Volltext Seite (XML)
Dierlellährllch --"MkobneZu- Semsoick: Deranlwottlicher Redakteur: V«U Sehne. - Druck und Verlag: «arl geh« in Dtvv0l-l«val-e. Sonntag den 25. September 1921 87. Jahrgang Nr. 225 bauptmmmsch«N tm amwch« LM hm» von Dedörden) die Zeile LOOPIa.- Eü«ck>M»ck «ekIammLOoPs» _ , tragen. — Einzelne Nummern SO Pf. — Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. L. Gemeiadeverdands^Alwkonlo Nr. 3. Postscheck« Konto: Dresden 12548. Dieses Bla« errlhiill die amtlichen DekanalmachimG« der Amlshaavlmarmschasl, des Amlsgerichl» und des Sladlrals zu Dippoldiswalde Weitzeritz-Zeilung mi» Anzeiger slir DWEswMe, Schmiedeberg »« Bellesle AeiluuA des Bezieds Saatenstaudsvericht. 3m Hinblick auf die Verschiedenheit der Niederschlage in einzelnen Produktionsgebieten wird es schwer sein schon jetzt ein endgültiges Urteil über das Ergebnis der noch aus- s^henden Hackfruchternte zu fällen. Die Ernte von Herbst kartoffeln hat in manchen Gebieten bereis begonnen, wäh rend sie, besonders im Norden Deutschlands, in den größeren Betrieben voraussichtlich erst Ende September oder Anfang . Oktober zur Ausführung gelangen wird. Von unseren Ve- - richterstattern haben 7O2L mitgeteilt, -aß die Ernte geringer sein wird, als 1920, während 16^ meldeten, daß sie größer als im Vorjahre sei: 14 7L haben die Ernte so hoch wie im letzten Jahre eingeschätzt. Die Futter- und Zuckerrüben Haden sich nach den letzten Niederschlägen gegen den Vormonat etwas erholt, doch kann kaum von einer Vlittelernte ge sprochen werden. 25 H der Berichterstatter bezeichnen den Stan- der Futterrüben als gut gegen 57 H vor einem Jahre und 37A bezw. 5N bewerten ihn schlecht. Die Zuckerrüben werden von 16H der Berichterstatter als gut beurteilt und von 4256 als schlecht gegen 58 bezw. 5A in 1920. All gemein wird über die vertrockneten Futterpflanzen geklagt. 47 A der Berichterstatter (gegen 15 N im Vorjahre) teilen mit, daß die Heuernte kleiner als im Vorjahre ist. Der zweite Schnitt ist teils ganz ausgefallen, teils als Grünfutter ver braucht worden. Nur 102S der Berichterstatter melden, daß die Nachmahd befriedigend sei und 84 «L, daß sie schlecht und ganz verbrannt sei, während im September 1920 53 ein gutes Ergebnis und nur 21N ein schlechtes bekanntgaben. Der Mangel an Futterpflanzen macht sich schon jetzt äußerst bemerkbar. Das Vieh wird vielfach verkauft und der Vieh stand verkleinert. Die Bestellung der Wintersaat ist in vollem Gange., 53der Berichterstatter teilen mit, daß die Aus saat des Wintergetreides begonnen habe gegen 4526 um die selbe Zeit des Vorjahres. Die Niederschläge wurden von 24 N der Berichterstatter als ungenügend bezeichnet gegen 17 N und 95 A vor einem Jahre. r HOertltches und Tüchfisches. * Dippoldiswalde. Die von den städtischen Kollegien be schlossene Musikinftrumentensteuer hat bei den Bettoffenen Freude selbstverständlich nicht ausgelöst. Man findet sie auch ungerecht insofern, als Grammophone zum größten Teil in minderbemittelten Familien sich befinden, und meint, es wäre -och viel einträglicher gewesen und gerechter, die Automobile zu besteuern. Ein solches besitze nur der Leistungsfähige. Und 20 Automobile je 1000 M. brächten im Handumdrehen jähr lich 20 000 M. Das Exempel stimmt, aber eins ist dabei vergessen: es könnte sich dabet nur um eine Luxussteuer handeln. Und im Handumdrehen würde man die Wahr nehmung machen, daß es in Dippoldiswalde Luxusautos nicht gibt, sondern nur Geschäftsautos. Die Steuer wäre also ein Lufthteb. — Beging am letzten Sonntag der Turnverein Dippoldis walde (D. T.) fein Abturnen, so werden ihm nun an diesem Sonntag die beiden anderen nachfolgen. Der Turnverein .Zahn' wird am Morgen zum Wettkampf der Mitglieder und Zungmannen antreten und am Nachmittag nach einem Auszug auf dem Turnplätze ein Schauturnen und anschließend ein Wetturnen der Kinderabteilung veranstalten. Abends folgt Ball mit Sondervorführungen. Der Turnverein »Frisch auf' hat am Morgen ein Kinderwetturnen, nachmittags ebenfalls Auszug, an den sich allgemeine Frei übungen der Turner und Turnerinnen, der Kinderabteilung, dann Geräte- und Kürlumen aller drei Abteilungen an- schlleßen. Nach einem Fußballwettspiel wird ein Ball den Täg beschließen. Mppoldlswalde. Aus zwingenden Gründen ist die Probe fahrt bezw. Eröffnung der Autoltnien nach Glashütte und Bienenmahle nochmals um 2 Tage hinausgeschoben worden. Die Probefahrt soll nunmehr am 30. September, die Eröffnung am 1. Oktober stattfinden. ^Ger Kreisausschuß hak in seiner Sitzung am Freitag die Musikinftrumentensteuer für Dippoldiswalde, 40 M. für größere, 20 M. für kleinere 3nstmmente, genehmigt. Mik dem 1. Oktober tritt das Reichsgesetz über die Erhöhung der 3nvalidenverflchemngsbeikräge in Kraft Alle Arbeitgeber seien hleräuf ganz besonders aufmerksam ge macht, da ein Uebersehen dieser Bestimmungen und weitere Kürzung der bisherigen niedrigen Sätze vom Arbeitslohn ihrer Arbeiter und Angestellten ihnen große Verluste bringen kann. Da diese Erhöhung aber auch eine Reu-Einordnung der Versicherten in die verschiedenen Klaffen bedingt, bitten die Orts- und Landkrankenkaffen die Arbeitgeber um Ein- «abe von Lohnlisten mit Angabe des Lohnes nach dem Stande vom 1. Oktober, nach welchem die Einstufung vorgenommen werden kann. — Zu besetzen: Erledigte Lehrerstelle zu Reichstädt. Musikalische Befähigung erwünscht. (Mit der Stelle war früher ein kirchendienstllches Amt verbunden.) Gehalt nach der Besoldungsordnung (Ortsklasse vorläufig L). Dienst wohnung vorhanden. Bewerbungsgesuche mit den erforder lichen Unterlagen bis 17. Oktober d. Z. an den Bezirks schulrat. — Ein Ftlmwerk mit historischen Grundlagen aus der Zeit napoleonischer Kriege in Spanien wird am Sonntag den Besuchern der Stern-Lichtspiele in dem Schlager .Der Stier von Olivera' gezeigt werden. Als Lustspiel wird .Haben Sie Frihchen nicht gesehen?' auf der weißen Wand zu sehen sein. -- Die Verwaltung der Dresdner Städtischen Bücherei klagt über finanzielle Schwierigkeiten, die zu einer Erhöhung der Einschreibegebühr und dadurch bedauerlicherweise zu einer Minderbenuhung der Bücherei geführt habe. Von der Ein führung einer Lesegebühr, die man ebenfalls für unabweisbar hält, befürchtet man dasselbe. 3n ähnlicher Lage befindet sich die hiesige Volksbibliothek. Sie muß ihre Lesegebühr erhöhen, um existieren zu können, wenn — ja wenn nicht die städtischen Kollegien helfen durch Gewährung einer Beihilfe in der vorjährigen Höhe. Die Bücherei hak nichts, wo sie vielleicht sparen könnte. Die persönlichen Verwaltungsausgaben z.B. betragen nach ihrer Erhöhung jährlich 275 M., und dabei werden drei Büchereiabende wöchentlich gehalten. Jetzt benötigt die Bücherei infolge des Umzugs ein neues Regal — in der Bürgerschule wurde ein in die Wand eingebauter Schrank mit benutzt —, und dabei kein Geld. Der Gewerbeverein, der neben einem regel mäßigen Zuschuß schon oft außerordentliche Beihilfen ge währte — im Vorjahre z. B. zur Verringerung des Defizits 200 M. —, kann sich schließlich nicht nur für die Volks bücherei opfern: stellt er doch auch für ein Trinkgeld — und zwar ein recht bescheidenes — die Verwaltung, deren Idea lismus durch die mißlichen Verhältnisse natürlicherweise nicht gehoben wird. — Die Frage .Woher kommt der Wohnungsmangel' wurde kürzlich auf einer Hausbeflherversammlung folgender maßen beantwortet: Mir haben etwa 12 Millionen Woh nungen in Deutschland. Dor dem Kriege mußten durch die Bevölkerungszunahme von über 800 000 Menschen und zur Erneuerung der abgängigen Wohnungen 200 000 Wohnungen jährlich neu erstellt werden. Berücksichtigt man die Gebiets verluste' des deutschen Reiches und die schweren Kriegsver luste, so fehlen uns nach fünfjährigem, fast gänzlichem Still liegen des Wohnungsbaües mindestens 750000 Wohnungen. Rechnet man weiter heute mit einer Zunahme von auch nur 500000 Menschen je Jahr, so würde zu diesem Fehlbestand von 750 000 Wohnungen ein weiterer jährlicher Neubedarf von 100 000 Wohnungen hinzukommen. Da insgesamt seit Kriegsende höchstens 100000 Wohnungen und schätzungs weise die gleiche Zahl Notwohnungen errichtet wurden, so muß außer dem vorhandenen Stammfehlbetrag von 750000 Wohnungen der jährliche Bedarf an Wohnungen für die nächsten Jahre wenigstens mit 100 000 angesetzt werden, unter der Voraussetzung, daß es gelingt, den Abgang an alten Wohnungen für die nächsten Jahre zu verhindern. Reinholdshain. Sein Abturnen, verbunden mit Wett turnen und abendlichem Ball mit Siegerverkündigung wird am heutigen Sonntag unser Turnverein abhalten. Der Turn rat hofft auf rege Beteiligung. Schmiedeberg, 23. September. Die Baubude der Tiefbau firma Franz Schmidt zeigte heute Flaggenschmuck. Aus An laß des Geburtstages des Firmeninhabers war sie von der Arbeiterschaft geschmückt worden. Diese überreichte ihrem Chef außerdem auch noch ein Geschenk. Sicher ein nicht alltägliches Zeichen von Anhänglichkeit und gutem Einver nehmen. Altenberg. Am Sonntag veranstalteten die Arbeiter- Jugendvereine des Osterzgebirges hier eine Jugendfeler, zu der etwa 500 Teilnehmer sich eingefunden hatten. Seifersdorf. Dem Kriegersiedlungsverein Bezirk Dippol diswalde will man etwa 9000 Quadratmeter Bauland (je 1,50 M.) an der Straße nach Börlas überlassen. — Am 20. November wird der Gemeinderat neu gewählt. Rabenau gewährt zur Kattoffeleindeckung zinslose Dar lehen unter der Bedingung, daß die Rückzahlung in regel mäßigen und angemessenen Raten erfolgt und die Stadt sich am Arbeits- oder sonstigem Einkommen des Betreffenden schadlos halten kann. ' Dresden. Auf Grund wiederholter Verhandlungen im sächsischen Wirtschaftsministerium über die diesjährige Kar toffelversorgung wurde im Juni dieses Jahres beschlossen, eine Kartoffelpreisnotierungskommission für das Gebiet des Frei staates Sachsen einzurichten, deren Aufgabe darin bestehen soll, durch allwöchentlich mindestens einmal stattfindende Preisnotierungen ein möglichst wahrheitsgetreues Bild vom sächsischen Kattoffelmarkt zu geben. Die Tätigkeit dieser Preisnotierungskommission, die aus je zwei Vertretern der Erzeuger, des Handels und der Verbraucher besteht, soll Er zeuger und Handel vor Eingriffen und Störungen, wie sie im vergangenen Jahre vorgekommen sind, schützen: auf der anderen Seite aber auch die Wucherverfolgnng in tatsächlich begründeten Fällen erleichtern. Die Geschäftsführung der Notierungskommission hat, wie der .Sächsische Zeitungs dienst" meldet, der Landeskulturrak übernommen, in dessen Diensträumen auch allwöchentlich die Kommission Zusammen tritt, um auf Grund der von feiten -er Erzeuger und des Handels eingegangenen Preismeldungen die Notlerungen jeweils für eine Woche vorzunehmen. Die Notierungen werden als .Amtlicher Bericht der sächsischen Preisnotte- rungskommission' wöchentlich unter der Rubrik .Handel und Verkehr' in der .Sächsischen Landwirtschaftlichen Zeitschrift" veröffentlicht und außerdem auch durch die Tagespresse den Interessenten bekannt gegeben werden. — Als Nachfolger des 3. Bürgermeisters vr. May, der am Sonnabend einem Schlaganfall erlag, wird dem Ver nehmen nach der frühere Finanzminister, der mehrheitssozia listische Stadtverordnetenvorsteher Nitzsche, vorgeschlagen werden. — Die sächsischen Steinkohlenwerke wiesen im Jahre 1913 eine Förderung von 5 Millionen Tonnen Kohle auf, gegen 43,4 Millionen Tonnen des oberschlesischen und 110 Millionen Tonnen des westfälischen Kohlenbeckens. Pirna. Kopfschmerzen machten hier die Gehaltserhöhungen der städtischen Angestellten und Arbeiter und zwar der Deckung wegen, die nomehr erfolgen soll durch Erhöhung und Staffelung des Gaspreises, des Strom- und des Wasser preises, und zwar dergestalt, daß der Gaspreis bei einem Verbrauch bis zu 50 Kubikmeter 1,50 M., bis zu 100 Kubik meter 1,70 M., bis zu 150 Kubikmeter 1,90 M., bis 200 Kubikmeter 2,10 M., bis 250 Kubikmeter 2,30 M., über 250 Kubikmeter 2,50 M. je Kubikmeter beträgt, bei Münz gasmesser 5 Pf. mehr. Bei Strom sollen bis 10 Kilowatt 3 M., je weitere 10 Kilowatt 10 Pf. mehr bis zum Preise von 4 M. je Kilowatt gefordert werden. Die Wasserpreise stellen sich ab 1. Oktober bei Abnahme bis zu 2000 Kubik meter auf 60 Pf., bis 8000 Kubikmeter auf 80 Pf., über 8000 Kubikmeter auf 1 M. je Kubikmeter. Durch Mitver wendung von 20 000 M. weiterer Staatsbeihilfe für das Gymnasium, 40 000 M. Ertrag der Muflksteuer und 110000 Mark Mehrertrag der letzten Gaspreiserhöhung gedenkt man über die Klippe hinwegzukommen. Struppen. Der Gemeinderak hat einen Antrag ange nommen, ab 1. April 1922 die kostenlose Totenbestattung einzuführen und den Verfaffungsausschuß beauftragt, ein Ortsgesetz darüber zu beraten. Leipzig. Das Bild unseres Haupthahnhofes hat eine nicht unmerkltche Veränderung erfahren. Den Bahnsteigen 10 bis 16 entlang hat man elektrische Leitungsdrähie gespannt, wie sie für die Elektrisierung des Eisenbahnbetriebes zwischen Leipzig und Magdeburg notwendig sind. Die Vor bereitungen sind soweit gediehen, daß der Streckenabschnitt Leipzig-Bitterfeld unter Spannung gesetzt werden kann, Am Donnerstag hatte man sich nun zu einer ersten Versuchs fahrt mit der elektrischen Maschine von Wahren nach dem Haupkbahnhof angeschickt. Nachdem am Vormittag noch eine Reihe Hindernisse der verschiedensten Art überwunden werden konnten, wurde gegen 4 Ilhr nachmittags die Maschine mit einem angeschloffenen Wagen von Wahren aus abgelaffen. Wenige Minuten nach V- 5 Uhr konnte man auf dem Haupt- -ahnhof die Einfahrt dieses noch seltenen Vehikels anstaunen. Fauchend und mit allerhand Gepolter lief sie ein und hielt lach elegantem Auslaufen in halber Höhe des Bahnsteigs 13. iine kleine Gruppe von Beteiligken entstiegen den Abteilen, gingen prüfend um die Maschine herum, mit ernsten Mienen Eindrücke und Erfahrungen austauschend. Mittlerweile war der Zeiger auf 5 Uhr vorgerückt, eine kurze Verständigung zwischen den Führern und den anderen Teilnehmern, und mit »er gleichen Eleganz zog die Maschine wieder an und ver leb in ruhiger Fahrt den Aauptbahnhof. Unter den Durch reisenden und Ankommenden hatte das Halten diese« elektri- chen Probezuges allerhand Aufsehen und noch mehr Ueder- raschung hervorgerufen, von der auch einige amtliche Stellen