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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.05.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-05-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189105137
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910513
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910513
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-05
- Tag 1891-05-13
-
Monat
1891-05
-
Jahr
1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.05.1891
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«15 eint täglich üh 6 V, Uhr. Krdartion und Lrprdijion IohanneSgaffe 8. Sprrchlluudrn der KcSartiou «ormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5— 6 llhr. tzsidie Rtick^obe k,n^,Ia»tirr M»n»lc>>rle Macht sich die Sittaciio» «>cht vcrdmtUch. ««nähme der für die nächstsol,end« Nummer deftimmten Inserate an Wochentage» bis S Uhr Nachmittag«, an Sann- »nd Festtagen sr»h bi»' ,v Uhr. 3n drn Filialen für 3ns.-^n»ahmr. Ltto Klemm's Lortim. (Alfred Hahn>, Universilätssttaße 1, Louis Lösche, Laiharinenstr. 14, pari, und KönigSplatz 7, nnr bis ' ,8 Uhr. tWlgtf Tllgtblaü Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Aboririeuientspret- vierteljäbrlich 4>/, Mk. in Ali-Lcipzig, i»cl. Bringerlohii 5Mk., durch die Pasl bczvac» 6 Mk. Einzelne Nrn. 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen (in Tmieblatt-Forinat gesalzt) ohne Poslbcsörderung SO Mk., mit Postbesorderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichniß. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach HSHerin Tarif Nerlamrn unter dein Redactionsstrich die sgespalt. Zeile 50Ps., vor den F a in i l i e n n a ch r i ch t e a die Sgespaltene Zeile 40 Ps. Jnicrale sind stets an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praelluii»-iiui<Io oder durch Post» Nachnahme. ^ 133. Mittwoch den 13. Mai 1891. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Leklnmtmachnug. Die Entschädigung sür die Hl. Lnote der vom 28. Januar bis 6. Februar d. I. in der Albert-, Arndlstrastc. im Var- suhgäftchen, in der Beethoven-, Braudvorwerk-, Branftrasir. an der I. Bürgerschule, in der Meinen Burggasse, Tusour-, Ferdinand Rhodestrafte, am Flotzvlay» in der Fürsten-, Goethe-, birassi-, vain-, Harkort-, hohen-, Kaiser Wilhelm-, Körner-, Lampe-, L"tzom-, Mablmaiinftratze, an, Markt, in der Moltke-, Mozartftratzr, Münzgaffe, Parkstratze. am Peter« - Ltciittvcg, in der Pctersstratze. am Plauenschcn Platz, in der Plauensche» Strafte, im Preuftergätzchr». in der Schiller-, simson-Strahe, im Sporergäftche», am Snd- platz, in der Theatergassr, i,n ThomaSgäftche», am Thomas- kirchhos und in der Zcitzrr Strafte cinquartiert gewesenen Truppen von, königlich 8. Insantcrie-Negimcnt Nr. 107 kann in den nächsten 3 Tagen bei unserem kuartieramte, Naschmarkt Nr. 2. im vrdgeschoft links, Zimmer Nr. rtv (Altes Polt;r1gebäudc) erhoben werden. Ter das Ouartierbillet Vorweijende gilt als zur Empfangnahme berechtigt. Leipzig, am 12. Mai 1891. Ter Nath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Lamprecht. Lekanntmnchung. Die Leuchtkraft deS städtischen Leuchtgases betrug in der Zeit vom 4. bis 10 Mai d. I. im Argandbrenner bei 2,5 Millimeter Druck und 150 Litern stündlichem Conjum dos 18,4sache der Leucht krast der deutschen Normalkerze von 50 Millimeter Flammenhöhe. Das spezifische Gewicht stellt sich im Mittel auf 0,449. Leipzig, am 11. Mai 1891. Des NathS Deputation zu drn Gasanstalten. Nutz- und Lrennhoh-Auclion. Freitag, den 15. Mai d. I.. sollen aus dem Holzschlage im 'ile. " - - dicht an der Lribnijbrückc, nachstehend« Hölzer: »kt Nosentha I. INaUktllLdrr von Nachmittag» S Uhr an. als: 3 Eichen. Klötze von 27—93 am Mittcnstärke und 4—6 m Länge 2 Puchen. » » 26—30 . . . 5 - 16 Rüster. M B 17—34 - - . 3—9 . 4 Eschen« » » 19—23 » - » 5—10 » 1 Ahorn« «»20» » »4» 1 Masholder »»27» » »5» 9 Rüstern-Schirrhölzer und 1 Rmtr. Eichcn'Nutzscheite gegen die »bliche Anzahlung und H lSr«»iiI»tbI»«r r von Nachmittags ' ,4 Uhr an: 12 Rmtr. Eichen vrninscheite, 42 » Abranmreisig, 18 » Schlagreisig und 15 Stück Wurzelhäuten gegen sofortige Baarzahlung und unter den aus dem Schlage öushängenden Bedingungen an den Meistbietenden verlaust werden. Zusammenkunft: um 3 und V-4 Uhr auf dem Schlage. Leipzig, am 9. Mai 1891. Des Rath» Forftbeputation. Gesucht wird der zuletzt in Leipzig. Neuschönestld aufhältlich gewesene Schuhmacher Wilhelm August Friedrich Lange, gcb. am 29. December 1846 zu Zwinschön», welcher zur Fürsorge lür seine Familie anzuhalten ist. Leipzig, am 30. April 1891. Ter Rath der Stadt Leipzig. (A r »e n a m t.) >. kl. VI, I02e. He Nischel.Frke. Herkauf des postgrundstiickcs in Lad Elster. Das der Reichs-Postverwaltung gehörige, in Bad Elster an der Ecke der Park- und Königstrabe gelegene HauSgrundstück mit Neben- gebäude, Wageuschuppen und Garten, eingetrogen aus Fol 96 des Grund- und Hypothekenbuchs sür Elster, Amtsoutheil, Brandkatostrr Nr. 9l. soll am Freitag, den 15. Mai 18i>1 in Bad Elster an Postamtsstelle — Zimmer des Postmeisters — meistbietend versteigert werden. Die Bcrkaussbedingungen können bei dem Kaiserlichen Postamte I» Bad Elster «ungesehen und von demselben gegen Entrichtung der Schreibgebühren bezogen werden. Der Vrrkausstermm beginnt Bormittags 10 Uhr und wird nicht vor 12 Uhr Mittags geschlossen. Rach 12 Uhr Mittag» werden neue Bieter nicht mehr zugelassen. Die Besichtigung des Grundstückes kann auf vorherig« An. Meldung bei dem Postamte in Bad Elster jederzeit in den Bor Mittagsstunden erfolgen. Leipzig, 27. April 1891. Ter Kaiserliche Tbcr-Poftdireetor. Walter. Die Lage in Frankreich. Frankreich befindet sich gegenwärtig wieder mitten in einer Krisis, welche, plötzlich zur Erscheinung getreten, doch in Vorgängen ihre Ursache bat, die sich allnialig entwickelt haben. Der Gegensatz zwischen Denjenigen, welche ruhige und geordnete Zustände anstrcbcn, und Denen, welche in einem Umschwung das Heil der Zukunft suchen, trat zum ersten Mal nack längerer Pause wieder hervor, al« die Skandale bei der Ausführung des Sardonischen Drama« „Thermidor" de» Gegensatz zwischen den Vertretern der Monarchie und der Revolution zu erneutem Ausdruck brachten. Dann kam daö Rcvanchegeschrci der Patrioten bei Gelegenheit der An wesenheit der Kaiserin Friedrich in Pari« und jetzt ist durch die Ereignisse in FourmieS wieder neuer AgitationSstoss bereit- gestellt worden. Es ist unzweiselbas», daß die Behörden »i FourmieS nickt mit derjenigen Mäßigung und Einsicht gebandelt haben, durch welche Streitigkeiten vermieden werden, nn Gcgentbcil haben Aufreizungen stattgcfunden, welche ganz »nnöthige Eingriffe der bewaffneten Macht zur Folge hatten. Das war beklagcnswertb, aber bedenklich wurde hie Sache erst durch den von radicaler Seite gestellten Antrag au Begnadigung der Verurtbeilten, welche die Ruhe am t Mai gestört batten. Der Minister FalliSreS bob sehr geschickt den Unterschied zwischen den gewerbsmäßigen Hetzern und drn durch diese Verführten hervor und gab dadurch zu verstehen, daß die Negierung dem Gedanken der Begnadigung von dieser Maßregel sich empfehlenden Personen durchaus nickt ablehnend gegenüverstehe. das genügte aber den parlamentarischen Hetzern von der Art Clcmencean'S nicht, sie glaubten die Zeit Zr Action gekommen und ließen sich durch keine Vernunft gründe davon abbringen. Elcmenceau erklärt die Republik ür bedroht und fordert zu ihrer Rettung auf. Die natürliche Folge davon ist die Belebung der Hoff nungen aller derjenigen Parteien, welche durch eine kräftige Regierung nicdergehalten wurden »nd zur Bedeutungslosigkeit veru/theilt waren, der Boulangistc», Socialistcn, Anarckilten, überhaupt der Parteien, welche auS der Unordnung ibre Lebens bcdingungen erhallen. Diesen Parteien ist eS gerade darum ,u thun, daß die gewerbsmäßigen Hetzer, welche auf den Um stürz hinarbcitcn, ihre Wühlarbeit straflos und ungestört betreiben dürfen, denn nur dann können Leute wie Elcmenceau, Boulanger, ferner die Führer der Socialistcn und Anarchisten aus Ruder komme». Die Bertrcter der Monarchie haben dagegen der Regierung ihr Vertrauen aus gedrückt, weil sie die Gcnicinschaft mit allen Parteien, welche auf Unruhe und Umsturz bedacht sind, zurückweiscn. DaS ist eine Haltung, welche wobl durch die traurigen Erfahrungen auS der Boulanger-Pcriote ibre Erklärung findet. ES ist cigentbiimlich, welche Regsamkeit das politische Leben in Frankreich erhält, sobald die Möglichkeit, die de stehende Regierung zu stürzen, in Sicht kommt: eS ist, als ob nur eine solche Lage den Wünschen der Bevölkerung ent spräche, weil sie Aufregung und Krastciitsaltnng auf allen «eilen mit sich bringt. Eine ihrer Aufgabe genügende Re gierung, welche die schädlichen Neigungen der Bevölkerung nicderhält, ist nicht nach dem Gesckmacke der Mehrzahl der Franzosen, wenn ihnen auch der Verstand sagt, daß sie besser ist als eine unfähige Regierung. Von einer kräftigen Re gicruug verlangt der Durchschnitts-Franzose, daß sie Frank reich nach außen beschäftigt, ihm KricgSrubui und Macht ge währt, die Blüthc von Handel und Wandel genügt ihm nicht, es gehört theatralischer Aufputz dazu, um ihm Wohlbcfind zu verschaffen. In dieser Beziehung sind die Versammlungen lehrreich: welche von boulangiftischen Agitatoren nach Tivoli und Vaux- ball in Paris eiiiberufen und von Tausenden von Personen besucht waren. Es war ein seltsames Gemisch, was sich da zusammengefundcn batte, thcils Revanchcschreicr, tbeils Anarchisten, die von Patriotismus nichts halten und aus der allgemeinen Verwirrung eine neue Ordnung der Dinge in Staat und Gesellschaft anfrichten wollen. Während der Boulangist Laur die Versammlung gegen das an geblich erobcrungSIüsterne Deutschland zu entflammen suchte, fuhr ein Anarchist mit dem Ruf dazwischen: Was gehen uns deutsche EroberungSpläne an? Nieder mit dem Batcrlande! Dann kainen die Vorgänge in Four mies zur Sprache, und der Minister EonstanS wurde als DaterlaudSverräthcr und der Unterpräfcct Isaak in AveSnrS als Diener der Mehrheit der Kammer gcbrard markt. Wir haben hier den Widerhall der Kammer Verhandlungen vom Freitag und die Wirkungen, wclcke- die Veröffentlichung des „Figaro" über die Absichten Boulangcr's hervorgcbracht haben. Boulanger bat die günstige Gelegenheit erfaßt, um sich als Freund der Leidenden und Unterdrückten zu empfehlen und deshalb die Sache der Opfer von FourmieS zu der scinigen gemacht, zugleich aber auch den Zeitpunkt für geeignet erachtet, um den Rackrgedankcn aufs Neue zu beleben. Wenn er damit weiter nichts erreicht, als daß sein Name in Paris wieder mcbr als seit längerer Zeit genannt wird, so hat da« für ihn schon großen Werth, wenn auch kein Franzose daran glaubt, daß er demnächst in Paris erscheinen werke, um seine Berhaftung nnd die Revision seines Proccsscs zu veranlassen. Wenn Boulanger den Mutb besäße, die Folgen seiner Handlungsweise auf sich zu nehmen, kann würde er nicht vor der Entscheidung seiner Sache die Flucht ergriffen haben. Vielleicht kommt er wieder, wenn daS Ministerium Freycinet-ConstanS gestürzt ist und die äußerste Linke anS Ruder gekommen ist, aber auch dann nnr, wenn die neue Aera die Bereinigung einer Action nach außen mit der Zügel losigkeit der Socialistcn und Anarchisten im Innern zum Programm erhebt. Wohin man gerätb, wenn die französische Regierung ans die eigene Initiative verzichtet und sich zum SpielbaÜ der Parteien erniedrigt, erkennt man aus den gegenwärtig bcrvor tretenden Anzeichen, welche die Folge der vermntbclcn Schwächung der Regierung sind. Der Graf von Paris und Prinz Victor Napoleon befleißigen sich einer an ihnen nickt gewohnte» Zurückhaltung, woran wobl hauptsächlich bas neue Hervortrele» Boulangcr's die Schuld trägt; sie wollen erst abwarten, wie sich die Dinge gestalten, um nickt wiederum durch die Vereinigung ihrer Interessen mit Boulanger eine moralische Schädigung ihrer Sache zu erleiden. Vorläufig bat die Regierung noch das Heft in Händen, und es ist nickt un möglich, daß sie der bestehenden Schwierigkeiten Herr wird, nachdem die Franzosen mit Boulanger nnd mit den beiden Prätendenten so schlechte Erfahrungen gemacht haben. Aber andererseits ist daö Bedürfniß nach Abwechselung bei den Franzosen so groß, daß eine Verschärfung der Opposition gegen das Ministerium Beifall findet, welche den Sturz desselben und damit eine neue Lage bcrbei- fllbrt. Dazu können auch die Verhandlungen über de» neuen Zolltarif führen, welche bereits eine sehr bc- mcrkcnswertbe Aendcrung der öffentlichen Meinung er kennen lassen. Tie Rede Leon Say's, welche die An nahme des neuen Zolltarifs den Todesstoß der Republik nennt, wird nicht verfehlen, neuen Agitationöstoff sür die Widersacher der Regierung zu schaffen. Zwar ist der Name Say nickt geeignet, die Clemenceaii, Laur und Ge nossen zu begeistern, weil er der Typus des gemäßigten RepublitanismnS ist, aber seine Bemühungen, welche mit denen Lockroy'S identisch sind, werden jedenfalls da;» bei tragen, Ocl ins Feuer zn gießen und den Stein ins Rollen zn bringe». Tie Franzose» besitzen eine große Geschicklichkeit in der Benutzung von LcnsationSstoffen, wenn sic auch mit ihren persönlichen Wünsche» nicht Zusammentreffen Schon die Steigerung der Aufregung kommt der Verwirklichung ihrer Absichten zu Gute. Leipzig, 13. Mai. * Ter BundcSrath wird sich demnächst über verschiedene vom Reichstage abgeänderte und verabschiedete GcsctzeSvorlagci, schlüssig zu machen haben. Es sind dies in erster Reibe die Gewerbe-OrdnungSnovclle und das Zuckersteucrgesctz Be züglick beider ist bereits von Vertretern» der verbündeten Regierungen deren Zustimmung in sichere Aussicht gestellt Plan wird jedoch nach officiöser Andeutung nickt fehlgeben, wenn man annimmt, daß auch die übrigen im abgclaufencn SessionSabschnittc mit Motificatione» zur Erledigung ge brachten Entwürfe, wie die BraiintweinsteuernoveUe, daS GebrauckSmusterschutzgesetz u. a., i» der ihnen vom Reichstage gegebenen Fassung die Annahme durch die verbündeten Re gierungen finden werten. Schließlich ist bezüglich der aus der Initiative deS Reichstages be»-vorgcgangcnen Abänderung deS Invalidität«- und AlterSvcrsichcrungSgeseyeS betreffs der Erlangung der Altersrente in der UebergangSzcil von einem Vertreter der verbündeten Negierungen wenigstens die Hoff nung ausgesprochen worden, daß auch sie die Zustimmung des BundeSratbS erhalten dürste. * Wie schon im vorigen Jahre bekannt wurde, waren eitcnS der preußischen StaatSregierung Erwägungen über die Bestrafung deö Eontractbruches länd licher Arbeiter eingclcitet worden. Nachdem lange Zeit hindurch über diese Frage nichts in die Ocffentlichkcit ge drungen war, glaubte man vielfach, daß diese Erwägungen zu tcinem oder zu einem negative» Resultat geführt hätte», was um so auffallender gewesen wäre, als die verbündeten Negierungen im Reichstage auf Abbilsemaßrcgcln gegen das Ueberkantiiehmcn des Eontractbruches uiitcr den gewerblichen Arbeitern in der GcwerbcorbiiungSiioveUc mit Entschiedenheit drangen, wen» sic auch nicht in allen Pnnetcn Erfolg hatten. Wie jetzt jedoch regierungsseitig versichert worden ist, bildet die Frage des EonlractsbruchS der ländlichen Arbeiter den Gegenstand cingebcuder Prüfung n»v Erörterung der preußi- ckcn StaatSregierung; die Erwägunge» sind auf alle cin- cklägigen Fragen ausgedehnt, gegenwärtig aber wegen der Ausdehnung des zu bewältigenden Materials noch nicht zum Abschluß gelangt. * Am 10. Mai vor 20 Jahren wurde der Frank furter Friede unterzeichnet. Der „Hannoversche Courier" widmet dem Gedenktage einen Artikel, worin eS u. A. beißt: Die Unterzeichnung der Friedenspräliminarien hatte bereits am 26. Februar 1871 in Bersaillcs stattgefunbe». Fürst Bismarck hatte zu seiner Unterschrift die goldene Feder benutzt, welche ikm ein patriotischer Geber aus Pforzheim zu diesem Zwecke gesandt und für welche er mit den Worten gedankt hatte: „Ich darf unter Gottes Beistand verspreche», daß sie in meiner Hand nichts unter- zeichnen soll, was deutscher Gesinnung und des dentichcn Schwertes nicht würdig wäre." Glänzend wahrlich hatte er sein Versprechen eingelöst. Tie Feder hatte diesmal nicht verdorben, was das Schwert ge- Wonne». Die Verhandlungen aus Grund der Versailler Vereinbarungen wurden darauf vom 28. Mär; an zunächst in Brüssel fortgesetzt. Aber seitens der französischen Bevollmächttgten trat mit wachsender Deutlichkeit das Bestreben hervor, von den Bestimmungen des Prä liminarsricdcns etwas obzuhandeln: da gleichzeitig auch die sranzö fische Regierung in Eriüllung ihrer Verpflichtungen, die sie u. A. gegenüber den deutschen Truppen in Frankreich übernommen hatte, durchaus nicht entgegenkommend sich verhielt, so durste man fast an de», Ernst der französischen Machthaber, zu einem endgiltigcn Resultat zu kommen, zweifeln, und einen Augenblick schien das ganze Friedenswerk thaljäckilich gefährdet, als Bismarck in der Rcichsiagssitznng vom l. April diese Verhältnisse klar legte und hinzusügte, unter Umständen „würden wir mit Bedauern, aber mit der bisherigen Enischlosienhcit das Nachspiel dieses Krieges zu Ende führen". Auch in der Sitz»»gvvm24.April erging eine neue Verwarnung an die Versailler Regierung,der überdies wegen des Eonimuneausslaiides an einem baldiaen Abschlüsse des Friedens gelegen sein mußte. Denn nur so konnte sie die Verfügung über die >» Deutschland iiitcrnirtcil französischen Truppen erlangen. Diesen Mahnungen und diesen Erwägungen konnte sich die Versailler Regierung nicht verschließe». Sie stellte de» Antrag, die Verhandlungen direct mit dem Fürsten Bismarck zu führen. Tie Brüsseler Conserenz wurde aufgehoben, als Ort der weiteren Verhandlungen Franksurl a M. bestimmt. Am 5. Mat traf der Reichskanzler in der alten Reichsstadt ein und stieg im Gasthos zum Schwan ab; die Lcgationsräthe Graf hatzseldl und Lothar Bücher begleitete» ihn. Tic französischen Unterhändler, Jules Favre, Ponyer Qucrtier (Flnanzminister) und Goulard lMit- lied der Nationalversammlung) wohnte» inr Hotel de Russie. ?em nachdrücklichen Auftreten des deutschen Reichskanzlers ist eS zu danken, daß man jetzt in wenigen Tagen zum Ziele kam: am lO. Mai, Nachmittags 2 Uhr, wurde der cndgiltige FriedeuSvcrtrag zwischen Deutschland und Frankreich unterzeichnet. Am 22. Mai fand, ebenfalls in Franksurt a. M., die Auswechslun der Ratifieationsiirlundc» statt. Als Fürst Bismarck am 12. Mai von Franksurt zurückkehrend. Im Reichstage erschien, erhob sich die ganze Versammlung zum Zeichen der Anerkennung von ihren Sitze», Ter Reichskanzler ergriff sofort das Wort und führte aus, wie die Abmachungen von Franksurt in vielen Puncten noch über das hinaiiSgingeii, was in Versailles vereinbart sei. Fürst Bismarck schloß seine Rede mit dem Ausdrucke der Hoffnung, „daß dieser Friede ei» dauernder und segensreicher sein inöge, und daß wir die Bürgschaften, deren wir uns versichert haben, um gegen wiederholte Angriffe geschützt zu sei», sür lange Zeit nicht mehr bedürfen werden * Die Nachricht von der Erledigung der Posen er Bischosöfrage durch Ernennung Likowski'S zum Er; bischof von Posen-Gncsen scheint lediglich ein Versuchs ballon der polnischen Presse gewesen z» sein. In Wahrheit ist, wie der „Vossischcn Zeitung" versichert wird, diese seil langer Zeit schwebende Frage auch nicht um einen Schritt vorwärts gekommen. Nack wie vor Hestedt die preußische Regierung darauf, die Wahl auf einen Eandidatcn deutscher Nalionalilät gelenkt zu sehen, während die Euric, beeinflußt von den, polnischen Klerus, dabei bleibt, daß nur ein Pole ihre Bestätigung erlangen könnte. Die Verhandlungen rüden nicht, aber auf keiner Seite ist man zum Nachgeben bereit. Tbatsächlich ist freilich auch in Berliner leitenden Kreise» eine Strömung vorhanden, welche der Ernennung eines polnischen Eandidate» zuneigt. Einflüssen dieser Richtung ist überhaupt das in der letzten Zeit offenbar verstärkt hcrvorgetretenc Entgegenkommen der Regierung gegen die Polen zuzuschreibcn Allem Anschein nach wird die BischofSfragc noch auf absch bare Zeit hin ungelöst bleiben. * * * * Die Polizcit entdeckte dieser Tage in Petcröbur, eine geheime Druckerei. Im Liternaja-Prospcct beschlag nahmte sic eine Menge rcvolutionaircr Veröffentlichungen »nd »abm mehrere Verhaftungen vor. Etwa 50 Studenten wurden ausgewiesen wegen Bcthciligung an der Kund gebung anläßlich der Beerdigung Sck'olgonow's. Unter de» iL tudciitcn der medicinischen Akademie wurde ein Geheim bund entdeckt. * Tie rumänische Kammer constituirte sofort nach Verlesung der Thronrede da« provisorische Bureau. Ten Borsitz übernahm der Altersvräsident Temeter Gbika. Es wird angenommen, daß die Wablverificationen cyn DicnStag beendet sein würden. Der König wurde beim Erscheinen und Verlassen der Kammer enthusiastisch begrüßt. Ioa> Bratiano ist schwer erkrankt, jedoch Mittags trat eine leicht Besserung ein. * Wie auS serbischen NegicrungSkreisen verlautet, würde die Regierung trotz der entschiede» ablehnenden Ant wort, welche die Königin Natalie auf das Schreiben deS Ministerpräsidenten Rislic crthcilt hat, zunächst keinerlei Gewaltinaßrcgcln aittvcndcn, sondern ihre Bemühungen für eine gütliche Lösung fortsetzcn. * Gerüchtweise verlautet aus Belgrad, der frühere Eapitain Uzunow, der Bruder des erschossenen Majors Uzunow, sei wegen Theiliiabme an dem Morde Bcltschew'ö in Krajowa verkästet worden. * Am 3. Mai bat die Ecremonie der Waschupg und Anlegung deS Ornates deS verstorbenen KalholikvS zu Etschmiadzin in Armenien stattgefundcn. Um 4 Uhr Nachmittags wurde die Leiche aus dem Palais in die Kathe drale übcrgefübrt. Die Proccssion eröffiictcn die Studenten der Akademie, dann folgten die Sänger, die Geistlichkeit in vollem Ornate, die Läufer deS Patriarchen mit Stäben, die Bischöfe mit dem Obcrhirtcnstabe deö Patriarchen, der Fahne »nd Decke. Den Sarg trugen sechs Bischöfe unter einem Trauerbaldachin. Hinter dem Sarge schritt der Bischos- Stabträger, ans den Seiten trug man auf Kiffen die Panbagia — Mnltcrgottcsbild — de« Patriarchen und der Regalien — russische, türkische und persische. — Weiter folgten Vertreter deS Patriarchen von Konstantinopcl, Vertreter der läktc und Stände, der Lehranstalten und WohlthätigkeitS- GeseUschaslen. Nack scckSinaligcm Gebet nnd Seelenmesse wurde das Volk zugclasse», um der irdischen Hülle deö KatbolikoS seine Ehrfurcht zu erweisen. * Ucker den Stand der italienischen StaatSsinanzcn wird der „Münchner Allgemeinen Zeitung" geschrieben: Wie bereits gemeldet, waren die Staatseinnahmen auch im Monat April wenig befriedigend, sie sind gegen dieselbe Zeit im Vorjahr abermals um zwei Millionen zurückgeblieben, wodurch sich das Mindererträginß im lausende» Rcchiiungsjahre gegen die entsprechende Vcrgleichspcriode im Jahre l889 90 auf >8 Millionen erhöht. Natürlich muß unler diese» Verhältnisse», welche die un- lüiistige wirthschasllichc Lage des Landes aus das Deutlichste wider- piegcln, auch der Voranschlag sür 1891 92 weitere Abänderungen ersahren. Ter frühere Schayiuinistcr Giolitti glaubte bekanntlich den Fehlbetrag auf nur 10 Millionen bemessen zu dürfe», sein Nachfolger Grimaldi war schon weniger optimistisch u»d berechnete ihn auf 27 Millionen, während der gegenwärtige Minister sogar 37 Millionen zur Deckung desselben sür »öthig hielt, aber Angesichts der, wie gesagt, unbefriedigenden Staatseinnahmen nimmt er sogar schon jetzt 47 Millionen als fehlend in Aussicht. Aber auch dies scheint noch den bisherigen Ergebnissen noch nicht genügend; man kann wohl ohne übertriebene Schwarzseher« weitere lO Millionen der Ictzigcuannicn Summe hinzufügc», um das wirkliche Testest fest, zustelle», welches hierdurch allerdings vom Ministerium Giolitti aus das Ministerium Luzatti von 10 aus 57 Millionen augcwachscn ist. Da letzteres bereits 37 Millionen Ersparnisse zur Deckung desselben pprgcschlgaen hat, so bleiben »och weitere 20 Millionen zu beschaffen, um das Gleichgewicht herzustellcu, und der Schatz- minister ist denn auch gegenwärtig eifrig mit Lösung dieser liUzitzabe beschäftigt. Ta zu diesem Zweck nach dem Programme des Mini, steriums Rudini jede neue Steuer oder Anleihe ausgeschlossen ist, so werden weitere Einschrüiikuiigeu in de» 'Ausgaben durchgesührt werden müsset,, und dürste» hierzu neue Hcrabmiiiderung der Spesen sür Afrika, Reduktion der Schisssahrlssubveulioiic» und Reformen sin Verwaltungsdienst der einzig mvgtiche und Erfolg versprechende Weg sein, der zur Erreichung dieses wichtige» Zieles cinzuschlagen ist und wahrscheinlich auch ciiigcschlagc» werden wird. * Der „TcmpS" weist auf das boulangistischc Meeting und ans die in Pcrpignan stattgchable Royalisten Versammlung hi», in weicher cbciisalls die Vor- aängc in FourinicS zu maßsosen Angriffen gegen die Negierung lzenutzt wurden, und bemerkt dazu, diese Kund gcbungcn verriethc», daß bei den Rcactionaircu und Intran sigenten eine Stimmung herrsche, welche jener gleich sei, welche den Ficberaiifall deö Boulaiigismus herbcigcsührt habe. Ter „TcmpS" hofft, daß die Radicalen angesichts solcher Symptome keine Politik der Spaltung und des inneren Krieges treiben würden. * Taö Oberbaus bat die dritte Lesung der Neufund land-Bill angenommen. Im Laufe der Debatte erklärte Lord Salisbury, England müsse in Neufundland aus perma- Vcrpslick- dic jetzige den uiifrcnnd- li'chc Deutung geben würde, aber cs sei nicht außer Acht zu lasse», daß die jetzigen Verhältnisse sich ändern könnten, nnd die Durchführung internationaler Verpflichtungen dürfe nicht von Zufälligkeiten abhängcn. * Das indische Amt empfing einen Draktbericht deö Viceköuigs von Indien, datirt den lO. d. M., demznfolgc der flüchtige Herrscher von Manipur von britensrcund- lichen Manipuris gefangen genommen und dem Major Maxwell übergeben worden ist. Der General der TougalS und NagaS bat sich ergeben lind ist ebenfalls Gefangener. Berittene Infanterie unk inilikairischc Polizei setze» die Verfolgung des Scnaputti und der übrigen Prinzen fort. * Nach einer Meldung der „Agenzia Stefani" aus New- Orleans ist der italienischcEwnjnl in New-OrlcanS nach Rom berufen worden behufs Erlhcilung ausführlicherer Aufklärungen über die dortigen Zwischenfälle seit dem Oktober v. I. Ter Viccconsul in New skjork, Poma, bcgicbt sich »ach Ncw-LrlcanS, um die EonsulatSgeschäfte dort zu übernehmen. * In den auf eine Vermittelung zwischen den streitenden Parteien in Ehili abziclcndcn Unterhandlungen ist ein Stillstand cingelreten; in Pariser unterrichteten Kreisen hält man ein völliges Scheitern derselben für wahrscheinlich. ^us Oesterreich-Ungarn. * Der Präsident Smolka machte dem österreichischen Abgeordnetenhaus« Miltheilung über den Enipsang des Präsi diums durch den Kaiser, dieselbe» wurden von de» Abgeord neten stehend zur Kenntnis! genommen. Der HandelSministcr Marquis Bacquebeni legte alsdann daö in der letzte» Hcrbst- scssion »»erledigt gebliebene Uehcreinkoiiiiiien, betreffend die Verstaatlichung der Erzherzog Albrcchtbabn, wieder vor. Tie Abgeordneten Luzzatto nnd Genossen beantragte» darauf die Errichtung einer italienischen Universität oder wenigstens einer italienischen Rcchtöakademie in Triest. * Die beide» deutschen Vereine, welche in Böhmen und Mähren seit mehreren Iabren tkätig sind, »m die deutsche Bevölkerung im Böhmcrwalr nnd im GcbirgSland ncnte Maßregeln zur Durchführung internationaler V tungen rechnen können. Er fürchte nicht, daß die französische Regierung den Schwierigkeiten, die etwa ans Zustande» in Neufundland entstehen möchten, eine unsren
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