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ilr.22. Iriedrich Georg Wieck s Deutsche Die Elbzölle. Von vr. H. Rcnßsch. (Schluß.) -Von Seiten der renitenten Staaten der Unterelbe hat man mit seltner Dreistigkeit auf das fortwährende Wachsthum des Elbver- kehrs hingewiesen und daraus die Nothwendigkeit einer Tarisermäßi- gung wegläugnen wollen. Die Herren Kommissarien werden aber wohl recht gut gewußt haben, daß ein derartiges Wachsthum des Güterverkehrs in gar keinem Verhältniß steht zu der Steigerung des Waarenumsatzes, wie ihn der Zollverein aufzuweisen hat. Man braucht blos die Eisenbahnfrachtsätze von Hamburg aus mit dem vollen Elbzollsatze zu vergleichen, um sich zu überzeugen, daß eine Konkurrenz auf der Elbe in einer großen Anzahl von Artikeln mit den Bahnen durchaus nicht mehr möglich war. Es betrug vou Ham burg aus der volle Elbzoll die Eisenbahnfracht nach Wittenberge . 6 Sgr. 5 Pf. 6—7 Ngr. ,, Magdeburg . 17 „ 4 „ 8^/2 „ Dresden . . 29 „ 10 „ 18—20 „ „ Prag . . . 32 „ 10 „ 30—32 „ In gewissen Artikeln hat der Verkehr daher ganz von selbst auf hören müssen, und wenn Güter des vollen Elbzolls hier und da noch in kleinen Posten Vorkommen, so geschieht es häufig nur, weil der Schiffer seine Ladung vervollständigen will selbst aus die Gefahr hin, daß ihm so gut wie gar kein Gewinn daraus erwächst. Ueber die neuesten statistischen Erhebungen liegt uns nur von der Oberelbe und zwar aus dem Königreich Sachsen eine Zusammen stellung des Elbverkehrs aus dem Jahre 1861 vor, die das sächs. Finanzministerium unter dem 24. Jnli 1862 im Dresdner Journal veröffentlicht hat. Der Gesammtvcrkehr betrug in dem genannten Jahre auf der sächs Elbe, Ausfuhr, Einfuhr und Durchfuhr zusam men 12,961,668 Ctr. (25,276 Ctr. weniger als 1860). Ganz bc> sondern Werth erhält Indessen die Aufzeichnung dadurch, daß die ein zelnen Artikel specialisirt sind, und bemerken wir noch, daß die berech neten Procente das Verhältniß zur Menge des GcsammtvcrkchrS (12,961,668 Ctr. -- 100) beziffern. Es wurden auf der sächs. Elbe überhaupt verschifft: Ctr.- Proc. Stein- und Braunkohlen, Coaks . . 4,523,774 34,9 Bau-, Nutz- und Brennholz - - 3,552,894 — 27,4 Ctr. Proc Getreide und Hülsenfrüchte .... 1,536,454 --- 11,8 Bausteine, Dachschiefer u. s. w. 1,066,089 --- 8,2 Metalle: Eisen, Stahl, Zinn re. . - 251,944 ----- 1,9 Obst, Nüsse rc 251,543 ----- 1,8 Rohe Droguen 217,713 ----- 1,6 Rohe Baumwolle 174,320 ----- 1,3 Matcrialwaaren, Wein, Tabak rc. 171,012 ----- 1,3 Farbeholz 133,354 1,0 Oelkuchen 123,171 ---- 1,0 Guano u thierisch. Dünger . . . 120,208 0,9 Salz: Stein-und Düngesalz . . - 109,421 ---- 0,8 Thon 7EO79 --- 0.6 Apotheker- und Farbewaarcn . . . 68,982 --- 0,5 Soda u. Pottasche 65,0l7 0,5 Erze 45,019 - 0,3 Mehl und Mühlenfabrikatc .... 43,028 ----- 0,3 Farbenerden 36,274 ----- 0,2 GlaS- und KlaSwaaren .... 34,606 - - 0,2 Oele aller Art 28,654 ----- 0,2 Hvlzwaaren . 20,404 ----- 0,1 Papier' 19,995 ---- 0,1 Rechnet man Stein- und Braunkohlen, Holz, Getreide und Bau steine, die zusammen 82"/„ des gcsammtcn Elbverkehrs in Anspruch nehmen, so bleiben für alle übrigen Artikel nur 18 übrig, und wird eine solche geringe Bcthciligung — um nicht zu sagen der voll ständige Ausschluß einer großen Reihe wichtiger Handelsartikel — die großen Nachthcilc der Elbzölle in evidentester Weise an den Tag legen. Mit dem 1. Jnli 1863 tritt indessen eine Acndcrung ein, die zwar noch nicht alle Forderungen erfüllt, die aber eine ganz cntjÄie- dcne Wendung zum Bessern in sich birgt. Wenn wir nur die wichtig- stcu Punkte hcrvorhcbcn wollen, so ist zuerst besonderer Werth darauf . zu legen, daß künftig nur eine einzige Hebestellc für sämmtlichc Ufer- staatcn in Wittenberge aufrecht erhalten bleiben, die übrigen dagegen in Wegfall kommen sollen. Gerade die Art und Weise der Erhebung erforderte außer den Zollgebühren manchen Verlust an Zeit und Geld. DaS Dcklariren der Maaren, das mehrfache Abschriften der Mani feste erforderte, und die Revision der Waarcn nahmen an den ver- schicdenen Hcbestellen so viel Zeit in Anspruch, daß der Schiffer gc- nöthigt war, an einer Zollstättc nicht selten 1—3 Tage vor Anker