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MdmfferMeblati Fernsprecher Wilsdruff Nr. 6 Postscheckkonto Dresden 2640 Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend dem Jahre 1841 Erscheint seit n-chmittag« 5 ich« st!« den folgenden Tag. Se,ug«peei< del Selb^bdolung wonach MI., durch unsere AuottLger »ugelragen in der «Siad» mon-Nich MI., auf dem Lande »ienrijuhrOch MI. mii Zu-eNungs-eblihe. «Ne postanffalten und Postboten sowie s-^«^r1-b^^ B-steNungen enigegen. Zm A-K- h-her« S-watt, Krieg »der sonstiger SeinelXstörungrn hol der »Wieher Irmen Anspruch auf Lieferung der Jettun, oder Kürzung de« Bezugopreisep. Dreses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts zu Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen. ««rl-aer und Drucker: Arthur Zschunke in Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Herman» Lässig, für de« Inseratenteil: Arthur Zschuuke, beide 1« Wil-druff. Inserstonspreig MI. für die « gespaltene Korpuezeile »der deren Raum, ReNamen, die r spalstge Korpuqeile MI. 2ei Wiederholung und Zahreeaustrag enisprechender Preisnachlaß. Lelannimachungen im amilichen Tril M"r »on SebSrden) die 2 gespaltene Korpus,ellc MI. Rachweisungs-S-dühr pfg. «nzelg-nann-hm- bis vormittags 10 Uhr. Für die Richtigleit der durch Fernruf übermittelten «nzeigen übernehmen wir leine Garantie. Feder Rabatt, onspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß »der der Auftraggeber in Kontur« gerat. 82. Jahrgang. Nr. 12 Dienstag / Mittwoch 30./31. Januar 1923 Amtlicher Teil Die städtischen Kollegien haben beschlossen VTromprelfk. die Preise für Ltchtstrom auf 30V MK. Der Stadtrat. Wilsdruff, am 26. Januar 1923. »177 zahlt werden. Wenn man aber im Ruhrgebiet die Frankenwährung einführen will, so schnellt dort de: Kohlenpreis naturgemäß sofort auf dm Weltmarktpreis herauf. Und die Leidtragenden sind dann die französischen Industriellen, die bisher die um die Hälfte billi gere deutsche Reparationskohle bezogen. Wie die Abschnürung wirkm wird, haben wir 1921 im Rheinland auch noch in anderer Beziehung erlebt: die mit der Errichtung einer neuen Zollinie verknüpften Be lästigungen des Handels, die Zertrennung technisch auf einen der angewiesenen Betriebe, die Abschneidung der Halb- und Fertigfabrikatton von den Rohstosfbezugs- quellen verursachten in ganz kurzer Zeit einen geradezu katastrophalen Rückgang im gesamten rheinischen Wirtschaftsgebiet. Das war aber nur ein Unbedeutendes gegmüber den Folgen, die das gleiche Vorgehen der Fran zosen jetzt im Ruhrgebiet haben muß, in dessen gewaltigen, bis ins Letzte aufeinander eingespielten Wirtschafts- Maschinerie, bildlich gesprochen, Sand hineingewor fenwird. Es kann gar nicht lange dauern, bis die Maschine immer langsamer und klappernder läuft, weil die stärkste Maschine eben eine derartige Behandlung nicht verträgt. Absatzstockung — das wird -das Nächste sein, was eintritt, Absatzstockung ebensowohl für die Jndustriepro« dukte wie für die Kohlen. Und verschärft noch dadurch, daß man der Ausfuhr bestimmte Wege vorschreiben will. Nichts soll überHamburgoderBremen, alles über Antwerpen exportiert werden. Absatzstockung verschärft noch durch die Transportstockungen und -Un sicherheit — all das genügt, um in kurzer Zeit im Ruhr gebiet eine wirtschaftliche Krise allerschwer ster Art Hervorzurusen. Das heißt Arbeitslosigkeit, Hunger, Entbehrungen, Külte und Elend. Und das mutz die aufs höchste gespannte Atmosphäre zur gewaltsanien Entladung bringen, zu einer Entladung, die auch General Weygandmit seinen Maschinengewehren nichtwird aufhalten können. Ganz unabsehbar ist noch, was die Abschnürung des Ruhrgebiets wirtschaftlich für das übrige Deutsch land bedeutet. Nur eins ist sicher: für uns gibt es nur entweder ein Durchhalten bis zum Sieg, oder den Unter gang als Natton. Die Frage ist also nicht so zu stellen» ö b wir aushalten können, sondern nur einzig und allein, wie wir durchhalten können. Optimismus oder Pessi mismus sind dabei ganz überflüssige Gefühlsregungen. Die Massen in Essen und Frankfurt a. M., auf dem Königs platz in Berlin und allüberall in deutschen Landen haben die einzig richtige Parole für Unsern Kampf gegeben mit ?>em Lied: „Haltet aus im Sturmgebraus!" keine weiteren Komplikationen ergeben und so lange keine weitere Verhaftung eines deutschen Beamten.durch sran- zösische Soldaten erfolgt. Man sieht in London anderer seits aber auch keinen Anlaß, in die europäischen Fragen aktiv einzugreifcn. Auch das amerikanisäfe Kabinett be faßte sich wieder mit der europäischen Lage, die als beson ders ernst bezeichnet wurde. Es lagen Berichte der ameri kanischen Gesandten aus Europa vor, nach denen aber eine Vermittlung zwischen Deutschland und Frankreich für unmöglich gehalten wird. „Das Ernsteste, was ich zu erleben glaubte . . ." Der Oberkommandierende der bisherigen amerika nischen Besatzung am Rhein, General Allen, erklärte einem Berliner Pressevertreter über die Ruhraktton der Franzosen, er sehe die Lage als sehr ernst an und er könne kein Ende absehen. Es sei ein Unglück für beide Teile. Er glaube, daß die Kinder, die jetzt geboren wer den, noch unter den Folgen dieser Zeit leiden müssen. Zum Schluß sagte er: „Ich habe in meinem Leben sehr ernstem Situationen gegenübergestanden; dies, was sich vor unseren Augen abspielt, ist das Ernsteste, was ich je zu er leben glaubte." ! Ausnahmezustand in Sayern. Drohungender Nationalsozialisten. ! München, 27. Januar. Die uüter der Führung Hitlers stehenden National^ sozialisten beabsichtigten, bei ihrem Parteitag am Sonntag, den 28. Januar, eine Feier zur Standartenweih^ abzuhalten, die mit großen öffentlichen Masscnversamm! lungen verbunden sein sollte. Man erwartete davon ein«! weitergehende politische Aktion, die in der jetzigen Zeit schwersten außenpolitischen Druckes untragbar erschien! Den Führern der nationalsozialistischen deutschen Arbeiters Partei wurde daher eröffnet, daß unter diesen Umständen Veranstaltungen und Festlichkeiten unter freiem Himmel nicht zugelasse« werden. ! Hitler lehnte die Beachtung dieser Anordnung ab unu drohte, daß der staatlichen Gewalt Gewaltentgegen! gesetzt werden würde. Um allen Störungen von Ruh! und Ordnung zu begegnen, hat die Staatsrcgierung bei schloffen, den Ausnahmezustand zu verhängen. ! Es wird von amtlicher baherischer Seite betont, das! der Staatsregierung unter diesen Umständen nichts an! deres übrig blieb, wenn sie die staatliche Autorität nichl untergraben lassen wollte. Der Beschluß wurde im Mil nisterrat einstimmig gefaßt. Die Verhängung des Ausl nahmezustandes blieb in München zunächst ohne größer! Wirkungen nach außen. In München ist alle« ruhig. Der Parteitag der Nationalsozialisten ist gel stattet, auch sind sechs Versammlungen genehmigt. Offen« Uche Umzüge und Versammlungen unter freiem Himmel sind nicht zugelassen. Von auswärts zur Fahnenweih! kommende Gäste der Nationalsozialisten werden am Haupt! bahnhof mit Musik empfangen, dürfen aber nicht geschlossen durch die Straßen ziehen. Mehrere Gruppen auswärtige! Nationalsozialisten wurden übrigens, unterwegs wegeü Verkehrsschwierigkeiten, so z. B. in Thüringen, nichl weiterbefördert. ! Kohlenpreiserhöhung. I Folgendes französischen Einmarsches. » Mit dem Hinweis auf die durch den gewaltsame» Einmarsch der Franzosen in das Ruhrrevier geschaffen! Lage und die dadurch bedingte Geldentwertung hat di! Organe der Kohlenwirtschaft veranlaßt, eine neue ErV Höhung der Kohlenpreise zu beschließen. Die Kohlenpreis! erhöhungen haben folgendes Ausmaß: I Rheinland-Westfalen Fettförderkohle 20 240 Mar» Sachsen durchschnittlich 22 459 Mark, Niederschlcsien 19 22» Mark, Aachen-Eschweiler 24 273 Mark, Aachen-Nordster» 27 441 Mark, Niedersachsen-Ibbenbüren 19 690 Mar» Niedersachsen-Barsinghausen 21663 Mark, Mitteldeutsch! Braunkohlcnrcviere: Rohkohle 4706 Mark, Briketts 12 50W Mark, Rheinische Braunkohle: Rohkohle 3937 Mar» Briketts 13 860 Mark. I Diese Preiserhöhungen verstehen sich netto; es kom! men also die üblichen Steirern und Abgaben noch hinzu! die neuen Preise treten für Rheinland-Westfalen, Aachei» Niedersachsen und die Rheinische Braunkohle ab 1. Februar! für die übrigen Reviere fchon ab 29. Januar iu Kras! Die Zollkette. Technisch noch nichtffe schlossen!. Unter Aufgebot neuer großer Truppenmassen sind die Franzosen nördlich und südlich um das Ruhrgebiet von Düsseldorf aus über Oberhausen, Bottrop nach Reckling hausen, und über Kettwig, Werden nach Steele marschiert und haben einen militärischen Ring mit Lanks und Ge schützen um das Revier gelegt, der die Vorbereitung für die Zollgrenze bildet. Die Zollabsperrung selbst und die Unterbindung des Verkehrs mit dem unbesetzten Deutschland hatte jedoch am Sonnabend noch nicht durchgeführt werden können. Die technischen Schwierigkeiten sind zu groß. Die wenig zahlreichen französischen Zollbeamten sitzen noch in Düssel dorf und vor allem vermögen die Franzosen nicht die 45 000 deutschen Eisenbahner zu ersetzen, Lie auf den über 700 Bahnhöfen des Gebietes Dienst tun, aber nicht unter den Bajonetten arbeiten wollen. Die Versuche der Fran zosen, mit eigenem Personal aus den stilliegenden Strecken des Ruhrbezirks den Eisenbahnbetrieb wiederaufzunehmen, sind bisher fast ganz erfolglos geblieben. An ver schiedenen Stellen sind Züge, die von den Franzosen mit ihrem Personal abgelassen wurden, entgleist, so daß die Verwirrung auf den Eisenbahnstrecken immer größer wird. ——— Amerika und England. Keine Intervention. Die Frage der Zurückziehung der britischen Truppen aus den» Rheinlande wurde im englischen Kabinettsrat be handelt, und beschlossen, vorläufig die Truppen im Rheinland zu lassen. Die Regierung ist nicht ge- «eigt, die Truppen cuO Lola rxrütümriehen. so,lange sich Abschnürung. In Trier durchjagen mit flatterndem Burnus diö französischen Spahrs die Straßen und attackieren in echt sranzösischem Heldenmut Frauen und Kinder. Im Ruhr- gebiet wird niedergeknallt, wer nur ein deutsches Lied stngt, werden die Pferde der Einquartierung in das un- ausgedroschene Getreide gestellt; allüberall werden Beamte m scharen verhaftet oder ausgewiesen, — weil Deutsch- wnd nicht den „Friedens"vertrag von Versailles erfülle. » Neparationskommission hat das wieder einmal „fest gestellt , hat soeben das Moratoriumsgesuch der deutschen Regierung vom 14. November wegen unzer „Verfehlungen" abgelehnt. Eine durchaus über- siüssige Geste. Deutschland ist nämlich in seinen späteren Noten auf dieses Gesuch nicht mehr zurückgekommen; wir wollten sogleich einen größeren Betrag zahlen; — aber das hätte Herrn Poincarö die Pläne zerstört. . Die Reparationskommission ist nur noch Staffage; nickst mehr um eine Verletzung oder Nichtverletzung des Versailler Vertrages geht es, sondern hart und klar und eindeutig um die machtpolitische Frage, ob Deutsch land am Leben bleibt, sich durchsetzt oder, wie die französischen Generale Mangin und Darioc es verlangten, zerschmettert, in seine Teile aufgelöst wird, die ganze nationale Entwicklung Deutsch lands seit hundert Jahren einfach aus der Geschichte aus radiert werden soll. Zunächst einmal soll das Ruhrrevier bis Ha gen herüber hermetisch gegen das übrige Deutschland ab g.e schnürt werden. Man nennt diese politisch gedachte und politisch-militärisch aufgezogene Maßregel eine wirtschaftliche. Das tat man ja da mals auch, als man,1921 als „Sanktion" östlich des Rheins eine Zollinie schuf. Finanziell war die Erhebung von Zöllen auf Waren, die aus dem unbesetzten Gebiet ins Rheinland kamen, sehr wenig ergiebig. Was ja auch nicht der Zweck der Übung war. Jetzt aber soll vor allem das nicht besetzte Deutschland wirtschaftlich dadurch er. drosselt werden, daß man die Ausfuhr von Kohle aus dem Ruhrgebiet verhindert. Wenn den Franzosen das wirklich gelingt, so kann man sich die Folgen leicht ausmalen. Im Ruhrgebiet selbst wird etwa der fünfte Teil der geförderten Kohle verbraucht; ein weiteres Fünftel soll zu Reparationszwecken dienen. „Ge- gen eine hohe Kohlcnsteuer" soll dann das übrige Deutsch- land den Reff beziehen können. Vorläufig braucht Deutschland jedenfalls noch nicht daran zu denken, bei den neuen Herren des Nuhrgebietes mn Kohle zu betteln. Zehn Tage hindurch rollte die Ge- samtsörderung im Ruhrkohlenrevier nach dem Osten und Süden ab hinüber ins unbesetzte Gebiet. Und ob Deutsch land dann später westfälische Kohle kaufen wird, ist eine rein finanzielle Frage. Ist vor allem überhaupt eine Frage: denn mit einem rechnen die Franzosen trotz der vierzehntägigen Erfahrungen nicht: mit den Bergleuten, den Eisenbahnern, den Beamten des Ruhrgebietes. Schon jetzt ist die Kohlenförderung auffastdieHälftezu- rückgegangen, und die Franzosen muffen, wenn da durch und durch den Ausfuhrzoll die westfälische Kohle dem unbesetzten Deutschland zu teuer wird, sie doch irgend wohin verkaufe», derm die Bergarbeiter müssen doch be Kkloe Zeitung für eilige Leser. , * Die ReparationslommiGon hat eine allgemeine Ver- teymng Deutschlands mit drei Stimmen bei einer Stimm enthaltung «derjenigen Les englischen Delegierten) festgestellt. -.i* Poincarü hat mehrere neue deutsche Protestnoten mit der »emrrkllng zuruckgewiesen» daß Liese Abweifimg schon im vor- I* eventuell«! weitere deutsche Noten Geltung habe. hat farbige -französische Kavallerie -dis Bevölke- Wivn » blanken Waffe angegriffen und zahlreiche Per- Frauen, Kinder und Greise verwundet. Der Aerlohr m Trier liegt vollständig still. * Infolge des Ausbleibens der Kokslieferungen aus dem Ruhrgebiet haben zahlreiche Werke im Elsaß und in Luxem burg den Hochofenbetrieb «inftellen muffen. * Die englischen Truppen werden nicht vom Rhein zurück gezogen, icdoch wollen weder die Engländer noch die Ameri kaner aktiv in Len Ruhrkonflikt eingreifen. * Infolge des -französischen Einmarsches in das Ruhrgebiet 'ft ein« neue Kohlenpreiserhöhung eingetreten. * Zum 1. Mänz steht sine erneute Verdoppelung der Post- taris« bevor. * Die daherische Regierung hat über das rechtsrheinische Daher» den Ausnahmezustand verhängt, weil aus Anlaß eures Parteitages der Nationalwri-älisten Unruhen drohten. Heimbürgt». .— auf Kosten der Fürsorgekafse 1. von Kindern im Alter bi« zu 14 Jahren 300 Mk., ^'rrung vom «v zu yoge 2. von über 14 Jahre alten Personen 600 Mk.