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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.06.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-06-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188606164
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860616
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860616
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-06
- Tag 1886-06-16
-
Monat
1886-06
-
Jahr
1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.06.1886
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lr>fchO<«t frth «'/. Uhr. »»t Lr»e»M»» Johanaesgasse 8. Sprechstunden der Xeduür»». Vormittag- 10—12 Uhr. Nachmittag- 5—S Uhr. -che X» «XP»« r»,ki-»d«rr ««uchoNM, »4« -ch dt» N«s»ciu» »icht »<t* *i»»dch. R»chD>e per sfltk dich >LGDffchIi-U8« «»«»er p«ftt»«te» J»ler«te «» rS«chr»ta«e» dt« 8 Ldr N«ch»tttchG«. aaGo,»-»«» Fe«t«,»»MH dt«'/.» Sr. 3» de» FUiule» für I,s.-L»«ch»e-. Ott« Ute«». Uaiverfitättftroße 1. L«»t« Lßsche, Kathanaeaftr. 23.». «ur dt« '/,» Uhr. MiWger.Tagtblalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgrschichte, Handels- und Geslhästsverkehr. Auflage L»,«SO. Ädonnnnenlsprcis vierlelj. 4'/, Mk. inkl. Briagerloha 5 Mk., durch dir Post bezogen 6 Mk. Jede einzelae Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren sür Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt) ohne Postbesörderung 50 Mk. mit Postbesörderung 60 Mk. Inserate ögespaltcne Petitzelle 20 Ps. Größere Schriften laut »ns. Preisverzeichniß. Tabellarischer u.Zifsernsatz nach Höhen» Taris. Neclamrn unter dem Redactionsstrich die Sgespall. ZeileSOPf., vor den Familiennachrichleu die «gespaltene Zeile 40 Ps. Inserate sind stets an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pruenmneranllo oder durch Post- nachuahine. ZI«?. Mittwoch den 16. Juni 1886. 8V. Jahrgang. der Amtlicher Theil. Vtlimtihaichml-. Weyen der Einlegung de« zweiten Pferdebahugrleise« auf Linie Plagwitz-Neuschönefelo wird die Lanchaer GtraGe auf der Strecke von der Garten- bi- zur Schkltzenstraße »o» Don»rr«tag de» 17. d. Mt«, ab. und alSbann. dem Fortschritten der Arbeiten entsprechend, die Wtntergartenstra-e sür allen ««befugte» Fährverkehr gesperrt. Leipzig, 15 Juni 1886. Der Rath der Stadt Leipzig, n. 6535. ' vr. Georgs. Hennig. Bekanntmachung. Die Leuchtkraft des städtischen Leuchtgase- betrug in der Zeit vom 7. bi- IS. Juni diese- Lahre« im Argandbrenner bei 2.5 Millimeter Druck und 140 Litern stündlichem Consum da- 16.76 fache der Leuchtkraft der deutschen Normalkerze von 50 Millimeter Flammenhvhe. DaS specifische Gewicht stellt sich im Mittel auf 0.41S. Leipzig, am 15. Juni 1886. De- Rath« Deputation z» de» Gasanstalte». Sirk-ahls - Bekanntmachung. Gestohlen worden hier «rirattrter Lnzela« tusolge: 1) ein Paar goldene Manschettrnknipfr mit je riner rin- gravirten Rose, au- einer offenen Badezelle de« Sophienbades, am 28. d. M. Abend-: 2) zwei ovale Lr«che«. eine mit 2 männlichen und eine mit weiblicher und männlicher Photographie, ei» goldener Siegelring mit buntem Stein, ein goldener Ritt« mit mehrere» Granaten, ei» tdensolcher mit mehreren Wach«perlea, ein goldener Trauring, ein goldener Klemmer, ein Paar kleine goldene GlSckcheu-Lhr- ringe, eine goldene Uhrkette mit 2 Quasten und eine unechte Halskette, au« einer Wohnung in Sir. 15 der Brandvorwerkftraße, i» den letzten 3 Wochen; 3) eine flache goldeue DamennHr, ältere Fagoa, vermuthlich Ancrr-Uhr, mit langer seingliedriger Takmtkette mit Schieber, au« einer Wohnung in Nr. 1 der Emilieastraße, an, 3. d. M Abend»; 4) ein Opernglas mit Llsenbeingestelle in schwarzem Futteral mit der Firma „Osterland, Markt Leipzig", au- der Treppenflur in Nr. 1 der Nicolaistraße, am 8. d. M. Abend-; ^ 5) em schwarzer Zaaesta-Negenschtrm mit gelbem Holzstab und gebogenem Griff, im Garte» der Jasrl „Buen Nettro", am g. d. M. Abend«: 6) ein Sammerstherrtttzer von dnukrlgrtnem, mit braunea Fäden durchwirktem Stoff mit Sammelkrage», verdeckter Batterie und schwarze», Futter, au- einer Wohnung in Nr. 21 der Zeitzer Straße, am 10. d. M. Nachmittag-; 7) ein goldener Ring mit Amethyst in Hafeisevform, an beiden Seiten durchbrochen und ein goldener Ring mit grünem Stein mit rothen Pünktchen und der Gravirung: „ck. 18. Xpril 1686", aus abgelegten Kleidern in der Schwimmanstalt au der Echreberstraße, am 10. d. M. Abends) 8) ein blau- und weiß- und ein braun- und weißmelirter Franeu- rock, beide mit Kanten und letzterer mit braunseidenen Schleifen be setzt, an» einer Wohnung in Nr. IS brr Elisenftraße, vom 10. bis 1l. d. M.; 5) ein schwarzlederne« Porte«a«»ate mit ca. 17 Mark und einer Mesfingtnarke mit der Nummer „47", aus dem Garderobe- raume in der Städtischen Schwimm-Anstalt, am 12. d. M. Abend-; 10) ein ichwarzlederne« Portemonnaie mit 1h ^4 SS in der Katharineastrabe mittelst Tafchentziebftahl«, am 12. d. M. Mittags; 11) eine silberne Vtzlintzeruhr mit Goldrand, Secunde, geriester Rückseite mit wappenähulichem Schildchen sowie kurzer Nickelkette mit Wappen-Medailloa, aus einem Zimmer de- Gastlocal- in Nr. S der Serberstraße, am 14. d. M. etwaige Wahrnehmungen über de» Verblieb da gestohlenen Gegenstände oder den THLter find ungesäumt bei unserer Eriminal Ehcilung znr Anzeige zu bringe». Leipzig, den 15. Juni 1886. Tas Pal«zet»«»t »er Eta»t Leipzig. Bretschneider. vr. S. Hoh-Auction. Im ll»ipersittt«t»«l»e bei Liebertwolkwitz sollen Mont«, »en S8. Juni ». A. von Vormittags 9 Uhr an 343 Stück eichene Klätze von 10—80 om Mittenftärke und 2 b—S b m Länge, 17 . Hirten« - von IS—84 cm Mittenftärke und 4—8 w Länge and 18 Raummeter eichene Natzscheite gegen Erlegung der geordneten Anzahlungen und unter den bekannt zu machenden soaftigeu Bedingungen meistbietend versteigert «ade». versa»»!««, ans »e« «ahlschlage a» »-Flügel. Leipzig, am 1b. Juni 1886. Vui»erfitit«-Ne»ta»t. Gebhardt. Der die-jährtge Vollmarkt zu Hannoper wird am 28., 2S. und so. d. Nt«, aas de« Packhofr abge halte». Hannover» de» 8. Jnni 1886. Der Maatltrat »er k-ntaUche« »esihrn,stahl. Haltenhosf. Nichtamtlicher Theil. Die Reorganisation -er stanMsche« Annre. * Der gegenwärtige französisch« Krieg-minister, General Boalanger, ist bekanntlich ein sehr eifriger Republikaner und al- solcher auch selbstverständlich ein Vertreter de« Revanche- gedankeu-, de« er in seinen öffentlichen Reden wiederholt und ziemlich unverblümt Ausdruck gegeben bat. Um Frankreich aus die Durchführung dieser „pmwäv nationale" in militairifcher Beziehung gehörig vorzubereiten, ist General Boulanger fortwährend bemüht, durch neue Gesetz entwürfe und administrative Reformen da- Zahlea- verhältniß und die Schlagsertigkeit der sranzösischen Armer wesentlich zu erhöhen. Zu diesem Zweck« hat er einen umsaffendeu ReorganisalionSentwnrf au»gearbeitet. dessen politisch-militairische Bedeutung gcrade in Deutschland nicht unterschätzt werden bars. Schon eine oberflächliche Betrach» lang diese« ne»« Re»rga»isati»a«pla»e« beweist, daß desse« Durchführung die bi«herige Stärke der französische« Anne« ansehnlich erhöhen würde, weil der Entwurf de« Geaeral- Boulanger in erster Linie nicht» mehr und nichts weniger bezweckt, al« den activen Stand der französischen Anne« von 472,000 auf 545,000 Mann zu brmgen, da« heißt, um 7S.V00 Streiter zu vermehren. Daß die Spitz« der Ihätigkeit de« französischen Kri«-- minister« gegen Deutschland gerichtet ist. eryelll nicht allein au« dem Spiongesetz, sondern auch, wie schon erwähnt, au« den Reden de- General- Boulanger, die an Deutlichkeit wohl nicht- zu wünschen übrig taffen. Die erwähnte große Ver mehrung der Armee um 73,000 Manu würde die Frauzosen befähigen, 40 neue Jäger-Regimenter auszustellen - al» Stämme für dieselben würden die jetzt bestehenden 30 Jäger-Balaillone, die vierten Bataillone der Linie und die zweiten Compagnien der Depot-dienen. Außerdem würden l 1 neueCavallerie-Regimenter, sowie eine dritte Cavallerie-Division neu gebildet werden. Da- wäre eine Erhöhung der französischen Armee, di« für Deutschland um so bedenklicher sein würde, al« unsere Friedensstärke, welche auf 427,274 Mann festgestellt ist. nicht nur um L0.000 Mann hinter der jetzigen Stärk« der fran zösischen Armee, sondern sogar um 118,000 Mann hinter der nach General Boulanger'« Plan neu zu organisirenden Wehrkraft Frankreich- zurückstehen würde. Um die etwa- starken Zumuthungen dieser Reorganisation den radicalen Elementen Frankreichs annehmbar zu machen, hat der französische Krieg-minister, der bekanntlich sich den extreme» Parteien möglichst angenehm zu machen sucht. Llle« beseitiat, was die letztere» beunruhige» könnte, wie » B. den Einjährig-Freiwilligen-Dirnst. die Stellung zur Disposition der Ersatzbehörden, die Neberweisung zu Hils-leistungea rc. Dafür werden alle Franzosen auch vor dem Militair-Gesetze gleich und müssen drei Jahre dienen, abgesehen von Beurlaubungen vom Oktober bi- März, welche der Krieg«, minister bewilligen kann. Dennoch wird die radikale Partei durch die Annahme der Vorlage sich schwerlich ohne Weitere- allerlei Schwierigkeiten au«setzen wollen, di« schließlich nur zu einem bedenklichen Endergebniß führen könnten. klebrigen« hat General Boulanger eine »eue Einrichtung zur Erleichterung de« Dienste- vorgeschlagen, welche iu der freiwilligen, private» Vorbereitung sür den Eintritt i» die Armee besteht. E« können sich nämlich die jungen Leute au Sonn- und Feiertagen bei den Regimentern oder Corp« ihrer Heimatb ausbilden lassen, wofür sie später nur zwei Jahre zu dienen brauchen, fall« sie genügende Zeugnisse über die gemachten Fortschritt« beibringeu können Diese Maßnahme scheint einen Ersatz sür die unvolkSthümlich gewordenen Schüler-Bataillone bilden zu sollen. Die vom Dienste Be freiten bezahlen eine Wehrsteuer von täglich 6 Centime«. Die Colonial-Armee, deren Bildung der französischen Re gierung oftmals Sorgen gemacht, weil die Formation au-den vierten Bataillonen und anderen Truppenverbänden den ganzen Mobilmachung-plan durchkreuzte, bat nun auch eine selbst, ständige Organisation erhalten. Sie recrutirt sich fortan au« Freiwilligen und Capitulanten, deren Eintritt durch ein reichliche- Handgeld gefördert wird. Bon besonderer Wichtigkeit sind auch die Vorschläge de» sranzösischen Krieg-munster-, welche die gänzliche Reform de« Militair-Jngenieurwesen- betreffen. Ter wichtigste Punct derselben ist die Verschmelzung der FestungS-Arlillerie mit dem Ingenieur-Corps. Dadurch sind die beiden Waffengattungen, welche den Festungskrieg zu führen haben, zu eine», einheit lichen Ganzen umgesormt worden, wa« jedenfalls von großem Vortheilist. Diese neue Festung-wasse wird au- l2 Regimentern (äu gällio) Festung-truppen, jede- Regiment aus 3 Bataillonen zu je 4 Compagnien, und zwar au- 8 Compagnien Artillerie und 4 Compagnien Sappeur-Mineuren bestehen. Auch werden jedem Armee-Corp- 1 Pontonicr-Compagnie und 2 Feld- Compagnien zugetheilt- Die Bildung eine- Jngenieur-CorpS. welche- größere Befestigung»- und andere Bauten auSsühren soll, ist gleichfalls in Aussicht genommen, aber über seine Stellung zur Armee ist Nähere- noch nicht bekannt geworden. Ueberbaupl müssen die weiteren Ausführungen des französische» KriegsministerS erst abgewartet werden, ehe e» möglich sein wird, ein genaueres Bild der neuen Armee-Reorganisation zu erhalten. So ist z. B. noch nicht ersichtlich, ob die vierten Bataillone, welche bisher theilweise zu Festung-besatzungen bestimmt waren, ganz oder nur zum Theil ausgelöst werben sollen. Di« dem General Boulanger ergebenen politischen Blätter und militairischen Zeilschristen bieten Alle- au), um seine Reformvorschläge als höchst wichtig und unfehlbar hinzustellen, ja da- „Avenir milikaire" nennt den General geradezu den Schöpfer der neuen republikanischen Armee Frankreichs, die eine weltgeschichtliche Mission zu erfüllen habe. E« dürste indeß noch einigermaßen fraglich sein, ob die übrigen Minister die Reform- Pläne Boulanger'-auch so warm unterstütze» werden, wodurch da« Ansehen und der Einfluß des Generals in den politisch- militairischen Kreisen nur wesenllich steigen müßten, waS die anderen Minister kaum zu wünschen scheinen. Kämen ober die Reformen Boulanger'S dennoch zur Au-sührung, so würden dies« nur beweisen, daß sich auch die Regierung und die Kammern der -grancko vens^s national«" anschließen. die natürlich nicht- Andere- beabsichtigt al- die Borbcrcitungen zum Rachekrieg gegen Deutschland. Wir denken bei alledem, mag Frankreich auch thun, wa- c» will, „lieb Vaterland, magst ruhig sein". Wenn den Herren e« beliebt, von Neuem ein Tänzchen zu wagen, so werden ihnenjetzt di« Deutschen, nachvem dieselben durch den Besitz von Metz und Etraßburg eine ganz andere Stellung gewonnen haben, gewiß ebensowenig au» dem Wege gehen, als da» 1870 geschehen ist. Der Krieg-minister Leboeuf meinte damals auch, Frankreich wäre „arediprSt", wir baden nicht- dagegen, wenn Herr Boulanger in dessen Fußsiaysen treten will. Ei» zweiter argen Deutschland verlorener Krieg dürfte sür seinen Urheber freilich noch etwa- theuerer zu stehen kommen. Leipzig, 16. Juni 1886. * Zur >u-sührung der Bestimmungen in deu 88 k und 2 de« Artikels IV. de« Gesetze-, di« Besteue rung de» Zucker- betreffend, vom 1. Juni d. I. bat der Bundesrath in der Sitzung vom 10. Juni d. I. be schlossen: 1) daß die au- dem Betried-jahr 1885/88 fällig werdenden Rübenzuckersteuer-Eredite um drei Monate ver längert werde» dürfen; 2) daß dabei di« in Betreff der Ler- längerung der Frist sür die Entricht«- der in dem Betrieb-« jahr 1884/85 rreditirten Rübenzuckersteuer durch den Beschluß vom 16. Mai 1885 sestgestellten Bestimmungen sinngemäße Anwendung zu finden haben: S) daß die nach Nr. 5 dieser Bestimmungen von deu Bundesregierungen sür ihr HebungS- gcbiel aufzustellenden Haupltlbcrsichten über die verzinsten Creditbeträge u. ff. w. auch aus die aus Grund der Beschlüße vom 21. April und 20. Mai d. I. bereit« verlängerten Rübruzuckersteuer-Credite zu erstrecken sind. * Für den Posten de« Gouverneur- von Berlin, an Stelle de- erkrankten General» der Cavallerie v. Wikisen, soll der „Post" zufolge auch der jetzige Mililair-Bevoll- mächtigte in St. Petersburg, General der Infanterie v. Werder, in Aussicht genommen sein. * Aus Posen wird der „Norddeutschen Allgemeinen Zei tung" geschrieben: An der jüngst stattgchabten polnischen Versammlung betheiligten sich nahe an 400 Personen. Eröffnet und geleitet wurde die Versammlung durch den Chefredakteur Geistlichen l)r. Kanlecki. Die Versamm lung war, wie schon erwähnt, vom polnischen Wahlcomitb der Stadl Posen berufen worden, um ihre Zustimmung zu der am 5. d. M. von der polnischen Fraktion des Landtages abgegebenen Erklärung auszusprechen. Zu diesem Zwecke wnrbe folgende Resolution angenommen: „Die Wühler der Stadt Posen sprechen ihre vollständige Heber- einslimniuiig mit dem Verhalten ihrer Bertheidiger im preußischen Landtage und im deutschen Reichstage au» und senden denselben Worte de- Dankes sür die tapfere Bertheidigung ihrer Rechte wäh- rend der letzten parlamentarischen Session. Die Wähler der Stadt Posen erklären ebenfalls, daß sie die ihnen zustehende» Rechte mit Ausdauer und Standhaftigkeit aus gesetzlichem Wege verfolgen und bei dieser Verteidigung ausharren werden bis an- Ende." Herr SmieSzek stellte den Antrag, den deutschen Land- lagSabgeordncten Winvthorst, von Schorlemer-Alst, Liebknecht u. A., welche die polnische Fraction im Ab geordnetenhause unterstützt haben, den Dank der Versammlung dafür auSzulprechen. Auch dieser Antrag wurde angenommen." — Dazu bemerkt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung": „Herr Liebknecht konnte freilich im Abgeordnetenhaus« die polnische Ccalition nicht ansühren- er bat eS aber doch bekanntlich »» Reichstage gclhan. undankbar aber erscheint eS. die „Verdienste" Derer um Richter ignorirt zu sehen; oder sollten sie unter den „u. A" stecken?" * Wie aus Frankfurt a. d. O. gemeldet wird, hat König Ludwig von Bayern, der inzwischen ein so tragische- Ende gesunden hat, noch am 6. Juni dem Central- Comit« für da» Prinz Friedrich Karl-National- venkmal die Genehmigung zur Beranstallung einer Samm lung von Geldbeiträgen im Königreich Bayern erthr.lt, WaS au» folgendem Schreiben hervorgchl: München, den 6. Juni 1886. K. Bayerische« StaatSminisierium de» Innern. Bcireff: Sammlung sür ein Prinz Friedrich Karl-Denkmal. Seine Majestät der König haben dem Ceiitral-ComitS sür das Prinz Friedrich Karl-Nalionaldenkmal allergnädigst die erbetene Bewilligung zu ertheilen geruht, zum Zwecke der Errichtung eines Denkmals für den verewigten Gencralscldmarschall Prinzen Friedrich Karl von Preußen eine Sammlung von Geldbeiträgen mittel» Ausrufe« in der Presse, Bildung von Special-ComilSS und Errichtung von Sammelslellen im Königreiche Bayern aus die Dauer eines Jahre- vorzuiiehnien. Hiervon werden Sie aus Ihre Eingabe vom 12. April l. Js. hiemit in Kkniitniß gesetzt. An den Schriftsteller Herrn Adolf Bettln in Frankfurt a. Oder. gez. v. Feilitzsch. Der Generalsecretair: gez. v. Nie», Ministerialrath. * Zum Verlause der ungarisch-österreichischen Krisis, wie sie infolge de« Zwischenfalles Hentzi-IanSky entstanden ist, erhält die „Kölnische Zeitung" aus parlamen tarischen Kreisen der ungarischen Hauptstadt folgende Mit »Heilungen: AlS Ministerpräsident TiSza am 2. Juni NachtS von Wie» nach Pest zurückkehrte, schien zwischen der ungari schen Reichshälfte und dem Wiener Hofe nebst Heere Alles leidlich ausgeglichen zu sein, obwobl eS in Pest noch unan genehm berührt halte, daß Ministerpräsident Taaffe und Lande-vertheibigung-ministcr Wclserübeimb den Grasen Belcredi zu seiner ungarseindlichen Rede beglückwünscht batten. ES war auSgemacht worden, daß TiSza bei Gelegenheit sür die gemeinsame Armee eintreten, JanSky dagegen »ichl mehr nach Ungarn zurückkehren solle. Da mischte sich Erzherzog Aldrecht in die Angelegenheit und befahl in seiner Eigenschaft als General-Jnspeclor der Armee, welcher vorläufige Verfügungen auch ohne Vorwiffen de- Sriegs- minister» (unter Mittheiluug an denselben zur Bestätigung erlassen kann, den General JanSky, obschon derselbe seine dienstlichen Angelegenheiten bereits abgegeben hatte und auf Urlaub in Baben bei Wien weilte, zur Dienst, leistung nach Fünskirchen in Ungarn. General JanSky wurde bekanntlich mit Mißfallen vom Volk in Fünskirchen empfangen, in Pest erhoben sich die Straßenzusammenrottungen ausS Neue, im ungarischen Ministerium und Parlament aber herrschten Bestürzung und Verlegenheit. Gegenwärtig bestellt dort eine durch das kaiserliche Handschreiben an den Erz herzog Albrecht noch verschärfte, vorerst indessen nicht zum Ausdruck gelangte Ministerkrisi«. Um äbnlichen Einmischungen von Stellen, welche außerhalb der Verfassung und Verant wortlickkeit stehen, vorzubeugen, besteht TiSza, und er weiß dabei hinter sich da» ganze Volk, aus der Einfügung bezw. Unterordnung auch der höchsten BesehlShaberstellen, insbesondere auch des General-Jnspectorat-, unter das gemeinsame Kriegs ministerium. während die Opposition im ungarischen Reichstage noch weiter gehl und die Beseitigung der gemeinsamen Armee entschiedener al« zuvor fordert. Am Wiener Hose ist man zur Nachgiebigkeit nicht eben geneigt, allein e« bleibt schließlich keine Wahl In Ungarn ist die Erbitterung gegen Oesterreich, in-besondere gegen de» Erzherzog Albrecht. überaus stark; ein Bilb diese» Prinzen in österreichischer GeneralS-Uiiiform wurde bei den Straße,izusammenläusen in Pest an einer Laterne aufgehängt. Die Ungarn können die rücksichtslose Regierung desselben in den sünsziger Jahren nicht vergessen. Neben dielen Strömungen erwachen anderseits in Kroatien die allen kaiserlichen Grsüyle, und als Erzherzog Albrecht unlängst in Sissek weilte, sagte zu ihm nach dem .Agramer Tageblatt" der dortige Pfarrer dein, Empfang: „Dehin man un» führt, wir werden mit hingedender Liebe und Treue folgen dem schwarz- gelben Banner — derzrüo-weiß-rolhen Fahne aber niemals!" * Zur Frage der schwedisch-norwegischen Unio wird der „Nationalzeitung" aus Christi ania, S. Juni. ge-> chrieben: Der Bestand der schwedisch-norwegischen Union, die in Norwegen nie sehr warme Anhänger gehabt hat, tst gegenwärtig aus- Ernstlichste bedroht. Unsere ultra-nationale Partei, die identisch mit dem Ultra unserer Demokratie ist, erstrebt seit Jahren offen kundig die Trennung Norwegens von Schweden und die Errichtung einer norwegischen Republik. Nachdem die Demokratie hier ans Ruder gekommen ist, hat das aus derselben hcrvorgegangene Ministerium Sverdrup sich nicht enthalten können, jenen unlons- scindlichca Bestrebungen Rechnung zu tragen. Der Ministerpräsident Sverdrup und einige liberale Mitglieder deS CabinetS, wie z. B. der Chef der norwegischen StaalSralhs-Abthcilung in Stockholm, SlaalSmiiiistcr Richter, sind vernünstig genug, der Auslösung der bestehenden Verbindung »wische» Schweden und Norwegen nicht direct >n die Hände zu arbeiten, aber Sverdrup hat dieses, gleichviel ob mit oder ohne Absicht, iudirect dadurch getda», daß er sein altes, als Führer der demokratischen S!orthing§-Majorität vertretene» nationale- Programm: die vollständige Gleichstellung beider Länder in uiiionellcr Beziehung, als Regicrungsch f durchzusuhren suchte. Diesem Bestreben entsprang u. A. die im Frühjahr v. I. von ihm erhobene Forderung, daß die gemeinsamen auowärligen Angelegenheiten Schwedens und Norwegens nicht mehr, wie bis >eyt und wie durch den Uinonsvertrag sestgeftelll ist, vom gemeinsamen König ans Bortrag deS schwedischen Ministers des Aeußern, sondern in einem gemein same», aus drei schwedischen und drei norwegischen SlaaisrathS- mügliedern (Ministern) zniamiiieugejetzten uiiioncllen Slaatsrath unter dem Vorsitze des Königs zu entscheiden seien. Das schwedische Cabinet stimmte diei'em Verlangen nnler der Bedingung zu, daß der schwedische Minister des Aeußern nach wie vor die Verwaltung der gemeinsamen auswärtigen Angelegenheiten behalte. Diese Bedin gung nahm die norwegische Staaisrathsablheilung in Stockholm an, und auch das diesseitige Cabinet hiest sie gut. Als aber im Februar d. I. unter dem Borsitz des hier in Christian,» weilenden Königs aus Grund der bezüglichen Vereinbarungen die Vorlage» sestgestellt werden sollten, welche dem schwedische» Reichstage und norwegischen Storthing zu unterbreiten waren, »>» deren Genehmigung zu den ersorderlichen GesetzeSänderuiigcn zu erhalte», wurde »orwegischcrseitS verlangt, daß abwechselnd mü dem schwedischen ein bis jetzt noch nicht existirender norwegischer Minister des Acußer» dem gemein samen Auswärtigen Amte vorstchen soll. Das schwedische Cabinet lehnte diese Forderung, welche da- diesseitige Cabinet aus Verlangen der demokratischen Storthings-Majorüäl erhob, entschieden ab, wa« der schwedische Reichslag nachträglich gebilligt Hai. Dagegen will jetzt unser Storthing dieSacheweilcr vrrjolge» Die Majorität derProlokoll» Commission beantragt, baß das Storthing in einer Adresse an den König die Regelung der Angelegenheit im Sinne der norwegische» Regierung in Vorschlag bringe» ioll; glcichzeiiig ladeli die Majonlät der Commission das Verhallen der norwegischen Siaaisraihsabiheilung i» Stockholm, besonder- deS Chess derselben (Richter). Die Minori tät der Commission will die Sache aus sich herüben lasse», tadelt aber die ganze Regierung wegen der wenig geschickten Art. wie sie die Verhandlungen mit dem schwedischen Cabinet geführt Hot. Dü Minorität begeht »um-ist an- Gegnern des Svcrdrup'schen EabinctS, nämlich aus Mitgliedern der conscrvativ-eonstitntionelleu Minorität des StorthingS. Der Beschluß der Protokoll-Commission ist von weittragendster Bedeutung. Daß dem Anträge der Commission entsprochen wird, unterliegt keine,» Zweifel; die Adresse wird vom Storthing beschlossen werden. Der König wird der in derselben ausgesprochenen Forderung aber nicht Nachkommen können, da keine Regierung und kein Reichstag Schweden- sie annehmen würde; in den streng-nationalen Kreisen Schwedens war man schon erbost darüber, das) dar Ministerium Tkemptander überhaupt in eine Acnderuug der bestehende» gesetz lichen Bestimmungen bezüglich der Behandlung der gemeinsame diplomatischen Angelegenbcüen gewilligt hatte. Und als diese Sache im April diese» Jahres im schwcdiichcn Reichstage verhandelt wurde, haben selbst die besten Freunde, welche Norwegen in Schweden be sitzt, rundweg erklärt, daß ei» officieller norwegischer Beschluß, durch welchen ein Ministerium des Answärtigen sür Norwegen geschaffen werde, gleichbedeutend mit der Auslösung der Union sei. DaS erklärte Organ unserer demokratischen Siorihings-Majoriiäi, „Tag- bladel", fordert aber unumwunden einen eigenen norwegischen Minister sür die auswärtigen Angelegenheiten, dem natürlich auch eigene Gesandte und Consuln folgen müßten. Das Blatt meint denn auch, Laß der Unionskönig ganz wohl von zwei verschiedenen Männern, einem Schweden und einem Norweger, an einem und demselben ausländischen Platze vertreten werden könne. Durch dieses Raisonnenient will da» Organ unserer enragirtcn Schweden- seinde seine wirkliche Absicht nur verschleiern, denn diese geht eben dahin, die Dinge mit Schweden aus die Spitze zu treiben, um der Union ledig zu werden. Das Blatt weiß ganz gut, daß Schweden sich keine gesonderte norwegische Vertretung im Auslände gefallen läßt, und es ist daher bezeichnend, wenn eS in einem Artikel über den enthusiastischen Empsang, der Bjbrnstjerne Björns»» zu Theil geworden ist, als er hier am Sonntag aus Frankreich eintraf, sagt: „Das norwegische Volk weiß, daß es keinen kräftigere» und mulhigcren Führer als Björns»» hat. wen» eS die Ehre und Selbstständigkeit des Landes gilt. Angesichts des Unions- conflictS, welcher jetzt mit jedem Tage näher rückt, war es natürlich, daß der Beriasscr von „Hast Du gehört, waS der Schwede sagt?" begrüßt wurde." Björnson weilte seit 2 bis 3 Jahre» in Frankreich und will, wie es heißt, in, Herbst »ach der ihm sehr sympathische» sranzösiiede» Republik zurückkehren. AlS sanatijcher Gegner Schwedens und der Union ist er just rechtzeitig in seinem Baterlande ciiigeirosfen. um das unioiiSsciiidliche Feuer schüren zu können, wie er's >882 that, als er i» seiner Eigenschaft als Hauptagitator im Wahlkampfe gegen die damalige Regierungspartei wahre Brandreden gegen das Sünigthum und die Union hielt. * Zur Lage in Belgien wird der „Vossischcii Zeitung" auS Brüssel" vom 1l. Juni geschrieben: Der an der Spitze des Ministeriums stehende Beernaert ge bürt seiner ganzen Vergangenheit nach zu de» gemüßigt Klerikalen. Eine Zeit lang war er sogar liberal; er war Verwalter b s liberale» Journals „L'Etoile", da- den Orleans während ihrer Verbannung lind ihres Aufenthalts in Belgien gehörte; später ging er zur katho lischen Partei über und hat, so oft er Minister war, e- als seine Hauptausgabe angesehen, durch geschicktes Loviren so lange atü möglich sich und seine Partei in der Macht zu erhalten. In Folge seiner Mäßigung wurde ihm daher auch nach Entlassung der beiden Heißsporne Woeste und Jacobs die Bildung des Ministeriums anvertraut. Seitdem war er mit Erfolg bestrebt, die Heißsporne der klerikalen Partei in ihren ungemessenen Ansprüchen zu mäßigen. Daß er die Principicn seiner Partei zur Geltung bring«, die Rechte der Kirche und des Klerus wiederberstelll, in dem Schulwesen vollste Freiheit, ja sogar Anarchie „im Sinne der wahren Freiheit sür Alle" begünstigt, ist selbstverständlich, aber selbst aus diesem Gebiete vermeidet er es gern, bis a» die äußersten Grenzen zu gehen. Nun habe» die Dienstagswahlen die klerikale Minorität über alles Erwarten vermehrt; sie ist so stark ge worden, daß sie nicht einmal mehr der Brüsseler „unabhänglgcu" Deputaten bevars ES ist daher zu besürchten, daß die Heißsporne der Partei, vor Allem die Deputirlen Woeste und Jacobs, das Ministerium zur Erlülliing aller klerikalen Forderungen zwingen uns eine starre klerikale Rcaciion Herbeis,ihre» wolle» l Davon will aber der Minister Beernaert nichts wissen; er weiß nur zu gut, daß zu schärft» Vorgehen — wie zu des Ministers Notdomb Zeiten mit dem Klostergesev — die Herrschaft der Partei zu Fall bringen kann. Schon am Waklabend brachte das ministerielle „Brüss. Jonrn." einen alle politischen Kreise überraschenden Ärl'IU, in dein das Cabinet eia „konservativ - sortschriltbcheS" genannt, auch die neu gewählten
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