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4 M. 259 Dienstag, am 6. November 1934 100. Jahrgang Aetteste Zeitung des Bezirks Dieses Malt enthält dl« amtlichen Bekanntmachungen der Amtthanptmannfchaft. des SladtralS and des Finanzamts DkppoldiSwalde Anzeigenpreis: Die 4S Millimeter b««A» Mlllimeterzelle 8 Rpfa.; im Terttell dl« SS Millimeter breit« Mmimelerzelle 18 Npfg. Anzeigenschluß 10 Ahr norm. WeifzeritzZeilung Tageszeitung unö Anzeiger für Dippolöiswalöe, Schmiedeberg u. U. - Bezugspreis: Für einen Monat 2.— AM - mit Zukragen: einzelne Nummer 10 Apfg. - :: Gemeinde-Berbands-Mrokonto Nr. 3 :: - Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 4Ü3 - Postscheckkonto Dresden 125 48 ! Seitliches uN SächKsches England zur Saarfrage Dippoldiswalde. Rasch ist bei südlichen Winden das Wel ker wieder umgeschlagcn. Es ist wesentlich wärmer geworden, am Morgen zeigte das Thermomeker schon 4- g Grad, und der Schnee ist wieder weggeschmolzen. Für die Bauarbeiken, die bei uns noch getätigt werden, ist das von grossem Vorteil. DaS Blankesche Wohnhaus zwischen Rabcnauer Straße und Heide weg muh noch «ungedeckt werden, bevor es ganz Winter wird, und auch der Kirchturm soll doch noch abgerüslet werden. Heute vormittag hat man damit begonnen, die Rahmen für die Ziffer blätter anzubringen. Dann dürften auch diese selbst bald kom men und die Uhr eingebaut werden. Inzwischen wird dann auch das Neudeckcn des Seitenkurmes beendet sein und das Abrösten kann beginnen. Auf der Altenberger Slrahe ist seit Heuke früh die Dampfwalze tätig, um das Packlager festzuwalzen und an die Armierungsarbeiten an der Sonnenbrücke wird letzte Hand an gelegt. Man hofft, heute noch mit den Betonierungsarbeiten beginnen-zu können. Dippoldiswalde. Wie der Kirmes - Sonntag In all den Jah- rem, ja Jahrzehnten daher am Abend ein Gesangskonzert des Männergesangvereins brachte, so war es stets Brauch, dah am Kirmes-HUontag in der „Aeichskrone" ein Instrumental- konzerk geboten wurde. Früher waren es Militärkonzerte, später sahen wir andere Kapellen bei uns. Diesmal hatte es Musikdirektor Jahn unternommen, mit -er neugebildeten Orts musikerschaft zum Konzert und nachfolgend Tanz aufzuspielen. Er wurde freilich schlecht dafür belohnt. Die Besucherzahl war recht schwach. Es hätte noch mancher das neue Unternehmen unterstützen können. Was die 15 Mann starke Kapelle bot, war hervorragend, und das gibt die Hossnung, daß wieder mehr als bisher die Musik in unserer Stadt gepflegt werden wird, -aß man heimische Musiker den ausvärtigen voranstellt. Der Lzar- -as für Violine, ein Solo von Musiker Zchsching, war «Ine sehr feine Leistung, ebenso auch die beiden Streichquartette. Im zwei ten Teile gefiel besonders -as Tylophonsolo Richters. Dieses Instrument hat es in sich, -ie Herzen -er Hörer zu gewinnen. Auch hier, zumal sich Richter auch als Meister zeigte. Bedauert wurde nur, -aß eS zu kurz war. Zum folgenden Tanz stellte sich dann noch mancher ein, der bis dahin vielleicht anderweit abge halten war. Wer da noch kam, bereute es ebenfalls nicht; denn unermüdlich spielte, fast ohne Pause, -ie Kapelle auf, nicht nur neue und neueste Schlager, -ie dem jungen Volk gefielen, auch Walzer un- Rheinländer für -ie Alten. So wurde es ein recht schöner KirmeSmontag - Abend, bei dem nicht nur die Besucher, sondern zuletzt auch noch -Ie Musikerschaft auf ihre Kosten kam. Dippoldiswalde. Es ist eine lange Zeit verstrichen, seit der Krieger-Verein zu einer Mitglieder-Versammlung gerufen hat. Für gestern war nun wieder einmal Einladung nach dem „Goldenen Stern" ergangen. Die Folge dieser langen Pause wirkte sich recht günstig in einem starken Besuche aus. Kamerad Vereinsführer Winkler begrüßte insbesondere Bezirks führer Kamerad Heil und die Ehrengäste und gedachte der beiden Heimgegangenen Kameraden Georg Eönnert und Mar Schubert. Die Anwesenden erhoben sich von den Plätzen. Kamerad Vereinsführer teilte sodann mit, dah er ursprüng lich die Versammlung für das Neformationsfest vorgesehen hotte, wegen der kirchlichen Feier aber zurückgetreten sei. Auf Führeranordnungen eingehend, gab er bekaunt, daß entgegen früherer Anordnung Mitglieder der SAR ll wieder volle Mtgliedsbeiträge bei der NSDAP, NSV und DAF zu be zahlen haben. Hierbei wurde auch mitgeteilt, daß der monat liche Dereinsbeitrag von 60 Pfennig ftüher, jetzt auf 70 Pfennig, einschließlich Beitrag für Oberste SA-Führung be trägt. Da die Ansprüche an die Kasse jetzt ziemlich hoch sind, ist der Zeitungsbezug von 276 auf ISO Stück reduziert worden, so daß die Ausgaben nun 45 statt 148 RM. betragen. Ge wünscht wird von den Mitgliedern, daß sie neben der Haken- kreuzflagge auch die Kyfshäuserflagge zeigen. Am WHW wird sich auch der hiesige Kricgerverein gleich den anderen Bruder vereinen betätigen. An 50 v. H. sind so schon aktiv dafür tätig. Nach einer weiteren Anordnung können Mitgliedsbei- träge nicht mehr erlassen werden, es müssen für solche Kame raden, die den Beitrag nicht leisten können, Patenschaften ge sucht werden, wosür auch geworben wurde. Nach Ausgabe von Mitgliedsausweisen, die gleich den SAR II-Ausweisen gut und sicher aufgehoben werden müssen, da sie als bedeu tungsvolle Ausweise anzusehen sind (ihr Abhandenkommen mutz sofort gemeldet werden) wurde der nächste Punkt „Ehren- krruzanträge" behandelt. Kamerad Vereinssührer gab die ein schlägigen Bestimmungen bekannt nnd teilte dabei auch mit, das, bei der Amtshauptmannschast bis jetzt rund 0000 Anträge vorliegen, wovon etwa l 500 erledigt sind. Zu weiteren Aus künften wegen Anträgen aus Ehrenkreuze sind sowohl der Ver einssührer wie auch Inspektor Zetzsche bereit. Der Verein hat seit der Weihnachtsfeier kein Vergnügen wieder abgehaltrn. Es ist nun als Stiftungsfest am l. Dezember ein Kameradschasts- abend in großem Rahmen geplant. Kamerad Heerklotz ent wickelte auch einen großzügigen Plan, nämlich eine Hundert schaft der Dresdner Polizei mit der Polizeikapelle hierher zu holen und im Schützenhause durch die Kapelle Konzert und Ball spielen zu lassen, während von der Hundertschaft spart- liche, turnerische und humoristische sowie bodengymnastische Vorführungen, zuletzt ein vaterländisches Spiel geboten werden sollen. Die Versammlung hielt in der Mehrzahl diesen Vor schlag für gut und erhoffte dadurch auch eine gute Werbung für den Verein. Um die Finanzierung zu gewährleisten, wurde auf Vorschlag von Stadtrat Schwind beschlossen, von den Anwesenden sogleich 50 Pfg. als Eintritt zu erheben. Dieser Plan galt damit al» angenommen und der Dereinsführer samt Beirat erwarten nun am l. Dezember auch eine ent sprechend große Beteiligung. Das Kleinkaliberschießen, das im Sommer recht gepflegt wurde, wird jetzt al» Gesellschaftsschieben, Montags ab 8 Uhr im Schützenhause weitergesührt. Einige Kameraden haben sich Ehrennadeln erschossen. Der Vereins- führer konnte solche aushändigen an die Kameraden Ruhsam <158 Ringe) und Weber (157 Ringe) die goldene, Hönig (135 Ringe) und Ernst Klemm (139 Ringe) die silberne und Nath (123 Ringe) die bronzene Nadel. Er hob dabei hervor, daß durch die rege Antellnahme einiger Kameraden es möglich war, die selbstanzeigende Scheide für 400 Mark, eine Kopf scheibe und vier Gewehre zu beschaffen. Der Bezirksschützen- wart Kurt Marchi beglückwünschte die Ausgezeichneten und dankte ihnen, insbesondere Kamerad Weber für die Unter stützung, die sie ihm jederzeit zu teil werden ließen. Nachdem - dann noch einige, den Schützenzug betr. Angelegenheiten und einige Kaisenangelegenheiten erledigt worden waren, wurde die Versammlung mit einem dreifachen Sieg-Heil auf den Führer geschlossen. — Wie wir von zuverlässiger Seite hören, hat der Auf sichtsrat der „Versicherungsanstalt der sächsischen Ge werbekammern A.-G. in Dresden" in seiner letzten Sitzung beschlossen. Vom 1. Januar 1935 ab ihren Hypotheken Zins fuß von 51/2 o/g auf 5«/o einschließlich Verw.-Kostenbeitrag zu senken. Dieses freiwillige Entgegenkommen dem tzypotheken- schuldner gegenüber trägt zweifellos zu der notwendigen Ent lastung am Kapitalmarkt bei. Gleichzeitig wurde beschlossen, dem Winierhilfswerk für da» Geschästsgebiet der Anstalt ins gesamt I2000RM. zur Verfügung stellen. .n........ Dezember-Abzeichen für da» WHW. entsteht lm Erz gebirge. Drei geschmackvolle Entwürfe der Staatlichen Spiel-! warenfachsckule Seiften lm Erzgebirge — Weihnachtsmann,! Llchterengel, Christbaum — haben die Billigung de» Reichs-! propaganoamilristers Dr. Goebbels als Monatsabzeichen de»! Winterhilfswerkes für Dezember gesunden. Dies« drei ty pisch erzaebtraischen Figuren werden außer dm, gemein nützigen Zweck, für den sie bestimmt sind, zugleich auch eine Werbung für di« «rzgebirgisch« Volkskunst erfüllen. Der Auf trag wurde in einer Gesamtauflage von ö Millionen Stück an das gesamte erzgebirgisch« Svielwarengebiet vergeben. Es kommen demnach kür dies« Arbeitsbeschaffung der un tere Bezirk — Grünhainichen mit Umgebung, Olberhau und die Nachbargemeinden — und der ober« Bezirk — Seiften un- da» SvielzeuKand um den Schwartenberg — In Be tracht. Ueberall wird schon fleißig gearbeitet. Auch ber kleinst« Betrieb wurde erfaßt. Insgesamt werden für das Dezemberabzeichen acht Millionen Stück gebraucht. Die restlichen drei Millionen werden iin anderen deutschen heim-! arbeitsgebieten hergestellt. ! )oknsdaeft. Am Sonnabend nachmittag glitt die im Niederdorf wohnende, lm 70. Lebensjahre stehende Frau verw. Krumpolt, als sie zu ihrer Tochter gehen wollte, auf der durch Schnee glatten Straße aus und brach sich den linken Unter arm. Dr. Tribukait—Glashütte leistete die erste Hilfe, noch am Abend mußte sie in das Heidenauer Krankenhaus zur weiteren Behandlung gebracht werden. Wurzen. Personenwagenentgleist. Von dem fahrplanmäßigen Zug Beucha—Trebien—Pauschwitz sprang auf der Strecke Seelingstädt—Pauschwitz der mittlere Wa- i gen aus den Schienen und wurde ein ganzes Stück mitge- ! schleift, bevor es gelang, den Zug zum Halten zu bringen. Oie Fahrgäste, von denen niemand verletzt wurde, mußten den Weg nach Pauschwitz zu Fuß antreten. ! Wette» für morgen Nach Südwest bis West drehend« Winde, auskommende Bewölkung und strichweise auch Regen. Vorübergehend etwa» kühler. . Der Staatssekretär des Aeußeren, Sir John Simon, wurde im Unterhaus gefragt, ob er eine Erklärung über die ! Frage der Aufrechterhaltung der Ordnung im Saarbecken j abgeben könne. Simon antwortete: Die Verantwortung für die Aufrechterhaltung der Ord nung im Saarbecken liegt bei der Rcgierungskommission des Saargebietes. Eine Lage, in der sich die Regierungskommission des Saargebietes unfähig sieht, die Ordnung aufrechtzuerhalten, dürfte nicht eintreten und wird, so hoffe ich zuversichtlich, niemals elnlreten. Schon im Jahre 1926 teilte die Negierungskommission des Saargebietes dem Völkerbundsrat mit, daß sie berechtigt sei, im Falle absoluter Notwendigkeit auf Truppen außer halb des Gebietes, aber in der Nachbarschaft der Gebiets grenzen zurückzugreifen, um die Ordnung aufrechtzuerhalten. Der Völkerbundsrat hat diesen Bericht der Kommission am 8. März 1926 zur Kenntnis genommen. Das Unterhaus kann hieraus ersehen, daß die Verwen dung britischer Truppen niemals in Frage gekommen ist, und nicht» derartige» Ist unsererseits in Aussicht genommen. Gewisse französische Vorkehrungen in dem Teil Frankreichs, der an da» Saargebiet im Westen grenzt, sind reine Vor sichtsmaßnahmen. Der deutsche Botschafter hat mir die in der Presse ver öffentlichten Nachrichten vestätigt, wonach die deutschen Re gierungsbehörden in einem Befehl an die SA- und SS-For- mationen auf der deutschen Seite der Saargrenze für ein Gebiet, das einen Gürtel von 25 Meilen Breite bildet, das Tragen von Uniformen, die Abhaltung von Aufmärschen und Kundgebungen sowie Ansammlungen jeder Art für die Zeit der Abstimmung verboten haben. Gleichzeitig haben sie feierlich versichert, daß die Gefahr eines Eindringens in das Saargebiet nicht bestehe. Ich habe sowohl Herrn von Hoesch als auch dem französischen Botschafter die Befriedi gung der britischen Regierung über diese Mitteilung zum Ausdruck gebracht. Vom französischen Botschafter habe ich die Zusicherung erhalten, daß die französischen Vorkehrungen reine Vorsichtsmaßnahmen darstellen, wie dies bereits ange deutet worden ist. Unter diesen Umständen dürfen wir er warten, daß die Abstimmung bei angemessener Zurückhal tung auf allen Seiten am 13. Januar ordnungsgemäß durch geführt werden wird. Zu diesen Ausführungen des englischen Staatssekretärs ist folgendes zu bemerken: Es wäre bedauerlich, wenn aus den Worten Sir John Simons herauszulesen wäre, als habe es erst der Maßnahme des Reichskommissars für das Saargebiet, Bürckel, bedurft, um die Gefahr von deutscher Seite her drohender Unruhen zu beseitigen. Ls muß mit allem Nachdruck daran erinnert werden, daß eine derartige Gefahr nicht bestanden hat, daß wieder hol» die Innehaltung strengster Zucht innerhalb und außer halb des Saargeblete» von maßgebenden Stellen angeord net und befolgt worden ist. Wenn jetzt noch ergänzende, ins einzelne gehende An ordnungen erlassen worden sind, so geschah das, um ange sichts der von französischer Seite getroffenen militärischen Maßnahmen, die geeignet waren, die Saarbeoölkerung in tiefgehende Beunruhigung und Erregung zu versetzen, nichts zu versäumen. Auf der anderen Seite geht aber gerade aus den Worten Simons „bei angemessener Zurückhaltung auf allen Seiten" hervor, daß auch für die übrigen Stellen man ches zu tun noch übrigbleibt. Die Aufrechterhaltung der Ordnung des Saargebietes, die Sir John Simon als einen Erfolg der Regierungskommission hinstellte, ist in erster Linie ein Verdienst der deutschen Bevölkerung selbst, die allen Herausforderungen zum Trotz mustergültige Disziplin bewahrt hat. Solche Provokationen, die von den ihr Asyl recht mißbrauchenden Emigranten heroorgerufen werden, abzustellen, ist Sache der Regierungskommission und der jenigen französischen Stellen, oie sie immer wieder ermun tern. Man wird also erwarten dürfen, daß der englische Staatssekretär nach den weitgehenden Vorleistungen auf deutscher Seite nunmehr seinen Einfluß dahin gebraucht, baß auch von feiten Frankreichs und der Saarregierung ent sprechende Maßnahmen nachgeholt werden. Was die juristischen Ausführungen des englischen Staatssekretärs anlangt, so muß noch einmal mit allem Nachdruck darauf hingewiesen werden, daß die Beschlüsse des Lölkerbundsrates vom März 1826, die ohne Mitwirkung veutschlands zustandeaekommen sind, Sinn und Zweck ver- ioren haben, seitdem das Rheinland geräumt ist. Darüber >inaus muß aber mit allem Nachdruck darauf hingewiesen werden, daß es ungeheuerlich wäre, wenn jetzt, während der ilbstimmunasperiode, das Saargebiet unter die Bajonette >iner interessierten Partei, d. h, Frankreichs, gestellt würde. Lin solches Vorgehen könnte weder von der Regierungs kommission noch von dem Dölkerbundsrat angeordnet oder »erantwortet werden, weil dies in krassem Widerspruch zu dem vertraglich verbürgten Recht auf freie und unbeein flußte Abstimmung stehen würde.