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Wochenblatt für Reichenbrand. Siegmar. Nenstadt. Rabenstein und Rottluff. Erscheint jeden Sonnabend nachmittags. Bezugspreis: Vierteljährlich 30 Pf., durch die Post bezogen vierteljährlich 76 Pf. — Anzeigen werden außer in der Geschäftsstelle (Reichendrand, Nevoigtstraße 11) von Herrn Friseur Weber in Reichenbrand und von Herrn Kaufmann Emil Winter in Ravenstein entgegengcnommen und die Isvaltige Petitzeile oder deren Raum mit 26 Pf. berechnet. Schluß der Anzeigen-Annahme Freitags nachm. 2 Uhr. Fernsprecher Amt Siegmar 244. — Postscheckkonto Leipzig Nr. 12 55S» Firma Ernst Flick, Reichenbrand. .X» 45 Sonnabend, den 8. November litt 8 Nachstehende Verordnung wird hiermit zur allgemeinen Kenntnis gebracht. Die Gemeindevorstande zu Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, Rabenstein und Rottluff, am 6. November 1919. Verordnung iiber das Kuchenbackcn in gewerblichen Beirieben. 2n Betrieben in denen Schwarzbrot Weißbrot oder Zwieback aus E ^ ^reidemelil^im Sinne ^s^l gelten^^^lmeh^ Weizen ^ uwilrhandl^ 8 67 80 Nr 12 del Reich- getreioeordnung für die Ernte 1919 vom 18. Juni 1919 (RGBl. S-525, 635) bestraft. Die Verordnung des Ministeriums des Innern vom 6 April 1917 (Nr. 80 der Sächs. Staatszeitung vom 7. April 1919) und die Be stimmung unter Nr. 1 der Ausführungsverordnung vom 18. Dezember 1915 (Lachs. Staatszcilung Nr. 294) zur Bundesratsvcrordnung über die Bereitung von Kuchen vom 16. Dezember 1915 (RGBl. S. 823) 8 5. Diese Verordnung tritt mit dem Tage der Verkündung in Kraft. Dresden, am 24. Oktober 1919. Wirtschaft-rministerium. Landeslebensmittelamt. Dank. Durch letztwillige Verfügung des am 11. September 1919 in Rabenstein verstorbenen Privatmannes Albin Ernst Viertel ist unserer Gemeinde ein Vermächtnis in Höhe von 3000 Mark zur Enchw.', Viertel-Stiftung überwiesen worden. Indem wir dies hiermit zur öffentlichen Kenntnis bringen, rufen wir dem sich in unserer Gemeinde ein bleibendes Andenken gesicherten edlen Schenkgeber ein inniges „Habe Dank, Du edler Mann!" in seine stille Gruft nach. Reichenbrand, am 1. November 1919. Der Gemeinderat. Vogel, G.-V. Karto^elversorgttNfl. ^ ^ ^ ^ Verhältnisse dies zu tun dringend geraten. Rabenstein, am 6. November 1919. Der Gemeindevorstand. Das Lebensmittelamt — Ritterstr. 1 — bleibt von jetzt ab jeden Mittwoch und Sonnabend nachmittag geschlossen. Der Gemeiirdcvorftand zu Ravenstein, am 6. November 1919. Gemeindeeinkommensteucr betr. Am 10. November 19 >S wird der 3. Termin der Gemeinde- einkommensteuer auf das Jahr 1919 fällig. Die Steuer ist bei Vermeidung des Mahn- bezw. Zwangsvoll streckungsoerfahrens bis spätestens den 25. November d. I. an die hiesige Ortsstenercinnahme adzuführen. Rottluff, am 6. November 1919. Der Gemeindevorstand. In Neichenbrand sollen in den nächsten Wochen Fortbildung«, kurse für die männliche und weibliche Bewohnerschaft jeden -Alters der Literatur, deutsche Sprache, Rechnen, Erdkunde, Naturkunde und Geschichte in Aussicht genommen. Da jedoch dem Bedürfnis nach Art und Umfang möglichst entsprochen werden soll, werden die etwaigen Teilnehmer gebeten, ihre Wünsche im Laufe der nächsten Woche im Meldeamte des Rathauses. Direktorzimmer der Schute oder dei Herrn Erhard Viehweger, Nevoigtstraße 3. anzubringen. Für jeden Kursus wird ein Wochentagsabend festgelegt werden; ein Kursus dürfte 4—12 Abrnde umfassen. Teilnahmegedühr für jeden Abend 0,50 Mark. Reichenbrand, am 7. November 1919. Der Ausschuß für Volksbildung. Jugendpflege Siegmar. Wiedereröffnung und anderes wird rechtzeitig bekannt gegeben. Siegmar, 7. Nov. 1919. Der Ortsausschuß sür Jugendpflege. Schuldirektor Spindler, Dois. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. - Am 21? Sonntag n. Trin., den 9. November. Dorm. 9 Ahr Predtgtgottesdienst: Pfarrer Rein. Mittwoch Abend Jungfrauenverein. Donnerstag Nachm. 2 Ahr Großmütterchenveretn. Amtswoche: Hilfsgeisllichcr Kroll. Parochie Rabenstein. Am 21. Sonntag n. Trin., 9. November, Vorm. 9 Uhr Predigt- gottcsdiensl: Pfarrer Kirbach. Vorm, b/^i i Ahr Ktndergottesdicnst (I. Abteilung) im Pfarrsoalc: Pfarrer Kirb.'ck- Abends V Ahr Dersamm lung des ev. Jünglingsvereins im Pfarrs rale. leiier Schuldirektor Schiersand und Herrn Kaufmann Schlicke in Lhemnitz, durch Herrn Regierungsral Prof. Ahnert aus Dresden die Hüpe-DiNkmünze überreicht.^ Nach einem roohl^elungerrcir Kommerse, dienste werden sonntäglich wechselweise für die Kinder über 10 Jahre (1. Abt) vez. unter 10 Jahren (2. Abt) im geheizten Psarrsaale ab- gehalten werden. Die Estern und Erzieher werden gebeten, die Kinder zum fleißigen Besuche dieser Gottesdienste anhalten zu wollen. Der Jünglings verein beginnt künftig seine Sonntagsoersammlungen abends 7 Ahr. Vor den Jungfrauen wird Mittwoch, den 12. November, abends 7 Ahr die Wohnungspflegerin der Chemnitzer Amtshauptmannschait. jEine ungeliebte Frau. jNoman von M. Härtling. s(ForlsctzuNg). ANachdruck.'verboten.) Endlich haben die Regcnlage aufgehört, vom blauen Himmel lacht wieder die strahlende Sonne. Auf Markitte» ist man bei der Heuernte. Hcibert ist unermüdlich tätig. Die geregelte Tätigkeit und köiperliche Anstrengung gibt ihm einigermaßen das Gleichgewicht wieder. In der engsten Nach barschaft hat Herbert mit Marianne Besuch gemacht, die weitere Geselligkeit wird sür den Winter aufgespart. In den Kreisen des Landadels ist man auch stolz ans das blaue Blut. Man nimmt daher Marianne nicht mit offenen Armen auf, aber man ist doch vernünftig genug, nicht hochnäsig auf sie herabzusehen. Auf Buchen, dem nächsten Nachbargute, tat man noch ein Ucbrigesl Die Familie des Freiherr» Dagobert v. Deskow zeigt sich sehr herzlich und liebenswürdig Marianne gegenüber. „Sic müssen recht oft zu uns kommen, liebe, gnädige Frau!" schmeichelte die junge Grete von Deskow. Sie ist ein liebes, warmherziges Kind, schwärmt für die schöne blaffe Frau, von der sie schon so viel gehört, und nimmt sich fest vor, stets für sie einzutretcn. Marianne lächelt bei Gretes beredten Worten, aber sie tun ihrem Herzen unendlich wohl. Auch Gretes Bruder, Baron Dagobert, sowohl als seine Mutter suhlen sich zu der jungen Frau sympathisch hingczogcn. Als Marianne neben dem Gatten wieder im Wagen sitzt, ist der Ausdruck froher Herzlichkeit aus ihren Zügen verschwunden; ruhig und kühl beantwortet sie seine Fragen, wie sie sich in Buchen nnicrhalten habe. Dann schweigen beide, und Herbert fragt sich wohl zum hundertsten Male, ob in diesen jetzt so stillen, braunen Augen wohl jemals wieder die flimmernden Goldfunken der Freude erscheinen würden. Und doch ist Marianne weder hart noch bitter geworden durch das Leid, das sic getroffen, nur ganz still, ganz wunschlos. Freude und Leid, diese beiden etcmcntaren Gcistcsgewalten, vermögen ja in der Seele des Menschen eine große Wandlung zu voll ziehen, aber während der kleine, niedere Charakter bitter und hart wird, geht der wahrhaft große und edle Charakter aus dem Feuer des Leides rein und geläutert hervor. Mariannens goldenes Herz ist dasselbe geblieben, ihre reiche Liebe, die dem Gatten gehören sollte, hat sic den Armen und Dürftigen geschenkt. Sic ist eben eine echte, großzügige Frauennatur, — Liebe, viel Liebe zu geben ist ihr Bedürfnis. Mit der Mutter Herberts unterhält sie regen Verkehr, Konstanzc trifft sie nur selten. Im Anfänge zwar war sie auch der Baronin kühl und zurückhaltend gegenüber getreten, aber vor d?r herz gewinnenden Güte der alten Dame schmilzt das Eis, das sich um Mariannens Herz gebildet. Als die lieben, weichen Hände ihre Wangen streicheln, als sic in das gute, treue Muttcrauge schaut, da birgt sie ihr tränenüberströmtcs Gesicht an der Schulter der Mutter. „Marianne, mein armes Kind, ich weiß ja, wie weh man deinem arglosen, vertrauenden Herzen getan! Laß mich an dir gut machen, was andere gesündigt. Du bist meines Sohnes Weib, wenn auch jetzt ein Schalten zwischen euch getreten in, der euch die Sonne eurer jungen Ehe verhüllt. Raube mir alten .Frau die Hoffnung nicht, daß doch noch alles gut werden kann." - sie nicht, aber sie mag auch der alten Frau die Illusion von Glück und Liebe nicht rauben. Für sich selbst hat sie keine Illusionen mehr, sie hat mit dem Glücke abgeschlossen. Nur die getreue Pflichterfüllung wird fortan ihr Leben ausfüllen. ^ Auf'MärkittenUrd nach ländlicher Sitte das Mittag essen um ein Uhr eingenommen. Es ist ein heißer Mitsominer- tag. Herbert ist den ganzen Morgen angestrengt tätig ge wesen. Auch er sieht nicht mehr so froh und sorglos aus wie einst, aber der ernste, etwas melancholische Zug steht seinem schmalen, bronzefarbenen Gesicht gut. Die Unterhaltung bei Tisch drehte sich um gleichgültige Dinge, man muß ja sprechen, der Dienerschaft halber. Nach Tisch wird der Kaffee auf der Veranda serviert, Herbert raucht dazu eine Zigarre und liest die Zeitung, indes Marianne einige Augenblicke in irgend einer Zeitschrift blättert, um sich dann bald zurückzuziehen. Heute weilt sie länger als gewöhnlich; die Hände im Schoß gefaltet, schaut sie sinnend in die üppige Blumenpracht des Gartens hinab. Sic hat nicht bemerkt, daß ihr Galle über seine Zeitung hinweg sie mit sehnsüchtigen Blicken betrachtet, — so schreckt sic denn fast zusammen, als er sie anicdet. „Marianne, ich freue mich, daß du mir heute cin wenig länger Gesellschaft leistest. Wenn du dich nur entschließen könntest, mir auch cin wenig Anteilnahme an deinem Leben zu vergönnen!" „Ich möchte dich um etwas bitten, Herbert! Die Frau des Schusters Fehrmann war sehr lange krank; die Leute sind infolgedessen sehr zurückgekomnien und bedürfen einer größeren Unterstützung, um wieder flott zu werden. Würdest du mir eine größere Geldsumme für sic geben können?" Es ist die erste Bitte, die sie vorbringt, und besäße Herbert weibliche Schlauheit, so würde er sich die augenblickliche weiche Stimmung seiner Frau zu Nutze gemacht haben. So aber verdrießt ihn nur die Arl und Weile, wie sic sür ihre Schütz linge eintritt, ohne von seiner Bitte die geringste Notiz zu nehmen. „Du kannst doch uneingeschränkt über die Kaffe verfügen, Marianne, cs ist ja dein eigenes Geld, von dem wir hier leben." Ein kaller, abweisender Zug tritt sofort an Stelle der sinnenden Weichheil: „Ich glaube kaum, Herbert, daß du ein Recht zu solchen Worten hast. Ich gab dir meines Wissens wenigstens nicht die Veranlassung dazu," Nun es zu spät ist, steht Herbert seinen Fehler ein. „Verzeih', Marianne, ich habe dir weh getan und wollte es, weiß Gott, ganz gewiß nicht. Warum aber interessieren all die andern Leute dich ungleich mehr als deines eigenen Gatten Wünsche und Gefühle?" „Ich wüßte nicht, daß wir in unseren Wünschen und Gc- iühlcn etwas Gemeinsames hätten, Herbert. Die Leute aber interessieren mich, weil sie arm und hilfsbedürftig sind. Kannst du mir das gewünschte Geld geben?" Schweigend reicht er ihr de» Kaffenschlllffel hin, doch sie zögert, ihn zu nehmen. „Willst du mir das Geld nicht lieber selbst gebe»?" Herbert springt auf, ganz dicht tritt er vor Marianne hin, so dicht, daß sein Atem ihre Wangen streift. „Marianne, warum tust du das? Soll deine Großmut mich ersticken?" Kühl erwidert sie seinen leidenschaftlich auflodernden Blick. „Ich verstehe dich nicht, Herbert!" Da geht er ohne ein weiteres Wort hinauf in sein Zimmer, um nach kurzer Zeit mit einer ziemlich großen Geldsumme zurückzukehren, die er schweigend vor Marianne hinlcgt. „Ich danke dir, Herbert!" Fortsetzung folgt. Meine Spezialität M« l» öMIW-iiaiM (Pfund LL Mark) von höchstem Nährwert und vorzüglichem Geschmack. -moichlt Drogerie Siegmar F-rn,pr-chkr >80. Erich Schulze.