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38 Weißeritz-Zeitung 16 Mai 1854 Inserate werben mit / 8 Pf. für die Zeile berechnet tchu. in allen Ex peditionen an, genonimtn. Wienstag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstal ten. Preis pr» Quart. I VNgr. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann — Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Rußland s Gebietserweiterungen im Laufe der Zeit. Jetzt, wo wohl in ganz Europa die Befürchtung Platz gegriffen hat, daß es beim Angriffe Rußlands auf die Türkei jedenfalls auf etwas Anderes noch, als auf den Schutz und die religiöse Sicherstellung der Rechtgläubigen abgesehen sei, mag es nicht ohne Interesse sein, nachzurechnen, wie der nordische Coloß, dessen weiteres Wachötbum das Gleichgewicht der eu ropäischen Machtstellung unfehlbar erschüttern und be drohen wurde, im Laufe der Zeit den Umfang und die Ausdehnung gewonnen hat, die ihn bisher auS- zeichnete. Die fortgehende Zunahme des großen nordischen Reiches an Umfang seines Gebietes datirt sich von mehren Jahrhunderten her bis in die neueste Zeit. Bekanntlich ward der im Jahre 864 zum Herrscher berufene Rurik der Gründer der russischen Monar chie. Damals beschränkte sich dieses neue Reich auf die jetzigen Gouvernements Petersburg, Esthland, Now gorod und Pskow. Bald dehnte eS Rurik durch Eroberungen östlich bis JaroSlaw, Nischnei-Nowgo rod und bis zur Dwina aus. Seine Nachfolger lie ßen das Schwert ebensowenig rasten, und so kam eS, daß unter dem letzten unmittelbaren Nachkommen Rurik's Fedor Iwanowitsch (1584—1598) das russische Reich bereits 130,132 Quadratmeilen umfaßte. Als im Jahre 1613 der wenigstens in weiblicher Li nie von Rurik abstammende Sohn eines Metrogoli- ter, Michael Fodrowitsch Romanow auf den russischen Thron gerufen - ward, hatte sich der Umfang des Gebietes bereits auf 155,914 LMeilen vermehrt. Die nun zunächst folgenden Landeserwerbungen be liefen sich allein in Sibirien auf 70,000 LMeilen, und später kamen dorr noch 35,000 Meilen dazu, so daß Rußland bereits vor Peter dem Großen über 263,828 LMeilen der Erdoberfläche sich ausdehnte. Als Peter der Große ins Grab stieg (den 28. Febr. 1725), nahm er die Befriedigung in dasselbe mit hinab, seinem Reiche, außer Licflanv, Esthland, Jn- germannland, Karelien in Europa, auch 1682 LMei- len am kaspischen Meere, serner 4160 in Kamschatka und den Kurilen, sowie 6000 LMeilen an der Ir isch, Linie hinzugefügt zu haben, so daß der ganze Flächeninhalt auf 282,454 Geviertmeilen gestiegen war. Die Kaiserin AnnaJwanowna (1730—1740) erwarb 500 LMeilen vom Gouvernement JekaterinoS- laSwk von Orel bis Samara und vom nördlichen Don bis zu den Quellen des MinS, ferner in Sibirien das Land Tschukotsch mit 5000 Quadratmcilen und 32,000 LMeilen der Kirgiskaisaken. Elisabeth (1741 bis 1762) eroberte einen Theil von Schweden, die aleu- tischen Inseln und 400 Meilen von Cherson. Die kräftige Katharina II. (1762—1796) machte die größten Eroberungen; denn sie eignete sich nicht nur ungeheuere Gebiete deö alten Polens zu, gewann Kiew, Podolien, Kurland, Taurten (1136 LMeilen), sondern auch den Rest von Cherson, JekaterinoslawSk mit Taganrog, dazu ein Gebiet von 1650 Quadrat meilen am Kaukasus und schwarzen Meere, endlich 20,000 Meilen in Amerika. Dadurch hob sich unter dieser „nordischen Semiramis" der Flächeninhalt des russischen Reichs auf 352,472 LMeilen. Kaiser Alexander I. (1801—1825) fügte hinzu Bialistock, Bessarabien, das Königreich Polen, Finn land und Grusien, zusammen etwas über 33,000 LMeilen, wodurch der Ländercoloß bis 1815 auf 385,472 LMeilen gebracht wurde. Der gegenwär tige Kaiser endlich, Nikolaus I. (seit dem 1. Dec. 1825) erlangte durch seine Kriege mit dttt Persern und Türken eine Gebietserweiterung von 530 LMei len (nämlich : 143 in Paschalik Achalzifh, 224 in der Provinz Eriwan, 92 in der Provinz Nachitschewau, 71 in dem türkischen Bezirke von Dscharo-BälokanSk). Das gäbe denn in runder Summe einen Um fang des russischen Reiches von 386,000 LMeilen; fürwahr, auch wenn wir die Fürstenthümer Loben- und Liechtenstein außer aller Vergleichung lassen, ein wirklich recht umfängliches Sümmchen, über dessen Fortbestand oder aber Vermehrung, nach Befinden wohl auch Verminderung, die Entscheidung des gegen wärtigen Kampfes Aufschluß geben wird! — R. G. Tagesgefchichte. Dresden, 13. Mai. In dem Sommerfahrplane für die sächsische Dampfschifffahrt ist bezüglich der Tour von Dresden nach Meißen einem im vorigen Jahre vielfach geäußerten Wunsche Rechnung getragen wor- den, indem Sonn- und Festtags 6 Uhr Abends noch ein zweites Dampfschiff von Meißen nach Dresden ab geht. Dadurch ist nämlich Gelegenheit zu einem recht lohnenden Ausfluge in die Umgebung Meißens ge boten. DaS früh 9 Uhr in Dresden abgehende Schiff langt halb II Uhr in Meißen an. Von hier aus besucht man das Buschbad, wo man Mittags speist und sich dann Nachmittags birect vom Buschbade nach Siebeneichen mit seinen reizenden Gartenanlagen begiebt. Von hier aus kann man noch den anmuthi- gen.Weg nach Scharfenberg zurücklegen und hier bas Dampfschiff abwarten, oder man verfügt sich von Siebeneichen nach Meißen zurück.