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Tageblatt. .... —- , - - Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter und der Stadträche zu Freiberg und Brand. ^«51. Erscheint jeden Wochentag früh S U. Inserate werden bi« Nachm. 3 Uhr für die nächste Nr. angenommen. —————- Montag, den 2. März Prei« vierteljährl. 20 Ngr. Inserate werden die gespaltene Zeile odet derm Raum M 5 Pf. berechnet. 18«8. —— Tagesgeschichte. Berlin, 27. Febr. Die Resultate der Volkszählung vom 3. December v. I. sind jetzt zusammengestellt. Die Bevölkerungs zunahme (am größten in den Regierungsbezirken Düsseldorf, Oppeln und in Berlin) ist eine viel schwächere, als in frühem Triennien. In einer ganzen Anzahl von Regierungsbezirken, als Kassel, Wies baden, Münster und Minden, hat sogar Abnahme der Bevölkerung stattgefunden. — Die Zündnadelgewehrausrüstung auch der preußisch-nord deutschen Landwehr und zwar in dem ganzen Umfange ihrer nenen Organisation, wird als bewirkt angegeben. Von den auswärtigen Staaten hat allein Frankreich mit dieser immensen Anstrengung gleichen Schritt gehalten, ja dieselbe eigentlich noch übertroffen, denn die Ausrüstung der gejammten activen französischen Armee mit den Chassepotgewehren wird als so weit vorgeschritten bezeichnet, daß dem vollständigen Abschlusse dafür bereits Mitte Sommer dieses Jahres entgegen gesehen werden kann. In allen andern Staaten ist dagegen die Bewaffnung mit neuen Hinterladuugs- waffen noch kaum über das Anfangs- und Vorbereitungsstadium vorgeschritten. (M. Z.) — Der Abschluß der handelspolitischen Verhandlungen mit Oesterreich steht nahe bevor. Der Vertrag wird möglicher Weise vor der Unterzeichnung dem Zoll-Bundesrath vorgelegt, dort aber voraussichtlich nur eine kurze Berathung veranlassen. Schlesien. Die Lungenseuche ist auch in Wilkau, Kreis Schweid nitz, ausgebrochen. — Schwarzburg - Rudolstadt war das glückliche Land, das keine Steuern hatte. Die neueste Zeit hat auch dieses Fleckchen deutscher Erde aus seinem paradiesischen Zustande gerissen, und dnrch eine außerordentliche Grundsteuer sind die guten Rudolstädter ebenbürtige Söhne des Vaterlandes geworden. Anhalt. Der Herzog hat auf die Eingabe des Landtags wegen Verminderung des Wildstaudes ablehnend geantwortet. Wien. Der „Oester. Corr." zufolge verlautet aus Rom, daß die Commission, welche die vom Grafen Crivelli vorgelegten Grund züge zur Revision des Concordates prüfen soll, ihre Arbeiten be gonnen hat. Cardinal Antonelli, der sein tiefes Bedauern über die Eröffnungen des Grafen Crivelli ausgesprochen, diese Prüfung aber gleichzeitig zugesagt hat, soll die Instruction für die Commis sion persönlich ausgearbeitet haben. — In der letzten Sitzung des Abgeordnetenhauses brachte der Ministerpräsident eine Vorlage, betreffend die Aufhebung des Staatsraths ein. Der Justizminister legte einen Gesetzentwurf vor über die Disciplinarbehandlung und Beeidigung der richterlichen Beamten. — Wie das Fremdenblatt mittheilt, ist laut Allerhöchster Ent schließung der Friedensstand der Kavallerie aus 98 Mann pro Eskadron herabgesetzt. Ebenso wird der Compagniestand der Pio nier- und Genieregimenter eine Reduction erfahren. Weitere nam hafte Ersparungen sollen im Militärbudget vorgesehen werden. Aus Paris vom 25. Febr. schreibt man über die Physiognomie des Jahrestags der Revolution von 1848: Der 24. Febr. wurde von den Parisern im Ganzen im stillen Kämmerlein begangen; einzelne Blätter brachten Rückblicke und Vergleiche zwischen Sonst und Jetzt; einzelne Familienbankets wurden gegeben; in einigen Stadttheilen war die Polizeimannschaft verstärkt worden, im Ganzen jedoch zeigte sich keine Spur von äußerer Aufregung. Die Sprache der Blätter war gestern eher vorsichtig als ungestüm. Die Debatte über das Preßgesetz hat die Gemüther stark gereizt, auf der Ober fläche aber macht man leidliche Miene zum schlimmen Spiele. Nur die gestrige Kammersitzung gehörte zu denjenigen, über welche man einen Schleier werfen muß. Sie war eine der bewegtesten der neuern Zeit. Der Scandal war ein so furchtbarer, wie ihn viel leicht nie eine Kammer gesehen hat. Die Linke und die Zuhörer waren außer sich. Was die Majoritätsmitglieder anbelangt, die sich in der Mitte des Saales befanden und über die plötzlich die ganze Wuth der Linken und des Publikums hereinbrach, so erbleichten dieselben sichtlich, und als unter den vielen Rüfen, die von allen Seiten ertönten, auch das „Vive la räpublioue!" und bloss somme« «u 24 Isvrier; uv I'vublivr pas!" („Es ist heute dev 24. Febr.; vergessen Sie das nicht!") laut wurde, verstummten die Majoritätsmitglieder und machten sich, augenscheinlich von panischem Schrecken ergriffen, aus dem Staube. Die ganze Scene hatte übrigens auch einen ergreifenden Charakter. Die Aufregung,- die infolge dessen in Paris herrscht, ist im Zunehmen begriffen und die äußerliche Ruhe, die am gestrigen Tage bewahrt wurde, ist heute durch allerhand Demonstrationen gestört worden. Paris selbst hat ein ^gewöhnlich belebtes Aussehen. Alles ist aus den Beinen, und man sieht besonders eine ungeheuere Anzahl von Blusenmännern. — 26. Febr. Der „Constitutionnel" bringt günstige Nach richten über den in Algerien herrschenden Nothstand. Wie es scheint, war derselbe in Marokko und Tunis noch weit stärker, als in dem französischen Afrika, geht jedoch glücklicher Weise jetzt allgemein sei nem Ende entgegen. Dank dem eingetretenen Regen wächst das Gras wieder. Die Heerden bilden sich wieder und liefern durch die Milch ein wesentliches Nahrungsmittel. Auch bietet die nächste Ernte die günstigsten Aussichten dar, wobei nicht übersehen werden darf, daß diese Ernte in Nordafrika gewöhnlich um zwei volle Mo nate früher eintritt, als in Frankreich. . — 28. Febr. Der heutige „Moniteur" meldet, daß infolge der Aenderung des mecklenburgschen Handelsvertrags Baumwollen gewebe (leichte, undichte, gebleicht und appretirt) 200 Francs pro 1M Kilo zahlen. Türkei. Die Truppen an der Donau werden verstärkt. Omer Pascha ist dorthin abgegangen. ' Salonichi, 25. Jan. Im Dorfe Niaghusta, welches eine Ge jammtbevölkerung von 5000 Seelen und darunter nur 400 Musel männer zählt, hatte kürzlich die christliche Rajah durch großherr lichen Ferman die Bewilligung erhalten, ihre Kirche mit einer Glocke zu versehen, deren feierliche Einweihung am Neujahrstage a. St. vorgenommen werden sollte. Zur Verhinderung dieses Vor habens rotteten sich die dortigen fanatischen Muselmänner unter Zuzug aus benachbarten Ortschaften bewaffnet zusammen, drangen in die Kirche ein, warfen die Glocke herab und zerschlugen sie. Dieser Provanation und Gewaltthat gegenüber verhielten sich die griechischen Ortsbewohner ruhig, unterließen jeve Widerstandsleistung und begnügten sich, an den hiesigen Vali Akif Pascha eine Depu tation mit einer Beschwerde zu entsenden. Der Generalgouverneur sicherte derselben auch eine exemplarische Bestrafung der Rädels führer und Theilnehmer dieser Kirchenschändung zu. Es wurden demnach bereits zwanzig Haupträdelsführer eingezogen und unter Escorte nach Salonichi in Hast gebracht. Unter denselben befindet sich auch der Anstifter und Leiter Murad Bei. Auch ist über Ver anlassung des Generalgouverneurs die Ausbesserung des beschädigten Kirchthurmes, die Herbeischaffung und Aufziehung einer neuen Glocke auf Kosten der ottomanischen Regierung, die ihren Regreß wieder an den Frevlern nehmen wird, verfügt und das erste feierliche Ge läute sogar durch die zur militärischen Assistenz dieser kirchlichen Feier von Salonichi nach Niaghusta entsendeten türkischen Zapties unter großem Zulaufe der Landbevölkerung factisch vorgenommen worden. Mir diesem Acte wurde dem Principe der Gleichberechti gung der im osmanischen Reiche anerkannten Confessionen wenigstens in diesem Falle gebührende Rechnung getragen und volle Geltung verschafft.,,i ,- . - -- - - - -u"