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Wchmtz-Mms Verantwortlicher Redacteur: Carl Ahne in Dippoldiswalde 51. Jahrgang Dienstag, den 10. März 1885 Nr. 3a gegen 20 verschiedene Arten von Haushühnern, von den edelsten Zuchtexemplaren bis zu den einfachsten Kreuzungsprodukten unserer Landwirthe, viele davon natürlich in mehreren Stämmen zugleich vertreten, die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich ziehen; ebenso werden Tauben in vielen Arten und sehcnswerthen Exemplaren vielfache Gelegenheit zu vergleichenden Beobachtungen bieten, während verschiedene Sorten Enten, sowie auch Kanarienvögel, das zu erwartende Concert vervollständigen, und Fasanen, Pfauen und Truthühner das schöne bunte Gesammtbild noch farben reicher machen werden. Natürlich fehlt es auch nicht an Anmeldungen von Literatur und Gerätschaften; ganz besonders aber wird einem zur Ausstellung ge langenden Brut-Apparat um so allseitigere Auf merksamkeit zu Theil werden, als während der Aus stellungstage derselbe nicht nur in Thätigkeit befindlich sein, sondern auch die Ausbrütung junger Kücken zu dieser Zeit erfolgen wird. — Die mit der Ausstellung verbundene Lotterie findet solchen Anklang, daß Jedem, der sich noch betheiligen will, zu rathen ist, sich möglichst bald Loose zu sichern. — Möge ein recht guter Besuch der Ausstellung den Hauptzweck derselben: Hebung und Verbesserung der Geflügelzucht, in der Weise zu erfüllen versprechen, wie es die von Seiten des Vereins auf sie gewendete Mühe und Arbeit in reichstem Maße verdient. — Nach einer Bekanntmachung der kgl. Kommission für das Vetertnärmesen haben im Jahre 1884 C. P. Jungnickel aus Theisewitz und E. W. Kempe aus Zaunhaus nach Absolvirung eines Kursus im Hufbe schlage in der Lehrschmiede der Dresdner Thierarznei schule das Diplom als „geprüfter Hufschmied mit Auszeichnung" mit der Berechtigung zum späteren Um tausch desselben gegen das Diplom als geprüfter Hus- beschlagsmeister erhalten. Dippoldiswalde. Der Extcazug am vorigen Mittwoch war wiederum sehr stark besetzt, nämlich von 136 Personen; von denselben fuhren nach Rabenau 13, Seisersdorf 16, Malter 6, Dippoldiswalde 85, Ober carsdorf 2, Schmiedeberg 9 und Kipsdorf 5. — Wie wir hören, wird der nächste Extrazug, da der 4. April auf den Ostersonnabend fällt und an diesem Tage die Betheiligung sehr schwach sein würde, erst am 8. April, am vierten Feiertage, verkehren. — In den Teichen bei Berreuth ist am Mitwoch noch eine zweite Fischotter gefangen worden, so daß nunmehr eine männliche uud eine weibliche gefangen wurden. Dresden. Prinz Friedrich August wird am 2. April Straßburg verlassen, um die Osterferien im väterlichen Palais auf der Langestraße zu Dresden zu verbringen. Nach Beendigung der Ferien kehrt Se. König!. Hoheit nicht wieder nach Straßburg zurück, sondern bezieht, wie schon früher beschlossen wurde, die Landesuniversität zu Leipzig. — Bei dem Kaiserlich deutschen Neichseisenbahn- amte ist der Antrag gestellt worden, daß der So innrer- fahrplan in diesem Jahre auf den deutschen Bahnen, gleichwie im Vorjahre, statt am 1. Juni bereits am 20. Mai in Kraft treten möge. Motivirt wird dieses Verlangen damit, daß die Psingstfesttage in die letzte Maiwoche fallen und es daher wesentlich zur Belebung des Pfingst - Personenverkehrs beitragen muß, wenn dann schon die vermehrten und verbesserten Zugver bindungen benutzt werden können. — Die Brauerei zum Felsenkeller bei Dresden, die im abgelaufenen Geschäftsjahr 83,916 Hektoliter Bier produzirte, kann dieses Jahr eine Dividende von 20 <>/o vertheilen. Tharandt. Die italienische Regierung hat zwei Professoren der landwirthschaftlichen Schule in Brescia nach Deutschland gesendet, um die Fischzucht an - stalten in Augenschein zu nehmen. Nachdem diesel ben die Anstalten in Hüningen und Freiberg besichtigt. besuchten sie Anfang dieses Monats die Fischzuchtanstalt des Mühlenbes. Mittag in Koßmannsdorf und die der Forstakademie Tharandt und lernten auch die Einrich tung des daselbst alljährlich stattfindenden Fischerei kursus kennen. Freiberg. In der Person eines seit längerer Zeit arbeitslosen Knechtes, Namens Imhof, aus Klein schirma, glaubt man den Brandstifter der beiden kürzlich in Oberlangenau stattgehabten Brände ermittelt zu haben. Derselbe soll die Brandlegungen bereits zugestanden haben. Chemnitz. Vom Centralausschuß für das neunte mitteldeutsche Bundesschießen, das vom 26. bis 29. Juli in hiesiger Stadt gefeiert werden wird, ist der Aufruf an die deutschen Schützen erlassen worden. Leipzig. Vom Reichsgericht wurde am 7. März der Kaufmann Janssens wegen Landesverrath in 2 Fällen zu 8 Jahren Zuchthaus verurtheilt, der Handelsmann Knipper aber freigesprochen. Tagesgeschichte. Berlin. Die Osterferien des Reichstages werden am 27. März ihren Anfang nehmen. — In der Sitzung am 7. März erledigte er den Rest des Etats, Anleihegesetz und Etatgesetz in dritter Lesung und setzte die zweite Berathung der Tarifnovelle fort, ohne einen Beschluß zu fassen. — Der Reichstag beschäftigte sich in seiner Frei tagssitzung anläßlich der Spezialberathung des Etats mit der hochwichtigen Frage, ob die bisherige Gold währung für das deutsche Reich beibehalten oder die Doppelwährung eingeftthrt werden solle. In fast zweistündiger Rede begründete von Kardorff den von ihm cingebrachten Antrag, den Reichskanzler zu er suchen, die Initiative zur Wiederaufnahme der 1881 abgebrochenen Münzkonferenzen zu ergreifen, um die Fortsetzung der Ausprägung vollwerthiger Silber münzen seitens der Vereinigten Staaten, der lateini schen Münzkonvention und Deutschlands herbeizu führen. Redner führte aus, daß die Voraussetzungen, welche man an die Einführung der Goldwährung ge knüpft, sich nicht erfüllt hätten; zu denen habe die ge hört, daß wir künftig immer Goldüberfluß haben würden, im Gegentheil, es sei Goldknappheit einge treten, auch habe Deutschland durch die eingetretcne Silberentwerthung ganz bedeutende Verluste erlitten. Nach einer kurzen Bemerkung des Geheimraths Schraut nahm Abg. vr. Bamberger das Wort, um die Gold währung zu vertheidigen, wobei er namentlich darauf hinwies, daß es kein Land gäbe, das sich eines so ge ordneten Geldverkehrs erfreue, wie Deutschland, und daß der öffentliche Kredit so hoch stehe, wie nur je zuvor. Die Einführung der Doppelwährung sei ein Sprung ins Dunkle, der die jetzige solide in der ganzen Welt angesehene Währung in eine solche verwandeln würde, die allen Erschütterungen preisgegeben wäre. Zum Schluß verlieh Bamberger der Befürchtung Aus druck, daß die Welt und Deutschland selbst durch den Standpunkt allarmirt werden könnten, den die Reichs regierung bisher in der Währungssrage eingenommen habe, wenngleich derselbe, wie man aus dem Verhalten der Negierung schließen könne, noch feststehe. Nach dem noch mehrere Redner kurz gesprochen, wurde der Antrag mit großer Majoriiät abgelehnt. — Die versuchsweise Ausrüstung von vier, in verschiedenen Provinzen des Reiches garnisonirenden Bataillonen der Armee mit einem Nepetir-Gemehr, welche den Zweck hatte, diese Waffe im praktischen Gebrauche der Truppe zu erproben, hat im Allge meinen günstige Resultate ergeben. Es ist erklärlich, daß sich trotzdem bei einer neuen Waffe, deren Mecha nismus ein so komplizirter ist, manche kleinere Ver änderungen und Verbesserungen durch den Gebrauch als wünschenswerth Herausstellen, und daß diese nach ihrer Ausführung einer abermaligen Prüfung bedürfen. Zur braunschweigischen Erbfolge frage. Die Thatsache, daß der Erbprinz von Oldenburg vor einigen Tagen in Berlin und Gmunden bei Hofe verkehrte und wahrscheinlich der Träger einer ver traulichen Mission in Sachen der braunschweigischen Erbfolgefrage, beziehentlich der Thronfolge des Her zogs von Cumberland mar, hat die braunschweigische Affaire wieder in Diskussion gebracht. So viel scheint nun richtig zu sein, daß in den einflußreichsten Kreisen neuerdings der Versuch gemacht worden ist, den Sohn des letzten Königs von Hannover mit Preußen und dem Reiche auszusöhnen. Ein solcher Wunsch liegt sehr nahe, wenn man an die Friedens- und Gerech tigkeitsliebe unseres Kaisers und des Kronprinzen denkt und außerdem in Erwägung zieht, daß der Herzog von Cumberland als Schwiegersohn des Königs von Dänemark der Schwager des russischen Kaisers und des englischen Kronprinzen ist, also auch mit dem künftigen deutschen Kaiser verschwägert ist. Von der braunschweigischen Bevölkerung muß auch, ganz unbeschadet ihrer Neichstreue, gesagt werden, daß sie in ihrer Mehrheit die Erhaltung ihres Herzogthnms und, wenn möglich, den gegenwärtigen Vertreter des angestammten Welfenhauses, also den Herzog von Cumberland, als Regenten wünscht. Wie durch ganz Deutschland, geht aber auch durch Braunschweig die Anforderung, daß die Thronfolge des Herzogs von Cumberland nicht eher in Braunschweig erfolgen kann, als bis dieser Fürst seine vollständige Aussöhnung mit Kaiser und Reich vollzogen hat. An die Frage nun, ob diese Aussöhnung wirklich noch möglich ist, scheint sich nun die ganze braunschweigische Thronfolge 'zu knüpfen. Wir glauben nun im Sinne aller Der jenigen zu sprechen, welche es sowohl mit dem Reiche als auch mit Braunschweig wohl meinen, wenn mir behaupten, daß die Aussöhnung des Welfenfürsten mit Kaiser und Reich keine künstliche, keine in langwierigen Verhandlungen gewissermaßen gegenseitig abgerungene sein darf, sondern aus einem freien, hochherzigen Ent schlüsse des Herzogs von Cnmberland hervorgehen muß, wenn sie Anspruch auf allgemeine Anerkennung haben will. Aus eigener Initiative muß der Herzog von Cumberland nach Berlin gehen und dem Kaiser, dem Kronprinzen und dem Reichskanzler erklären, daß er die Neichsversassung anerkennen, auf Hannover ein für alle Male verzichten und für Braunschweig ein treuer deutscher Bundesfürst werde» will. Entschließt sich in den nächsten Monaten der Herzog von Cumber land zu diesem Schritte nicht, so wird weder er, noch sein Sohn, Herzog von Braunschweig werden und das Herzogthum wird im Sinne des Regentschaftsgesetzes weiter regiert, resp. mit einem Regenten besetzt werden. Das ist der loyale Standpunkt sowohl für das Reich als für den Bundesstaat Braunschweig, und alle Die jenigen, welche, in zwei extreme Gruppen getrennt, theils den Herzog von Cumberland unter allen Um- , ständen auf den braunschweigischen Thron setzen, theils Braunschweig einfach dem Königreiche Preußen ein verleiben wollen, vertreten einseitige und unerfüllbare Wünsche. Es handelt sich einfach schließlich um den Ausgleich zweier Rechte, desjenigen des Reiches und desjenigen des Bundesstaates Braunschweig und dieser muß entweder mit, oder, wenn es nicht anders sein kann, gegen den Willen des Herzogs von Cumberland vollzogen werden. Inserate, welche b« »er bedeutenden Auslage d«S Blattes eine sehr wirk sam« Verbreitung finde«, werden mit 10 Psg. die Epaltenzeile oder der«« Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, di« Spaltenzeile W Pf«. DI« „Weißerih-Zeitung" erscheint wöchentlich drei ¬ mal: Dienstag, Donners ¬ tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Psg., zweimonatlich 84 Psg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — All- Postan ¬ stalten, Postboten, sowie Vie Agenten nehmen Be- , , , ^°-n°m Amtsblatt für die Königliche Umtshauptwannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Kmisgerichie und die Sladtrathe zu Dippoldiswalde und Irauenstem Lokales rmd Sächsisches. Dippoldiswalde. Wie zeitgemätz die Veranstal tung einer Ausstellung von Seiten des hiesigen Geflügelzüchter-Vereins ist, beweisen wohl am besten die in geradezu überraschender Zahl einge laufenen Anmeldungen von Ausstellungsgegenständen. Nach dem bereits fertig gestellten, circa 250 Num mern umfassenden Katalog, werden nicht weniger als