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abenauer Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspreis einschließlich zwei illustrirter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrirten Witzblattes 1,50 Mk. Zeitung für Wnkand> Seiseesdvrf. Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Pf., für auswärtige Inserenten 15 Pf., Reklamen 20 Pf. Annahme von Anzeigen für alle Zeitungen. Nummer 125. Dienstag, den 23. Oktober 1900. 13. Jahrgang. Mitthe i l unge n aus der Sitzung des Stadtgemeinderathes zu Rabenau vom 11. Oktober 1900. Vorsitzender Bürgermeister Wittig. Anwesend alle Mitglieder. Zn Punkt 1 der Tagesordnung wurde auf eine von der Königlichen Oberforstmeisterei Grüllenburg anher ge richtete Zuschrift, die Ableitung der Abfallwässer betreffend, Entschließung gefaßt. 2. Als Vertrauensmann der land- und forstwirthschaft- lichen Berufsgenosscnschaft wurde Herr Gutsbesitzer Gustav Schneider in Lübau und als dessen Stellvertreter Herr Gutsbesitzer Robert Fällst hier wiedergewählt. 3. Zu Mitgliedern der Einkommensteuer Einschätznngs- Commission wurden die Herren Bürgermeister Wittig und Stadtrath G. Wünschmann und als deren Stellvertreter die Herren Stadtverordneten Otto Kühn lind Ernst Engel gewählt. 4. Hiernach wurde der vom Bau-Ausschuß ausgestellte Wegebau-Voranschlag für das Jahr 1901, nach welchem unter anderem die Bahnhofsstraße gebessert nnd zu einem Theile derselben die Herstellung des Fußweges mit Schnittge rinne und Bordkante erfolgen,soll, durchberathen und genehmigt. 5. Nahm der Stadtgemeinderath Kenntniß von der für das Jahr 1899 ausgestellten Verfassungs- und Vermögens übersicht hiesiger Stadtgemeinde. 6. Erfolgte Vorlage der geprüften Gemeindekranken- kassen-Rechnung auf das Jahr 1899. Die Einnahme be läuft sich auf 9814 Mark 63 Pfg., die Ausgabe auf 8403 Mark 83 Pfg., sodaß am Schluffe des Jahres ein Bestand von 1410 Mark 80 Pfg. vorhanden war. 7. Beschloß der Stadtgemeinderath einein Ansuchen um käufliche Ueberlassung einer in Obernaundorfer Flur gelegenen Parzelle bedingungsweise zn entsprechen und 8. Wurde Herr Schuldirektor Weyngärtner als Mit glied des Ausschusses für die ins Leben zu rufende Fach- zeichenschule gewählt. Aus Nah und Feru. — Herrn Thierarzt Litfas in Rabenau ist seitens der Herren Schroth und Nudelt als Gemeinde- ' - — Der Diamant des Lemmtmees. Erzählung aus dem Orient. Von H. Rosenthal-Bonin. " (Nachdruck verboten.) Ich mußte dem Agenten leider in seiner Ansicht der Dinge Recht geben, beschloß jedoch mit seiner Hilfe, bevor ich nach Konstantinopel zurückreiste, noch einige Tage Nach forschungen nach dem Verbleib des Ertrunkenen anzustellen. Mit der Verabredung, am folgenden Tage schon an dies Werk gehen zu wollen, schieden wir. Am nächsten Morgen um neun Uhr schon ließ sich der Agent bei mir melden. Ec sah sehr erhitzt und aufgeregt aus und berichtete, er habe aus sicherer Quelle erfahren, daß in der verflossenen Nacht um ein Uhr Saref Pascha, der gestern den Tag über recht krank gewesen, jedoch nicht derartig, daß man die Sache für sehr gefährlich ansah, todt in seinem Vette gefunden worden sei, und daß die Indien» sammt ihrer schwarzen Vertrauten die allgemeine Verwirrung sich zu Nutze gemacht habe und mit dem be deutenden Schatz des Paschas an Juwelen und dem baaren Gelbe verschwunden sei- Das müsse nach zwei Uhr ge wesen sein, denn bis dahin hatte man sie noch in den Gemächern des Paschas umherrennen sehen. „Sie wissen ja, Herr Nath," flocht der Grieche ein, „wie es bei der artigen Fällen in den Palästen der Großen zuzugehen pflegt. Jeder ist für sich besorgt und denkt an nichts An deres, als an sich selbst. Jetzt kann man auch gegen die Person etwas unternehmen, sie ist durch dieses Thun so zusagen vogelfrei geworden, sie steht erst wieder unter der Macht der Erben, wenn sie in den Mansurpalast zurück gebracht ist." Diese Nachricht elektrisirte mich, sie verscheuchte all' meine Müdigkeit und Mattigkeit, die mir von dem gestrigen Abenteuer noch in den Gliedern lag. Jetzt war die Mög lichkeit, in den Besitz des kostbaren Steines zu kommen, vorhanden. Ich kam dann doch nicht mit leeren Händen zu dem alten Ephraisi zurück. Aber schnell mußte gehandelt werden, so schnell als nur irgend möglich. „Ich glaube nicht, daß die Indien» hier in Kairo sich versteckt hält," rief ich ans. „Sie wird nach ihrer Heimath zurückflüchten wollen. Dies kann sie nur zu Schiff, und zwar glatt und schnell nur von Alexandrien aus thu». Sie ist daher jedenfalls mit dem Nachtzuge nach Alexan drien gereist." Diese Gedanken und Folgerungen tauchten blitzschnell in mir auf, und ich theilte sie dem Agenten mit. „Wann geht der nächste Zug dorthin?" frug ich. Vorstände von Niederhäslich und Deuben beschicken worden, ob er einem von ihm einzureichenden Gesuch gemäß zur Fleischbeschau in Niederhäslich oder Deuben zugelassen sein möchte. Die dem Gemeinderath zu Deuben vorliegende Antwort sprach sich für beide Orte aus, der Gemeinderath that unter Vorbehalt der Zustimmung Nicderhäslichs dasselbe. — Wegen unglücklicher Liebe hat ein 16 jähriger Real schüler, Otto T., Sohn eines Schlächtermeisters in Berlin, Selbstmord zuw erüben'versucht. Trotz seiner großen Jugend hatte er bereits ein „Verhältniß" mit einer 15jährigen Händlerstochter angebändelt. Der Vater erfuhr von der heimlichen Liebschaft seines Sohnes und nahm einen Wurstspieß zur Züchtigung. Otto T. begab sich auf sein Zimmer, aus dem bald ei») Röcheln zu höre» war. Man sprengte die verriegelte Stubenthür und sand dort den jungenMenschen am Fensterkreuz an einer Zuckerschnur hängend. Er war bereits bewußtlos, wurde aber durch einen Arzt wieder ins^Leben zurückgerusen. — Ein blutiges Drama spielte sich in der großen deutschen ^Spinnerei von zSchläpfer und Wenner in Salerno ab. Der Director Grob rügte einen unbotmäßigen Arbeiter Namens Benincasa, darauf zog letzterer eine Pistole und feuerte von rückwärts auf den Ahnungslosen. Der Director wurde am Kopf tödtlich getroffen. ^Der Mörder ist entflohen. — Ein nettes Begrüßungs-Telegramm an den Großherzog von Baden leistete sich der Athleten- Club Herkules zu Baden-Baden. Es hat folgenden Inhalt: Der Athleten-Club Herkules, dessen Mitglieder heute Abend zur Abschiedsfeier seiner fünf der besten zum Militär ein berufenen Mitglieder im Hotel Bock dahier versammelt sind, entbieten hiermit Sr. König!. Hoheit als treue Unterthanen die huldvollsten Grüße. Noch besser wäre es gewesen, die Bier-Athleten hätten ihr huldvollstes Telegramm begonnen mit den Worten: Der Athleten-Club Herkules geruht gnädigst rc. — Drei Personen erfroren. Im Rhön gebirge bei Mehlhausen, wo seit einigen Tagen ein furcht- barrs Schneegestöber herrscht, sind drei Handwerksburschen erfroren aufgefunden worden. — Auch eine A u f r ä u m u n g s a r b e i t. Zu „Es ist jetzt Neun; in einer Stunde fährt ein Schnellzug." „Bitte, sprechen,Sie mit dem Gasthofsdireklor, Herr Patrvdos,"'bat ich den Agenten. „Ich fahre sofort zum Bahnhof und gehe für einige Tage nach Alexandrien." Nasch legte ich Reisekleider an, that das Nothwendigste in mein Handköfferchen, und eine Stunde später saß ich schon im Schnellzuge und dampfte dem Norden zu. Ich hatte mir von Ephraisi eine amtlich bestätigte Vollmacht nachsenden lassen, nach welcher ich befugt war, des Barons Ephraisi Person zu vertreten und in seinem Namen zu handeln, wie ich es für gut fand. Das war sehr wichtig, weil der Baron türkischer Unterthan, Bürger von Stambul, war, nun er durch die,Indien»-geschädigt worden war und ich ohne solche Vollmacht gar kein Recht gehabt hätte, gegen die Flüchtige in irgend einer Weise vorzugehen. Das Schriftstück trug den riesigen Stempel der politische» Abtheilung der hohe» Pforte. Wen» meine Muthmaßung zutraf, und die Indien» noch nicht zu Schiff ivar, sollte sie mir nicht entgehen. Auf dem Bahnhof von Alexandrien angelangt, nahm ich mir sofort einen Wagen zum Hafen- Dort erkundigte ich mich, ob heute Vormittag schon ein Schiff nach einem Hafen Asiens — der Suezkanal war damals noch nicht fertig — abgegangen sei. Ich erhielt die Auskunft, daß gestern und heute noch kein Schiff abgegangen sei, aber heule Abend werde ein englischer Dampfer auslaufen. So war ich demnach nicht zu spät gekommen. Weniger angenehm war mir bei dieser Auskunft, daß der Dampfer England angehörte, weil, falls es der Indien« gelang, den Dampfer zu erreichen, sie völlig sicher war, denn nach dem Grund und Boden des Landes, dessen Flagge es trügt. Es kam also hier darauf an, die Indien,, abzufaffen, bevor sie den Dampfer ^betrat. Nach meiner Kenntniß der..Verhältnisse hatte ich mir überlegt, daß es besser sei, nicht zu dem Vorstände der Polizeiwache am Hafen zu gehen, weil ich, wenn irgend möglich, eine Einmischung der Polizei und Ablieferung der Indien» a» die Gerichte vermeiden wollte. Wer konnte wissen, in wessen Hände dann die Juwelen, welche die Indien,, mit sich führte, gelangten. Ich hoffte, durch Ueberraschung und durch die Drohung, daß ich sie fest nehmen ließe, wenn sie den Stein nicht gutwillig heraus gäbe, zum Ziele zu kommen. Ich mußte für alle Fälle bis zur Abfahrt des Dam pfers an, Hafen bleiben und erlangte durch gute Backhschischs die Erlaubniß, im Schreibzimmerchen des Zollinspektors, eines schlau blickenden Franzosen, dessen Fenster de» Ein gang zum Hafen völlig übersehen ließ, mich aufhalten zu dem geplanten Kaiserbesuche im Wupperthale am 13. d. Mts. hatten u. A. auch die Wirthe in Elberfeld mit weiser Vor sicht ihre Keller und Vorrathsräume mit allerhand delicaten Sachen gefüllt. Da plötzlich kam die Absage, und da manchem infolgedessen der Appetit vergangen sein soll, harren nunmehr zwei Fuhren Häringssalat, 1200 belegte Schinken brötchen, 600 belegte Käsebrötchen und zwei Tonnen Salz gurken »och immer ihrer Bestimmung. Mit den Leckerbissen soll daher demnächst durch eine öffentliche Auction^ aufge räumt werden. — Von derLoco motive zerrissen wurden vier Streckenarbeiter am Mittwoch Mittag zwischen der Station Erkelenz und Baal (Eisenbahn-Dir.-Bezirk Aachen). Von den vier Arbeitern wurde» drei sofort getödtet,'während der vierte so schwere Verletzungen erlitt, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird. — Aus der italienischen Justizpflege. Aus dem Zuchthaus von Portoferraio auf Elba wurde in letzter Woche der Bauer Francesco Crea aus der Provinz Calabrien entlassen, nachdem er als vermeintlicher Mörder volle 35 Jahre lang als „No. 2128" unschuldig im Zucht hause verbracht hat. Vor drei Monaten meldete sich der wahre Mörder. Er beschrieb sein Verbrechen so genau, daß dadurch auch der objektive Wahrheitsbeweis vollständig erbracht wurde. Zuvor hatte sich der wirkliche Mörder aufs genaueste darüber vergewissert, daß er wegen Ver jährung nicht mehr bestraft werden könne. Der arme Crea ist jetzt 73 Jahre alt, ein wandelndes Gerippe. — Glück und Unglück. Aus Narrow, Nord england, wird ein ergreifender Vorfall berichtet: Ein 58- jähriger Handwerker hatte vor 40 Jahren ein Auge ver loren und sich dann mit dem anderen beholfen, so gut es ging, bis vor 4 Jahren völlige Erblindung eintrat. Vor Kurzem unterzog sich der Mann einer Operation mit dem Resultat, daß er auf dem fast 40 Jahre blind gewesenen Auge die Sehkraft wieder erlangte. Als dann die Binde fiel und der Patient zum ersten Male wieder die Gesichter seiner Angehörigen erkannte, rührte ihn vor Freude der Schlag, so daß er nach einigen Minuten den Geist aufgab. dürfen. Es war erst drei Uhr Nachmittags, und ich hatte noch drei Stunden vor mir. Bis jetzt konnte noch kein Passagier das Schiff betreten haben, weil es noch ganz draußen am Kohlenquai lag und Heizmaterial einnahm. Ein großer französischer Dampfer fuhr in den Hafen ein und schiffte seine Passagiere am Landungsquai aus. Die gesammte Polizeimannschaft begab sich dorthin. Das war mir sehr lieb. Endlich kam der große englische Schiffskoloß langsam gegen die Brücke geschwommen und legte dort an. Es stellten sich jetzt auch schon Passagiere ein, die auf das Schiff gingen. Nur Engländer und Europäer, dann einige Perser u: hohen schwarzen Mützen und ein paar schwärz- bärtiae, braune Hindu, mit riesigen Turbanen auf dem Kopf. Weibliche Paffagiere waren bisher nicht erschienen. Doch täuschten mich meine Augen nicht, so schritt, ein paar riesige, festumschnürte Ballen unter dem Arm, dort eine große, dicke Schwarze daher, deren Erscheinung und Gang mir bekannt vor. Ich ergriff einen Feldstecher. Ja, das war unzweifel haft Limbabje. Jedoch wo war Lolah, ihre indische Herrin? An der Dienerin hatte ich kein weiteres Interesse, die trug de» kostbaren Stein nicht, davon war ich überzeugt. DaS Juwel ließ sicher die Indien» »icht eine Minute von sich. Ich ließ deshalb die Schwarze ruhig gehen, beobachtete aber um so schärfer alle übrigen Personen, die zur Brücke sich hinbewegten. Jetzt sah ich eine verhüllte Frauengestalt langsam und gebeugt den Weg zur Brücke einherschleichen. Trotz der Umhüllung erkannte ich an dem ganz eigenthüm- lich schlanken Bau dieser Gestalt und dem mir unvergeß lichen plötzliche» scharfen Wenden des Kopfes in dieser Ver mummte» die Gesuchte. Ich ließ sie vorübergehen, dann eilte ich aus dem Zimmer, schritt ihr schnell nach und legte fest die Hand auf ihre Schulter. Das Weib fuhr, heftig zusammenschreckend, herum und schaute mit wilden Blicken in mein Gesicht. „Halt, Diebin!" rief ich ihr zu. „Zuerst den geraubten Diamanten, und dann kannst Du zu dem Schiffe gehen!" „Niemals!" zischte sie mit weit aufgerissenen, wüthen- den Augen, und in demselben Moment erhielt ich von ihr einen Schlag in das Gesicht, daß ich zurücktaumelte. Der Zorn ergriff jetzt auch mich. Ich Packte den Mantel Lolah's und riß die Davoneilende heftig zurück. Die Jndierin stürzte zur Erde, ich wollte sie am Arm ergreifen, um sie aufzuheben und festzuhalten, da verspürte ich eine» stechen den Schmerz in meinem Arme und fühlte, daß es warm daran herniederrieselte. Ich erblickte in der Hand des schöne» Weibes eine» kleine» Dolch. — Forts, f. —