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Ausgabe K-Sundv SartstWe voltssettung Mittwoch, den 2S. Inti 1934 v««la»»»,l »'««»«» Nnielk»»»«!,«: dl« lipaINg« rr mm dr«N« Zell« l Pt»-, — >llr Famlllenanzelgen und Slellengeluch« S Vtl. — Für Platz«»ilchi>Ii«, »»»«, M, 1«l»« »ewlßr leist«» Nummer 1KS — 33. Jahrgang L-1-heInl kl mal wSchenlllch mit der «llustiieiien Lrall»- beilag« „Der FeuerreN««" und mehrere» I«,lbeilage» Monailich« vejugaprell«! vu»g. A ml« E«. Bennablall und Feuerreiler M 1.70 «ueg. B. ahne St. Bennoblatl ». mit Feuerreiler M. !,«> «usg. T ohne St. B-nnoblall ». ohne Feuerreiter M. 1,70 Ltnjelnummer 10 Psg., Sonnabend« ». Sonntag-Nr. A Plg. biedattio»; Dreaden-«., Pollerstr. 17, Fernr. ra-11 u. rulli »«IchSlt,stell«. Dem» »»» Verla»! Germania Buchdruckerei «e. Verlag Ih. ». 0. Winkel, Pollerstr. 17, Fernr. tUttr, Postlcheck: Nr. 10LS, Bank: Stadtbank Dresden Nr. i»7S7 Unskksngiigv l^sgvSLvilung Im Falle von höherer Lewa», verbot, Streit »der B-iilebsstSrungen hat der Bezieher oder 2»Ie-«i>t kein« Ansprüche, sall, die Zeitung in beschränktem Umlang«, verspätet oder nicht erscheint — Lrlüllungsorl Dre'Nen Vor der Entscheidung in Frankreich Doumergue wieder in Paris eingetrosten Empfang Tardieus durch den Ministerpräsidenten — Beratung der radikalsozialistischen Minister Paris, 24. Juli. Ministerpräsident Doumergue ist am Dienstag- vormittag wieder in Paris eingetrosscn, um den politi schen Auswirkungen des Streites zwischen Tardieu und Chautemps zu begegnen. Während Ministerpräsident Doumergue um 11.3t) Uhr Tardieu empfing, hielt Herriot mit den radikalsozialistischen Ministern und mit dem Vorstand der radikalsozialistischen Partei eine Beratung ab. Der Pariser Bezirksverband der nationalen Ber einigung der ehemaligen Frontkämpfer und der Verband der Steuerzahler haben an den Ministerpräsidenten Doumergue eine Kundgebung gerichtet, in der sie sich siir die Aufrechterhaltung des politischen Waffenstillstandes einsetzen. Man scheint in politiscl-cn Kreisen damit zu rechnen, das; es Doumcraue nicht geluuren wird, den iehiaen Status einsach aufrechtzuerhatten. Tritt Tardieu zuruck, so wird vermutlich auch Herriot sein Amt niederleaen. damit die polilisci>e Do sierung des Ministeriums nicht aus dem Gleichqew'cht kommt. Es fragt sich nur, ob das Kabinett durch den Verlust der lreiden Slanlsminister in parteipolitischer Hinsicht nicht allzu pe- schwächt sein dürfte. Man schreibt datier dem Ministerpräsiden ¬ ten Doumeraue die Absicht zu. die Riicklritl-:aesuä>e aller seiner Minister entgegen,;unel;meii, ohne das; er selbst zuriicklrilt, um die Ministerpasten dann neu zu verteilen. Bei dieser Umb'l- dnng der Regierung würde also weder der Präsident der Re publik noch das Parlament in Anspruch genommen werden. Die Morgenpresse erörtert alle möglichen Lösungen, atme siir eine bestimmte Stellung zu nehmen. Man l>egniiat sich im grasten und ganzen damit, die weniger wahrscheinlichen Lösun gen auszuschalten und dann bei zwei oder drei Boraussagen stehen zu bleil>en. * Auch (ebrun wieder in Paris Paris, 21. Juli. Der Präsident der Republik. Lebrun, ist am Mm,tag gegen Mitternacht wieder nach Paris zuriickge- kehrt. Der Gettetär des lomnmnistlscheli „Komitees zur Befreiung Thälmanns" in Paris verhaftet Paris, 24. Juli. Wie die „Humanist'" berichtet, ist am Montagnachmittag der Sekretär des in Paris gegrün deten kommunistischen „Komitees zur Befreiung Thäl manns", Seigneur, verhaftet worden. Gründe für diese Maßnahmen sollen nicht bekanntgegeben worden sein. „Monte Rosa" ausgelaufen und wieder flott H a m b ur g, 24. Juli. Der Dampfer „Monte Rosa" von der Hamburg-Tüdameri- kanischcn Dampsschissahrtsgescllschast, der sich zurzeit aus einer Vergnügungsreise nach dem Nordkap besindet, ist gestern bei der Aussahrt aus Thorshaven sFaröer-Inscln) insolge dichten Nebels auf einem Riss feslgeliommen. An Bord befinden fick, etwa 1200 Fahrgäste, zum grössten Teil Deutsche. Die Besatzung bestehl aus 280 Köpfen. Im Augenblick des Festkommens bewegte sich die „Monte Rosa" nur mit ggpz langsamer Kraft. Andere Schisse bemühen sich bereits, die „Monte Rosa" statt zu bekommen. Die Versuche des Motorschisses „Monte Rosa", mit eigener Maschincnkrast wieder sreizukommcn, haben am Dienstag gegen 7 lthr zum Erfolg geführt. Der Regicrungsdampser .,'Arcus" leistete bei den Bemühungen des Schisses weitgehende Unter stützung. Die „Monte Rosa" bleibt zunächst bei der ttnsatlstclle In der Nähe von Thorshaven liegen, um durch Taucher fest stellen z« lassen, »b und welche Beschädigungen des Schisses bei dem Auflaufen «ingetreten sind. Sollte die Annahme der Schiffsleitung, datz Beschädigungen des Schisssbodens nicht vor handen sind, durch die Untersuchungen bestätigt werden, so wird die „Monte Rosa" die Fahrt sortsetzen. Nach dem ausgestellten Reiseprogramm wäre das Schiss noch bis zum 4. August unter wegs. Die Äiesenüberschwemmungen in Korea Tokio, 24. Juli. Wie zu den Rieseniiberschwemmuugen in Korea milgcteilt wird, sind nach den bisherigen Feststellungen 2 9 Personen er 1 runken. 21 Personen erlitten mehr oder weniger schwere Verletzungen. 18 werden noch ver misst. Der Wasserstand der Ströme ist immer noch im Steigen begriffen. Aus einer einzigen Ortschaft allein sind etwa 35V» Wohngebäude zerstört worden. 13 NN» Einwohner haben auf den in der Umgebung des Ortes liegenden Höhenzügen Schutz vor den hereinbrechende,, Fluten gesucht. Ausschluß aus der faschistischen Partei Mailand, 24. Juli. Der ehemalige Unterstaalssekretär im Ministerium des Innern und Regierungskommissar beim ita lienischen Olympiakomitee, Leandro A r p i n a t i, ist aus der faschistischen Partei ausgeschlossen worden. Wie zur Be gründung angegeben wurde, soll Arpinati „bei verschiedenen Anlässen eine Einstellung gezeigt haben, die mit den Richtlinien nicht im Einklang stehe, die jeder in den Reihen der faschisti schen Partei Kämpfenden zu befolgen habe". 18 chinesische Kommunisten öffentlich hlnaerlchtet Peking, 24. Juli. Wie aus Kascl)gar gemeldet wird, sind dort 18 chinesisil^! Kommunisten öffentlich hingerichtet wor den. Sie hatten versucht, einen Aufstand in Ehinesisch-Turkestan zu Inszenieren. Erzbischof Gröber mahnt Freiburg, 24. Juli. Erzbischof Gröber, der sich derzeit auf einer Firmreise befindet, firmte dieser Tage in der Pfarrei Osterburken, über deren Pfarrer Deppisch derzeit van der Polizei ein Aufenthaltsverbat verhängt ist. Der Erzbischof bat in seiner Firmpredigt die Pfarr gemeinde, ihreGcfühle zu beherrschen und der staatlichen und kirchlichen Behörde volles Vertrauen e n t g eg e n z u b r i n g e n. Sberaruvpeufkhrer Sühnlein an Mussolini Berlin, 24. Juli. Der Führer des deutschen Krast- sahrsports Olicrgruppcnführcr Hühnlein hat an Musso lini folgendes Telegramm gerichtet: „Dankbar für die Entsendung der Mannschaft Ihrer Leibgarde sowie von Offizieren der italienischen Stratzen- miliz und von Faschisten zur Teilnahme an den 2N0U Kilo metern durch Deutschland 1934 und in Bewunderung der von ihnen bewiesenen und mit dem ersten Preis ausge zeichneten sportlicisen Leistungen entbiete ich als Führer des deutschen Kraftfahrsports Eurer Exzellenz die ergeben sten Grütze." Die Katholische Korrespondenz verboten Münster, 24. Juli. Das Erscheinen der non P. Fried rich Muckermau n S. I. in Münster hcrausgcgebenen Katholischen Korrespondenz wurde bis aus weiteres ver boten. Zusammenbruch der bolschewistischen Schule Die Sowjetregierung hat in einem Erlatz den Zu sammenbruch des vielgepriesenen bolschewistischen Schul ideals offen zugeben müssen. Es ist — ungewollt natür lich — dieser Erlatz derart wuchtig im Negativen, datz man ihn nur milzuteilen braucht, um die ganze Kata strophe deutlich zu mache«. Er lautet in seinen wesentlichsten Punkten also: Die Durcharbeitung der marxistischen Lehre an den Volksschulen ist sofort einzustelleu. Es werden wieder Klassen statt Gruppen eingerichtet. Die Schulen bei;onl ine i: einen Leiter, der mindestens dreijährige Unterrichts erfahrung und mindestens ein pädagogisches Technikum erledigt haben mutz! Der Geschichtsunterricht wird wie der in den Lehrplan ausgenommen, ebenso der Erdkunde unterricht. Der Ausbau der Sprachen ist zu fördern. Es kehren, soweit die Schuldisziplin in Frage kommt, wie der zurück die Zensuren, die Schulstraien, die Lehrbücher, die Schularbeiten, die Examina. Autzerdem wird die Lchrcrautorität in ihrer ganzen Strenge wiederhcrge- stellt. Mit anderen Worten: die Bolschewisten kehren reu- und demütig zu den verlästerten früheren Methoden zu rück .Dieser Erlatz vom Jahre 1 934 hätte auch von einem zaristischen S ch u l m i n i st e r gutgeheitzen werden können. Wenn mau sich vollends überlegt, wie stolz sie aus ihr System waren und wie sie auf die europäischen Systeme herabsahen, dann ist die Rückkehr erst recht eine blamable Angelegenheit. Al^er sie war eine unabweisbare Notwendigkeit ge worden. Seit 15 Jahren hatte man kommunistisch expe rimentiert, indem man einsach alles auf den Kopf stellte. Für den Lehrer aalt kein Wissen mehr, sondern nur noch Gesinnung Die Folge war, datz sich eine Fülle von Bes serwissern, Geltungsbedürftigen und Unwissenden breit machte, die geradezu Gewicht darauf legten, nichts zu wis sen, als datz es anders sein müsse, als in den übrigen Ländern! Indessen sah es noch viel schlimmer bei der Jugend aus. Alles Lernens entwöhnt, pflegte auch sie nur die Gesinnung — und was für eine! Sie bestand darin, datz sie sich jeder Schulzucht entzog, was ihr um so leichter ivar, da cs kein Mittel gab. sie zu zwingen. Da sie völlig frei war in ihrer Entschlietzung bezüglich der Teilnahme am Unterricht, so zog sie es vor, ihren autoritätslosen Lehrern davonzulaufen und herumzulungern. All das wurde ihnen vorbehaltlos gestaltet, da die Sawjetregie- rung auf dem Standpunkt stand, datz jedes Kind ein „potentieller Kommunist" sei. das nur verdorben werde durch die Eltern: sie ihnen also zu entziehen, war die Schule geeignet, die sie charakterlich verdarb und sie der Zucht der Eltern möglichst entzog. Sie zwangsweise an zuhalten. war für die Eltern gefährlich, da diese jungen Menschen vielfach als Spitzel dienten und die eigenen Eltern bei den Behörden anzeigten. Das einzige Ver dienst dieser Jugend, was sie jedem Erwachsenen in den Augen der kommunistischen Erzieher überlegen machte, war ihre Jugend! Und darauf pochte sie! Trotzdem hatte sie nichts zu lachen. Denn man prctzte sie mit Gewalt so viel wie möglich in die Schar der „Jungen Pioniere", der Organisation des Kommunismus für die Schuljugend. Hier wurde sie rücksichtslos ausge nutzt, und was sie auf der Schulbank versäumt haben mochte, hier wurde nicht gefackelt. Die Inanspruchnahme nmr enorm. Die Ausstellungen erschrecken uns. Es gab dabei junge Menschen im schulpflichtigen Alter, die wegen Uel eranstrengung für kommunistische Partciziele oft nicht mehr als fünf Stunden Schlaf mehrmals in der Woche hatten, und solche Fälle müssen häufig gewesen sein. Vielleicht wäre der Zusammenbruch nicht so plötzlich und radikal gekommen, wenn nicht eine Seite protestiert hätte gegen dies Erziehungs- und Schulsystem, die auch bei den verstocktesten Bolscl-ewisten Schwergewicht hatte, die Armee! Sic wies auf die katastrophalen Ergebnisse bei der Rekrutierung hin, wobei cs sich herausstellte, das; die