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ErMbirgischer Volkssreund. Tage-und Amtsblatt für die Gericht-ämter Grönhain, Johanngeorgenstadt, Schwarzenberg und Wildenfels-, sowie für die Stadträtbe Aue, Elterlein, Grünhain, Hartenstein, Johanngeorgenstadt, Lößnitz, Neustädtel, Schwar zenberg, Wildenfels »nd Zwönitz. »«m NN,«, Sonntag, den 19. Mürz. ! Preis vierteljibriich IS Rgr. — Jnseraten-Ännahme für die am Abend »rscb einende Stummer bi« Bormtttag« 11 Ubr. <>s°s-9> Bekanntmachung. Die zu dem Nachlaß des verstorbenen Rcvierförster El-Holtz in Oberpfannensticl gehörigen Mobilien, darunter Gewehre, MeubleS, Kleider, Betten, Wäsche, ein Hirsch- und verschiedene Rchgeweihe, Holzvorräthe, sollen -en 27. März L8«S, von Vormittags 8 Uhr. an, in dem Forsthause zu Oberpfannenstiel meistbietend gegen baare Bezahlung öffentlich versteigert werden. AmtSwcgcn wird solches hiermit bekannt gemacht und werden Erstehungslustige dazu eingeladen. Fürstlich Schönburg'sches Iustizamt Hartenstein, am 15. März 1865. Neumann. Tagesgefchichte Die Schleswig Holsteiner Zeitung gegen Preußen. Keine Zeitschrift Schleswig-Holsteins tritt so mannhaft und unerschrocken für die Rechte der Herzogthümer und so kräftig und entschieden gegen die preußischen Gelüste und Winkelzüge auf, als die Schleswig-Holsteinische Zeitung. Rücksichtslos spricht sie ihre Ueberzeugung aus, schonungslos deckt sie, so weit sie eben dazu in den Stand gesetzt ist, von Bismarcks Plane auf. Erst in einer ihrer lctztern Nrn. hat die Schleswig-Holsteiner Zeitung ihre Ansicht und Meinung gegen Preußens Gebühren wie der einmal recht offen ausgesprochen und wir entnehmen dem in Rede stehenden Artikel folgende Stellen: „Preußen" heißt es unter anderem, „Preußen bestreitet uns in seiner jüngsten Depesche freilich nicht das ROt auf „Selbstän digkeit"; es will den Herzogthümern auch einen „Herzog" lassen; nur sollen sie nicht gerade den Herzog haben, den sie als den allein berechtigten ansehen, und dem Ne mit feierlichen Gelübden ihre Ehre und Treue verpfändet haben. Was ist Herrn v. Bismarck unsere Ehre, was schiert ihn unser verpfändetes Wort, was unsere Huldi gung, was unser Gewissen? Ihm ist nur Der als Herzog recht und genehni, der am mehrsten von den Landesrechten zu opfern und sich mit der geringsten Summe von Hoheitsrechten abfinden zu lassen bereit ist. Die Herzogthümer sollen ihren Herzog gleichsam auf dem Wege der Submission erhalten. In diesem Sinne wird nun mehr diplomatistrt, gehandelt, gefeilscht;-die Landeshoheit wird in Bruchtheile zerlegt und auf die Krämerwage geworfen, kurz: Schles wig-Holstein soll zur Handelswaare werden." „Man sagt" fährt der beregte Artikel weiter unten fort, „die Herzogthümer seien nicht fähig, ein selbständiges Dasein zu führen. Als ob sie nicht 1850 bewiesen hätten, daß sie auch allein einen Krieg zu führen im Stande seien! Allerdings einer gewaltigen Uebermacht gegenüber würden sie auf die Dauer nicht das Feld behaupten kön nen, aber sind sie denn nicht eben auch ein Theil des deutschen Kör pers, den die Gesammtheit des Bundes eben so zu schützen und zu Vertheidigen die Pflicht hat, wie jedes andere Glied ? Für den Augen blick können wir freilich nur eine geringe Kraft in die Gemeinschaft bringen, weil wir zur Zeit noch wehrlos sind. Es ist dies aber keine mis angeborene Schwäche, es ist eine künstliche Ohnmacht, herbei geführt durch diplomatische Werkthätigkeit, welche die Auflösung un serer Armee, die Plünderung unseres Arsenals, den Raub unserer Waffen und Kriegsbedürfnisse geschehen ließ. Nur zur Stärkung der Gesammtmacht Deutschlands, nicht für ein particularistisches Uebergewicht will unser Volk sich „nutzbar" machen lasten. Wir wollen keinen Herzog, der zu einem bloßen Pensionär der Civilliste herabgewürdigt, eine» preußischen General oder Minister als Haus meister über sich haben und jeder Macht entbehren soll, die Ver fassung zu halten und seinem Eide gemäß „die Rechte des Volkes zu schützen." So lange kein deutsches Parlament uns Bürgschaft gewährt für die Anfrechthaltung constitutioneller Rechte und Frei heiten, so lange nicht in einer gemeinsamen Volksvertretung ein großes Staatsleben sich uns erschließt, so lange wollen wir unser eigenes politisches Dasein nicht dahin geben. Es mag sein, daß eine kleine Zahl von Menschen unter uns sich so tief erniedrigt hat, daß man in Berlin dahin kommen konnte, Schleswig-Holstein nur noch als Handelsartikel zu bettachten; was das Volk betrifft, so sind wir sicher, daß es so nicht wird mit sich umgehen lasten." Man sollte freilich meinen, eine so entschiedene und dabei ganz wahrheitsgetreue Sprache müßte auf Hrn. von Bismarck und seine Partei doch wenigstens einigen Eindruck Machen und müßte zu ei nigem Nachdenken anspornen. Bis auf diese Stunde ist aber davon auch gar nichts zu bemerken. Herr v. Bismarck schreitet auf der einmal betretenen Bahn rücksichtslos vorwärts. Wohin aber diese Bahn endlich führen wird und muß, — die Zukunft wird es lei- 'der! lehren. Deutschland. Oesterreich. Wien, 16. März. Der heutige „Botschafter" ent hält den Wortlaut einer vom 13. d. M. datirten britischen Note an den Grafen Mensdorff, welche den österreichisch-preußischen An trag auf Anerkennung der schleswig-holsteinschen Jnterimsflagge be antwortet. Die britische Regierung, heißt es in der »Note, habe den Vorschlag reiflich erwogen und sei bereit, die Flagge provisorisch an zuerkennen, mit dem Vorbehalte der Rechte der schleswig-holstein schen Stände wie jener Deutschlands, und nur bis zur definitiven Constituirung der betheiligten Herzogthümer. Aus Wien schreibt man über die neuste Berufung des österr. Bundestagsgesandten nach Wien der D. Allg. Ztg. Folgendes: Schon der Umstand, daß der Bunbespräsidialgesandte, als er der Berufung nach Wien Folge leistete, über München ging und daß ihn von dort aus der österreichische Gesandte am bairischen Hofe hierher begleitete, deutet darauf hin, einerseits, daß es in erster Reihe ein Antrag Bai- erns sein wird, den wir in Sachen der Herzogthümer demnächst in Frankfurt zu erwarten haben, und andererseits, daß behufs einer Verständigung über eine» solchen Anttag Verhandlungen zwischen Oesterreich und Baiern im Gange und vielleicht schon dem Abschluß sehr nahe sind. — Und die Franks. Postz. berichtet über den in Rede stehenden Gegenstand: „Oesterreich ist mit einem Anttag ein verstanden, kraft dessen Baiern beim Bunde den dringenden Wunsch einer beschleunigten und bundeSmäßige« Lösung der Herzpgthümer- frage constatireu will." Preußen. Berlin, 14. März. In nicht ferner Zeit wird die schleswig-holsteinische Angelegenheit Gegenstand vou Parteiberathun- gen des Abgeordnetenhauses werden. Es verlautet namentlich, daß innerhalb der Fortschrittspartei das Bedürfniß gefühlt wird über die Stellung, welche das Haus zu der Frage eiuzunehmen hat, schlüssig zu werden. Wie die Parteien des Hauses und insbesondere die liberalen Parteien sich zu Ler Frage stellen werden, entzieht sich vor erst jeder Berechnung. Es wird'allem Vermuthen. nach vou einer Stellung der Parteien in ihrer jetzigen Zusammensetzung zu der Frage überhaupt nicht die Rede sein könne»; vielmehr sind wol in der liberalen Majorität selbst die verschiedensten Ansichten vertreten; vom reinen Annexionisten bis zum Augusteuburger. Ueberwiegend wird - der Standpunkt sein, daß man eine möglichste Verbindung Schleswig Holsteins mit Preußen allerdings für die beste Lösnug hält,