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„Wti-eritz-Zeitung" «scheint wSchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — All- Postan stalten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be stellungen an. Mchmh-IeitW. Amtsblatt Inserate, welche del de» bedeutenden Auflage del Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden^ werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeils oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, «n redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. für die Königliche Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Umtsgerichie und die StadLräihe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redaeteur: Paul Irhnk in Dippoldiswalde. Mil achtseitigem »Hllustrirten Nnlerhattung-blatt". Mit land- und hauSwirthschaftlicher MonatSbeüage. Nr. 30. Sonnabend, den 9. März 1895. 61. Jahrgang. - . 1 V' Lokales und Sächstfches. Dippoldiswalde. Jeder Bienenzüchter freut sich über einen warmen und trockenen Sommer, denn nur «in solcher giebt seinen Völkern die sogenannte Tracht und füllt die Körbe. Der letzte Sommer, als ein durchgängig nasser, konnte schon deshalb eine gute Honigernte nicht erwarten lassen. Durch den lang anhaltenden Winter sind nun etwaige Hoffnungen aber noch weiter herabgedrückt worden und der Bienenvater sehnt sich nach warmen Tagen, nicht um zu ernten, sondern um wieder zu füttern. Aber noch eine weitere Gefahr droht den fleißigen Thierchen dadurch, daß sie verhindert sind, einen ersten Ausflug behufs der Ent leerung vorzunehmen. Ist ihnen das nicht möglich, so ist das ganze Volk in Gefahr an der Ruhr zu Grunde zu gehen. Möchte auch aus diesem Grunde der Schnee recht bald Abschied nehmen. — Bereits heute sei darauf aufmerksam gemacht, daß am bevorstehenden Bußtage, Mittwoch, den 13. dieses Monats, nicht nur früh 8 Uhr, sondern auch Abends 6 Uhr in unserer Stadtkirche Beichte und Abendmahlsgottesdienst stattfindet. JohnSbach. Am vorigen Dienstag, den 5. März sand im hiesigen Gasthofe die Feier de- zehnjährigen Stiftungsfestes deS landwirthschastl. Vereins JohnSbach Katt. An gemeinschaftlicher Tafel, welche: auch Herr Kreissekretär vr. v. Littrow aus Dresden beiwohnte, vereinigte sich Nachmittags nach 5 Uhr die aus ca. 50 Personen bestehende Festversammlung. Den ersten Toast brachte der Vereinsvorsteher, Herr Gutsbesitzer Klotz, auf Sr. Maj. unfern hochverehrten König Albert äks, welcher begeistert ausgenommen und worauf stehend die Sachsenhymne gesungen wurde. Im Verlaufe der von angenehmer Musik und einem Liede belebten Tafel wurden noch mehrere Toaste aus gebracht, unter welchen Herr vr. v. Littrow den landw. Verein JohnSbach, Herr Pastor Helm Dessen Begründer, Herr Klotz den landwirthschastl. Kreisverein Dresden und seinen Vertreter feierte. Am Schluß der Tafel überreichte Herr vr. v. Littrow nach einer herzlichen Ansprache iw Namen des Kreisvereins Dresden dem Schirrmeister Ernst Oswald Hähnel, welcher seit 26 Jahren im Dienste des Herrn Erb- richter Petzold in Luchau steht, eine goldne Verdienst medaille nebst Diplom; Herr Petzold übergäb demselben gerührten Herzens als Anerkennung seiner langjährigen treuen Dienste eine goldne Uhr, worauf der Prämirte seinen Dank aussprach und Herrn Petzold und seiner Familie, wie auch den andern betheiligten Herren ein Hoch ausbrachte. Zugleich wurde auch ein Mädchen, Emma Hulda Künzel aus Glashütte ausgezeichnet, welche sät 5 Jahren in treuen Diensten des Herrn Gutsbesitzers Baßler in Luchau steht und wurden ihr von Seiten de» landw. Vereins JohnSbach ein Ehren- zeugniß in schöner Ausführung und von ihrem Dienst herr« ein Geschenk, bestehend in Brache und Ohrringen, übergeben. Beide Prämirte, ersterer mit seiner Gattin, nahmen an der Tafel und dem nun folgenden Ball, welcher die Anwesenden noch lange zusammenhielt, lebhaften Antheil. — Nächsten Sonntag feiert der hiesige Militär verein sein 4. Stiftungsfest. Lauevstein i. S. Aus zuverlässiger Quelle geht uns die Nachricht zu, daß der Geschäftsführer des Bundes der Landwirthe für das Königreich Sachsen, Herr Oswin Schmidt aus Freiberg, Sonntag, den 17. März, im hiesigen SchießhauS über das Thema: „Wie ist der deutschen Landwirthschaft zu helfen" sprechen wird. Schon jetzt machen wir auf den interessanten Vortrag alle Landwirthe aufmerksam und empfehlen zahlreichen Besuch. Dresden. In der Stadtverordnetensitzung am 7. März lag als erster Punkt der Tagesordnung die Wahl des dritten Bürgermeister- vor. Von 64 be schriebenen Zetteln lauteten 43 auf Stadtrath LeupolD, 9 auf Stadtrath Balzer, 8 auf Stadtrath Hendel und 4 auf Stadtrath Kuhn. Der zuerst Genannte ist daher gewählt. — Die bisher in der Wiener Straße Nr. 13 be findliche Ausgabestelle für zusammenstellbare Fahr scheinhefte wird mit Ende dieses Monats nach der Caroiastraße, Haus Nr. 16, Parterre, verlegt, da die Eigenthümerin des erstgenannten Gebäudes, die Land- wirthschaftliche Feuerverstcherungsgesellschaft im König reiche Sachsen, di« betreffenden Räume anderweit an die Landwirthschaftliche BerufSgoneffenschaft für das Königreich Sachsen vergeben hat. Das Generaldirek tionsgebäude an der Wiener Straße ist in seinem inneren Ausbau soweit vorgeschritten, daß es einen Thnl der Hauptbüchhalterei, welcher bisher Carola- straße Nr. 16 untergebracht war, aufnehmen kann. Freiberg. Das kgl. Schwurgericht verhandelte am 6. März Nachm. gegen den erst 20 Jahre alten Handarbeiter Friedrich Max Schneider in Rabenau wegen Brandstiftung. Derselbe ist beschuldigt, am Abend des 10. Februar in Rabenau vorsätzlich einen Schuppen und eine Scheune in Brand gesteckt und dadurch auch den Brand eines von Menschen bewohnten Wohngebäudes verschuldet zu haben. Da der An geklagte geständig ist, so bietet die Beweisaufnahme in der Hauptsache keine Schwierigkeiten. Wie Schneider, der von den Zeugen übereinstimmend als ein arbeits scheuer und roher Mensch geschildert wird, der seiner Mutter zur Last gefallen sei, aussagt, habe er aus Rache gehandelt. Und zwar deshalb, weil er von dem Zeugen Franz gehört habe, daß ihn der Wirth- schaftsbesitzer Bentel, der Besitzer der abgebrannten Scheune, der Theilnahme an einem Holzdiebstahl be schuldigt habe. Auch habe ihn Franz zur That auf gehetzt, was der als Zeuge geladene Franz indessen ganz entschieden bestreitet; auch von der Verdächtigung Bentels sei ihm (Franz) nichts bewußt. Weil die Scheune verschlossen war, so hat der Angeklagte das Feuer in einem angebauten, dem Stuhlbauer Stephan gehörigen Schuppen angelegt. Scheune, Schuppen und Haus sind vollständig niedergebrannt. Der Ge richtshof legt nach erfolgter Beweisaufnahme den Ge schworenen drei Fragen vor, 1) ob der Angeklagte schuldig sei, die betr. Scheune mit dem Schuppen vor sätzlich in Brand gesteckt zu haben, 2) ob er durch die Ausführung dieses Verbrechens weiterhin fahrlässig den Brand eines von Menschen bewohnten Gebäudes ver schuldet habe und 3) ob beide Handlungen als Be- standtheile ein und desselben strafbaren Unternehmens zu beurtheilen seien. Auf Antrag des BertheidigerS beschließt der Gerichtshof noch die Hinzufügung einer vierten Frage unter Id, . ob im Falle der Bejahung der Frage 1 mildernde Umstände zu bewilligen seien. Der Vertreter der kgl. Staatsanwaltschaft, Assessor vr. Klotsch, bittet die Geschworenen die Fragen 1, 2 und 3 zu bejahen, die Frage unter 1b dagegen mit Rücksicht auf die vom Angeklagten zu Tage gelegte große Frivolität zu verneinen. Der Vertheidiger, Rechtsanwalt Blüher, erklärt, daß der Vertheidigung in diesem Falle ein beschränktes Feld geboten sei. Auch er müsse bitten, die Fragen 1, 2 und 3 zu be jahen, und bezüglich der auf seinen Antrag hinzuge fügten Frage 1b, auf mildernde Umstände lautend, sei er nicht in der Lage, an die Geschworenen auf Bejahung Derselben einen Antrag zu richten, er habe den Geschworenen nach eigenem Ermessen nur die Möglichkeit einer milderen Beurtheilung geben wollen, die in Anbetracht der großen Jugend des Angeklagten und daß er ohne väterliche Erziehung ausgewachsen sei, immerhin nicht ausgeschlossen sei. Die Geschworenen bejahten die Fragen I, 2 und 3, verneinen dagegen die auf mildernde Umstände gerichtete Frage unter Ib. Das Urthetl lautet auf 4 Jahre Zuchthaus, 5 Jahre Ehrenrechtsverlust und Tragung der Kosten. Meißen. Der hies. Bahnhof wurde am 6. März, Abends, Der Schauplatz eine- glücklicher Weise ohne schlimmere Folgen verlaufenen Etsenbahnunfalles. Der 7 Uhr 42 Minuten hier einlaufende Lokalzug von Dresden konnte nicht rechtzeitig zum Halten gebracht werden; er fuhr etwa 30 Meter weiter über die den Abschluß des Ankunstsgeleises bildende Drehscheibe hinaus und schob hierbei einen hinter der Scheibe stehenden, als Postwagen benutzten Wagen dritter Klaffe, Prellbock und Mauer umrennend, auf die Straße. Daß die Passagiere bei dem Anprall tüchtig durcheinander geschüttelt wurden, läßt sich denken. Hätte der Zug noch mehr Gewalt gehabt, so konnten leicht an dieser sehr frequenten« Stelle Straßenpaffanten überfahren oder das jenseits der Straße stehende zwei stöckige Wehnertsche Haus eingerannt werden. Die Unfallstätte wird beständig von Hunderten Neugieriger umlagert. Der Unfall ist dadurch vorgekommen, daß die Carpenterdremse versagte. DieSbar. Wie man vernimmt, sind diesen Winter die Weinstöcke in manchen Gegenden, wie beispiels weise in der Lößnitz, vom Froste arg beschädigt worden; hierorts aber war bis jetzt glücklicher Weise bedeutender Schaden nicht wahrzunehmen, was sich wohl daraus erklärt, daß da- Thermometer nicht unter 18° L fiel und die Stöcke, welche hiev imHerbstsMlste«-. um- gelegt werden, mit einer Schneedecke genügend geschützt sind. Wenn es aber noch länger so fortgeht, wie die letztvergangenen Tage, daß tagsüber die Sonne den Schnee an den Gehängen wegthaut und es nacht tüchtig friert, so ist zu befürchten, daß auch hier der Wein noch leiden, zumal die Zeit nun da ist, daß der Saft sich regt und dadurch der Weinstock bedeutend empfindlicher gemacht wird. ColdiH. Nach einer vom hiesigen Stadtrach er lassenen amtlichen Bekanntmachung besteht hier nach den Beschlüssen der städtischen Kollegien die Absicht, ein Elektrizitätswerk für Beleuchtung und Kraft übertragung zu errichten. Da die gesummte Straßen beleuchtung in Zukunft durch das Elektrizitätswerk mit erfolgen soll, scheint das Unternehmen gesichert. Hohnstein. Gendarm Thon ist leider in der Nacht zum 6. März von einem schweren Unglück betroffen worden, indem derselbe auf seiner Heimkehr zwischen der Bergschänke und unserer Stadt auf dem glatten und abschüssigen Wege zum Stürzen kam, einen Schenkelbruch erlitt. Es war ihm rein unmöglich, sich wieder zu erheben. Seine Hilferufe blieben ungehört und so mußte der BedauernSwerthe von Abends 11 Uhr bis früh nach 5 Uhr bei einer Kälte von 1.4° hilflos liegen bleiben, bis endlich ein Geschirrführer ihn fand und seinen Heimtransport bewerkstelligen konnte. Zwickau. Die König!. Kreishauptmannschast hier hat eine Ministerialverordnung bekannt gegeben, wo nach ein Gesuch um Aufhebung der Schonzeit für wilde Kaninchen abgelehnt, die den AmtShauptmann- chaften rc. ertheilte Ermächtigung, den Jagdberechtigten aus Rücksichten auf die Land- und Forstwirthschaft das Schießen der wilden Kaninchen auch innerhalb der Schon- und Hegezeit zu gestatten, erweitert wird. Glauchau. Nachstehend ein Stück aus dem heutigen Geschäftsleben: Ein hiesiger Buchbinder er hielt von einem anderen Geschäftsmann den Auftrag, 1000 billige Albums, das Stück zu 65 Pf., zu liefern. Als er sie nun abliefern wollte, wurde ihm der Be- cheid, der Besteller könne sie nicht brauchen, weil die Lcken der Deckel abgerundet seien und nicht, wie sie ein sollten, spitz. Der Buchbinder erklärte nun, die Form der Ecken sei nicht vereinbart worden, aber er Uatte keine Zeugen und wurde abgewiesen. Alles Bitten um Abnahme der Albums war vergeblich; der Buchbinder suchte deshalb seine Albums natürlich wo anders los zu werden; aber selbst für den billigsten Preis konnte er sie nicht an den Mann bringen. Da endlich meldet sich ein Vermittler, der ihm das Stück