu stark werden sollte Die Wiedergeburt Deutschlands hat eS instinktiv gefürchtet und jeder zeit zu hindern gesucht In frischer Erinnerung ist gewiß, wie England 1848 bis 1851 und 1864 bis 1871 alles aufgcbown hat, uni die Einigung der deutschen Stämme zu hintertreiben, und wie cs seine Neigung, aus Eig'nnutz die Partei zu wechseln, auch 1870 bekundet hat Bei Beginn des Krieges 1870 standeii die leitenden englischen Kreise ans der deutsche» Se te, weil sic Frankreich für stärker hielten und seine Schwächung wünschten; als sie aber sahen, daß Deutschland der stärkere Teil war. wendeten sie ihre Sympathien Frankreich zu und stachelten es zur Fortsetzung des Krieges an, damit auch Deutschland, in welchem sic den kom menden Konkurrenten voraussahen, erschöpil würde, und England schließlich beim Fricdensschluß nach alter Gewohnheit den Löwen anteil davontragen könnte. Nur der rasche Abschluß des Friedens und die Haltung Rußlands hat die englischen Staatsmänner von weitcrgchcnden Schritten abgchaltcn Hier zeigte sich der Genius deS Fürsten Bi-marck in seiner ganze» Größe. Fürst Bismarck ist einer der wenige» Männer, die — vor ihm nur Colbert und Napoleon I. — die englische Politik ganz durch schauten Taher der grimmige Haß der lettenden Kicisc Eng lands, die auch an der für den deutschen Natioiialstolz so be schämenden Hetze eines Teils der dcnischeu Presse mehr Anteil haben, als bis jetzt bekannt ist Dann wendet sich das Blatt d.r Gegenwart und Zukunft in folgenden Betrachtungen zu: Die englische Politik bietet gerade jetzt wieder alles aus, um da» Tratsche Reich in das englische Fahrwasser zu dränge» Hrn. Badrutts „Affomptione" in der Dresdner Galerie. Der Besuch bei Raphaels Sixtinischer Madonna, der Hrn. Badrutts Kopie au« Höflichkeitsrücksichten nicht ver weigert werden konnte, ist vorüber Raphaels Meisterwerk in unserer Galerie strahlt nach wie vor in seiner alten, unvergänglichen Pracht Es hat sich alles bestätigt, was schon am 13. Oktober, ehe das Bild in Deutschland zu sehen gewesen, an dieser Stelle bemerkt morden ist. Wurde damals hervorgehobcn, daß schon die Braunschen Photo graphien nach den beiden Bildern dem Kenner genügten, um zu sehen, daß das Badruttsche Bild die Kopie, das Dresdner das Original sei, so machte die Ausstell ung des Badruttschen Bildes im Kaiserhof zu Berlin und im Europäischen Hof zu Dresden für jeden, der sich als Künstler oder Forscher eingehend mit alten Gemälden überhaupt und insbesondere mit Raphaels Gemälden be schäftigt hat, eine Zusammenstellung der beiden Bilder vollends überflüssig. So gut jemand die Handschrift eines Bekannten, mit dem er in Briefwechsel steht, so genau kennen lernt, daß er eine fremde Handschrift auch ohne Nebeneinanderstellung nicht mit ihr verwechselt, eben so gut ist dem Kenner die künstlerische Handschrift eines Meisters, dessen Gemälde er studiert hat, so bekannt, daß er diejenige eine» anderen Meister« auch ohne Nebeneinanderstellung von ihr unterscheidet. Freilich aiebt es auch Fälle, in denen die künstlerische Handschrift zweier Bilder oder die Züge zweier wirklicher Handschriften einander so nahe stehen, daß selbst Sach verständig« sie nebeneinander halten müssen, um zu einem Ergebnis zu gelangen Ein solcher Fall lag aber hier Dresdner Für Dresden vierleliährluh «Mart 50 Pf, bei den Kaiser, lich dcuischen PostanstaUe» mcrtcliährlich-Mark; außer- halb des Deutschen Reiches Boß- und Stempelzuschlaa. Tinselne Nummern. 10 Pf. Erscheinen: Täglich mit Ausnahme der Sonn» »nd Feiertage abends Fernspr-Anschluß:«r.1!»»S. Iüimml >nkß«»t«,n,Sne»ühre»: Für den Raum einer grspal» «enen Zeile kleiner Schritt »0 Pf Unter „Eingesandt" die Zeile 50 Pf Bei Tabellen- und Ziffern^- entsprechender Aufschlag Hrrnnsseder: KSniglich: Expedition des Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr ro. Aernspr Anschluß: Nr USK.
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