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LrMlnnMer UMsfrettO Tage- und Lmlsksalt für die Gcrichtsämter und Stadttäthe Grünham, Johanngeorgenstadt, Schwarzenberg, Wildenfels, Am, Elterlein, Hartenstein, Lößnitz, Nenstädtel und Zwönitz. 115. ^""'»',7«°°".^ > Sonnabend, den A>. Mai. MS- -Preis vierteljährttch lt R»r. — Juserateu-Autwhme für die am Abend erscheinende Nummer bis Vormittags 11 Uhr. Berthold. Oeffentliche Verwarnung. Nachdem im hiesigen Orte die Unsitte, daß junge, meist dem Fabrikarbeiterstande angehörige, Leute beiderlei Geschlecht« unter ungebührlich lautem Schreien und Toben und allerhand Unfug verübend in den Abendstunden bi« hinein in die sinkende Nacht gassenbreit die Straßen hiesiger Stadt, namentlich die sogenannte Eibenstocker-Schneeberger- und Carlsbader-Straße durchziehen, wobei sich Lehrlinge und kaum erst der Schule entwachsene Kinder durch" Un gezogenheit und Rohheit ganz besonders Hervorthun, so wird dieses nächtliche Auf- und Abstrcichen in den Straßen, sowie jeder andere Straßenunfug in der gerügten Richtung, wodurch nicht nur die Passanten, sondern auch die Anwohner der Straßen im höchsten Grade belästigt und überhaupt mannichfache Störungen der nächtliche» Ruhe und andere Unziemlichkeiten herbeigeführt werden, hiermit bei sofortiger Arretur für jeden Zuwiderhandlungsfall mit dem Bemerken, daß eventuell der bei einem solchen Straßenunfug Bettoffene mit seiner Ausrede, daß er unschuldig, dafern er nicht sofort den wahren Thä- ter glaubhaft nachzuweisen vermag, nicht tzehört werden soll, auk das Strengste untersagt. Die Polizeiorgane sind gehörig insttuirt. Die unterzeichnete Behörde erwartet übrigen- von den Meistern und Dienstherrschaften, daß sie ihre Lehr linge und beziehentlich Gesellen, sowie Dienstleute auf gegenwärtige Verwarnung Hinweisen und allenthalben admoniren werden. Johanngeorgenstadt, am 11. Mai 1865. Das Königl. Sachs. Gerichtsamt das. In JmrrimSverwaltung: Säubert. Tagesgeschichte. Eine Stimme a«S Schleswig-Holstein. * I Schleswig-Allstem, das Millionen- und abermillionenmal genannte, kann leider Gatt! nicht zu seinem Rechte gelangen und preußische Einflüsse, Win kelzüge und Hetzereien thun fort und fort das ihre, daß die Herzogthümer noch recht lange nicht erreichen, was sie bedürfe», um winlich glücklich zu sein. Im „DreSd. Journ." hat sich jetzt eine Stimme aus Schleswig-Holstein vernehmen lasten, die uns möglichst klare Aufschlüsse über die gegenwärtige Stimmung, über die verschiedenen Parteien rc. in den Herzogthümeru gibt. Da der Aufsatz de« Interessanten sehr viel bietet, so stehen wir nicht an, denselben unseren Lesern mitzuthcilen. Seines Umfanges halber sind wir aber genöthigt, ihn in zwei Theile zu theilen. Die zweite Hälfte wird unsere morgende Nr. bringen. „Manches vom dem, was uns Noth thut," sagt die Stimme aus Schles wig-Holstein im Dr. Journ., „was geschehen mußte, sollte das Land nicht den heillosesten Zuständen verfallen, ist geschehen und hat bereits feste Gestalt gewonnen; in der Hauptsache aber sind wir, Gott sei cs geklagt, doch noch immer auf dem alten Flecke. Bon einer durch die augenblicklich herrschenden Zustände irgendwie gewährten Befriedigung ist denn auch durchaus keine Rede; einzelne unsrer Staatsbürger mögen sich wohl und behaglich fühlen, das Ganze aber leidet und leidet schwer und schmerzlich. Wie auch sollte es anders sein? Sind wir doch nichts Anderes, als der recht- und willenlose Spielball der unberechnenbaren Lannen eines Politikers. Wer nicht alles Selbst- und Ehr gefühls bar ist, der empört sich mit seinem ganzen bessern Ich gegen die schmachvolle Stellung, in welche man uns Schritt vor Schritt hineingedrängt, der bäumt sich mit seinem ganzen Stolz gegen die maßlosen Zumuthungen, die da« specifische Preußenthum angeblich im allgemein deutsche» Interesse an uns zu erheben sich gemüßigt sieht. Könnten und dürften Herzenswünsche maßgebend sein, ich wette darauf, «och nicht hundert Menschen im ganzen Lande gäben ihre Einwilligung auch nur zu irgend welcher Form des Anschlus ses an Preußen; nur nachdem das Gefühl förmlich todtgeschlagen, läßt sich der Verstand darauf ein, allenfalls insoweit einer Form des Anschlusses, als durch die bekannten Berliner Punctationen (zu deutsch: Feststellungen, Bestim mungen) festgestellt, sich zustimmig zu erklären. So sehr ist eS wahr, daß, was Preußen im vorigen Jahre hier erobert, die Preußen seitdem wieder ver loren haben; die Leute sind zum Propagandamachen und Shmpathieerwecken wahrhaftig nicht gemacht, man muß, um an dem preußischen Wesen Gefallen zu finden, schwarzweiß geboren, oder doch wenigstens ganz anders organisirt sein, als wir SchleSwig-Holsteiner eS nun einmal sind. Würde das Land heute oder morgen Gelegenheit bekommen, sich über seine Wünsche auszusprechen, gleichviel durch welches Organ, d. h. durch eine Volksvertretung nach diesem oder jenem Wahlmodus zusammenberufen, so glaube ich behaupten zu dürfen, daß der Ausdruck dieser Wünsche mit dem durch die letzte Versammlung der Abgesandten der SchleSwig-Holstein-Dereine festgestellten Programm eine ganz gewaltige Aehnlichkeit haben, daß dagegen von irgend welchem auch noch so geringfügigem Erfolg der offenen und der verschämten Annexionisten nicht« zu benierken sein würde. Ich bin selbst niemals Mitglied eine« SchleSwig-Holstein-Berein« gewe sen, habe auch gar manche« Mal gegen da« Treiben und die Beschlüsse die ser Vereine etwas einzuwenden gehabt, e« ist deshalb an und für sich nicht verdächtig, wenn ich dem oben erwähnten letzten Beschlusse derselben eine solche Wichtigkeit beimeste, daß ich gewissermaßen die Meinung de» ganzen Landes darin ausgedrückt finde; ich glaube vielmehr, gerade weil ich außerhalb der SchleSwig-Holstein-Vereine mich befinde, auch in keine der Parteiverbindungen, sie mögen heißen wie sie wollen, mich habe hineinmanövriren lassen, zu einem ruhiger», objectivern Urtheil befähigt zu sein, und diese« mein Urtheil geht einstweilen dahin, daß e« außer den Scheel-Plessenianern und den ausgesproche nen sogenannten „Nattonalen" nur eine äußerst geringe Zahl von überall in Bettacht kommenden Leuten im Lande giebt, die sich versucht fühteu könnte», einem enger» Anschluß als jenem durch die Berliner Verabredungen resp. durch die Rendsburger Beschlüsse vereinbarten, das Wort zu reden. Die Scheel-Plessen'sche Partei verfügt außer den ausdrücklich ihrem Programme (das eigentlich auch gar nicht einmal ein wirkliches Programm war) Beiae- tretcncn über keine weitern Kräfte, was ja auch nicht so sehr verwunderlich ist, da außer Herrn v. Bismarck Niemand in diesen Herren die erleuchteten Vertreter des Landes, die bewährten Patrioten u. s. w. zu erblicken vermag; die sogenannten „Nattonalen", die eigentlich von Rechtswegen ganz ander« benamst sein müßten, haben durch das mit so vieler Einphase vorher verkün dete Gewicht ihrer — 38 — Namen die Bevölkerung ebenso wenig aus dem Gleichgewicht gebracht; trotz ihrer wiederholten, jetzt auch von preußischer Seite officiell bestätigten Behauptung, sie seien der Kern der Intelligenz des Lande«, glaubt es ihnen hier doch Niemand so recht, und kommt es zu den Wahlen, gleichviel auf welcher Grundlage — breit, breiter oder am breitesten — da fürchte ich für die 38 Herren, daß sie trotz aller Anstrengungen, trotz aller Empfehlungen von außen her, in den Saal der Volksvertreter nicht gelangen werden. Bei einer Bevölkerung von rund 1 Million bleibt aber nach Abzug dieser beiden Sorten von Secessionisten und gleichfalls nach Abzug zweier andern Abarten, nämlich die unverbesserlichen Dänenfreunde im- Amte HaderSleben, in Flensburg und im Sundewitt, deren Anzahl keine angsterregend große ist und der überall vorhandenen Theilnahmlosen, die gewiß ein recht ansehnliches Häufchen ausmachen, noch immer eitle ganz erkleckliche Anzahl von Leuten übrig ; und diese — ich nenne sie die wirk lichen Schleswig-Holsteiner, Andere nennen sie, weil eS so am bequemsten ist, Particularisten — werden, man möge nun wählen nach welchem ModuS man wolle, stets den Ausschlag geben. ES ist damit gerade so wie in Preußen selbst; seit Jahren nun schon, sprechen dort die höchsten Kreise und die Presse um die Wette von der irre geleiteten Masse, die nothwendigerweise auf de» bessern Weg geleitet werden müsse; Alles, was nur möglich war, geschah, um diese Besserung auzubahnen, und trotzdem will die Zahl der Besonnenen nicht zunehmen, die Zahl der Ir regeleiteten nicht geringer und nicht gefügiger werden. Deutschland Preußen. Der König v. Preußen befand sich bekanntlich in den Ta gen des 14. 15. und 16 Mai in den Rheinprovinzen, um in Aachen und Köln der Jubelfeier ivegen der Bereinigung der Rheinprovinz mit Preußen beizuwohne». Bei dieser Gelegenheit haben denn auch mehre Zeitungen da« Befitzergreifungspatent Friedrich Wilhelm'« I». wieder abgrdrukt. In die- sem Patente ist aber gewiß folgender Abschnitt, wenn man dabei an den je tzigen mehrjährigen Streit zwischen Regierung und Abgeordnetenhaus wegen der